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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 25.01.2015, 08:31   #1
Chavali
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Sommervogel Antizeit



I
n Himmelssphären kollidieren
jede Zeit und Antizeit,
werden sich im Blau verlieren
endlos weit und gegenweit.

In schwarzen Löchern eingefangen,
nichts, das sie befreien kann.
Wie ein Biss von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.

Was sind Gestern, Heute, Morgen?
Wie vermischt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine Alltagssorgen,
Leben keine Antizeit.





Version nach eKy

Himmelssphären kollidieren,
schaffen Zeit und Antizeit,
welche sich im Blau verlieren
endlos weit und gegenweit.

Schwarz in Löchern eingefangen,
unerlöst, so eng wie weit.
Wie ein Biss von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.

Was sind Gestern, Heute, Morgen,
wie vermischt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine Alltagssorgen,
Leben keine Antizeit.
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Geändert von Chavali (28.01.2015 um 15:38 Uhr)
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Alt 25.01.2015, 09:49   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi!

In S2 (Z2,4) fehlt mir der Reim, anders als in den Str. 1 und 3. Absicht?

In S1 und 2 sind die jeweils ersten Zeilen (im Gegensatz zum restlichen Gedicht) mit unbetontem Auftakt versehen - Stolpersteine! Interessanterweise in S3 nicht.

Bereinigte Version:

Himmelssphären kollidieren,
schaffen Zeit und Antizeit,
welche sich im Blau verlieren
endlos weit und gegenweit.

Schwarz in Löchern eingefangen,
unerlöst, so eng wie weit.
Wie ein Biss von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.

Was sind Gestern, Heute, Morgen,
wie vermischt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine Alltagssorgen,
Leben keine Antizeit.


Inhaltlich konnte ich zwar nicht ganz folgen (Versuch einer Parallele zu Materie/Antimaterie?), hab's aber gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 25.01.2015, 11:04   #3
Chavali
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Servus Erich,

freut mich, dass du gleich geschaut hast

Nun, der fehlende Reim in S 2, Zeilen 2 + 4, ist kein Muss, es weicht halt ein bisschen von der gewohnten Norm ab
sowie auch die unbetonten Auftakte.

Dein Vorschlag dazu und die bereinigte Form an sich ist eine gute Idee, ich mag, wie du dir die Gedanken dazu machst
und werde sie als zweite Version mit oben einstellen.
Zitat:
Inhaltlich konnte ich zwar nicht ganz folgen[...]
Das verstehe ich gut und das Thema ZEIT beinhaltet ja auch viele ungelöste Rätsel.


Ich bedanke mich und grüße dich
Chavali

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Alt 28.01.2015, 00:35   #4
Nachteule
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Hallo Chavali,

dann komme ich also zu dir.
Ich frage mich, wie Erich, ob Antizeit das Pendant zur Antimaterie ist.
Da der Unterschied der beiden Versionen hauptsächlich Formal ist, ich aber mehr fragenzum Inhalt habe, nehme ich mal die alte.

Zitat:
endlos weit und gegenweit.
Also nah und fern?

Zitat:
In schwarzen Löchern eingefangen,
Eingefangen empfinde ich in dieser Situation etwas seltsam. Man fängt, nach meinem Empfinden etwas ein und wenn man es hat, dann ist es gefangen. Also vielleicht "mit [...] eingefangen,". (oder eben in der anderen Version mit einer anderen Satzstellung.) Kann aber sein, dass das nur für meine jungen Ohren komisch klingt.

Zitat:
Wie ein Biss von Würgeschlangen
Bei Würgeschlangen würde, ich glaube ich, nicht den Biss nehmen. Er hält das Tier nur so lange fest, bis es eingewickelt ist. Ich würde eher "Druck" oder dergleichen nehmen... Aber das ist vielleicht Geschmackssache...

Zitat:
frisst die Zeit die Antizeit.
Sollte wirklich die Materie/Antimaterie Analogie hier gewollt sein, finde ich das unpassend. Die beiden lösen sich ja gegenseitig auf. Das heißt, die Zeit wird von der die Rückwärtsläuft ausgeglichen und bleibt stehen, wenn die Zeit die Antizeit aber auffrisst, dann läuft sie ganz normal weiter. Zumindest nach meinem Verständnis.

Zitat:
Was sind Gestern, Heute, Morgen,
wie vermischt sich Ewigkeit?
Hier würde ich zwei separate Fragen daraus machen.

Das wären so meine Anmerkungen.

Die formalen Anmerkungen von Erich unterschreibe ich.

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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Alt 28.01.2015, 15:38   #5
Chavali
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Hallo Nachteule,

du stellst Fragen und machst dir Gedanken wie zu einer wissenschaftlichen Abhandlung
Vielleicht hätte ich den Text eher in die mythische Ecke einstellen sollen

Es ist einfach so, dass ich das Wort Antizeit einfach cool finde.
Das, was wir als Zeit bezeichnen, lässt sich nicht aufhalten, nicht verändern, nicht verbiegen.

Dann ist da das Gegenteil - die Antizeit, die die Zeit auffrisst, so lange, bis eben nur noch eine Vergangenheit übrig ist,
die als Gegenwart wahrgenommen wird.

Wo du recht hast - und das kommt ein wenig paradox rüber - ist die Zeile 4 von Strophe 2
Hier sollte ich nachbessern und auch in Abschnitt 3 die ersten beiden Zeilen als zwei Fragen gestalten.

Ok, hat mich gefreut, danke dir!

Lieben Gruß,
Chavali

Das ist alles natürlich nur Fantasie - deshalb bitte nicht zu erst nehmen

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Alt 28.01.2015, 18:50   #6
Falderwald
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Hi Chavi,

nachdem ich zuerst den Text (nebst Alternativversion) gelesen hatte und dann die Kommentare dazu, kann ich dir nur sagen, dass ich den Begriff "Antizeit" von Anfang an als "fantastisch" empfunden habe.
Das ist eine Idee und sicherlich keine wissenschaftliche Aussage, denn selbstverständlich gibt es (noch) keine Antizeit, sonst würde sich das Universum nicht immer noch weiter ausdehnen.
Außerdem sind Raum und Zeit nicht trennbar.

Allerdings könnte ich mir schon vorstellen, dass in schwarzen Löchern die Zeit anders "tickt" als außerhalb.
Zwar müssen auch jene in Zeit und Raum sein, denn sie besitzen ja Masse und existieren, wie die physikalischen Gesetze allerdings innerhalb dieser Himmelskörper aussehen, bleibt vorerst spekulativ, wir können sie ja nicht einmal selbst beobachten, sondern nur die Anomalien, die durch sie verursacht werden.

Zitat:
In Himmelssphären kollidieren
jede Zeit und Antizeit,
werden sich im Blau verlieren
endlos weit und gegenweit.
Die Idee von "Zeit" und "Antizeit", sowie von "weit" und gegenweit finde ich gut.
Einzige Kritikpunkte:
"jede Zeit" und "im Blau".

Es gibt nur diese eine Zeit und "jede" Zeit würde aussagen, dass es mehrere Zeiten gibt.
Ich könnte mir zwar mehrere Zeitlinien vorstellen, doch die Zeit bleibt dabei immer diesselbe, als unumkehrbare Größe, die nur in eine Richtung zielt.

Auch das "Blau", in dem sich Zeit und Antizeit verlieren, ist eigentlich gar nicht blau, sondern schwarz.

Vorschlag:

In Himmelssphären kollidieren
Raum und Zeit mit Antizeit,
werden sich im All verlieren
endlos weit und gegenweit.

Zitat:
In schwarzen Löchern eingefangen,
nichts, das sie befreien kann.
Wie ein Biss von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.
Die schwarzen Löcher finde ich an dieser Stelle gelungen, denn einmal von einem schwarzen Loch eingefangen, kann sich wohl nichts mehr daraus befreien.
Der "Biss" der Würgeschlangen bereitet mir allerdings auch ein paar Probleme.

Vorschlag:

In schwarzen Löchern eingefangen,
nichts, das sie befreien kann.
Wie im Griff von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.

Zitat:
Was sind Gestern, Heute, Morgen?
Wie vermischt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine Alltagssorgen,
Leben keine Antizeit.
Die Conclusio gefällt mir auch sehr gut.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Zeitformen und nur sie zusammen ergeben eine Ewigkeit.
Keine dieser Zeitformen könnte alleine existieren und da die Gegenwart die flüchtigste von allen ist, kennt die Zeit auch keine eigentlichen Sorgen.
Was vorbei ist, ist vorbei und was noch kommen wird, das soll so kommen.
Die Gegenwart kann man nicht festhalten.
("Alltagssorgen" ist allerdings ein wenig zu "vermenschlicht".)

Und das Leben ist ebenfalls eine Abfolge von Ereignissen und daher Zeit, also keine Antizeit.

Somit könnte man die Antizeit vielleicht mit dem Zustand der Nichtexistenz, beim Leben also der Tod, gleichsetzen.

Zumindest habe ich das jetzt so verstanden.
Deshalb liegt in diesem Text auch trotz aller Fantasie ein philosophischer Grundgedanke.

Allerdings vermischt sich die Ewigkeit nicht, da würde ich ein anderes Verb verwenden.

Und die jambischen Auftakte der ersten Zeilen finde ich überhaupt nicht schlimm, doch sollten diese durchgehend gesetzt werdeen, aslo auch in der dritten Strophe.

Vorschlag:

Doch was sind Gestern, Heute, Morgen,
wie erklärt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine solchen Sorgen,
Leben keine Antizeit.

Und jetzt noch mal zusammen:

In Himmelssphären kollidieren
Raum und Zeit mit Antizeit,
werden sich im All verlieren
endlos weit und gegenweit.

In schwarzen Löchern eingefangen,
nichts, das sie befreien kann.
Wie im Griff von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.

Doch was sind Gestern, Heute, Morgen,
wie erklärt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine solchen Sorgen,
Leben keine Antizeit.

Vielleicht kannst du ja damit etwas anfangen, denn ich habe versucht, möglichst dicht an deinem Text zu bleiben.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 02.02.2015, 07:55   #7
Claudi
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Hi Chavi,

Du hast das Thema so fantasievoll gestaltet, dass ich mich gerne entführen lasse. Meinetwegen hättest Du ruhig noch etwas mehr ins Blaue fabulieren und mir als Leserin noch etwas mehr Raum für eigene Ergänzungen lassen können. Blau scheint mir auch genau die richtige Farbe dafür zu sein. Die erste Strophe hätte ich am liebsten so gelesen:


In Himmelssphären kollidieren
Zeit und Antizeit,
werden sich im Blau verlieren
weit und gegenweit.


Antizeit gefällt mir und "gegenweit" finde ich richtig klasse! Und dieser Reim ist wirklich gut. Ob nun endlos oder nicht, würde ich mir gerne selbst ausmalen. Die anderen Strophen dürften für meinen Geschmack auch gerne reimlos sein. Ich fantasiere mal ein bisschen.

Die Würgeschlangen wurden vermutlich aus dem Reim geboren? Ich stelle mir hier vor, wie Zeit und Antizeit sich ineinander verschlingen, sich gegenseitig fressen und ineinander übergehen. Das wäre ein tolles Vexierbild, das ich mal so und mal so betrachten kann. Eine klare Siegerin mag ich hier nicht so gerne vorgesetzt bekommen.

Oder aber das, was Du Dir vorstellst, müsstest Du mir deutlicher machen. Wenn die Zeit die Antizeit auffressen soll, kann ich nur eine Würgeschlange gebrauchen. Und die befindet sich eben nicht im Griff, sie ist ja die Fressende. Leben kennt keine Antizeit? Das Leben taucht mir in der letzten Zeile zu abrupt auf. Als öffnende Frage würde ich es akzeptieren, als abschließende Feststellung ist es mir nach der Fantasiereise zu bestimmend.

Ich hab mich gerne mit Deinem Werk beschäftigt und bin gespannt, wie es sich noch entwickelt.

Liebe Grüße
Claudi
__________________
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.02.2015, 20:20   #8
Chavali
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Ohhh, hier stehen ja noch Antworten aus

Moin Faldi,

das ist ein ganz und gar unwissenschaftlicher und fantastischer Text , im Sinne von Fantasie.

Mir gefällt auch der Begriff Antizeit sehr gut - ich hörte ihn vor Wochen irgendwo im TV

Natürlich hast du ganz und gar recht mit deinen Erläuterungen, aber so weit wollte ich gar nicht gehen,
wenn ich auch freilich die Idee eines philospphischen Grundgedankens hatte, wie du richtig erkannt hast:
Zitat:
Deshalb liegt in diesem Text auch trotz aller Fantasie ein philosophischer Grundgedanke.
Deine Vorschläge und Ideen werde ich aufgreifen und oben mit einstellen.
Ich danke dir!


Hi Claudi,

deine Ausführungen und Gedanken zu meinem Antizeit -Text haben mir sehr gefallen!
Darüber muss ich noch nachdenken!

Die Passage mit der Würgeschlange scheint mir im Nachhinein auch etwas skurill
Da werde ich noch etwas ändern müssen, wie du ja auch schon erkannt hast:
Zitat:
[...]befindet sich eben nicht im Griff, sie ist ja die Fressende


Hab herzlichen Dank!


Euch beiden zeitgemäß liebe Grüße
Chavi


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