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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 16.10.2010, 20:16   #1
Cebrail
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Standard In Glas

Die Welt ist wie in Glas gegossen,
es friert durch Mark und Bein,
der Raureif weiß aufs Dach geflossen,
zum Himmel kalt wie Stein.

Wenn Bäume nackt den Wind zerschneiden
und still nach Sternen greifen,
im Schnee geduckt die Träume leiden,
Gedanken südlich schweifen.

Der See hält meinen Wunsch verschlossen
und schweigt im Schwarz der Nacht,
er hat mein Herz in Glas gegossen,
bis die Sonne, die Sonne wieder scheint.

Cebrail
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Alt 16.10.2010, 21:13   #2
Blaugold
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Hallo Cebrail

Formal sind die ersten beiden Strophen gut gereimt. In der dritten Strophe lässt du für mich nicht verständlich den Kreuzreim weg, denn Nacht reimt sich gar nicht auf scheint.
Auch das Subjekt im Gedicht ist für mich nicht eindeutig zu definieren. Ist es das Lyrische Ich, ein poetischer Mensch also, oder ist es eine Sache, z.B. das Wasser im See, dessen "Herz" in Glas gegossen=gefroren ist?
Die Sonne kann es dann in beiden Fällen wieder schmelzen, physikalisch oder metaphorisch, ja.

Es könnte sein, dass du eher sinnbildlich dieses Naturszenario verstanden haben möchtest: Gefühlskälte, steinharte Welt um dich rum, leidvolle (enttäuschte) Träume und schwarze Nacht symbolisieren das Herz, das starr wie Glas nun nach den Sternen zur Erlösung und nach dem Süden in (menschlich) wärmere Gefilde trachtet.

Blaugold
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Alt 17.10.2010, 11:43   #3
Cebrail
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Guten Morgen Blaugold,
danke für dein Lesen und für diesen Kommentar.
Du liegst richtig, natürlich reimt sich Nacht nicht auf scheint und das ist auch gewollt so.
Vielleicht einfach nur um das Unangenehme am Winter zu verdeutlichen.
Ob nun der Winter im Herzen gemeint ist, oder aber das Naturszenario ist dem Leser selbst überlassen.
Oft löst die kalte Jahreszeit ja auch einfach nur die Sehnsucht nach Wärme aus und die langen Abende lassen einen des öfteren verträumt in den „Süden“ schweifen. ;-)
Noch einmal Danke für deine Mühe.
Nen lieben Gruß
Cebrail
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„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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Alt 18.10.2010, 22:04   #4
Dana
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Hallo Cebrail,

ich hatte beim Lesen Bilder und Gefühle des letzten Winters in mir. Er war besonders hart, unendlich lang und der See schwieg schwarz in vielen Nächten.
Ich mochte diesen Winter gar nicht - aber zur Erinnerung in lyrischen Versen habe ich ihn mir wieder gefallen lassen.

In Glas gegossen, Bäume nackt den Wind zerschneiden und geduckte Träume im Schnee haben mir sprachlich besonders gefallen. Noch mehr die Sehnsucht nach Sonne.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 23.10.2010, 21:20   #5
Cebrail
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Hallo Dana,
verzeih bitte die etwas verspätete Antwort, ich mache im Moment tausend Dinge auf einmal ;-).
Als erstes begrüße ich dich hier in meinem Faden und bedanke mich für dein Interesse.

Der letzte Winter war hart und der nächste wird meiner Auffassung nach nicht milder.
Die Tage werden kürzer und ich vermisse die Sonne jetzt schon.
Es ist ja nicht so, dass der Winter keine schönen Seiten hätte, wie z.B. den ersten jungfräulichen Schnee wie er sanft knirschend unter den Füßen nachgibt oder die Stille, wenn der der See einfach daliegt und seine Welt vor uns verschlossen hält.
Kinder die spielend herumtollen, oder einfach einen Schneeengel machen ;-).
In erster Linie aber ist er kalt und unfreundlich.
Er ist aber ein Teil des Zyklus und der nächste Sommer kommt bestimmt.
Noch einmal herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Ich wünsche dir einen wohlbehüteten Winter hinter einem warmen Ofen und Sonne im Herzen.
Cebrail
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Dylan Thomas
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Alt 27.11.2011, 08:05   #6
Stimme der Zeit
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Guten Morgen, Cebrail,

ich möchte gerne dieses Gedicht kommentieren, und das aus "eigenem Antrieb". Nach unserem "Chat-Gespräch" gestern finde ich es sehr interessant, die verschiedenen "Deutungsebenen" zu betrachten. Besonders durch die Tatsache, dass, wie erwähnt, dieses Gedicht eine "Oberfläche" besitzt und noch eine "Ebene" darunter. Die "Oberfläche" kann auch ich klar erkennen, dabei handelt es sich um die Darstellung einer Jahreszeit: Dem Winter.

In diesem Zusammenhang betrachtet, stellt der Titel "In Glas gegossen" eine Metapher für "Eis" dar. Es ist kalt, der Raureif überzieht die Dächer, die Bäume sind kahl und die Menschen frieren. Der Himmel erscheint "steinern", das assoziiere ich mit der grauen Farbe. Die "Gedanken schweifen nach Süden", das kann sowohl ein Urlaubswunsch sein (den wir wohl alle ab und zu hegen, um uns der "Kälte" zu entziehen) oder auch der Wunsch nach dem Ende des Winters, die Sehnsucht nach Frühling und Sommer. Auf dieser "Ebene" ist der "verschlossene See" gefroren, mit einer dicken Eisschicht überzogen, so dass er den "Wunsch in sich einschließt" (worunter auch etwas so simples wie mangelnde finanzielle Möglichkeiten verstanden werden kann, also eine Urlaubsreise nur ein "Wunsch" bleibt). Das "Schweigen im Schwarz der Nacht" deutet dann auf die langen Nächte und die kurzen Tage des Winters hin; und auch auf die durch Schnee und Eis "gedämpften Geräusche" (durch Schnee und Eis ist ein Winter tatsächlich "leiser", es fehlen ja auch z. B. die Gesänge der Vögel o. Ä.). Im Winter sind auch wir Menschen weniger aktiv, manche leiden sogar (jahreszeitlich bedingt) unter depressiven Stimmungen, was in diesem Fall durch das "in Glas gegossene Herz" dargestellt wird. So viel zur "ersten Ebene".

Gestern erklärtest du mir deine eigene "zweite Ebene". Wenn du erlaubst, dann möchte ich gerne meine aufzeigen, die mir eine "dritte" zu sein scheint. Im Laufe der Zeit stellte ich beim Kommentieren fest, dass ich häufig etwas "Anderes" herauslese, als der "Autor" hineinlegte. Das hängt schlicht mit dem "Standpunkt des Betrachters" zusammen. Daher denke ich, dass im Grunde genommen jedes Gedicht eine "zweite" Ebene aufweist; im eigentlichen Sinn sogar noch mehr, denn zehn Leser würden "zehn Ebenen" vorfinden - je nach persönlicher Sichtweise. Von da her wäre die "zweite Ebene" des Verfassers "seine Sichtweise". Und es ist selten, besonders auf der, ich nenne sie mal "verborgenen Ebene", dass es dabei zu einer wirklichen "Übereinstimmung" kommt. (Was dadurch bedingt ist, dass wir Individuen mit individueller Wahrnehmung sind. )

"Meine" zweite Ebene erkennt im Gedicht die metaphorische Darstellung einer Zweierbeziehung. In der Beziehung herrscht "Winter", die Gefühle sind "erkaltet" - mit einer "Eisschicht" überzogen. Dabei handelt es sich um eine "innere Kälte", die dafür sorgt, dass die Welt ebenfalls auf diese Art und Weise wahrgenommen wird. Auch hier sehe ich das Glas als Metapher für Eis. Der Himmel, als Metapher für "Freude, Glück" ist "kalt, hart, grau" - wie aus "Stein". Auch das lese ich als "erstarrte Gefühle". Die "nackten Bäume" sehe ich dann als "mangelnde Lebendigkeit", das Grün und die Blätter fehlen. Sie "zerschneiden den Wind" - wobei der "Wind" hier eine Metapher für "Bewegung und Aktivität" bzw. ein "Vorwärts" ist. Das "stille Greifen nach den Sternen" deutet auf (vergebliche) Hoffnungen hin, die offensichtlich nicht "laut" werden; daraus schließe ich, dass nicht mehr miteinander geredet wird, die Hoffnungen und Wünsche werden einander nicht mehr anvertraut.

Auch der Schnee (ich sehe dabei eine "Schneedecke" vor mir) ist wie eine "kalte Schicht", die die Träume und Wünsche "zudeckt" und das "südliche Schweifen der Gedanken" stellt den Wunsch dar, dass die Beziehung "auftauen" möge, also das Sehnen nach dem "Sommer", nach Wärme, Nähe und lebendigen Gefühlen; der Wunsch nach "Bewegung".

Der (in meiner Imagination) mit einer (dicken) Eisschicht überzogene See stellt diesbezüglich ein "Synonym" für die "Gesamtheit der Wünsche und Sehnsüchte" dar. Diese bleiben jedoch "unter der Eisschicht verschlossen". Das "Schweigen im Schwarz der Nacht" sehe ich als eine Metapher sowohl für tatsächliches nächtliches Schweigen (auch nachts wird nicht miteinander gesprochen), als auch für Hoffnungslosigkeit und eine Art "Verfinsterung"; in der Beziehung gibt es keine "hellen Tage" mehr.

Das "in Glas gegossene Herz" bedeutet dann ebenfalls, das die Gefühle (symbolisiert durch das Herz) von einer Eisschicht überzogen sind.

Zitat:
bis die Sonne, die Sonne wieder scheint.
Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, stellt der letzte Vers sowohl die Hoffnung dar als auch die Bereitschaft, nicht aufzugeben. Denn das ist keine Frage, sondern als "Feststellung" formuliert: "bis die Sonne" - damit wird vorausgesetzt, dass es geschieht. Daher nimmt das vorher recht "düstere" Gedicht hier eine "Wendung". Das wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass hier das "Kreuzreimmuster" durchbrochen wird: "Nacht" und "scheint" reimen sich nicht. Hinzu kommt noch die Repetitio "die Sonne, die Sonne" und der Wechsel zu einem trochäischen Versbeginn, gefolgt von einem daktylischen Versfuß.

Auch bemerkenswert der identische Reim "gegossen" - sowohl die Welt als auch das Herz. Oder das "Eine bedingt durch das Andere", je nach Sichtweise.

Formal bemerkte ich lediglich zwei Stellen, die ich (aber nur als Hinweis für die Zukunft) kurz anmerken möchte:

Zitat:
der Raureif (ist) weiß aufs Dach geflossen,
Das ist nur meine persönliche Sichtweise, die Ellipse wirkt auf mich deshalb nicht ganz gelungen, weil ich das "Fehlen bemerke"; wenn es sehr gut gelungen ist, dann wird ein fehlendes Wort eben "nicht bemerkt" ...

Zitat:
Wenn Bäume nackt den Wind zerschneiden
und still nach Sternen greifen,
im Schnee geduckt die Träume leiden: - hier fände ich einen Doppelpunkt besser, da auch hier wieder eine Ellipse vorliegt
Gedanken südlich schweifen.
Wobei der Doppelpunkt lediglich eine "Notlösung" darstellt , da Ellipsen, die sich von einem Vers per Zeilenübergang in den Folgevers ziehen, immer etwas sehr Schwieriges sind.

Und noch eine Anmerkung zum gewählten Metrum: Ich finde, dass der vierhebige Jambus hier gut passt; das liegt daran, dass der "Inhalt" für ein "Gefühl" der Schwere und Monotonie sorgt - und das wiederum sorgt dafür, dass auch der Rhythmus des Metrums so "wirkt". (Ich finde, das Metrum allein ist nur die "Hälfte", ebenso wie der "Inhalt". Das "Zusammenspiel der Kräfte" sorgt meines Erachtens nach für die "Gesamtwirkung", die durchaus "mehr als die Summe ihrer Teile" sein kann.)

Es ist ein schönes und tiefsinniges Gedicht, das mehrfache Betrachtungsweisen ermöglicht - und mir sehr gut gefällt, messe meinen Anmerkungen also nicht zu viel Gewicht bei. Mir fällt es eben auf, dass es an diesen Stellen nicht so "rund" läuft wie in den anderen Teilen des Gedichts, und ich mache lediglich darauf aufmerksam, um vielleicht behilflich zu sein.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (27.11.2011 um 08:10 Uhr) Grund: Kleine Korrektur.
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Alt 02.12.2011, 13:21   #7
Cebrail
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Hallo Stimme,
du hast dir wieder mal sehr viel Mühe gegeben und ich bedanke mich recht herzlich bei dir.
Die erste Ebene hast du in etwa so gedeutet, wie ich sie auch verstanden wissen will. Der Winter, wieder mal, klar eine Jahreszeit der die wenigsten etwas abgewinnen können und von daher ist es auch nicht so schwierig damit eine düstere Stimmung zu erzeugen, denn wer friert schon gerne oder wer mag es wenn die Sonne sich selten blicken lässt?
Zur zweiten Ebene:
Hier gebe ich dir recht, es kommt immer auf die Perspektive an und je nachdem wie der einzelne gestrickt ist, wir sind alle Individien ( ich nicht ;-) ). Dein Herangehen an diese Zeilen finde ich sehr interessant und ich habe mir auch schon überlegt, ob ich nicht vielleicht unterschwellig genau das sagen wollte ;-).
Nein, wirklich, du hast mir da ganz neue Wege gezeigt dieses Ding zu betrachten und das zeigt mir wieder mal wie schön es doch ist, dass wir alle doch im Grunde so verschieden sind. So kann ein jeder aus dem Text herauslesen was er will und damit seiner Phantasie freien lauf lassen. Übrigens einer der Gründe warum ich früher immer das Interpretieren von Versen gehasst habe. Ich war nie mit meiner Lehrerin auf der gleichen Ebene und sie hat aber auf ihre Sichtweise bestanden. Übel kann ich da nur sagen und wahrscheinlich auch nicht im Sinne von Herrn Heine oder Rilke und vermessen von ihr, den Leuten die nicht mit ihrer Auffassung konform gingen, eine schlechtere Note zu geben. So kann einem auch die Freude an schönen Gedichten genommen werden, aber das nur am Rande.

Deine Sichtweise ist mir auf jeden Fall schlüssig und ich finde es wirklich genial, was für Gedanken du dir da gemacht hast.

Der letzte Vers sollte sich auch abheben, aber ist auch offensichtlich denke ich und das sich Nacht nicht wirklich auf scheint reimt, nun ja ;-) und ich liebe den Daktylus, diese Versform zieht mich immer wieder an ;-).
Man merkt auch wie genau du liest, da dir aufgefallen ist, dass gegossen zwei mal vorkommt und du genau den Bezug erkannt hast, den ich einfließen lassen wollte, wirklich ich bin beeindruckt.
Bei den von dir aufgezeigten Ellipsen magst du recht haben, ich sehe das nicht immer ganz so krass und mag eine verkürzte Sprache in bestimmten Situationen, diese sehe ich immer wie kurz eingeblendete Bilder in einem Film, in diesem Fall schaust du auf diese Winterlandschaft und in kurz eingeblendeten Bildern kommt dann das Dach ins Bild, dann wieder die trostlose Landschaft, dann das Bild von einem kalten Himmel. Ich merke gerade es ist sehr schwer zu erklären, sagen wir mal, ich sehe die Zeilen eigentlich mehr in Bildern ( wobei, ein jeder denkt ja in Bildern, glaube ich zumindest) , ich glaube ich kann es dir nicht so recht erklären, aber das ist nun kein Ausrede dafür dass ich es nicht besser kann, vielleicht eine Art Stilmittel? Schwierig.
Was das Metrum angeht, so muss ich sagen, dass es sich bei mir immer im Laufe des Schreibprozesses ergibt, was denn heißt, ich gehe nicht hin und sage der Text soll ein vierhebiger Jambus im Kreuzreimmuster sein, ne ne du, ich verfasse auch schon mal düstere Sachen im Paarreim,(der sich ja laut der Altvorderen gar nicht dafür eignet ;-) ), von daher. Mir deiner Meinung darüber das Text und Form jeweils die Hälfte eines gelungen Werkes ausmachen, stimme ich nicht überein. Ich habe da viel mehr Rhythmen, als die vorgegebenen, im Kopf und jedes Stück hat für mich seine eigene Sprachmelodie.Manchmal passen die für mich einfach nicht in ein Korsett (meine Meinung). Ich sehe es da ähnlich wie in der Musik, wo Rhythmuswechsel und aufeinanderprallende Auftakte, Spannung und Abwechslung erzeugen, aber ich denke das hängt immer von der persönlichen Einstellung des Betrachters ab. Höre dir doch zum Beispiel mal System of a Down an, das zeigt dann mal die Extreme auf ;-).
Übrigens eine der besten Bands die es zur Zeit gibt ;-). (http://www.myvideo.de/watch/658149/S...A_Down_B_Y_O_B )
Und ich messe deinen Anmerkungen sehr wohl Gewicht bei, weil ich weiß, dass du von deinem Standpunkt aus betrachtet, recht hast. Nur es gibt halt immer verschiedene Auffassungen und das ist auch gut so. Das Leben bleibt so abwechslungsreich und spannend.
Liebe Stimme, ich danke dir noch einmal für deine sehr ausführliche Textarbeit und wenn es einen Nominierungsfaden für die besten Kritiken geben würde, wären deine Zeilen nun dabei.
Einen lieben Gruß
C.
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Dylan Thomas
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Alt 02.12.2011, 13:54   #8
Stimme der Zeit
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Lieber Cebrail,

das Lob erwidere ich zu 100% und sage: Wenn es einen Nominierungsfaden für die besten Antworten auf Kritiken gäbe, wäre deine ganz sicher dabei!

Ich verstehe, was du mit deinen Ausführungen meinst, und stimme dir zu. Für mich (ganz persönlich, wohlgemerkt!) ist es eben so, dass Form und Inhalt gemeinsam etwas ergeben, das "mehr ist als die Summe der Teile" - und für mich ist das genau so schwer zu erklären wie für dich. Wenn "alles miteinander harmoniert" ergibt sich etwas, das in "Bildern spricht", das ein "Gemälde malt", einen "Film ablaufen" und ein "Lied erklingen lässt" - also gewissermaßen "textet, komponiert und malt" (ja, selbst "Gerüche" oder "Nebengeräusche" können "übertragen werden"), und dadurch "alle Sinne erfasst". Damit meine ich den Bereich der "assoziativen Wahrnehmung".

Ich lege also nicht aus rein "formal-technischen" Gründen Wert auf die Form, ich hoffe, du kannst mir jetzt "einigermaßen" folgen. Dabei arbeite ich daran, das bei mir selbst immer weiter zu "optimieren" - und lege diese Maßstäbe bei keinem anderen an! Deshalb erwähne ich immer, dass es sich um "meine ganz persönliche Sichtweise" handelt.

Das Video habe ich mir angesehen, und eigentlich gefällt mir die Musik sogar recht gut. Ich habe (ja, auch nur ganz persönlich) allerdings ein Problem damit, wenn eine menschliche Stimme "kreischt" oder "brüllt". Da "zucke ich zusammen" und es "schmerzt" mich regelrecht in den Ohren, ich kann nichts dagegen machen. Mein Musikgeschmack ist recht breit gestreut, und ich höre auch gerne mal etwas "Härteres" - es ist nur immer die "Kreischerei" ins Mikrofon, die mir den Genuss unwillkürlich "verdirbt", weil ich das einfach nicht "hören kann" ...

Das, was du meinst, schätze ich auch sehr, ich mag Musikstücke, bei denen sich langsamere und schnellere Passagen; sanftere und härtere Melodien "abwechseln".

Und ich mag deine Gedichte.

Liebe Grüße

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Alt 06.12.2011, 19:25   #9
Cebrail
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Hi Stimmchen,

Zitat:
Ich verstehe, was du mit deinen Ausführungen meinst, und stimme dir zu. Für mich (ganz persönlich, wohlgemerkt!) ist es eben so, dass Form und Inhalt gemeinsam etwas ergeben, das "mehr ist als die Summe der Teile" - und für mich ist das genau so schwer zu erklären wie für dich. Wenn "alles miteinander harmoniert" ergibt sich etwas, das in "Bildern spricht", das ein "Gemälde malt", einen "Film ablaufen" und ein "Lied erklingen lässt" - also gewissermaßen "textet, komponiert und malt" (ja, selbst "Gerüche" oder "Nebengeräusche" können "übertragen werden"), und dadurch "alle Sinne erfasst". Damit meine ich den Bereich der "assoziativen Wahrnehmung
Siehst du, dann wenn alles stimmt, verdient ein Text das Prädikat,
Gedicht.


Zitat:
Und ich mag deine Gedichte.
Danke, ich deine auch, obwohl du immer meinst sie wären mir zu "Verkpoft" .



Zitat:
Ich lege also nicht aus rein "formal-technischen" Gründen Wert auf die Form, ich hoffe, du kannst mir jetzt "einigermaßen" folgen. Dabei arbeite ich daran, das bei mir selbst immer weiter zu "optimieren" - und lege diese Maßstäbe bei keinem anderen an! Deshalb erwähne ich immer, dass es sich um "meine ganz persönliche Sichtweise" handelt

Eben, es immer die Sichtweise des Einzelen, der Standpunkt, die Vorlieben und das ist auch gut so, ich mag keinen Einheitsbrei und von daher, lehne ich mich auch gerne gegen Konventionen auf, weil es darum geht anders zu sein, irgendwie .

Zitat:
Das, was du meinst, schätze ich auch sehr, ich mag Musikstücke, bei denen sich langsamere und schnellere Passagen; sanftere und härtere Melodien "abwechseln".
Dann solltest du dich mal in diese Band einhören, es lohnt sich

Ich danke dir, mal wieder für deine Mühe.
Bis bald.
Lieben Grüße
C.
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