Besoffen

[Walther]

Besoffen


Du gibst mir von dem Brot den Rand, die Krume:
Ich beiße in sie voller Angst und Hunger!
So wie ich in den dunklen Ecken lunger,
Im tiefsten Schatten vor dem Glanz der Blume,

Die du mir bist, die liebste meiner Strafen.
Du siehst mich deinen Schritten folgend bürsten,
Weil mich selbst deiner Füße Düfte dürsten,
Wo sie des schweren Teppichs Wolle trafen.

Ich bin gefallen und verfallen zu gefallen:
Den Honig pinsle ich in feinste Härchen,
Die silbrig Deine Oberlippe zieren.

In Deines Näschens Löcher darf ich stieren:
Sie sind längst dieses zarte Liebespärchen,
Von dem ich mir vor dir nicht trau zu lallen.

[Lailany]

Walther, ach Walther... du Minnesänger!
Das ist ja hinreißend schlumpfig! Solch hemdsärmeliger Poesie KANN doch gar niemand widerstehen.

Auch die Leserin nicht, zumal alles drin ist, was man sich von einem guten Text erwartet. Unterhaltsam, originell, das Wortspiel im ersten 3Zeiler vermag auch zu gefallen... die Leserin ist rundum angetan und bangt mit dem LI mit, dass die Honigpinselei die gewünschte Wirkung tut und dem LI die Fahne nachgesehen wird.

Gibts für die Doppelpunkte besondere Gründe?

Ganz sicher bin ich mir nicht, glaube aber, dass nach "verfallen" ein Komma hingehört.

Sehr gern gelesen und ausgiebig vor mich hin geschmunzelt.

HG von Lai

[Walther]

Lb. Lailany,

danke für deine rückkopplung. in der tat ist das ein spiel mit worten und bildern. das überkommt mich manchmal, wenn ich frust abarbeiten muß (war aber kein liebesfrust, sondern ein anderer). man darf diese texte nicht ernst nehmen, aber das kann man, so hoffe ich doch, ihnen ansehen.

ob man da ein komma braucht? nach neuer rechtschreibung sicherlich nicht, nach der alten denke ich auch nicht, da ja im "zu" attribut nur das verbum steht. wenn mehr als das tätigkeitswort stünde, dann wäre ein komma erforderlich. ich lasse mich aber gerne vom gegenteil überzeugen.

was einen anderen leser langweilte, scheint dich zu unterhalten. die geschmäcker sind halt verschieden.

lieber gruß

W., manchmal netter versebieger und liebesflüsterer

[charis]

Lieber Walther
Ich kann die Großschreibung an den Zeilenanfängen nicht leiden!
Aber das ist schon die einzigste Kritik, die ich anzubringen habe.
Der Honig reicht anscheinend nicht mehr für die Härchen in den Nasenlöchern, oder sind diese bereits fein säuberlich ausgezupft?
Köstlich schräg und absurd!
Wahre Liebe.
Lieben Gruß
charis

[Walther]

Lb. Charis,

danke für deine freundlichen worte. schräg und ein bißchen verrückt sollte das gedicht auch sein!

lg W.