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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 05.10.2011, 21:11   #1
Chavali
ADäquat
 
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Standard Windflüchter


A
uf den Dünen stehen Bäume,
deren Haupt landeinwärts zeigt,
Seewind peitscht die breiten Kronen -
wie ihr Stamm sich knorrig neigt!

Hundert Jahre lang und mehr
wurden sie von Sturm geformt,
trugen still das Salz des Meeres,
ihre Äste ungenormt.

Zeugen sind sie von der Kraft
ungebändigt wie ein Kind
wellenbrechender Orkane,
manchmal auch nur leichter Wind.

Zeiten gehen lang vorüber
und der Flüchter steht noch dort,
fest die Wurzeln eingegraben
an dem sturmumtosten Ort.




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Geändert von Chavali (06.10.2011 um 18:42 Uhr)
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Alt 05.10.2011, 21:45   #2
a.c.larin
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hallo chavali,

windflüchter sind ein herrliches thema - da steht mir sofort ein ganzes landschaftsgemälde vor augen!

darf ich hier ein bisschen dreinblasen wie der Wind?

Aus den Dünen ragen Bäume,
deren Haupt landeinwärts zeigt, ("neigt" bräuchte ein reflexives "sich")
Seewind peitscht die breiten Kronen-
wie ihr Stamm sich knorrig neigt!

Hundert Jahre lang und mehr
wurden sie von Sturm geformt,
trugen an der Salzlast schwer,
blieben dennoch ungenormt.


Und ihr Wildwuchs zeugt von Kraft
ungebändigt wie ein Kind:
Trotzen wütenden Orkanen,
winken dir im leichten Wind.


Zeiten gehen lang vorüber
und der Flüchter steht noch dort,
fest die Wurzeln eingegraben ( er wird hoffentlich mehrere haben)
an dem sturmumtosten Ort.


oje - hoffentlich hab ich da jetzt nicht zu wild dreingeblasen...?
aber ich war so begeistert.
dazu müsste man jetzt etwas malen können!

(oder noch besser: dort auf urlaub sein! )

lg, larin
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Alt 06.10.2011, 07:07   #3
fee
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wirklich ein schönes thema für einen bildgewaltigen text, chavali!


ich möchte aber auch noch ein wenig "dreinblasen", weil mir ein paar kleinigkeiten - trotz großen genusses! - ins gehör gehüpft sind beim lesen:

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
Auf den Dünen stehen Bäume,
Kopf landeinwärts sacht geneigt,
Seewind peitscht die breiten Kronen,
(und ihr) zäher Stamm sich knorrig zeigt. ["und ihr" find ich nicht ganz so elegant in einem gedicht]

Hundert Jahre lang und länger [ich würde beim letzten wort der ersten zeile jeder strophe die zweisilbigkeit beibehalten, um dem text mehr innere struktur zu geben. daher statt des "mehr" ein "länger" z.bsp.]
wurden sie von Sturm geformt,
trugen still das Salz des Meeres,
ihre Äste ungenormt. [eine wunderschöne strophe. mein favorit!]

Zeugen sind sie jener Kräfte -
(ungebändigt wie ein Kind)gleichen denen eines Kinds -
wellenbrechender Orkane,
manchmal auch nur leichten Winds. [wessen zeugen sind sie. also genetiv. sonst ist die letzte zeile hier nicht grammatisch angeschlossen und in ihrer aussage eher verwirrend]

Zeiten gehen lang vorüber
und der Flüchter steht noch dort,
fest die Wurzeln eingegraben
an dem sturmumtosten Ort. [auch diese strophe von klangmelodie und bild total schön!!!]



sehr gern gelesen.
ich hoffe, die reinpusterei von mir vergrämt dich nicht allzu sehr.


liebe grüße,

die fee
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Alt 06.10.2011, 15:50   #4
Chavali
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Hallo liebe larin,

Zitat:
darf ich hier ein bisschen dreinblasen wie der Wind?
Natürlich, ich bitte darum. Das ist doch erst die Würze im Gedichte-Menü
Zitat:
windflüchter sind ein herrliches thema - da steht mir sofort ein ganzes landschaftsgemälde vor augen!
Stimmt, das geht mir genauso. Auf Rügen gibt es besonders viele.

Für deine Ideen hab herzlichen Dank. So viele Möglichkeiten!
Ich schau mal, ob was gebrauchen kann davon


Liebe fee,
Zitat:
ich möchte aber auch noch ein wenig "dreinblasen", weil mir ein paar kleinigkeiten - trotz großen genusses! - ins gehör gehüpft sind beim lesen:
Nur zu, ich bin diesen Fällen windfest
...
Gut hört es sich an, wäre auch eine Alternative. Da hab ich ja die Auswahl.
Zitat:
wirklich ein schönes thema für einen bildgewaltigen text, chavali!
Danke, vielen Dank!


Ich freu mich und grüße herzlich mit einem kräftigen Wind
Chavali


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Alt 06.10.2011, 18:47   #5
ginTon
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hi chavilein

Vorab, ich finde das Thema wieder sehr gut dargestellt und auch so gefällt mir dein Text sehr gut. Ich finde ja solche Bäume immer gewaltig und gerade in der s/w Fotografie immer sehr gut. Das sind echte Hingucker...

Auch die Beschreibung des ganzen gefällt mir sehr gut...Ich habe nur eine Kleinigkeit für mich entdeckt, welche mir weniger zusagte: "ungenormt" ist Geschmackssache und in dieser Strophe:

Zeugen sind sie von der Kraft
ungebändigt wie ein Kind
wellenbrechender Orkane,
manchmal auch nur leichter Wind.

(des leichten o. vom leichten)=Zeugen des leichten Windes oder Zeugen vom leichten Wind?

ansonsten finde ich das Werk sehr gut, selbst die Wurzel, wenn er denn eine Pfahlwurzel besitzt, könnte man im Singular so stehen lassen,, gefällt mir guter Text ...LG gin
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Alt 06.10.2011, 19:15   #6
Chavali
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hi ginnie,

ich glaub mal, gerade als du geschrieben hast, habe ich einige kleinere Veränderungen vorgenommen.
Zum Beispiel gibts jetzt auch die Wurzeln in der Mehrzahl

Deine Idee für die dritte Strophe lasse ich mir durch den Kopf gehen.

ungenormt ist so ein schönes Wort - ich glaub ich lass es - oder doch nicht.. *zweifelnd guck*


Hab lieben Dank und sei windigerweise gegrüßt,
chavi
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Alt 06.10.2011, 19:52   #7
ginTon
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hi chavilein

Zitat:
ungenormt ist so ein schönes Wort - ich glaub ich lass es - oder doch nicht.. *zweifelnd guck*
krass na ja weiß auch nicht,, vllt ne nacht drüber schlafen?

hier war heutz ganz schöner Wind ehrlich gesagt, also musste mal schauen windige Grüße ginnie
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Alt 10.10.2011, 10:25   #8
Chavali
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Zitat:
Zitat von ginTon Beitrag anzeigen
krass na ja weiß auch nicht,, vllt ne nacht drüber schlafen?

[...]
Hi ginnie,

habe einige Nächte drüber geschlafen - ungenormt ist sicher seltsam in einem lyrischen Text.
Aber gerade deshalb behalt ich das Wort.

Ich hoffe, du kannst damit leben


Ungenormte Grüße
chavi
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Alt 10.10.2011, 17:52   #9
Dana
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Liebe Chavali,

ich kenne diese geneigten Bäume - meist hinter den Deichen, am Rande der Zufahrtsstraßen zum Meer und auf den Dünen.
Als ich dein Gedicht las, bekam ich sofort vertraute Bilder. Manchmal stehen sie so schräg, dass man glaubt, der nächste Sturm würde sie entwurzeln. Aus der Nähe betrachtet, erkennt man, dass sie bereits vielen Stürmen standhielten und die nächsten ganz bestimmt überleben werden.

(Als "Fischkopp" muss ich gestehen, dass ich den Ausdruck "Windfüchter" nicht kannte und ihn begierig aufgesogen habe - danke dafür.)

Über "ungenormt" bin ich auch gestolpert, weil dieses Wort sich so "gemacht", fast technisch anfühlt. Andererseits entspricht aber die gesamte Natur einer "Normlosigkeit", ganz besonders in der Verästelung der Bäume.
Darum schlage ich vor: Lass es stehen, denn es ist kein neues Wort. Es stammt vom Lateinischen ab - also sehr alt und der Lyrik würdig.

Schöne Idee, die Windflüchter in lyrischen Zeilen zu verdichten. Sie gefallen mir, die Verse.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 10.10.2011, 18:52   #10
Chavali
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Liebe Dana,
Zitat:
Zitat von Dana
Manchmal stehen sie so schräg, dass man glaubt, der nächste Sturm würde sie entwurzeln.
Aus der Nähe betrachtet, erkennt man, dass sie bereits vielen Stürmen standhielten [...]
Leider habe ich keine privaten Bilder dieser herrlich skurillen Bäume.
Meist sind es ja Kiefern.
Im Internet habe ich viele Fotos gefunden, die man doch aber nun nicht einstellen darf.
Schade. Früher durfte man das.
Zitat:
Schöne Idee, die Windflüchter in lyrischen Zeilen zu verdichten. Sie gefallen mir, die Verse
Danke, das freut mich

Ungenormte, liebe Grüße!
Chavali



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