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Alt 16.08.2009, 16:04   #1
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard die fee und ihr dämon

die asphaltfee hatte lernen müssen am boden zu bleiben.
ihn zu ihrer basis zu machen anstelle der dünnen luft mit den wenigen landeplätzen.

zu viel fliegen ließ sie die menschen und sich selbst aus den augen verlieren.
stets nur von oben auf sie herabzublicken hatte ihre perspektive verschoben und ihr flug war taumelig geworden.

was zog sie nach oben?
was nach unten?
und was unter die oberfläche des „unten“?

tiefe.
sie hatte erkannt, dass die tiefe nur angst machte, wenn man nicht bereit war zu sehen welche wesen dort warteten. nicht „sie“ verbargen sich vor einem, „man“ hatte angst hinzusehen.

plötzlich war da eine morastige untiefe in ihrem wald gewesen.
der sog der tiefe dort hatte nun schon länger nach ihr gerufen. sie hatte schließlich nachgegeben und war der stimme gefolgt.

und hatte einen teil von sich gefunden.
in der tiefe, in die sie sich hatte sinken lassen.
sie wusste noch, wie sie für einen moment angst gehabt hatte, sie müsste ersticken, als die dunklen fluten über ihr zusammenschlugen.
ihre wahrnehmung dort unten war völlig unbekannt gewesen.
sie sah sich wie in einem spiegel, der ihr ein anderes ICH zeigte. und es sah nicht gerade schön aus, was sie dort von sich sah.
mit diesem eindruck war sie wild strampelnd zurückgekehrt an die oberfläche. das bild, das sie nun nicht mehr abschütteln konnte, hatte einem janusköpfigen dämon geglichen und es hatte ihr angst gemacht.

und sie konnte jetzt und hier fühlen wie diese beiden gesichter mehr und mehr zu verschmelzen begannen. mit jedem tag.

würden die menschen sie in zukunft fliehen? würden sie ihr noch immer vertrauen?
würde sie sie noch immer voller wärme ansehen und ihnen mit einem lächeln durch deren augen hindurch bis in ihre herzen ein stückchen freude schenken können?
sie hatte das stets so gerne getan.
sie würde es vermissen.

wie ein schattenbild haftete es nun an ihr und ging nicht mehr ab.
ließ sie überraschend die mundwinkel nach unten ziehen, krallen an ihren zarten händen ausfahren und ihre augen zu schmalen schlitzen werden. auchihre zähne fühlten sich an, als würden sie in manchen momenten lang und bereit zuzubeißen.

sie erkannte sich selbst nicht mehr. also mied sie ihre geliebte stadt und verbarg sich in ihrem wald. so gut sie konnte. niemand sollte sie so sehen! einzig ihren treuen begleiter, den keiler, ließ sie an sich heran.

doch an dem tag, als der wald still wurde und der dämon von außerhalb die grenzen überschritt und sie fand, war er nicht da, ihr zu helfen. ihr erster impuls, wie früher, war der, einfach wegzufliegen. doch das war ihr wald. sie wollte ihn nicht verlieren. in diesem wald lebten ihre vögel und insekten, wuchsen ihre bäume und farnbüschel und ruhten ihre findlinge. die konnte sie nicht aufgeben.

als sie diesmal die veränderung in ihrem gesicht wahrnahm, während der dämon und sie sich stumm belauerten,erkannte sie, welche fähigkeiten sie aus der tiefe nach oben geholt hatte. und als ihre krallen die haut aufplatzen ließen und ihre eckzähne zu fangzähnen wurden, war sie bereit...




.fee ´ 09
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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Alt 18.08.2009, 07:51   #2
Hans Beislschmidt
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Benutzerbild von Hans Beislschmidt
 
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Hey Fee,

Die Metamorphose einer Fee, die sich auf ihre eigene Wehrhaftigkeit besinnt. Gut beschrieben. Krallen zeigen, kann nur gut sein die Dämonen in die Schranken zu weisen. Das machen Keiler mit ihren Zähnen ja auch.

Grunzi Gruss vom Hans
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chorch chorch
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