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Alt 16.07.2015, 21:03   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
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Lass uns schwofen gehen


Schau einmal hin und schon ist es vergangen;
von Augenblick zu Atemzug versiegen
Vernunft und Kraft beim Tanz der Eintagsfliegen,
so muss es für ein ganzes Leben langen.

Der Antrieb dieser Welt ist stetes Bangen;
dort findet sich die Angst, die Schrecken liegen
im Herzen eines Sternes und verschwiegen
hat Geist an einem Haufen Staub gehangen.

Wagst du ins Unbekannte dich zu heben,
betrittst du und verlässt ein Labyrinth
als Reisender und ganz allein im Leben.

So dreh dich, kreise wie ein Wirbelwind,
du weißt, noch einen Tanz wird es nicht geben,
wenn alle Trommeln leergeschlagen sind.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (19.07.2015 um 20:08 Uhr) Grund: Korrektur
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Alt 16.07.2015, 22:45   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
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Hi, Faldi!

Interssante Thematik, komplexe Sprache.

Allerdings verwirrt mich S1 ein wenig: Worauf bezieht sich das "es" in Z1? Das Leben? Das wird leider nicht erklärt. Ist das "es" in Z4 gleichen Bezugs? Auch hier hänge ich in der Luft und weiß nicht, was gemeint ist.

Beim ersten Terzett bin ich nicht sicher, ob das Komma in Z1 nach "du" nötig oder angebracht ist. Auch lässt sich die Zeile nur unwillig mit unbetontem Auftakt lesen.
Die Satzkonstruktion in Z2 und 3 ist zwar korrekt, allerdings hat man trotz mehrfachen Lesens das Gefühl, der Satz bliebe irgendwie unvollständig.

Die "leergeschlagenen Trommeln" haben mich als Bild fasziniert und mir sehr gefallen, wiewohl es - oder gerade weil es - widersinnig zu sein scheint, impliziert es doch, die Trommeln wären "gefüllt" mit Schall und würden sich mit jedem Schlage weiter leeren. Als Gleichnis für die Erschöpfung der Lebenskraft, die ebenso wenig "fassbar" ist wie Schall, allerdings ein geniales Bild!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 19.07.2015, 20:07   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.908
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Servus Erich,

Das "es" in der ersten Zeile ist ganz allgemein gehalten und soll gar nicht näher erläutert werden.
Nimm irgend ein Ereignis, schau hin und schon ist es Vergangenheit.
Das ist eine Aussage, die alles betrifft, und somit auch das Leben einschließt, wenn man sich von menschlichen Zeitmaßstäben löst. Das hast du ja schon erahnend erwähnt, deshalb bedard dies meines Erachtens auch keiner näheren Erklärung im Text.
Mit jedem Atemzug vergeht ein Augenblick, die körperlichen und geistigen Kräfte werden schwächer und im Angesicht der Ewigkeit ist alles nur ein Tanz von Eintagsfliegen, was denen aber eben für ein ganzes Leben genügen muss.

Das Komma ist wohl nicht zwingend notwendig an der Stelle, ich werde es, auch zum besseren Verständnis, entfernen.
Dass die folgenden Zeilen ein Gefühl der Unvollständigkeit erzeugen, kann ich nachvollziehen.
Normalerweise würde man wohl sagen:
Wagst du ins Unbekannte dich zu heben, betrittst und verlässt du das Labyrinth als Reisender und ganz allein im Leben.
Ich habe aber das "du" nach dem ersten Verb im Nebensatz gesetzt.
Die Problematik des unbetonten Auftakts der ersten Zeile nehme ich billigend in Kauf.

Ich werde aber "das" Labyrinth in "ein" Labyrinth ändern, vielleicht klingt es dann besser.

Die Interpretation der letzten Strophe ist vorbildlich. Du hast genau das erfasst, was sie aussagen sollte.

Es freut mich, wenn dir dieses Bild gefallen konnte...


Vielen Dank für Kritik und Gedanken zum Thema...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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