20.01.2012, 20:36 | #1 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Nicht ganz allein
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. . Manchmal, und das dauert bis wir ganz erfassen, gibt es grade Wege, doch wir gehn durch Gassen kreuz und quer und lauern, ob von irgendwo einer kommt gelaufen, den wir dann: "Wieso," fragen können, "treffe ich auf meinem Pfade ausgerechnet dich? Es ist doch jammerschade. Sag, du könntest längst schon angekommen sein! Ich begleite dich, dann bist du nicht allein." Stumm folgt mir der andre, ohne zu erklären, dass er Gassen wählte, um sich abzukehren von der Jagd und Hetze, aber tatenfroh schenkt er mir ein Lächeln auf ein Risiko! Staunend und erleichtert halten wir nun Schritt, eine stille Freude, dass der andre mit Absichtslosigkeiten, frei von jedem Zwang, sich hat eingelassen auf den Rückwärtsgang. . . .
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
22.01.2012, 19:30 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Dana!
Dein "Nicht ganz allein" gefällt mir. Die Enjambements ganz besonders, die Verschachtelungen der Sätze, der Inhalt ebenso. In S 1, Z 1 würde ich nach dauert noch ein Komma setzen, was meinst du? Die für mich schönste Zeile: schenkt er mir ein Lächeln auf ein Risiko Ich würd gern mal gemeinsam mit dir kreuz und quer (ziellos bzw. umwegig) durch die von dir beschriebenen Gassen laufen. Grüße von Sanssouci |
23.01.2012, 10:09 | #3 |
nach vorn sehen und nicht
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Liebe Dana,
wieso Rückwärtsgang?, ich fand gerade deinen Weg durch die Gassen interessant und wollte dich auch ein Stück begleiten, aber keinen Rückwärtsgang. Liebe Grüße Timo
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Nach vorn sehen und nicht zurück! |
31.01.2012, 10:25 | #4 | |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Liebe Dana,
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31.01.2012, 16:33 | #5 |
Galapapa
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Liebe Dana,
da habe ich ein wahres Juwel gefunden, das mich nicht nur berührt, sondern auch ziemlich beschäftigt hat. Ich habe Dein wirklich schönes Gedicht so verstanden: Wenn sich zwei Menschen begegnen, dann treffen auch verschiedene, gewählte Wege aufeinander: Der Eine irrt in den Gassen herum, um nicht allein zu sein, der Andere tut dasselbe, um Ruhe von den "Hauptstraßen" des Lebens zu finden. Das sind auf den ersten Blick gegensätzliche Richtungen, die sich begegnen. Man könnte auch sagen, der Eine sucht die Zweisamkeit, der Andere sich selbst. Beide aber irren in den Gassen, sind vom vermeintlich richtigen, geraden Weg aus unterschiedlichen Gründen abgekommen und begegnen sich, wobei der Ruhesuchende sich von seinen Zielen abwendet und auf den entgegengesetzten Weg einlässt. Das Gedicht drückt für mich die Freude und das Glück aus, die dem lyrischen Ich widerfahren durch das Erlebnis, dass ein Anderer ohne Fragen und Bedingungen sich mit ihm auf diesen ganz anderen aber gemeinsamen Weg begibt. Dazu gehören Vertrauen und ein geheimnisvolles Sich-hingezogen-fühlen, wie es nur Liebe erzeugen kann. Ein Text, der einen lange beschäftigt und die Gedanken immer wieder in andere Richtungen zu lenken vermag. Wie Sanssouci haben auch mir ganz besonders die Verschachtelungen und die Zeilensprünge gefallen. Danke für diesen Genuss und liebe Grüße an Dich! Galapapa |
31.01.2012, 20:49 | #6 | |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Hallo, ihr lieben Kommentatoren, vorab herzlichen Dank.
@Sanssouci Komm einfach mit, dann wären wir schon zu dritt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich Gassen auch des Reimes wegen genommen habe. Am wohlsten fühle ich mich in Wald und Flur. @Timo Dann sei der vierte im Bunde. Rückwärtsgang ist nur symbolisch gemeint. Da die Welt aber manchmal wirklich nur noch aus Hatz, Neonlicht und Events zu bestehen scheint, war mir ein Gang weniger zu wenig. Die Umkehr sollte es sein, also totale Rückbesinnung auf andere Werte. Das Komma nach "dauert" setze ich noch nicht. Ich schaue mir erneut die neuen Regeln an. Es sind sehr viele Pflichtkommata weggefallen - aber ich denke nach, ok? @Chavali Du hast meine Gedanken sehr schön erfasst. Innehalten ist immer gut und noch besser ist es, auf Gleichgesinnte zu treffen. Darum auch der Titel. Danke für den Hinweis auf den Tippelfehler - trotz mehrfachem Lesen nicht gesehen. Zum Komma habe ich mich bei Timo geäußert - ich denke noch und sehe es nicht ganz eindeutig. @Galapapa Du hast dich ganz in meinem Sinne mit meinem Gedicht beschäftigt. Manchmal hält man sich fast gern für einen "Eremiten", was hier das lyr. Ich auch sein wollte. Zwei Menschen sind immer zwei verschiedene Wesen und somit auch ihre Wege. Egal was man zu zweit, dritt, viert usw. plant, es funktioniert nicht ohne Rücksicht und Akzeptanz anderer Sichtweisen, ja nicht einmal in der Wahl der "Gassen". Darum fragte das lyr.Ich (das schon ein wenig Erfahrung zu haben scheint) beinahe verwundert nach, ob sich jener "Gassenläufer" nicht evtl. geirrt hat. Trotz jeder Erfahrung, trotz des Wissens, träumen wir doch, dass es das gibt, was du so schön kommentierst: Zitat:
Habe mich sehr gefreut, liebe Grüße Dana
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11.02.2012, 01:15 | #7 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Liebe Dana,
das Rückbesinnen auf immaterielle Werte fällt in unserer heutigen Gesellschaft immer schwerer. Da wir kaum etwas für unseren Lebensunterhalt selbst herstellen (können), unterliegen wir einem Konsumzwang, der uns nicht frei von allem Materiellen werden lässt. Man kann sich allerdings von vielen Dingen trennen, die nicht lebensnotwendig sind. Wie weit das geht, kann jeder nur für sich selbst bestimmen. Es hat aber auch seine Vorteile. Denn wer etwas besitzt, lebt immer in Sorge darum, es verlieren zu können, weil diese Möglichkeit stets vorhanden ist. Und mit weniger Gepäck lässt es sich auch viel leichter durch die Gassen ziehen, wo man Dinge wahrnehmen kann, die denjenigen, die mit ihrem ganzen Ballast nur die Hauptstraßen benutzen können und dabei verstopfen, niemals wirklich zu Bewusstsein kommen. Man kann auch andere, seltsame oder interessante Menschen dort kennen lernen, die sich ebenfalls durch die Gassen drücken, warum auch immer. Man trifft sich und manch einer begleitet dich eine Weile, mal länger, mal kürzer und die meisten gehen irgendwann wieder ihre eigenen Wege, denn das Labyrinth der Gassen ist tief und geheimnisvoll und jeder möchte gerne seinen eigenen Interessen nachgehen und Erfahrungen machen. Schlussendlich aber zählt, wer noch da ist und begleitet, wenn der Weg für einen der beiden am Ende ist. Und wenn zwei sich finden, die sich bedingungslos aufeinander einlassen können, ist die Chance recht hoch, daß es auch funktioniert. Denn nur wer dem anderen die Freiheit lässt, so zu sein, wie er ist, wird diese Freiheit auch schließlich für sich selbst erfahren können. Und was gibt es Schöneres, als eine bedingungslose Liebe? Da macht es doch ganz besonders viel Spaß, gemeinsam den Rückwärtsgang einzulegen und eigene Werte zu schaffen, an die man im Leben glauben kann und das auch noch gerne und freiwillig. Was nach dem Leben kommt, weiß niemand, da hilft auch der Glaube nicht, der bleibt nur ein Seelentröster, das werden wir erfahren - oder auch nicht und dann ist es auch egal. Der Tod währt lange genug. Man sollte die Lebenszeit genießen und solange wie möglich durch die Gassen ziehen. Und wenn man dabei nicht ganz allein ist, trägt man ein leichtes und freies Glück in seinem Herzen. .. . Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
13.02.2012, 23:07 | #8 |
Slawische Seele
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Lieber Faldi,
genau das ist der Tenor meines Gedichtes. Man kann noch so viel zu sich selbst stehen (was man auch sollte), noch so viel auf die Meinung der Masse "pfeifen" - so tut es doch unendlich gut, mit eigenen Sichten nicht ganz allein zu sein. Der Mensch ist offenkundig nicht zum Eremiten geschaffen. Diese "Schwäche" wird statt gefördert zu sein, kommerziell genutzt und ausgenutzt. Man schafft Massenvergnügen, Massenveranstaltungen und Massenevents und suggeriert Erfüllung für den Einzelnen. Das Gegenteil trifft zu und weil man es nicht fassen kann, gerät man immer weiter in Zwänge der Glückseligkeit, die immer erst mit dem nächsten Ticket erreichbar scheinen. Um sich davon zu lösen, ist es unendlich wertvoll und hilfreich, einem Gleichgesinnten zu begegnen - weil man nicht ganz allein da stehen möchte. Diese "Gleichgesinnten" gibt es und bestimmt nicht selten. Sie geben sich nur nicht gern zu erkennen, weil sie sich allein fühlen - schade. Das Gedicht steht nicht von ungefähr in dieser Rubrik. Die "Eremiten" gruppieren sich und das ist gut so. Liebe Grüße Dana
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