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Alt 23.03.2013, 23:12   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Schicksalsfragen

Ich sehe einen Bettler, dessen Hände
so leer sich heben wie sein hohler Blick,
der jedem zeigt: Es führt kein Weg zurück
aus diesem unbeweinten, kalten Ende.

War nicht auch jener einst ein frohes Hoffen,
ein aufgewecktes Sein, das eine Welt
in wachsenden und wachen Händen hält,
darin so viele Pforten, alle offen?

Wann kam ihm dieser Lebensmut abhanden,
und war es seine, war es andrer Schuld?
Wie lange bog sein Sinken die Geduld
von lieben Menschen, die ihm nahe standen?

Wie wohl geschah ihm seine schwache Stunde,
da er so sehr versagte, dass er nie
sich mehr erhob, vor Weh nicht wissend, wie
zu heilen seine unheilbare Wunde?

Doch wie auch immer, es ist ausgestanden -
die Gosse schließt nur seinen letzten Kreis.
Er ließ sich einfach gehen, müd und leis,
und nur noch körperlich ist er vorhanden.

Ich denke an der Jugend Herzensfülle:
Wieviele Kinder, die sich Zukunft träumen,
sind morgen jene, die sich selbst versäumen
wie diese unbewohnte, welke Hülle?
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (24.03.2013 um 12:16 Uhr)
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Alt 09.04.2013, 15:35   #2
Walther
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lb eky,

auch hier: die sprache ist schrecklich geschraubt und gedrechselt, damit sie in die form paßt, die sie - wie sich selbst auch - an vielen stellen zu überdehnen droht. das ist zwar vom metrenzählen her korrekt, aber wie viehisch die arme sprache hier leidet?

hinzu kommt, daß auch der inhalt schrecklich gestelzt und langatmig daher stampft. das gedicht sollte entschlackt und sprachlich entspannt werden, denn seine aussage ist richtig, wichtig und gut.

lg w.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 09.04.2013, 16:54   #3
Erich Kykal
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Lb. Walther!

Da scheiden sich wohl die Geister. Klar kann man die Aussage geraffter und sprachlich simpler auf den Punkt bringen, und im Falle wahren Empfindens gebe ich dir da unumwunden Recht.
Hier allerdings war es gerade das Spiel mit gehobener (für dich: geschraubter) Sprache, das meinen Geist reizte. Ich muss gestehen, meine Empathie für Penner hält sich in Grenzen - mich stört eher das soziale Unrecht, das gesellschaftliche Versagen denn das persönliche Leid des einzelnen - da bin ich wohl schon sattsam abgestumpft oder war vielleicht nie sonderlich empathisch bezüglich dieser Sichfallenlasser, ob selbst verschuldet oder nicht.
Da ich emotional hier weniger involviert bin, darf man das auch durchaus in meinem Schreibstil spüren, finde ich.
Ich war immer eher ein Bilderbeschreiber als ein Mitfühlender...

Zuletzt dies: Solche Themen behandle ich auch beinahe lieber "gedrechselt", denn grade hier büsst man leicht jede - in diesem Fall eh nicht vorhandene - Authentizität ein, wenn man allzu emotionalisierend, sprich schmalzig, pathetisch und tränendrüsendrückend daherkommt. Ein wenig - auch sprachlicher - Abstand tut da ganz gut.

Aber letztlich bleibt es - wie eingangs angedeutet - eben Geschmackssache!
Eingedenk deines Vorschlags werde ich aber auch mal ein simpler gestricktes Stück Sozialkritik versuchen.

Danke für deine Gedanken!

LG, eKy
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Alt 09.04.2013, 19:28   #4
Walther
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lb eky,

es geht nicht um simpel, es geht um gute sprache. und da liegt der hase im pfeffer: das ist sprachlich nicht gelungen.

ich stelle fest, daß das bei dir mit zunehmender zeit immer stärker wird, wie du dich in deinen bombastischen und überladenen verdrechselungen verhedderst. mich schmerzt das beinahe, weil sich hier ein talent selbst in seinen worthaufen quasi eingräbt.

ich will dir aus meiner sicht den spiegel vorhalten, weil ich dich für einen sehr talentierten kollegen halte, viel talentierter als ich es bin, der vom weg abzukommen droht - und das macht mich traurig, nicht mehr und nicht weniger. aber am ende ist jeder seines glückes schmied.

so, und jetzt werde ich dich wieder eine weile nicht mehr quälen. frohes dichten und werken!

lg w.
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Alt 09.04.2013, 20:36   #5
Erich Kykal
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Hi, Walther!

Ich fühle mich nicht angegriffen, falls du das befürchtest. Vielleicht liegt es daran, dass ich zur Zeit Platen lese - da liegt das "Drechseln" nicht ferne...

Nett, dass du mich "retten" willst, aber wie du bin ich schwer von den Argumenten anderer zu überzeugen. Dein Einwand mag seine Richtigkeit haben, aber zur Zeit fahr ich eben auf dieser Schiene. Aber danke für den Hinweis - ich werde mich bemühen, das nicht ausufern zu lassen.

Nach Platen will ich wieder Rilke lesen - das wird meinen Stil wahrscheinlich ebenso nachhaltig beeinflussen - ich bin eben ein literarisches Chamäleon...

LG, eKy

PS: Du darfst dir gern mal eins meiner Gedichte aussuchen, die dir GEFALLEN - so dankbar der reife Mensch für Kritik ist, über ein profundes Lob ist er nie erhaben...(Zwinker)
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Geändert von Erich Kykal (09.04.2013 um 20:38 Uhr)
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