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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 08.12.2016, 09:47   #1
Thomas
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Standard Affenahnen

Affenahnen

Als Darwin nach seinem Bilde den Affen
zur Erklärung der Evolution erschaffen,
frohlockte die aufgeklärte Welt
ob des Ahnen, den man ihr zugesellt,
sie verkündet seither stolz und laut:
"Der Mensch, als 'imago dei' ist out!"

Der Affe erscheint in der Natur
fortan als Bindeglied-Kreatur.
Wo alles kreucht und fleucht und pfeift
und nur als fittester survived,
verbringt er die Tage damit auf Bäumen,
den vagen Traum vom Menschsein zu träumen.

Wie rührt uns die Affenmutterliebe
und fast erkennen wir menschliche Triebe,
wenn sie es herzt und drückt und zaust
und, ach so fürsorglich, entlaust!
Wie können wir doch durch sein Affengebaren
die eigene Nähe zur Schöpfung erfahren.

Wenn er, fast aufrecht, den Urwald durchstreift
und gierig sich reckend nach oben greift,
langt er nach himmlisch goldnen Bananen
und lässt unsren Griff nach den Sternen erahnen.
Er besitzt auch schon Spuren von Intelligenz –
dank "imago homo sapiens".
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (08.12.2016 um 10:31 Uhr)
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Alt 08.12.2016, 18:19   #2
Dana
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Lieber Thomas,

ich kann bei den Ähnlichkeiten zum Affen nicht mitreden.
Als ich in der ersten Schwangerschaft erfuhr, dass meine Blutgruppe rhesusfaktor negativ lautet, entschied ich für mich, dass ich nicht vom Affen abstamme.
Prozentual sind es ganz wenige Menschen, die diese Blutgruppe haben.
Wenn ich mein Verhalten beobachte und vergleiche, werde ich immer wieder bestätigt - ich habe etwas von "imago dei".

Dieser Humor gefällt mir sehr. Die Masse von rhesusfaktor positiv muss aber noch eine Weile an der Gleichstellung arbeiten.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 09.12.2016, 09:37   #3
Thomas
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Liebe Dana,

danke für deinen launigen Rhesus-Kommentar zu meinem affigen Gedicht. Eigentlich müsste man die dritte Strophe streichen, aber sie gefällt mir zu gut dafür.

Ich habe mich an das Gedichtlein (welches seit langer Zeit in meinen Notizen lag) erinnert und es nun überarbeitet veröffentlicht, weil ich gerade wieder einmal darüber nachdenke, wie das moderne Welt- und Menschenbild mit der Lyrik zusammenhängt. Wenn ich mir vorstelle, dass die Evolution in der Welt den schöpferischen Menschen notwendig zu ihrer Weiterentwicklung braucht (was einer Sicht des "imago dei" ohne Schöpferperson entspricht), dann sind wir als Menschen doch nicht diese "modernen" weltverlorene Wesen, die wir angeblich sein müssen, und könnten aufhören, Lyrik so zu schreiben, als ob das seien. Es ist also ein wirklicher Spaß über mich selbst, für den ich noch keine Lösung habe.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 09.12.2016, 09:45   #4
Wodziwob
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Hallo Thomas,

jaja, das gesuchte Missing Link, das war wohl ein ganzer Haufen verschiedener Hominiden, gab denn auch zwei Menschenarten, der etwas robustere Neandertaler ist einerseits ausgestorben, andrerseits lebt ein gut Teil von ihm in unseren Genen fort. Wessen ich mir lange vor dem erbrachten Beweis sicher war. Aber das nur am Rande.

Bei den Schimpansen gibt es tatsächlich schon Territorialkriege und auch Mord, will meinen gezieltes und grausames Töten etwa eines tyrannischen Anführers. Einem solchen, der wahllos die Weibchen der Sippe vergewaltigte und alle Schwächeren peinigte, rissen drei miteinander verschworene starke junge Männchen denn auch nicht nur die Augen aus den Höhlen, sondern auch die Hoden aus dem Sack. Ist Tatsache. Auch auf der Schattenseite lässt sich unsere Verwandtschaft mit den Affen und unsere Herkunft aus einem Zweig ihrer Hominiden nicht abstreiten. Bei den Bonobos wiederum herrscht ein überwiegend friedfertiges Matriarchat, Grund für die verschiedene Entwicklung der beiden "Stämme" ist die Banalität eines unüberwindlichen Flusses. Das war seinerzeit sicher nicht anders.

Inzwischen belegen Knochenfunde, dass nicht allein das hohe Steppengras für den aufrechten Gang verantwortlich zeitigt, sondern ebenso mit Kletterkunst zusammenhängt, da die Hominiden der frühmenschlichen Phase noch einen Daumen hatten an den Füßen ihrer verlängerten Beine und mühelos Steilwände überwinden konnten, die ihnen den Weg in neue Gebiete versperrten. Weshalb das Überbleibsel des Yeti auch in den höchsten Bergregionen des Himalaya überleben konnte.

Auch die bisherige These, dass der Sapiens ausschließlich in Afrika hervorgegangen sei aus dem ganzen Kuddelmuddel, wird durch Knochenfunde erschüttert, die sein gleichzeitiges Aufkommen in Asien beweisen. Ist schon sehr faszinierend, die Frühgeschichte der Menschheit. Die Zeitabschnitte, innerhalb derer der sogenannte Sprung zur Bewusstwerdung stattgefunden haben muss, sowohl des Selbst als auch der Sterblichkeit (was man angesichts der Todesangst von Tieren denselben sowieso nicht absprechen kann), sind vergleichsweise derart blitzartig kurz, dass man symbolisch ohne Weiteres vom biblischen "Sündenfall" sprechen könnte. Jaja, die alten Bücher und ihre Weisheiten...

Wir können uns allesamt bis an unsere Wurzeln zurück erinnern, irgendwo tief drinnen im Speicher unseres Unterbewusstseins, weshalb wir z.B. mit unbegründeter Angst vor Spinnen gesegnet sind, obwohl es bei uns schon seit Ewigkeiten keine giftigen mehr gibt, dasselbe gilt für tödliche Schlangen. Muss sich also niemand dafür schämen, ist genetisch bedingt, auch die Vorsicht gegenüber Gefahrenquellen ist vererbbar, so sie lange genug begründet war.

Ich jedenfalls lebe seit langem mit der Gewissheit, ein - dichtender - nackter Affe zu sein. Ob er denn wirklich intelligenter ist als seine behaarten Ahnen, sei dahingestellt.

Schön und gekonnt gedichtet übrigens!

Liebe Grüße
Wodziwob

Geändert von Wodziwob (09.12.2016 um 10:06 Uhr) Grund: Kleinigkeit
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Alt 10.12.2016, 14:03   #5
Thomas
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Lieber Wodziwob,

vielen Dank für dein Lob und den ausführlichen Kommentar. Unsere Verwandschaft sehe ich recht positiv, weshalb ich auch ziemlich sicher bin, dass der Mensch die Natur nicht ruinieren wird, diese Furcht kommt aus einer Ideologie, die den Menschen der Natur entgegensetzt, nur weil er kognitive Fähigkeiten hat, als ob das etwas unnatürliches wäre - hat die Evolution doch auch gemacht. Ich habe keine Angst vor Spinnen, und auch nicht vor Spinnern.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 11.12.2016, 08:08   #6
Angelika
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Sieh mal, das hat der Darwin eben nicht gemacht, nämlich den Affen als den Vorfahren des Menschen benannt. Sondern beide, der Mensch und der Affe, gehen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück. Dieser Vorfahr konnte logischerweise kein Affe sein, wenn sich aus ihm erst der Affe und der Mensch gebildet haben, bestehenfalls war er halb Mensch, halb Affe. Logisch?

Nun ist dein Gedicht nicht ganz ernst gemeint, und da will ich auch nicht so ganz ernst rangehen, Wodziwob. Entschuldige die kleine Korrektur.

Angelika
Angelika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2016, 09:04   #7
Thomas
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Liebe Angelika,

da habe ich ja nochmal Glück gehabt, dass mich nicht dein ganze Härten der Logik getroffen hat. Die Einzelheiten sind mir auch gar nicht so wichtig. Mir langt es, wenn wir im Affen unser Bild erkennen und dadruch angeregt werden, nach dem zu suchen, was wesen-tlich in uns steckt.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 11.12.2016, 09:36   #8
Wodziwob
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Zitat:
Zitat von Angelika Beitrag anzeigen
da will ich auch nicht so ganz ernst rangehen, Wodziwob.
Ernst? Wie man's nimmt, Angelika. Alles, was wir haben, sind versteinerte Knochen und Fußabdrücke, was aber in Lucys Kopf vorgegangen ist... da bleiben uns nur Hypothesen. Wir gehen immer von einem rasanten Entwicklungssprung aus, wenn wir die letzten paar Tausend Jahre ins Auge fassen, das Zeitalter des Sapiens begutachten... aber wir haben keinen Dunst, was es da unfassbar lange davor schon Alles gegeben hat an sprunghafter Weiterentwicklung. Und ob sich die Abzweigung der Menschenaffen nur deshalb mehr Zeit lässt damit, weil sie bisher prächtig mit dem Bisherigen ausgekommen ist. Bevor wir auf den Plan traten, die immer irgendwie Unzufriedenen mit dem Erreichten, um ihnen auch noch den letzten Lebensraum zu rauben. Ich sehe da einen klaren Bruch mit der Natur, den wir unermüdlich mit der Abstraktion des "Machbaren" auszugleichen versuchen. Klappt aber nicht, kann nicht funktionieren, weil wir eben Teil der Natur sind.

Da bist Du sehr viel optimistischer als ich, Thomas, der ich zwar auch keine Spinnen fürchte, nicht einmal Schlangen, aber ohne Frage ein Spinnerter bin. Beruhigend, dass Du keine solchen fürchtest.

Liebe Sonntagsgrüße
Wodziwob
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Alt 12.12.2016, 07:50   #9
Thomas
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Lieber Wodziwob,

ich denke nicht, dass du ein Spinnerter bist.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 12.12.2016, 11:26   #10
Wodziwob
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Naja, Thomas,

ich hatte so meine sprunghaften Entwicklungsphasen...

Nein, freut mich. Wirklich.

Liebe Grüße
Wodziwob
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