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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 22.09.2009, 12:09   #1
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard Verschifft

Der sichere Hafen
hat seinen Reiz verloren.
Die weißen Segel sind bereits gesetzt.
Dein Bündel hast du längst verschifft.
Sehnsüchtig gleitet dein Blick
über eine Welt
ohne Grenzen und Konturen.

Langsam ziehen dunkle Wolken auf,
doch diese Warnung
schlägst du in den Wind.
Ungeduldig nimmst du Kurs
auf das offene Meer.

Das Meer spielt sein ewiges Lied.
Gefangen in seinem Zauber
verlierst du dich
in Traum und Fantasie,
so bemerkst du viel zu spät,
dass hinter deinem Rücken ein Sturm aufzieht.

Das Unheil nimmt schnell seinen Lauf.
Immer stärker bläst der Wind.
Das Meer wandelt rasch seine Gestalt -
schäumende Wellenkämme wachsen an
zu meterhohen Wände,
ehe sie wie Peitschenhiebe niederfahren.

Verzweifelt suchst du Schutz und Halt,
doch nirgendwo ein Rettungsring.
Schon öffnet das Meer gierig seinen Schlund
und zieht dich auf seinen tiefen Grund.

Allmählich kehrt wieder Stille ein.
Das Meer wird glatt
als bedauere es fast sein Wutgeschrei,
In dieser Schweigen ruht dein Leib.
Die Sehnsucht schaffte ihm sein Grab.
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)

Geändert von ruhelos (20.10.2010 um 13:27 Uhr)
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Alt 23.09.2009, 19:16   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe ruhelos,

das sind ja ganz ungewöhnliche Töne von dir.
Aber warum soll man nicht mal neue Wege gehen!
Der rote Faden in deinem Gedicht führt zu einem tragischen Ereignis.
Zitat:
doch fehlt es selbst am Rettungsring.
Hier denke ich, dass die Formulierung doch es fehlt ein Rettungsring besser klingen würde.
Mir gefällt dieses Prosagedicht.
Vielleicht kannst du auch in der letzten S das und starr rausnehmen, das klingt so nach dem Lied: still und starr ruht der See

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 25.09.2009, 23:15   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe ruhelos,
ein ruheloses Gedicht, das in tödlicher Stille endet.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du von einem authentischen Ereignis inspiriert worden bist.
Es könnte ein "Hobbysegler" auf seiner ersten Fahrt gewesen sein.
Die freie "Erzählung" ist spannend und bildreich verdichtet.
Ich finde es immer interessant, wenn man neue "Dichtwege" sucht und präsentiert.

Das Lesen hat mich stellenweise etwas "unlyrisch" angetickt.
Da es ein Freies ist, mache ich keine "Verbesserungsvorschläge", sondern bringe eher einen (eigenen) Lesefluß für dich zum Anschauen an:


Der sichere Hafen
hat seinen Reiz verloren.
Die weißen Segel sind bereits gesetzt.
Deine Koffer hast du längst verschifft.
Sehnsüchtig gleitet dein Blick
über eine Welt
ohne Grenzen und Konturen.

Dunkle Wolken ziehen auf.
Doch diese Warnung
schlägst du in den Wind.

Ungeduldig nimmst du Kurs
auf das offene Meer.

Berauscht vom steten Meeresgesang
verlierst du dich
in Traum und Fantasie,
so bemerkst du viel zu spät,
wie hinterrücks ein Sturm aufzieht.

Im ewigen Meereslied
verlierst du dich
in Traum und Fantasie.
Viel zu spät bemerkst du
den aufziehenden Sturm.


Das Unheil nimmt schnell seinen Lauf.
Immer stärker bläst der Wind.
Das Wellenspiel wandelt -
schäumende Meereskämme
weichen meterhohen Wänden,
die mit Sturzgewalt
wie Peitschenhiebe niederfahren.

Verzweifelt suchst du Schutz und Halt,
doch fehlt es selbst am Rettungsring.
Da öffnet das Meer seinen gierigen Schlund
und zieht dich hinab in den tiefen Grund.


Allmählich kehrt wieder Stille ein.
Das Meer bedauert fast sein Wutgeschrei,
doch still und starr ruht nun dein Leib.
Die Sehnsucht wurde dir zum Grab.

Stille kehrt wieder,
das Meer wird glatt,
als wollt es bedauern sein Wutgeschrei.
In dieser Stille ruht nun dein Leib,
die Sehnsucht schaffte ihm ein Grab.


Oh, ich hoffe, ich habe es nicht zu dolle getrieben. Es hat mich einfach mit hinein gezogen, weil mir die Geschichte darin gefallen hat.
Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 26.09.2009, 03:30   #4
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe ruhelos ...

irgendwie, irgendwie, irgendwie...
komme ich mit dem Gedicht, das ich zum Teil auch als Metapher las, nicht ganz zurecht.
Sind denn die Seemänner (Käptn, Leichtmatrose, Smutje etc.) nicht immer sehr leicht geschultert - Seesack und so?
Ich kann mir das mit dem Koffervorausschicken nicht so gut vorstellen.
Die hohe See macht Eindruck, denn ich weiß, was Karventsmänner auch heute noch anstellen können.

Ich glaube doch eher, daß ich das Gedicht metaphorisch auffasse.
Obwohl es ungereimt ist, hat es mir sehr gefallen!

"Daß in Deinem Rücken Sturm aufzieht..." gefiele mir besser als das hinterrücks, denn hinterrücks erinnert mich fatal an den Messerstecher...

Nicht übelnehmen!


Lieben wellenberauschten
Gruß
von
cyparis

Geändert von Leier (26.09.2009 um 16:57 Uhr)
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Alt 21.10.2009, 12:14   #5
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard

hallo chavali,

du hast recht, formfreie Texte findet man selten von mir. Hier tue ich mich etwas schwer, schön wenn dieser Text trotzdem dein Gefallen findet. Die von dir beanstandeten Zeilen habe ich überarbeitet. Ich hoffe, so ist es besser.

hallo dana,

danke für deinen ausfürhlichen Kommentar, deine Verbesserungsvorschläge und Interpretation. Ich habe viele deiner Ratschläge übernommen, an anderen beanstandeteten Zeilen gepfeilt. Ich hoffe, so gefällt es dir. Ich muss dich jedoch enttäuschen, es handelt sich hier nicht um ein authentisches Ereignis. Das Meer, das Schiff und alle damit in Verbindung stehenden Begriffe dienen hier nur als Metaphern. Eine genauere Erklärung findest du im Kommentar zu cyparis.

hallo cyparis,

ich weiß, du magst formfreie Texte nicht besonders, um so mehr freut es mich deinen Kommentar hier zu lesen. Du liegst mit deiner Vermutung richtig, jedoch handelt es sich hier nicht um ein paar Metaphern, sondern die ganze Geschichte ist bildhaft zu verstehen. Das lyr. ich. hat sein sicheres Zuhause verlassen um sich seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Es hat sich dabei in eine Sache verrannt, so dass er keinen objektiven Blick mehr hat. Alle Warnungen schlägt es in den Wind. Das wird ihm zum Verhängnis. Letztendlich kostet es dem lyr. ich das Leben.
Mit deinen Hinweisen liegst du richtig. Natürlich hat der Seeman einen Seesack und keine Koffer. Diese Tatsache fiel mir erst jetzt auf. Es lag wohl daran, dass ich in Wirklichkeit nicht an einen Seefahrer dachte und der Koffer als Sinnbild gedacht ist. Ich habe jene Stelle so geändert, dass sie auf den Seefahrer, aber auch auf das lyr. ich passt. Auch das hinterrücks habe ich rausgenommen und durch hinter dem Rücken ersetzt. Ich hoffe, dass die Überarbeitung auch Anklang bei dir findet und Einiges klarer geworden ist.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)

Geändert von ruhelos (21.10.2009 um 12:26 Uhr)
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