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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 10.01.2010, 13:38   #1
Medusa
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Standard Januar in Berlin

Januar in Berlin

Die lärmende Großstadt wird still unterm Schnee,
das Grau wirkt verzaubert im Flöckchengestöber.
Viel zarter erscheint uns, was gestern noch gröber,
ganz langsam, gelassen, fließt weiter die Spree.

Berliner vermummen sich, halten sich warm,
die Kinder erobern die eiskalten Hügel,
verleihen der Himmelspracht duftige Flügel.
All jenen die heute nicht frierend, nicht arm,

zeigt Janus sein lächelndes, schönstes Gesicht.
Taucht unsere Stadt in zartgoldenes Licht,
erfreut uns gar prunkvoll, lässt dampfend uns lachen,

manch tolldreiste Sprünge und Rutscher entfachen ,
malt hochrote Nasen in jedes Gesicht
und kriecht durch die Kleidung, denn keine ist dicht.

Geändert von Medusa (09.01.2011 um 17:30 Uhr)
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Alt 10.01.2010, 14:17   #2
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Medusa,

ein schönes, stimmungsvolles Gedicht über den Winter in Berlin, das du uns beschwingt und augenzwinkernd präsentierst.

Die lärmende Großstadt wird still unterm Schnee

Genauso ist es! Diese stille, feierliche Atmosphäre und die verzauberte Landschaft sind für mich die angenehmen Seiten des Winters.

Entzückend, wie du den Winterspaß der Kinder schilderst.

verleihen der Pracht sogar duftige Flügel.

Hier stört mich ein bisschen das Füllwort "sogar".

Taucht unsere Stadt in weißgoldenes Licht

Hier würde ich weißgolden anders betonen. Da du das Weiß schon in den weißkalten Hügeln von S2 Z2 verwendest, wäre evtl. eine Alternative zu überlegen?

Aber das sind Kleinigkeiten, die das Lesevergnügen keinesfalls schmälern.

Lieben Gruß vom verschneiten Prenzlberg,

Seeräuber-Jenny
 
Alt 10.01.2010, 16:06   #3
Feingeist
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Liebe Medusa,

sicher besser als Dein "Januar"!
Die Doppelung von Gesicht ist fürchterlich, aber der Reihe nach.
Zitat:
Die lärmende Großstadt wird still unterm Schnee,
das Grau wirkt verzaubert im Flöckchengestöber.
Viel zarter erscheint uns, was gestern noch gröber,
ganz langsam, gelassen, fließt heuer die Spree.
Ich frage mich, nach wie vor, was Du mit dem uns bezweckst. Du erreichst, bei mir als Leser, nur, dass ich mich angesprochen fühle, mich aber dennoch nicht in Deinem Gedicht wiederfinde. Dies ist ein sehr unbefriedigendes Gefühl für den Leser. Du schilderst doch Deine subjektiven Eindrücke:
Du erkennst verzaubertes Grau im Gestöber,
Dir erscheint plötzlich alles zart und feiner
Du hast das Gefühl, die Spree fließe langsam und gelassen
Wieso lässt Du sie nicht Deine Eindrücke bleiben, sondern versucht, sie zu pauschalisieren? Einerseits finde ich es frech(mir Deine Empfindungen in die Schuhe zu schieben), andererseits schade, da das Sonett durch ein ICH ungemein an Authentizität gewinnen würde!
Zitat:
Berliner vermummen sich, halten sich warm,
die Kinder erobern die weißkalten Hügel,
verleihen der Pracht sogar duftige Flügel.
All jenen die heute nicht frierend, nicht arm,
Hier geht es mit den Pauschalisierungen weiter: Berliner, die Kinder, All jenen (=alle, die Geld und Wärme haben)..
Die duftigen Flügel verstehe ich überhaupt nicht. Ich hätte an Schneemänner o.ä. gedacht, aber duftige Flügel?
Zitat:
zeigt Janus sein lächelndes, schönstes Gesicht.
Taucht unsere Stadt in weißgoldenes Licht,
erfreut uns gar prunkvoll, lässt dampfend uns lachen,
Spätestens hier hätte ich eine Antithese erwartet, aber, es geht weiter mit dem schönen Januar, der den Wohlhabenden seine schönste Seite zeigt.
In diesem Terzett beginnt die Aneinanderreihung der Nebensätze... Es geht um das, was der Janus(ein wenig pathetisch hier den Namensgeber des Januars, den römischen Gott Ianus einzubringen...) vollbringt. Allerdings ist das Konstrukt syntaktisch unzulässig, da Du vor Taucht einen Punkt gesetzt hast und somit das Subjekt in der Aufzählung fehlt, aber geschenkt, es liegt auf der Hand, dass es sich um den Januar handelt.
Den Fehler in der Metrik hat Jenny bereits angesprochen.
Das dampfende Lachen empfinde ich als unglücklich: Klar meinst Du den Atem, der sichtbar wird; ich denke allerdings unfreiwillig an etwas anderes
Als ganz fürchterlich empfinde ich auch die Wendung: erfreut uns gar prunkvoll - aber das ist subjektive Wahrnehmung, wie ein Großteil meiner Kritik.
Zitat:
manch tolldreiste Sprünge und Rutscher entfachen ,
malt hochrote Nasen in jedes Gesicht
und kraucht durch die Kleidung, denn keine ist dicht.
Nun haben sie doch hochrote Nasen? Dann frieren sie ja doch und sehen trotzdem Janus' schönstes Gesicht? V2 in dieser Terzine widerspricht in meinem Augen Q2V4, aber geschenkt; das sind Kleinigkeiten.
Bei Vers 3 in dieser Terzine hört's für mich allerdings auf. Die Conclusio ähnelt jener des anderen Sonetts.
Und kraucht durch die Kleidung, denn keine ist dicht.
Also, erstens stimmt es nicht. Es gibt sehr wohl adäquate Kleidung, um dem Janus' zu begegnen und zweitens will ich mir nicht vorstellen, wie irgendwas durch meine Kleidung kraucht - darunter fällt dann auch der Januar
Zusätzlich noch die o.g. Doppelung (s. Anfang der Kritik).

Haut mich nicht vom Hocker, ist aber fast durchgängig im schönen Amphybrachus gehalten, wenn ich das richtig sehe?!

Liebe Grüße

Feingeist

Geändert von Feingeist (10.01.2010 um 16:08 Uhr)
 
Alt 10.01.2010, 16:38   #4
Medusa
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Lieber Feingeist,

warum darf ich nicht meine Empfindungen in meinem Sonett pauschalieren? Deine Meinung empfinde ich hier als ziemlich doktrinär .
Etwas gegen "duftige Flügel"? Noch nie gesehen, wenn Kinder den Schnee durch die Luft wirbeln? Wenn das nicht "duftig" ist, dann weiß ich nicht.

Auch Deinen anderen Einwänden kann ich nicht wirklich folgen. Aber gut, ich schau mal, ob ich was ändern kann, damit es auch ein Hamburger versteht . Ich hab übrigens schon nach Jennys Vorschlägen bis auf das "sogar" geändert; da fällt mir nix anderes ein .

Wie Du siehst, bin ich gern bereit, zu lernen und zu verändern. Bei Deinem(n) Kommentar(en) drängt sich mir allerdings die Vermutung auf, dass es Dir mehr um Besserwisserei bzw. Krümelkackerei denn um Hilfe für die verirrte Dichterin geht.

Ich grüße Dich herzlich,
Medusa.
Medusa ist offline  
Alt 10.01.2010, 17:11   #5
Feingeist
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Liebe Medusa,

klar geht es mir um Krümelkackerei, natürlich nur im allerbesten Sinne. Jeder Autor mag hinnehmen was ihm/ihr gut und richtig und verwerfen, was ihm/ihr nicht trefflich erscheint - ein anderer Sinn steckt doch hinter den Krtiken nicht.

Zitat:
warum darf ich nicht meine Empfindungen in meinem Sonett pauschalieren?
Abgesehen davon, dass es pauschalisieren heißt(Krümelkackerei), ist diese Frage recht einfach zu beantworten: Weil Du es in ein öffentliches Forum stellst und sich Deine Pauschalisierungen so auf jeden etwaigen Leser übertragen, d.h. Du gehst davon aus, dass jeder Leser die Dinge so wahrnimmt wie Du und das empfinde ich als doktrinär
Zitat:
Auch Deinen anderen Einwänden kann ich nicht wirklich folgen.
Das ist schade, da ich versucht habe meine Einwände dezidiert am Text zu belegen.
Zitat:
Wie Du siehst, bin ich gern bereit, zu lernen und zu verändern.
Das sehe ich nicht, da Du offensichtlich nicht einmal versuchst, meinen Einwänden zu folgen.
Zitat:
Bei Deinem(n) Kommentar(en) drängt sich mir allerdings die Vermutung auf, dass es Dir mehr um Besserwisserei bzw. Krümelkackerei denn um Hilfe für die verirrte Dichterin geht.
Wenn Du wirklich meinst, dass ich mir aus solch minderen Beweggründen die Mühe mache, Deine(n) Text(e) ausführlich zu kommentieren, dann kann ich nur sagen, dass ich mir die Zeit nächstes mal spare und es bei einem Schön, Medusa belasse.

Feingeist

EDIT: Du weißt durchaus, dass es Gedichte von Dir gibt, die ich toll finde, da schreibe ich Dir das auch. In diesem Sinne solltest Du eigtl. auch negative Kritik vertragen ohne Dich gleich persönlich, bzw. als Dichterin angegriffen zu fühlen. Ich sage nicht mehr: Toll, Medusa, du kannst ein formales Sonett zaubern; sowas ist für mich selbstverständlich.

Geändert von Feingeist (10.01.2010 um 18:06 Uhr)
 
Alt 10.01.2010, 17:41   #6
Medusa
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Ach Feingeist,

ich war vorhin wohl etwas genervt, entschuldige bitte .
Selbstverständlich empfinde ich es als äußerst erfreulich, einen solch ausführlichen Kommentar zu lesen und ich danke Dir ganz herzlich dafür .
Ich glaub, ich lass es besser bleiben, ältere Gedichte einzustellen, denn Änderungen kriege ich da nicht mehr hin .
Herrlich, mein Tippfehler . Du unterstellst mir sicher nicht, dass ich nicht "pauschalisieren" kenne .
Als allerletztes uuuuraltes Gedicht stelle ich gleich meinen gaaaanz laaangen Perseus ein, eine Ballade . Daran findest Du gewiss jede Menge Haare in der Suppe . Mach mal, hier würde ich gerne noch einmal zu Werke schreiten.

Liebe Grüße,
Medusa.
Medusa ist offline  
Alt 10.01.2010, 17:52   #7
Feingeist
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Liebe Medusa,

ich sehe mich, was Kritiken betrifft, ähnlich wie oliver und kulturheinzi; die sind nur manchmal noch fieser und werden tatsächlich persönlich
Ich arbeite, unabhängig vom Autor, am Text. Und mit dem kann ich entweder was anfangen oder halt nicht. Und in beiden Fällen begründe ich dies, natürlich aus meiner Sicht.
Was der Autor im Endeffekt davon mitnimmt, bzw. welche Schlüsse er zieht, das sei ihm/ihr anheimgestellt.
Das mit dem Pauschalisieren ist anders. Ich kannte das Wort pauschalieren nicht und habe aus Interesse nachgeschaut, ob es als Synonym für pauschalisieren benutzt werden kann. So stellte ich fest, dass sich beide Wörter gravierend unterscheiden
Es geht mir auch nicht unbedingt um Haare in der Suppe - es gibt durchaus Texte, die mich, trotz kleinerer Mängel, überzeugen können!

Also, ich schreibe meine Kritiken in allerbester Absicht und hoffe, dass Du dies erkennst. Klugscheißerei o.ä. liegt mir fern - meistens sind meine Kritiken eher gefühlsbetont.

In diesem Sinne freue ich mich auf Deinen Perseus und schicke Dir liebe Grüße nach Berlin.

Feingeist
 
Alt 10.01.2010, 18:06   #8
Medusa
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Lieber Feingeist,

wir kommen jetzt ein wenig ab vom Thema aber ich versichere Dir, weder Olivers noch Kulturheinzis Kommentare empfand ich je als persönlich oder gar diskriminierend. Wenn Du in ihrem Sinne weiter machst, dann hast Du mein Einverständnis .

Dabei sollten wir es bewenden lassen und uns wieder meinem misslungenen Sonett zuwenden .

Liebe Grüße nach HH aus der eingeschneiten Hauptstadt,
Medusa.
Medusa ist offline  
Alt 10.01.2010, 18:19   #9
Dana
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Liebe Medusa,
hier gefällst du mir doppelt.

Einmal dein schönes Berlinjanuarsonett und dann die konstruktive "Besprechung" - kritisch, "fein streitend" und schulterklopfend endend.

Ich kann mit deinen subjektiven Eindrücken (im Gegensatz zu Feingeist) gelassener umgehen. Sie bewirken bei mir etwas, was ich nicht erwartet habe.
Meist finde ich Großstädte im Winter durch das ewige Streuen, grau, matschig und "winterdesillusionierend". Dein Sonett schafft Betrachtungen in andere Ecken - in die fröhlicheren, die noch weißen und belebten.
Prima gemacht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline  
Alt 10.01.2010, 18:54   #10
Medusa
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Liebe Jenny,

bitte entschuldige, dass ich Dich übersehen habe, der kleine Disput mit Feingeist kam dazwischen.
Wie Du siehst, habe ich ein paar Kleinigkeiten geändert, für Deine Anregungen danke ich Dir sehr; das "sogar", das mir auch nicht gefällt, steht noch, ich habe keine Idee .

Viele liebe Grüße,
Medusa.




Liebe Dana,

Du weißt ja, es gibt eine Streitkultur. Für mich ist sie ganz wichtig und sie sollte allgemein kultiviert werden, nicht wahr ?

Ich freue mich, Dass Dir, ohne Kult , mein Berliner Januargedicht gefällt. Ein wenig Balsam hllft mir, über die "bösen" Kommentare hinweg zu kommen .

Ich schicke Dir herzliche Grüße,
Medusa.
Medusa ist offline  
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