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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 15.03.2010, 20:01   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Schattenkind

.
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Schattenkind, du musst es wagen
aus dem Kreis heraus zu treten,
hören, was die Freunde sagen,
ohne, dass du sie gebeten

hast um Rat. Sie übersehen,
überhören deine Klagen.
Deinen Weg sollst du nicht gehen,
denn sie wollen weiter tragen

deine Lasten, die vertrauten.
Neue Kreise, Leichtigkeiten,
sind nicht das, worauf sie bauten.
Du allein musst dafür streiten,

Neuem dich und Freunden stellen
und dich selbst ins Leben kleiden.
Schöpfe aus noch tiefern Quellen.
Schattenkind, du musst entscheiden.
.
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__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 16.03.2010, 09:30   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Zitat:
Zitat von Dana Beitrag anzeigen
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Schattenkind, du musst es wagen
aus dem Kreis heraus zu treten,
hören, was die Freunde sagen,
ohne, dass du sie gebeten

hast um Rat. Sie übersehen,
überhören deine Klagen.
Deinen Weg sollst du nicht gehen, ,/lassen dich nicht gerne gehen,
denn sie wollen weiter tragen

deine Lasten, die vertrauten.
Neue Kreise, Leichtigkeiten,
sind nicht das, worauf sie bauten.
Du allein musst dich bereiten, ...musst dafür streiten,

Neuem und den Freunden stellen Neuem dich und Freunden stellen
und ein letztes Mal erleiden. ,/und dich selbst ins Leben kleiden.
Schöpfe aus noch tiefren Quellen. tiefern
Schattenkind, du musst entscheiden!
.
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Hi, Dana!

Ein recht angenehm zu lesender Aufruf zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung! Der Terminus "Schattenkind" ist in diesem Zusammenhang superb gewählt! Sehr lyrisch!
Auch deine strophenübergreifenden Enjambements gefallen mir sehr gut, erinnern sie mich doch ein wenig an Rilke's Rosa Flamingos!

Einige nach meinem bescheidenen Ermessen stilistisch elegantere oder inhaltlich verständlichere Vorschläge habe ich gleich bei deinem Zitat beigefügt. Nimm, was dir probat erscheint. Nur S4Z1 solltest du auf jeden Fall übernehmen, da dem Satzteil deiner Version ebenjenes "dich" fehlt, das mir für ein flüssiges Leseverständnis unerläßlich erscheint.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (16.03.2010 um 09:33 Uhr)
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Alt 16.03.2010, 18:39   #3
Chavali
ADäquat
 
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Liebe Dana,

ein Gedicht mit viel Gefühl und Verständnis für einen unselbständigen Menschen, der dringend jemanden braucht,
der ihm ein wenig Lebenshilfe und Lebensweisheit abgibt und nach dem er sich richten kann
und der ihm hilft, sich abzunabeln (von den Eltern?).

Eine Stelle ist für mich nicht ganz logisch:
Zitat:
hören, was die Freunde sagen,
ohne, dass du sie gebeten

hast um Rat. Sie übersehen,
überhören deine Klagen.
Was ist denn nun: Auf Freunde hören, die helfen wollen oder Anklage an diejenigen, die dich nicht verstehen (wollen)?
Außerdem missfällt mir das 2x hören.
Zitat:
Schöpfe aus noch tiefren Quellen.
Hier finde ich das verstümmelte tiefren auch unschön, aber Ekys Variante tiefern gefällt mir noch weniger!

Was hältst du von

...
schöpfe aus den tiefen (oder tiefsten) Quellen
...


Ein wenig am Verständnis des Textes fehlt es zunächst auch durch die Übergreifung der Verse,
was aber durch mehrmaliges Lesen ausgeglichen wird.
Schön und passend ist der Titel und die Aufgreifung desselben in der letzten Zeile.

Liebe Grüße,
Chavali

__________________
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 22.03.2010, 20:01   #4
Dana
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Lieber eKy,
deine Vorschläge (die meisten) haben mir gefallen - ich habe sie gern übernommen.

"lassen dich nicht gerne gehen" liest sich zwar fließender, aber mir ist der "Weg" doch wichtig. Freundschaften drohen oft zu zerbrechen, wenn einer für sich eine Entscheidung trifft und aus dem Gegebenen, Vertrauten und "Sicheren" ausbricht. Er/Sie hatte nie den Freundschaftsbruch im Sinn. Es sind die Freunde, die es so auslegen.

Danke für dein Schönes Lob und die Nähe zu den Flamingos.


Liebe Chavali,
ja, es geht um eigene Entscheidungen und die Kraft, dazu zu stehen.
Sicher kann man auch die Abnabelung hineininterpretieren.
Ich beschreibe hier ein lyr.Ich, das sich kaum getraut hat eigene Entscheidungen zu treffen, weil "gute Freunde" es daran gehindert haben.

Zitat:
Zitat von Chavali
Was ist denn nun: Auf Freunde hören, die helfen wollen oder Anklage an diejenigen, die dich nicht verstehen (wollen)?
Nix von beidem , sondern:

Achte darauf, was deine Freunde sagen und wäge ab, ob sie dich oder ihr eigenes Anliegen hüten wollen.

Unter Freundschaft verstehe ich nicht permanentes Helfenwollen. Diese ständige "Hilfsbereitschaft" kann erdrücken und unendlich verunsichern.
Das habe ich in das lyr. Ich hineingelegt.
Ein wahrer Freund sagt: "Mach, geh, wenn das dein Wunsch ist. Ich freue mich für dich und wünsche dir alles Gute. Solltest du mich aber doch brauchen, bin ich für dich da."
Das "Schattenkind" wird aufgefordert, sich für eigene Entscheidungen zu treffen, sich von Freunden zu lösen, ohne fürchten zu müssen, diese zu verlieren.
Es soll sich von Abhängigkeiten befreien.

Zum Wort "tiefren" - da ist so ein Gefühl. Es klingt in meinem Ohr sehr lyrisch und ich denke, es ist veraltet - aber ich mag es.
Ich habe es schon irgendwo gelesen.
Dein Vorschlag ist gut und klar - mal sehen, ob ich zu meiner Entscheidung stehen kann.

Ich danke euch beiden für eine gute und konstrukitve Besprechung.

Liebe Grüße
Dana
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Alt 11.04.2010, 20:45   #5
Dana
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Hallo Black Raziel,

da sieht man wieder die "Blindheit" bei eigenen Gedichten. (Ich bin nämlich diejenige, die bei anderen auf Doppelungen achtet )

Danke für deinen schönen (Lob) und aufmerksamen Kommentar.

Ich muss über deinen Vorschlag noch nachdenken. Hören und überhören sind eigentlich nicht so ganz gleich - aber das ist nicht der Grund.

Die Freunde sind eigentlich nicht übel, auch nicht taub und blind.
Meine Intention ist die egoistische Seite der Freunde. Sie können vom gewohnten Helfersyndrom nicht lassen und fürchten etwas "Eigenes" zu verlieren, wenn jener plötzlich losgelöst eigene Wege gehen will.

Hab vielen Dank - ich denke noch.

Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 13.04.2010, 10:07   #6
ruhelos
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hallo dana,

ein interessantes, nachdenklich stimmendes Gedicht im Kreuzreim hast du uns hier geschenkt. Der Titel ist gut gewählt, denn anscheinend stand dieser Mensch immer im Schatten wohlmeinender Freunde. Ich sehe dein Gedicht als eine Aufforderung sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, selbst Entscheidungen zu treffen und eigenverantwortlich zu entscheiden. Gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos
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Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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Alt 18.04.2010, 00:02   #7
Dana
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Liebe ruhelos,

du hast mein Anliegen für das Schattenkind ganz in meinem Sinne verstanden und kommentiert.
Ich kann mich nur freuen und sage herzlichen Dank.

Liebe Grüße
Dana
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