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Alt 27.01.2020, 06:34   #1
Thomas
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Große Bären-Variation


Thema: Ingeborg Bachmann

Großer Bär, komm herab zottige Nacht,
Wolkenpelztier mit den alten Augen,
Sternenaugen,
durch das Dickicht brechen schimmernd
deine Pfoten mit den Krallen,
Sternenkrallen,
wachsam halten wir die Herden,
doch gebannt von dir, und misstrauen
deinen müden Flanken und den scharfen
halbentblößten Zähnen,
alter Bär.



Alkäische Ode

Komm, Großer Bär, zottige Nacht, herab,
du Wolkenpelztier, äuge durch Wolkendunst,
durch Dickicht brechen deiner Pfoten
schimmernde Krallen, wie Sternenkrallen.

Die Herden lagern wachsam gebannt von dir,
misstrauend deinen Flanken und scharfen halb
entblößten Zähnen. Sternenaugen
leuchten das Wesen des alten Bären.



Blankvers

Komm, Großer Bär, herab in zott'ger Nacht,
du Wolkenpelztier mit den alten Augen,
den Sternenaugen. Durch das Dickicht brechen
wie Schimmer deine Pfoten mit den Krallen,
den Sternenkrallen. Wachsam halten wir
die Herden. Wir misstrauen, gebannt von dir,
den müden Flanken, deinen halbentblößten
und scharfen Zähnen, alter Bär



Kinderlied (Volksliedstrophe)

Großer Bär, Großer Bär,
scheine in der Nacht.
Deine alten Sternenaugen
halten für uns Wacht.

Deine Pfoten mit den Krallen
sind fast nicht zu sehn,
auch die scharfen Bärenzähne
wollen schlafen gehn.

Großer Bär, alter Bär
Müde ist die Herde,
lass die Sternenkrallen ruhn,
bis es morgen werde.



Lutherstrophe

Herab zur Nacht, komm Großer Bär,
du Wolkenpelztier schicke
durchs Dickicht, als ob gar nichts wär,
die Sternenaugenblicken.
Die Herde, die die Krallen schaut,
verweilt gebannt und sie misstraut
den halbentblößten Zähnen.



Sonett

Komm, Großer Bär, zur zottigdunklen Nacht,
du Wolkenpelztier mit den alten Augen,
erscheine uns mit deinen Sternenaugen,
und breche schimmernd durch der Wolken Macht.

Entfalte deiner Pfoten Krallenpracht
und deiner Sternenkrallen Macht durchdringe
das Wolkendickicht und die trüben Dinge,
die uns in Träumen quälen in der Nacht.

Jedoch die Herde wacht und sie misstraut
den müden Flanken und der dunklen Ruh,
worin die scharfen, halbentblößten Hauer

des alten Bären liegen auf der Lauer.
Die Herde schaut dem Himmelsschauspiel zu.
Und sieh, der alte Bär gibt keinen Laut!



Stanze

Komm, Großer Bär, zur zottigdunklen Nacht,
du Wolkenpelztier mit den alten Augen,
und breche schimmernd durch der Wolken Macht
mit deinen krallenscharfen Sternenaugen
die Träumen, die im Dickicht dieser Nacht
uns Alltagsschwer nur quälen und nichts taugen.
Jedoch die Herde wacht und sie misstraut
den scharfen Bärenzähnen die sie schaut.



Prosa

Großer Bär, komm herab in zottiger Nacht, du Wolkenpelztier mit den alten Sternenaugen. Durch das Dickicht brechen schimmernd deine Pfoten mit den Sternenkrallen. Gebannt von dir halten wir die Herden wachsam, misstrauen deinen müden Flanken und den scharfen halbentblößten Zähnen, alter Bär.



Thema

Großer Bär, komm herab zottige Nacht,
Wolkenpelztier mit den alten Augen,
Sternenaugen,
durch das Dickicht brechen schimmernd
deine Pfoten mit den Krallen,
Sternenkrallen,
wachsam halten wir die Herden,
doch gebannt von dir, und misstrauen
deinen müden Flanken und den scharfen
halbentblößten Zähnen,
alter Bär.



P.S.: Das ist eine Variation über ein Thema von Ingeborg Bachmann. Ich bin dabei möglichst nah am Original geblieben, lediglich bei der Volksliedstrophe habe ich mir ein kleine Freiheit genommen, wie sie bei musikalischen Variationen sonst üblich ist.
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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