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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 13.02.2013, 13:26   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Standard eine prise migräne

eine prise migräne


in meinen schläfen pochen das un
vergessene das nicht vergorene die
halbheiten um die wette mit einer prise
migräne

die schwüle vergeudet ihre halb wert
zeit mit schweiß aus brüchen &
die sonne sucht ihre bahn durch den
roll laden

schlitz sie versengt der weil als er
satz den kaktus auf dem fenster
brett vor dem kopf liegt ein nasser
wasch lappen

auf der denker stirn des besitzers
ich denke & lenke dem stich hinter
her den gedanken der erinnert
dass es schmerzt

das leben gerade wegs fröhlich bis in
den tod wo wir über all um wege
sehen & ringe der wahrheit die
lügen ab
__________________
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mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 13.02.2013, 15:02   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, walther!

Zu abgehackt im Schriftbild für ein flüssiges und gut verständliches Lesevergnügen. Der Verzicht auf Interpunktion, auf Großschreibung, vor allem aber das Getrenntschreiben normalerweise zusammengesetzter Wörter tut der Lyrik nicht gut, wirkt wie ein aufgesetzter "Gag", ein Sichbemühen um besondere "Originalität". Kein gelungener Wurf in meinen Augen - schade!
Denn das eigentlich Originelle - deine Sprachgewandtheit, dein Spielen mit Bildern - wird so bloß verhackstückt von einer äußerlich aufgepfropft wirkenden Art der Effekthascherei.

Vielleicht bin ich auch einfach zu altmodisch... Ich habe mich diesmal echt bemüht, diese Dinge unvoreingenommen auf mich wirken zu lassen - vergeblich! Für mich wirkt all das bloß zerstörend, zersplitternd auf alles, was ich unter guter Lyrik verstehe. Meine persönliche Meinung: Genau solches Experimentalgedöns hat seit den Zwanzigerjahren des letzten Jhdts mit dafür gesorgt, dass Lyrik heute nur noch ein Nischendasein führt, weil Otto Normalverbraucher nun mal nichts damit anzufangen weiß. Selbst ich, der ich die Intention dahinter geistig nachvollziehen kann, vermag mich nicht dafür zu erwärmen! Tut mir leid...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

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Alt 13.02.2013, 18:09   #3
Walther
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für dich,

lb eky,

der klarschreibremix:

in meinen schläfen pochen das un-
vergessene das nicht vergorene die
halbheiten um die wette mit einer prise
migräne

die schwüle vergeudet ihre halbwert-
zeit mit schweißausbrüchen und
die sonne sucht ihre bahn durch den
rollladen-

schlitz sie versengt derweil als er-
satz den kaktus auf dem fenster-
brett vor dem kopf liegt ein nasser
waschlappen

auf der denkerstirn des besitzers
ich denke und lenke dem stich hinter-
her den gedanken der erinnert
dass es schmerzt

das leben geradewegs fröhlich bis in
den tod wo wir überall umwege
sehen und ringe der wahrheit die
lügen ab

lg w.
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Alt 13.02.2013, 21:42   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Du meinst wohl, so:

Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
In meinen Schläfen pochen das Unvergessene, Hier besser Plural.
das nicht Vergorene, die Halbheiten
um die Wette mit einer Prise Migräne.

Die Schwüle vergeudet ihre Halbwertzeit
mit Schweißausbrüchen, und die Sonne
sucht ihre Bahn durch den Rollladenschlitz.

Sie versengt derweil als Ersatz
den Kaktus auf dem Fensterbrett.
Vor dem Kopf liegt ein nasser Waschlappen

auf der Denkerstirn des Besitzers.
Ich denke und lenke dem Stich hinterher
den Gedanken, der erinnert, dass es schmerzt,

das Leben -

geradewegs fröhlich bis in den Tod,
wo wir überall Umwege sehen,
und ringe der Wahrheit die Lügen ab.

SO könnte ich das gut lesen und dabei genießen...wenn's denn Reime hätte! Ach, ich bin wohl wirklich zu altmodisch...!

Auf ein paar Inversionen (S4,5) könnt ich verzichten, ansonsten gelesen und verstanden.

LG, eKy
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Alt 17.02.2013, 17:55   #5
Walther
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lb. eky,

das "pochen" habe ich korrigiert. danke für deine große hilfe. deine form des satzes ist spannend zu lesen. auch dafür danke.

lg w.
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Alt 17.02.2013, 19:21   #6
Thomas
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Hallo Walter,

in meinem Leben hatte ich schon viele Migränen, und du wohl auch. Deswegen kann ich den pochenden Rhythmus und die abgerissene Phrasierung gut nachvollziehen.

Obwohl ich Erichs Aussagen über die "Schreibweise" und das "Experimentalgedöns" im Grunde richtig finde, denke ich schon, dass es legitim ist, diesen Zustand zu beschreiben, in einen allgemeinen Zusammenhang zu stellen und poetisch zu verarbeiten und zu nutzen, wie du es hier machst.

Wahrscheinlich ist das bei jedem Menschen anders, aber bei Migräne geht das Hirn bei mir in sich verselbstständigende Loops - volkstümlich als spinnen bezeichnet. Dieses Element wäre für eine lyrische Behandlung des Themas vorteilhaft nutzbar, aber wahrscheinlich ist es bei dir ja anders.

Die erste Strophe charakterisiert den Zustand zu Beginn der Migräneentladung recht gut. Mit der Halbwertszeit in der nächsten Strophe kann ich nichts anfangen, ansonsten ist alles nachvollziehbar. Den "roll laden
schlitz" gibt es bei mir nicht, nur absolutes Dunkel, aber als poetisches Bild ist er gut gewählt. Der Schluss zeigt mir wieder, dass es unterschiedliche Strategie gibt, mit dem Problem umzugehen.

Ich finde dein Experiment interessant (und kein Gedöns). Die Schreibweise stört mich, da ich Gedichte mit den Ohren lese und nicht mit den Augen. Aber das habe ich dir ja schon gesagt.

Die Migräne ist wahrscheinlich vorbei, aber die Migräneursache nicht, weshalb ich schon im Voraus gute Besserung wünsche, wenn du wieder mal da hindurch musst.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Mir fällt auf, dass du ziemlich viel unter "Finstere Nacht" unterwegs bist. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass es dir wirklich schlecht geht.
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (17.02.2013 um 20:07 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2013, 15:35   #7
Walther
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lb thomas,

die migräne befällt mich gerne sommers. winters eher selten, wenn aber dann, wenn schnee im anmarsch ist.

mir geht es nicht schlecht, im gegenteil. es geht mir eigentlich gut. aber ich bin ein kleiner melancholiker.

danke für kommentar und mitgefühl!

lg w.
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