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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 09.09.2011, 19:08   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Sommerausklang

Als hätte ihnen Fernes nun gewunken,
fällt manchmal hier ein Blatt und manchmal da -
noch sind die Falter sonnenselig, wärmetrunken,
sie ahnen nicht, was nächtens schon geschah.

Ganz leise seh ich sie hernieder sinken:
Es fällt die Blüte, löst aus ihrer Pracht
nun Hauch um Hauch, ein sanftes Abschiedwinken.
Die Grille zirpt nicht mehr, bleibt still zur Nacht.

Und Bäume holen alle Kräfte nieder,
nach innen, wo sie wurzelhaft bestehn,
wenn über leeren Feldern Drachen wieder
Ballette tanzen und die Winde wehn.

Als hätte Allem Fernes schon gerufen,
zurückzukehren - könnt es anders sein? -
wärmt nun die Katze sich auf den noch warmen Stufen
und schläft dort dankbar und zufrieden ein.

Geändert von a.c.larin (20.09.2011 um 18:21 Uhr)
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Alt 10.09.2011, 12:07   #2
Sanssouci
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe Larin!

Dein Sommerausklang spricht mich sehr an. Schöne, zarte Bilder zeichnest du und ich kann mich gedanklich mit jeder Strophe "anfreunden".
Einzig in S 3, Z 4 würde ich das "und" durch ein "weil" ersetzen, da ja der Wind Voraussetzung für das Drachenfliegen ist.
Sehr gerne gelesen und kommentiert!

Grüßa an dich von Sanssouci
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Alt 10.09.2011, 17:54   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe larin,

was die "Bilder" betrifft, möchte ich mich Sanssouci anschließen. Gestern erst hatte ich einen großen Nachtfalter in der Küche (es war gar nicht so einfach, den "flatternden Gast" unbeschadet wieder nach draußen zu befördern). Heute war es so warm, dass wirklich die Schmetterlinge eifrig unterwegs waren, die Wespen (leider) auch ...

Zitat:
Ganz leise seh ich sie hernieder sinken:
Es fällt die Blüte, löst aus ihrer Pracht
nun Hauch um Hauch, ein sanftes Abschiedwinken.
Die Grille zirpt nicht mehr, bleibt still zur Nacht.
Hier gibt es einen "Trost". Zum Glück gibt es die Herbstblüher, die gerade erst mit ihrer Blüte beginnen, und an denen wir uns bis zu den ersten Frösten (*fröstel*, das darf gerne noch warten!) erfreuen können.

Allerdings sind die Kastanienbäume dieses Jahr schon völlig braun, sie sind sehr "früh" dran.

Mich spricht persönlich gerade Strophe 3 an, denn beim Gedanken an Drachen tauchen viele Erinnerungsbilder auf. Einmal, das war lustig, verhedderten sich zwei derart miteinander, dass es eine halbe Stunde, eine Schere und ein paar Knoten zur "Rettung" brauchte.

Sanssouci hat mit seiner Anmerkung zu "und" nicht unrecht, aber eigentlich gehörte dorthin ein "wenn", was aber nicht geht, da du dieses Wort bereits im vorhergehenden Vers verwendest. Also denke ich, es kann auch stehen bleiben.

Wirkliche Kritik habe ich keine, denn meine persönliche "Antipathie" gegen Elisionen in Endreimen ist genau das - persönlich. Würde es stören, sie in Strophe 3 auszuschreiben? Den Rhythmus würde es nicht beeinflussen, und die weiblichen Kadenzen könnten sogar noch, aufgrund ihrer "Weichheit", den "Rückzug ins Innere" unterstreichen oder sogar den "Wind" symbolisieren. Das kommt natürlich auf den Geschmack und die jeweilige Sichtweise an, ist also kein "Mäkeln", nur Anmerkung.

Für Strophe 4 hätte ich allerdings einen Vorschlag bezüglich der Elision "zurückzukehrn".

Wie wäre es mit:
Zitat:
Als hätte Allem Fernes schon gerufen,
zurückzukehren - könnt es anders sein? -
wärmt nun die Katze sich auf den noch warmen Stufen
und schläft dort dankbar und zufrieden ein.
Wenn du das "wie" einfach weglässt, ändert sich die Aussage nicht, und "zurückzukehrn" kann als "zurückzukehren" ausgeschrieben werden. ("könnt" fällt nicht so auf.) Ist aber nur ein Vorschlag zur Güte!

Gerne und ein wenig melancholisch "angehaucht" gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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.

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Alt 10.09.2011, 21:29   #4
Dana
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Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Larin,

er, der Sommer, schickt sich an zu gehen. So wie ein lieber Gast, dessen Koffer und Taschen bereits aufgegeben sind, den wir zum Tor begleiten und dort doch noch ein gutes Stündchen oder länger plaudern.

Sehr schöne Bilder in melancholischer aber versöhnender lyrischer Sprache.
Kein Wehklagen - nur Dankbarkeit für eine Zeit, die gewesen ist und ganz bestimmt wieder kommt. Die Katze drückt es besonders gut aus.

Auf das ferne Winken wird schon reagiert. Gerade eben sah ich auf die Straße und sah dort Birkenblätter liegen.

Gefällt mir sehr, dein Sommerausklang.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 20.09.2011, 18:20   #5
a.c.larin
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hallo, ihr lieben
ein einziges blatt , das zu boden fällt, löst manchmal eine lange kette von gedanken und gefühlen aus.....

ich saß so auf meiner terrasse und lauschte dem blätterfall...

das "wenn" und "weil" hat stimme der zeit schon geklärt - ich möcht es deshalb auch lieber so lassen, wie's ist.
die elision in der vierten strophe nehme ich weg, danke! ( die gefiel mir selber auch nicht so toll).

in strophe drei am zeilenende stört sie mich weniger - würde man diese textzeile nämlich singen , so ergäbe sich ein schöner, langgezogener ton : besteeeehn......
(bei "bestehen" muss man das h wieder extra anhauchen, ist nicht so angenehm beim singen. ich hör das halt mit einem sängerohr).

ich bin dem sommer auch dankbar für seine geschenke. und nun warte ich schon mit freude darauf, was der herbst so alles bringt!

liebe grüße, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2016, 12:21   #6
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi larin!

Wunderschöner versonnener Text! Hab ich erst jetzt zufällig entdeckt.

Ein paar Zeilen haben Überlänge (6 Heber):


Als hätte ihnen Fernes nun gewunken,
fällt manchmal hier ein Blatt und manchmal da -
noch sind die Falter sonnenselig, wärmetrunken, Ein Heber zuviel. Altern.: "noch sind die Falter selig sonnentrunken"
sie ahnen nicht, was nächtens schon geschah. Mit "und" statt "sie" fortgesetzt wäre der Satz flüssiger. In dem Fall wäre das Komma am Ende der Vorzeile zu streichen.

Ganz leise seh ich sie hernieder sinken:
Es fällt die Blüte, löst aus ihrer Pracht
nun Hauch um Hauch, ein sanftes Abschiedwinken.
Die Grille zirpt nicht mehr, bleibt still zur Nacht.

Und Bäume holen alle Kräfte nieder,
nach innen, wo sie wurzelhaft bestehn,
wenn über leeren Feldern Drachen wieder
Ballette tanzen und die Winde wehn.

Als hätte Allem Fernes schon gerufen, Ich glaube, "allem" schreibt man hier klein, obwohl es eigentlich hauptwörtl. gebraucht ist.
zurückzukehren - könnt es anders sein? -
wärmt nun die Katze sich auf den noch warmen Stufen Ein Heber zuviel. Altern.: Streiche "den noch".
und schläft dort dankbar und zufrieden ein.


Sehr gern gelesen! Stimmt bald schon wieder mal ...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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