Berufsgeprägt

[Herbstblatt]

Berufsgeprägt

Mein Gatte, der misstraut mir sehr.
Ich denke des Berufes wegen.
Die Vorsicht macht das Leben schwer,
Fachwissen ist nicht immer Segen!

Das Böse immerfort im Blick,
das scheint den Menschen sehr zu prägen.
Das fördert wohl so manchen Tick
und bei Gedanken eher die schrägen.

Mein Fritz, der prüft in einem fort
die Sicherheit von allen Dingen.
So checkt er emsig jeden Ort
und was ihn könnt ums Leben bringen.

Den Toaster und die Bohrmaschine,
die Stecker und auch jeden Draht,
betrachtet er mit Kennermiene,
ob ihm von dort ein Unheil naht.

Das, was ich koch, kriegt erst der Hund.
Der Fritz ist ein besorgter Esser!
Und bleibt der Hund danach gesund,
dann isst er es mit stumpfem Messer!

Selbst Gäste werden abgetastet,
mit einem Metallsuchgerät.
So mancher Gast ist ausgerastet,
als Fritz ihm an die Wäsche geht.

Wenn nur mein Fritz was andres wär,
ein Psycho- oder Philologe,
dann wär das Leben halb so schwer.
Doch leider ist er Pathologe.

[a.c.larin]

hallo herbstblatt,

ertrage die marotten deines fritzens mit geduld!
wäre er feuerwehrmann, so hättest du bestimmt eine strenge brandschutzverordnung am nacken, dürftest keine nylons mehr tragen, vorhänge müssten aus unbrennbarem stoff sein, brennende kerzen kämen bei dir nicht mehr haus.....
wäre er psychologe, so würde er jede deiner marotten auf deine mutter, deine eltern, deine herkunftsfamilie zurückführen, als sprachwissenschafter zerpflückte er dir jeden geraden satz nach allen linguistischen erfordernissen und als steuerberater könntest du keinen einzigen cent ausgeben, ohne ihn vorher mit hunderten belegen abzusichern zu müssen..........


geduldig lieben wir die männer,
auch wenn sie uns den nerv annagen,
denn jeder mann ist ein experte
daheim! das wollt ich dir nur sagen.

drum schweigt die kluge ehefrau
und lässt die bessre hälfte machen.
wir frauen wissen ganz genau,
worüber wir dann heimlich lachen.


liebe grüße , halt die ohren steif!
larin

[Dana]

Blättchen,

lass mich nur das eine sagen:
so läuft es schon jahrmillionen.
Gene kann man nicht beklagen,
die dem Manne innewohnen.

Seine Vorsicht, sein Misstrauen
galten Mammuts und den Bären
einst - und heute halt den Frauen,
die mit Krallen und Affären

sein Revier verändert haben
und mit Autos es befahren.
Nein, wir wollen nicht verhöhnen,
gib ihm Zeit, sich zu gewöhnen.


Liebe Herbstblatt,

du hast ja schon richtig angefangen: Nennst es berufsbedingt und verdichtest die "Beschützerrolle" mit einem Augenzwinker.
Zu Hause (an der Feuerstelle ) kann man das noch mit Humor tragen. Geht es aber an die Gäste, wird's schwer.
Doch larin hat recht. Es gibt keinen Beruf, der frei davon ist.

Sehr lustig, diese "Traurigkeit".

Liebe Grüße
Dana

[Herbstblatt]

Liebe Larin,
lieben Dank für dein hübsches Antwortgedicht. Ich muss sagen, so global habe ich die Sache bisher noch gar nicht gesehen. Bestimmt haben auch andere Berufe ihre typischen Folgen und was davon das kleinere Übel ist, ist vielleicht auch ein wenig Geschmacksache.
Ich verspreche dir, ich halte durch!

liebe Dana,
auch dir vielen Dank. Ob das jetzt geschlechtsspezifisch ist, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube auch Frauen können ganz schön nervige Berufsmarotten entwickeln. Über die kann man sich dann ja in einem eigenen Gedicht lustig machen.
Man kann fast alles ertragen, wenn man sich auf die komische Seite des Ganzen konzentriert.

liebe Grüße euch beiden vom Herbstblatt

[Lena]

Liebe Herbstblatt

Ertrage es tapfer..ich sage dir, mein Mann ist Handwerker... Da könnte ich dir Geschichten erzählen..

Gestern habe ich Quincy gesehen der ist im TV auch Pathologe. Ja, die gehen der Sache auf den Grund.

Dein Gedicht gefällt mir. Sieben Strophen die uns aufklären, wie sehr ein Beruf doch prägen kann.

Sehr gerne gelesen

Lena

[Herbstblatt]

Liebe Lena,
schön dass ich dich für meinen "Aufklärungsunterricht" interessieren konnte.
Bei einem Handwerker denke ich, das kann doch mitunter sehr nützlich sein einen im Hause zu haben, aber bei einem Pathologen? Obwohl ich denen ja im Fernsehen ganz gerne auf die Finger schaue.

dankr fürs Vorbeischauen sagt das Herbstblatt