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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 17.08.2010, 14:57   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Wanderungen

Wanderungen


Ich ging auf Hügeln, Bergen, Flächen,
Entlang von Flüssen, Seen, Bächen.
Ich war stets unterwegs zu mir.
Erst war ich da. Dann war ich hier.

Die Wege, steinig, manchmal steil,
Ich überstand sie, müde, heil,
Und lernte viel über das Leben.
Ich saß im Wald und unter Reben,

Auf leerem Platz, in Licht und Schatten,
Ich traf die Katzen, Marder, Ratten,
Die Igel und den kleinen Hund:
Die Wahrheit tat sich mir nie kund,

Und mich, ich hab mich nie getroffen.
Ich wandre weiter, weil das Hoffen,
Zu mir zu kommen, niemals geht.
Ich habe oft danach gefleht,

Doch heute wächst in mir die Angst:
Wenn du erreichst, was du verlangst,
Dann ist’s dein letzter Augenblick.
Und dieser Blick geht nur zurück.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 18.08.2010, 00:29   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo Walther

Du beschreibst hier in griffigen Versen und klaren Aussagen die Suche nach sich selbst, also nach der Wahrheit im Kern des Menschen, oder dem LI.
Dass du im letzten Vierzeiler wörtlich vom Ich zum Du wechselst, das im Syntax dem "man" sehr ähnelt, gefällt mir nicht. Es wird da zu allgemein, findest du nicht?
Wie ich diese letzten Abschnitt auch verstehe: Hat sich der Mensch final "gefunden", bleibt ihm nur noch ein Augenblick (zu leben?) um einen Blick in die Vergangenheit zu tun. Das macht tatsächlich dahingehend angst, als dass dies eine Folge der Suche/des Findens sein könnte. Doch ich denke, du möchtest eher ausdrücken, dass nichts mehr zu tun ist im Sinne von Wege gehen, wenn man am Ziel ist! Warum davor Angst? Man ist angekommen und von da aus gehts zum nächsten Trip.
Bis auf eine Zeile finde ich keine rhythmischen Kritikpunkte:

Die Wege, steinig, manchmal steil,
Ich überstand sie, müde, heil,
Und lernte viel über das Leben.
Ich saß im Wald und unter Reben,


denn über sollte sich hier idealerweise jambisch xX einfügen, man betont es jedoch trochäisch, Xx.
Da man ja tatsächlich nicht nur über sondern auch vom Leben lernt, fände ich eine Korrektur dahingehend ok. Also so z.B.

Die Wege, steinig, manchmal steil,
Ich überstand sie, müde, heil,
Und lernte einiges vom Leben.
Ich saß im Wald und unter Reben,


oder dir fällt in diesem Sinn was Besseres ein, falls du meiner Kritik zustimmen möchtest.


Blaugold
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Alt 18.08.2010, 12:29   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
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Lb. blaugold,

danke für Eintrag, Vorschlag und Betrachtungen. Nun, Angst vor dem Tod darf man, glaube ich, schon haben. Er ist schließlich das letzte große Abenteuer ohne Widerkehr, das wir antreten (müssen).

Deinen Hinweis auf den Stockfehler habe ich in der Tat erwartet UND billigend in Kauf genommen. Dein Vorschlag ist gut, verändert aber die Aussage. Ich befinde mich in einem echten Dilemma, das gebe ich zu.

Ich denke mal nach, was ich jetzt mache. Als Alternative habe ich ihn jedenfalls zum Text notiert.

Lieben Dank und besten Gruß W.
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Alt 18.08.2010, 22:06   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Walther,

hielte man sich an den Spruch: "Der Weg ist das Ziel" - dann wäre Blaugolds Vorschlag gut.

Es stimmt aber, was du sagst. Es liegen Welten dazwischen, ob ich über das Leben lerne und vom Leben.

Das eigene Ich steht für mich im Verhältnis von Makrokosmos zum Mikrokosmos.
In beiden kann ich viel sehen, erfahren, lernen - doch keines ganz ergründen.

"Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden.
Des Lebens Ruf an uns, wird niemals enden:
Wohl an denn Herz, nimm Abschied und gesunde." (H. Hesse, Stufen)

So viel zur Angst vor dem Tod. (Ich bin nicht frei davon, aber diese Strophe birgt eine neue Sichtweise, oder?)


Die (Lebens)Wanderungen hast du in guten Metaphern umgesetzt. Die glatten und unebenen Wege in treffenden Bildern verdichtet.

Uns allen eine gute "Reise" (einen guten Gang),
liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 20.08.2010, 18:52   #5
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lb. Dana,

danke für Deine Gedanken. Gelegentlich muß man ein wenig die eigene Melancholie besingen, damit man sie nicht so ernst nimmt. Hier habe ich versucht, ein flottes Wanderliedchen zu schreiben, das ein paar Hintergedanken hat und am Ende doch gar nicht biedermeierlich abschließt.

Das mache ich gerne, und es freut mich, Dich erfreut zu haben.

LG W.
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Alt 24.08.2010, 17:35   #6
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 4.893
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hallo walther,
als "flottes wanderliedchen" hätte ich dein gedicht jetzt nicht erkannt - auch wenn die ersten zeilen relativ unbeschwert daherkommen.
zuletzt biegt die sache doch in angst und unsicherheit ab -
eigentliche kenne ich kein einziges "flottes wanderliedchen" , das so gelagert wäre.

da komme ich schon eher auf die idee, dass das LyrIch sich selbst die heiterkeit nur vorspielt und dahinter kratzt diese verdammte sch......angst!

beim lesen bin ich genau da gestolpert, wo auch blaugold gestolpert ist -aber eher inhaltlich und über das wort "viel".

das kommt mir so belanglos daher, so beliebig und austauschbar. es wundert mich irgendwie auch nicht : der wanderer geht zwar durch die landschaft, lässt sich aber nicht wirklich auf diese ein. daher bleibt er mit allem auch nur an der oberfläche - und dort kann er nur aufzählen, was er sieht: berge, wälder, hügel, seen. mal da- mal hier. tralala.

aber was bedeuten diese dinge für ihn?
das möchte ich als leser wissen.
er lernte "viel" - aber was genau? wahres, wichtiges, ernstes? heiteres? trauriges? wenn dus schon nicht eingrenzen willst, wie wärs mit :

lernte so manches übers Leben.

vielleicht hat das LyrIch , wie ein couchpotato vorm fernseher - nur wahllos alles mögliche in sich hineingegessen bis zum- geht -nicht -mehr?
wäre möglich.
auf diese art und weise geht er immer weiter und weiter - und kommt letztlich nirgendwo an. und genau das macht ihm jetzt angst.

so, als hörte er hinter den wolken schon die "stimme gottes" sagen
'"was hast du gemacht mit deiner zeit?"
die mahnung hängt , ungeschrieben in der luft: carpe diem!

also - ich kann diese angst durchaus nachvollziehen.

hab mich gerne damit beschäftigt und ein wenig weiter gesponnen,
larin
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Alt 25.08.2010, 14:59   #7
Onkie IIV
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 105
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Huhu nochmal,

Vers 3 / Strophe 2 "Und lernte viel über das Leben." würde ich
tauschen mit "Und lernte viel von meinem Leben", wobei "meinen"
durch ein zweisilbiges adjektiv ersetzbar wäre. Ansonsten häng
ich an der Stelle. Im Schlussvers stört mich der zurück - blick reim.
Ansonsten ein nettes flottes Gedicht. Man liest sich bestimmt.

Lg
onkie
Onkie IIV ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2010, 13:27   #8
Walther
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Lb larin,

der angesprochene Vers hat in der Tat einen Holperer, den ich billigend wegen des präzisen Inhalts genau so in Kauf nehme - und bescheiden die Hinweise über diesen Holperer als berechtigt akzeptiere. Ich habe bis jetzt noch keine bessere Formulierung gefunden, die das aussagte, was ich ausdrücken wollte.

Lieben Dank für Gedanken und Hinweise.

LG W.

Lb. Onkie,

Deinen Eintrag lese ich dankend. Der nicht ganz "reine" Reim nimmt das Bild, das ich schaffen wollte, allerdings in für mich akzeptabler Weise auf. Die Wendung der letzten beide Verse war das Ziel der ganzen Übung. Ich kann daher die Form nicht über den Inhalt stellen.

Zum Glück strebe ich nur nach ordentlicher Lyrik und nicht nach der Spitzenklasse. Die kleinen Fehler kann ich also als Begleiterscheinung annehmen.

Frohes Dichten und Werken!

LG W.
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