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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 17.07.2009, 16:37   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Mondnacht am See

Still ists am See. In seinem Spiegelbilde,
nachtblau, schwankt Wolkenhimmel über Wellen.
Von fern ein Eulenruf! Im Kreis des hellen,
silbrigen Mondlichts tanzen Schatten, milde.

Weh mir, was harre ich gequält, alleine?
Ein kurzer Atemzug - mir ist so bange!
Es packt die Furcht mein Herz wie eine Zange,
und Schaudern rieselt über Arme, Beine.

Wo Allmacht wirkt und ewiges Vergessen
zerfließt ein Menschenleben wie im Traum,
fügt sich in Demut wieder ein, indessen

das kleine Ich noch kämpfen will, vermessen.
Hier war ich nur zu Gast, habs nie besessen!
Im dunklen See spür ich den Abschied kaum.....
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (03.08.2009 um 21:37 Uhr)
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Alt 31.07.2009, 21:11   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo Larin

Die Sonettform ist erkennbar, ob sie ok ist, kann ich nicht genau sagen.
Inhaltlich sind es wohl die hadernden, hoffnungslosen Gedanken eines LI, das am Ufer über sein Leben sinniert. Und vielleicht im Wasser Abschied nehmen will...

Die bedrückende Stimmung hast du mit passenden Worten und Metaphern ausgedrückt, auch mit bekannten Sinnbilder, z.B. Schatten und Eulenruf. das gefällt mir schon zum größten Teil.

Ich komme beim Lesen aber ins Stolpern, weil deine Auftakte nicht gleich sind und auch, weil die Metrik variiert, bzw. Wörter ungewöhnlich betont werden müssen.
Gut, du hast in jeder Zeile 11 Silben, was, soviel ich vom Sonett weiß, ok ist.
Doch trotzdem:

Still ists am See. In seinem Spiegelbilde,
nachtblau, schwankt Wolkenhimmel über Wellen.
Von fern ein Eulenruf! Im Kreis des hellen,
silbernen Mondlichts tanzen Schatten, milde.


hier muss Leser in Zeile 1 das zweite Wort betonen (Still ists am See. ...
was ich auch tat, doch schon in Zeile 2
nachtblau, schwankt Wolkenhimmel über Wellen.

muss ich nachtblau auf der 2.Silbe betonen, um in den Rhythmus zu kommen. Bin nicht scher, ob das in verschiedenen Dialekten Usus ist, ich betone da die erste Silbe oder beide betont.

gar nicht geht Zeile 4, finde ich:
silbernen Mondlichts tanzen Schatten, milde. wo ich auch die zweite Silbe von silbernen betonen müsste.

Verstehst du, was ich meine? oder sehe ich die Dinge verkehrt?
Ich hab es ein paar Mal gelesen, und mit ein wenig Anpassungsgefühl, wenn man manche Abschnitte als Daktylus liest, kommts mit dem Rhythmus allerdings hin. Von dir beabsichtigt?


Blaugold
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Alt 31.07.2009, 22:17   #3
Alma Marie Schneider
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 08.07.2009
Ort: Mittelfranken
Beiträge: 48
Standard

Ein Gänsehaut-Gedicht. Die Bilder sind sehr eindringlich. Irgendwie möchte man noch helfen, doch es nimmt seinen Lauf. Handwerklich halte ich mich als Nichtreimer heraus. Da kann ich nichts dazu sagen.

Liebe Grüße
Alma Marie
Alma Marie Schneider ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2009, 19:58   #4
wolfgang
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.07.2009
Beiträge: 42
Standard

Hallo Larin,

handelt Dein Sonett von Selbstmord?

Ich sehe ein lyr. Ich an einem See stehen und sich Gedanken machen. Der See liegt still und es ist nur eine Eule zu hören. Oben am Himmel sind Wolken, die sich im See spiegeln. Die zweite Strophe könnte man als Entschluss zum Selbstmord deuten. Die dritte Strophe kündet von der Relativität des menschlichen Lebens. Die Natur war vor uns da und wird noch immer bestehen, wenn wir schon längst vergraben und vergessen sind. Die letzte Strophe unterstreicht noch einmal den Entschluss des lyr. Ich`s. Warum viel Worte machen: ab in den See!

Ich finde die Sprache bleibt bildlich - was ich gut finde - und auch den Grund für die Verzweiflungstat erfährt man nicht. Das ist wahrscheinlich besser so, denn so kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Gerne gelesen.

Frohen Abend!

wolfgang
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Alt 03.08.2009, 21:36   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

lieber blaugold,

ja, ich glaube, du hast die sache metrisch besser gelesen als ich selbst.
der jambus ist bei genauerer betrachtung nicht ganz astrein - und kippt an manche stellen in den daktylus. ("silbernen" könnte ich auch in "silbrigen" abändern , dann fiel die hebung nicht so stark auf...)
ehrlich gesagt ist mir auch das ganze gedicht beim schreiben "gekippt" -
von einer friedlich ruhigen stimmung ins bitter-düstere...
anders wär es mir allerdings lieber gewesen. möglicherweise spiegelt sich hier auch der werdegang der LYRICHS wider?
es KÖNNTE also sein, dass hier jemand abschied nimmt vom leben, auf jeden fall wird hier das vergessen gesucht vor dem hintergrund einer beindruckenden landschaft......

liebe alma, lieber wolfgang,
über manche dinge KANN zu bestimmten zeitpunkten gar nicht gesprochen werden, schweigen drückt mitunter viel mehr aus. wollen wir hoffen, dass das schweigen des LYRICHS nur ein vorübergehendes ist....

danke auch euch beiden fürs lesen und kommentieren!
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2009, 21:39   #6
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe larin,

ich hab jetzt einfach nicht mehr die geistige Energie (von körperlicher ganz zu schweigen!), mein Lob in Worte zu fassen.
Morgen?
Ja! Morgen.

Verzauberte Nachtgrüße
von
cyparis


4.8.

Ich kann nur sagen:
Bezaubernd. Verzaubernd. Hinreißend.

Geändert von Leier (05.08.2009 um 10:35 Uhr)
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2009, 09:34   #7
Klatschmohn
MohnArt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
Standard

Liebe Larin,

in Deiner "Mondnacht am See" hast Du sehr stimmungsvoll ein Gefühl beschrieben, dass mich auch packt, wenn ich von der umgebenen Natur - vor allem geht es mir mit dem Nachthimmel so, so überwältigt bin.
Dann werde auch ich von so etwas wie von einer unbstimmten Furcht befallen, dass ich es zeitweise nicht aushalten kann.
Das ist dann keine Angst im eigentlichen Sinne, sondern die Gewissheit unserer menschlichen Kleinheit, letztlich auch unserer Verletzlichkeit und vielleicht auch unserer Unbedeutung.
Das Leben geht über uns hinweg, grade auch dann, wenn wir uns der Dimensionen besinnen, in die wir gestellt sind.
Übrigens passt der umarmende Reim des Sonettes hier gut zu dem Thema.

Liebe Grüße,
Klatschmohn
__________________

© Klatschmohn
Inselblumen
Trockenmohn
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