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Satire Zipfel Für Zyniker und andere Fieslinge

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Alt 06.04.2020, 21:46   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.907
Standard Die Straßen sind wie leergefegt


Die Straßen sind wie leergefegt


Die Straßen sind wie leergefegt,
kein Ort an dem es sich mehr regt,
wer soll das nur begreifen,
man hört gar Vögel pfeifen,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Die Frauen geben keine Ruh,
die Kleiderläden haben zu,
viel schlimmer noch Friseure
und auch Intimmasseure,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Kein Kino, kein Theater mehr,
denn heute bleiben alle leer,
kein Flug geht mehr nach Riga,
und keine Bundesliga,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Im Supermarkt kein Klopapier,
denn das wird zum Objekt der Gier,
man hamstert schon für morgen,
die Leute haben Sorgen,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Der Alki wird zum wilden Tier,
vernichtet man doch gar schon Bier,
denn Kneipen und Spelunken
sind zu für die Halunken,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Der DAX fällt in ein tiefes Loch,
das ist des Börsianers Joch,
er kann es nicht verwinden,
wenn die Gewinne schwinden,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Auch wenn es uns nicht gut gefällt,
jetzt gibt es Kurzarbeitergeld,
und wird es nicht genügen,
egal, du musst dich fügen,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Am besten bleiben wir zu haus,
sonst ist es ganz schnell mit uns aus,
wir müssen reagieren,
sozial uns distanzieren,
ich frage mich, was vor sich geht,
und ob die Welt sich weiter dreht.

Schon höre ich die Melodie
von der Corona-Pandemie,
uns bringt sie das Verderben,
die Erde wird nicht sterben,
jetzt weiß ich wohl, was vor sich geht
und dass die Welt sich weiter dreht.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (17.05.2020 um 09:41 Uhr) Grund: Vorschlag von AZ umgesetzt
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Alt 07.04.2020, 06:24   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Falderwald,

geschickt "gedreht" durch den Refrain.

Suche doch im Internet das "Epidemiologisches Bulletin 16|2020" Online vorab: 3. April 2020 des RKI über den "Rückgang der Raten an Atemwegserkrankungen in der deutschen Bevölkerung".

Liebe Grüße
Thoams
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 08.04.2020, 01:03   #3
zoe
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 29.11.2019
Ort: Freiburg im Breisgau
Beiträge: 178
Sommervogel

Hallo Falderwald,

die Welt liegt wie in einem Dornröschenschlaf und alles hat sich verändert, ich denke,es wird nicht mehr so sein, wie es vorher war.

Gerne gelesen und nachgedacht.

Liebe Grüsse

zoe
zoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2020, 12:23   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Thomas,

mir stand Novalis Pate bei diesem "Dreh".
Man kann den "grüngefärbten Wiesen" einen neuen Anstrich verpassen, sie in ein neues, etwas kürzeres Gewand weben und schon sind sie wieder aktuell.

Über die Datenlage müssen wir dabei nicht diskutieren, es ist so, wie es ist und das ist keine Kritik an den getroffenen Maßnahmen, sondern nur die möglichen Auswirkungen dieser und sie waren und sie sind nach wie vor nötig, so wie ich es empfinde.


Hallo zoe,

ja, es ist still, es wirkt schon fast friedlich, da fehlt nur noch der Prinz, der es wieder erweckt.
Der Befürchtung, es könne danach schlimmer werden, sollte man die Hoffnung gegenüberstellen, dass es danach vielleicht sogar besser und gerechter zugehen wird.
Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt und jeder muss das für sich selbst entscheiden.


Ich bedanke mich für eure Gedanken


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 25.04.2020, 21:09   #5
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Ort: NRW
Beiträge: 664
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Hi Falderweald

letzte Strophe Zeile drei
vielleicht besser "uns" anstatt "und".

Die lange Aufzählung wirkt wie ein Abgesang, der durch die Wiederholungen in Gefahr läuft seine Leserschaft einzuschläfern. Natürlich ist alles ganz ganz schlimm, und das will ja auch in allen Details besungen werden.
Ein vollig unerwartetes Ende ( z.B. eine positive Wendung, eine lustige Pointe, ein Perspektivenwechsel etc.) machen mehr Dampf. Das die Erde solche Viren überlebt wirkt einfach schon zu abgedroschen, und das Gedicht ist schnell vergessen.
AZ

Geändert von AAAAAZ (26.04.2020 um 19:33 Uhr)
AAAAAZ ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2020, 09:40   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 9.907
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Moin AZ,

deinen Vorschlag übernehme ich, er stellt tatsächlich eine Verbesserung dar.

Ja, das ist mein Problem. Meine Liebste sagt auch immer, ich rede zuviel und meine Tochter nennt mich "Erklärbär". Das ist nun mal meine Natur, gegen die ich nicht an kann.

Wie hättest du das Ende denn gestaltet, wenn du den vorhergehenden Duktus der letzten beiden Zeilen einer jeden Strophe hättest weiterführen wollen?
Mir fiel da leider nichts besseres ein.

Ist aber Geschmackssache und über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Danke für deinen Kommi...

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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