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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 10.10.2012, 18:29   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Tränen II

.
.

Er weiß nicht mehr wie Tränen schmecken,
denn echte Männer weinen nicht.
Ein jeder Schmerz und jeder Schrecken,
sie kerbten sich in sein Gesicht

wie Zeichen ein, in Stein geschlagen
und unlesbar für jedermann;
doch ihn begann die Angst zu plagen,
dass Mutter sie entziffern kann.

Sie konnte - ohne jede Trauer
sprach sie vom Mord, der keiner war;
zu spät vielleicht, denn nie genauer
hat er erfahren, was geschah.

Sie war zu alt für solche Fragen
und er schon lange nicht mehr Kind
genug, um ihr sein Leid zu klagen;
die Tränen trocknete der Wind.
.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 10.10.2012, 18:49   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.001
Standard

Ach, liebe Dana,

was für schöne Gedichte, die von Tränen handeln, die man weinte oder auch nicht mehr weinen konnte oder wollte.
Ich las gestern von dir Tränen I und war ebenfalls begeistert, so wie auch hier.

Die Zeilen fließen und besonders durch die übergreifenden Reime spürt man das tiefe Gefühl und die Nähe
zu den Menschen, von denen die Gedichte sprechen.

Ich mag meine Interpretation hier nicht offenlegen, aber sei gewiss, dass dieses Gedicht
mich in ganz besonderer Weise anspricht.

Lediglich hier komme ich etwas ins Grübeln:
Zitat:
Sie konnte, ohne jede Trauer
sprach sie vom Mord, der keiner war;
Was konnte sie (die Mutter)?
Da bringe ich die nachfolgende Aussage nicht in Zusammenhang.
Vielleicht magst du es mir erklären?

Ein tolles Werk!

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 10.10.2012, 19:04   #3
ginTon
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Standard

hallo dana,,

ich schließe mich chavilein an, gutes Werk...es ist offen für eine vielfache Interpredationsweise
(finde aber keinen eindeutigen Ansatz) , wobei ich der dritten Strophe nicht mehr folgen kann.
Ich gehe davon aus, dass es sich um einen Mörder oder ähnlich handelt, aber echt schwer zu
sagen...

ansonsten, von der Sprachmelodei her gutes Werk,

gerne mit beschäftigt..liebe Grüße gin
__________________
© Bilder by ginton

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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)

Geändert von ginTon (10.10.2012 um 19:08 Uhr)
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Alt 10.10.2012, 21:20   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Chavali,

so wie das Lachen oberflächlich und innig sein kann, so sind es auch die Tränen. Die "ungeweinten" sind die schmerzhaften, weil sie unsichtbar bleiben und meist falsch interpretiert werden.

Ich habe die Betonung bei "Sie konnte" mit einem Bindestrich gezeichnet.

Er, der Sohn, fürchtet, dass Mutter die Härtezeichen (hier Ängste) in seinem Gesicht und Verhalten entziffern kann. Darin sind Ahnungen und Verbundenheiten enthalten.

Sie konnte, hat sich aber zu spät erklärt. Wieder spielen Liebe und Verbundenheiten mit ein. Das Leben wertet nicht, es wird gelebt.
Zu spät habe ich bewusst mit vielleicht begrenzt, denn oft ist der Zeitpunkt entscheident. Es liegen Welten dazwischen, ob man einem Kind oder einem Erwachsenen erzählt.


Lieber ginTon,

mir war nach tief Finsterem - wer der Mörder war, verrate ich nicht.
Wer hier wen schützt, soll nach wie vor frei interpretierbar bleiben.
Eine "Tragödie", in der Täter unbenannt bleiben, weil sie es selbst nicht mehr erkennen.

Ich danke euch beiden,
liebe Grüße
Dana
__________________
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(Frederike Frei)
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Alt 29.06.2013, 18:46   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe Dana,

noch eine tragische Geschichte über jemanden, der nicht mehr wusste, wie Tränen schmecken.

Der Protagonist möchte sich gerne als "ganzen Kerl" sehen, obwohl die Spuren seiner Gefühle in seinem Gesicht nachzulesen sind.
Doch da ist noch die Angst, dass seine Mutter durchaus in der Lage sein würde, diese Spuren bei ihm zu finden und wie sich heraustellte, war diese Furcht nicht unbegründet.

Ab hier bedarf es allerdings einer freien Interpretation denn was wirklich geschehen ist, wird nicht ganz klar, soll es wohl auch nicht.

Es bleibt also spekulativ, denn wir wissen nicht einmal, ob es sich bei diesem "Mord" um einen echten handelt, ob er einen Menschen betraf oder eine Begebenheit, es gäbe da vielfältige Möglichkeiten, wenn man z. B. enmal das Klischee der bösen Schwiegermutter bemühen würde, die schon viel Leid über manche Familien gebracht hat.

Wie auch immer, was geschehen ist, ist geschehen, die Einsicht hätte früher erfolgen müssen.

So hat sich nun jeder auf seine Weise mit den daraus resultierenden Konsequenzen abzufinden.

Das Leben geht weiter.


Kein fröhliches Ende und deshalb steht es zurecht in dieser Rubrik, denn das kann schon traurig machen.

In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert. .. .


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 29.06.2013, 19:46   #6
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Faldi,

du hast sehr einfühlsam und treffend "gerätselt". Ein Mord muss nicht immer ein Menschenleben kosten. Ein gedrücktes, unfreies Leben kann schlimmer als der Tod sein.

In diesem Gedicht ging meine psychologische Lebensbetrachtung in grenzenlose Tiefen.
Manchmal "mordeten" Menschen und nur weil keine "Leiche" da war, wurden sie nie angeklagt. Ob eine Anklage sinnvoll wäre, bleibt eine unbeantwortete Frage.
Ich habe zu oft "Gefühlsversteinerungen" beobachtet - dabei fehlte meistens nur ein einziges erlösendes Wort.

Menschen, die nie weinen, stimmen mich meist nachdenklich - es sei denn, sie haben keinen Grund dafür.

Danke und liebe Grüße
Dana
__________________
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(Frederike Frei)
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