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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 16.09.2015, 11:41   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Kurzer Herbst

Dieser Herbst wird wohl kein bunter -
allzu zeitig fällt das Blatt,
ging in Sommergluten unter,
die es nicht ertragen hat.

Reisern greifen schon die Bäume
kahl und hölzern in den Tag,
abgenutzt wie tote Träume,
die kein Schauen träumen mag.

Unverhohlen droht ein Wetter
lichternd überm letzten Grat,
ein Vernichter, kein Erretter -
wie ein Gast, den keiner bat.

Kühle weht die wunden Sinne
aus verwaisten Wäldern an:
Geh nach Hause und beginne,
was man dort beginnen kann!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (17.09.2015 um 15:20 Uhr)
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Alt 16.09.2015, 18:14   #2
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Lieber eKy :)

Du beschreibst hier in kurzen melancholischen Zeilen einen kurzen Herbst. Du meinst vielleicht, daß der Winter schnell kommt. Die Wetteranzeichen und deine deutlichen Worte weisen darauf hin.

Deine beiden letzten Zeilen lassen mich raten....

Kühle weht die wunden Sinne
aus verwaisten Wäldern an:
Geh nach Hause und beginne,
was man dort beginnen kann!
<<<<<heißt es den Winter, das Jahresende willkommen heißen? heißt es im übertragenem Sinne den Lebensabend willkommenheißen? heißt es sich gemütlich zurückzuziehen und den Winter genießen?...... auf jeden Fall habe ich sehr gerne dieses Gedicht gelesen und mir so meine Gedanken gemacht.


Liebe Grüße aus dem verregnetem Norden sy
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Alt 16.09.2015, 20:36   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Sy!

Die letzten Zeilen beziehen sich allgemein auf die Menschen: In der kalten Jahreszeit (zumindest früher war es so) verbrachte man die meiste Zeit drinnen und beschäftigte sich dort um den wärmenden Ofen.


Die Kürze bezieht sich auf mein Herbstbild: Für mich ist es vor allem die Farbenpracht des sich verfärbenden Laubes - und diese Phase wird heuer dünn und kurz sein!

Vielen Dank für das Feedback!

LG, eKy
__________________
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Alt 17.09.2015, 08:44   #4
Chavali
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Beiträge: 13.001
Standard

Servus, Erich

selbstverständlich habe ich als erstes nach meiner Auszeit auch deine Gedichte gelesen.
Allesamt ein Lesegenuss.

Auch dieses hier. Die kurzen Zeilen unterstreichen deine Aussage, dass der Herbst allzuschnell kam und auch
allzuschnell verschwunden sein wird.
Ich mag den Herbst und seine Farbigkeit und wünschte mir, er möge noch eine Weile bleiben.

Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße,
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 21.09.2015, 20:15   #5
Dana
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
ich liebe den Sommer, genieße den Frühling und die anderen beiden können mir im Grunde gestohlen bleiben.
Darum ist mir bei ihnen jede Verkürzung nur lieb.

Nein, ganz so arg ist es nicht. In Gedichten kann ich mich auch an ungeliebten Jahreszeiten laben. So auch hier.

Du sagst im Antwortfaden, dass man sich in kalten Jahreszeiten früher drinnen am Ofen labte.
Ja, das war früher so und doch ganz anders, als heute nachgeahmt. Es gibt Feuerstellen als Bildschirm, die man erst durch Anfassen als Unecht anerkennt.

Wenn der Herbst kurz wird und der Winter noch kürzer, dann lebe ich in froher Hoffnung.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 21.09.2015, 21:58   #6
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Bei gutem Wetter kann der Herbst wunderschön sein - aber wieviele solcher Tage gibt es wirklich, wo man auch Zeit hat, die Natur intensiver als nur durch einen raschen Seitenblick aus dem Autoseitenfenster zu genießen?

Den Nebel- und Schmuddelherbst, dessen modrige, erdige Gerüche an Sterbendes erinnern, mag ich nicht.


Hi, Dana!

Ich pflichte dir bei - möge deine (unsere) frohe Hoffnung dich (uns) nicht getrogen haben!


Euch beiden einen lieben Dank für die freundlichen Worte!

LG, eKy
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Alt 22.09.2015, 07:17   #7
Marzipania
Gast
 
Beiträge: n/a
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Für mich ein perfektes Herbstgedicht, eKy.

Die ihm innewohnende Melancholie wirkt romantisch auf mich und wird mit Neologismen wie "reisern" und "lichternd" ans Zeitgenössische herangeführt.
Sehr schön auch "die wunden Sinne."

Herzliche Grüße
Marcy
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Alt 22.09.2015, 18:47   #8
Erich Kykal
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Hi, MR!

Vielen Dank für das positive Echo!

Allerdings ist "reisern" kein Neologismus - da würde ich mich mit fremden Federn schmücken. Hier in Österreich beschreibt das Wort eine Beschaffenheit: "ein reiserner Besen = ein Reisigbesen" - beide Versionen sind hierzulande gängig.

"Lichternd" ist ein Teil des Wortes "irrlichternd". Ob es schon als Neologismus gilt, wenn man das "irr-" weglässt, vermag ich nicht zu beurteilen.

LG, eKy
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Alt 28.09.2015, 19:13   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.908
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Servus Erich,

Jahreszeitgedichte, gähn, schon zigfach gelesen und durchgekaut.

Aber nicht hier.
Im 4-hebigen Trochäus präsentiert sich ein flotter Text, der auch in der Kürze dem Titel alle Ehre macht.
Das ist gut beschrieben und gerade heute morgen war es hier bei uns schon fast frostig kalt und das Ende September.

Ich kann diese Zeilen also gut nachempfinden, auch wenn wir hier keine Bergrücken haben, wo sich die Kühle herumdrückt.
Aber auf einer Seenplatte gibt es auch ganz schön klamme Orte und der Herbst hält wahrlich mit Riesenschritten auch hier Einzug.
(Gerade, als ich diesen Kommentar schreibe, höre ich einen Schwarm Wildgänse gen Süden ziehen.)

Meinetwegen können Herbst und Winter ganz kurz sein und die Temperaturen im Januar wieder auf 20° Grad hochschnellen.

Na ja, es ist eben wie jedes Jahr. Da müssen wir wohl durch.

Wir schaffen das.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2015, 19:40   #10
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!

O ja, die Herbstgedichte: Jedes Jahr wieder, da muss man wohl durch!
Mittlerweile habe ich schon aufrichtig damit zu kämpfen, mich in Phrasen oder Sprachbildern nicht zu wiederholen!

Auch für mich könnte der Herbst nahtlos in den Frühling übergehen! Jeden Tag weiße Postkartenidylle (falls überhaupt vorhanden!) bezahlt man mit trüben Wochen modernden Schmuddelwetters mit Schlamm, verfaulendem Laub, klammer Nässe und Nebel!!! WER braucht das!?

Beipflichtende Grüße, eKy
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