22.10.2011, 11:38 | #28 | |||||||||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
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Hallo, Faldi,
Zitat:
Der Mensch neigt dazu, sich an bereits Vergangenem "festzuhalten", selbst wenn dies sich längst als negativ oder falsch herausgestellt hat. Es wird zu wenig selektiert, ob etwas aus der Vergangenheit es wert ist, bewahrt zu werden oder ob es aufgrund seiner schädlichen Auswirkungen verworfen werden sollte. Nehmen wir das Automobil. Das erste Auto fuhr 1886. Aufgrund mangelnder Erfahrungen konnten damals die "Folgen" nicht bedacht werden. Ein Auto produziert schädliche Abgase. Nun, obwohl wir heute diese Erfahrung bereits gemacht haben, ändert sich nichts, das Auto wird weiterhin nach dem damaligen "Grundprinzip" gebaut. Es wurde weiterentwickelt, verfeinert und modifiziert. Dennoch: Es fährt nach wie vor mit Benzin - obwohl das zu ändern wäre. Der Mensch neigt zum "Festhalten". Ihm genügt es, dass etwas funktioniert, und so lange es funktioniert ("gut" oder "schlecht" sei dahingestellt) wird es beibehalten. Ich möchte mich nicht darüber auslassen, was dem der Wunsch nach schnellerer Fortbewegung zu Grunde liegt. Wir domestizierten Reittiere, bevor wir das Automobil erfanden. Dann müssten wir auch erörtern, weshalb dieser Wunsch gehegt wurde und wird. Das führt zu weit. Dass Diktaturen existierten und existieren, liegt in einem Verhaltensmuster der Menschheit begründet, das wir, so wir es wünschten und es genau nehmen wollten, bis zur Entstehung der ersten Sozialstrukturen der Arten von Lebewesen, die uns "vorausgingen" zurückverfolgen könnten. Jede Sozialstruktur basiert nach wie vor auf dem "Anführer-Gefolgschaft"-Prinzip. An dieser Grundlage hat sich bis heute nichts geändert - auch das wurde lediglich modifiziert, auch die "Gewaltenteilung" einer Demokratie ändert nichts an der "Grundlage", denn dieses Prinzip gilt unabhängig von der Anzahl der "Leittiere". Banal ausgedrückt: Menschen brauchen jemanden, der (oder Plural: die) sagt (sagen), wo es "langgeht". Kurze humorvolle Einlage: Abgesehen von spezialmodifizierten, selbstdenkenden Einzelfällen, die zwar ebenfalls ein "ethisch-moralisches Leitsystem" benötigen, aber aufgrund von bewusster Eigenverantwortlichkeit in der Lage sind, auf "Anführer" zu verzichten. Die Religion. Wenn wir vertiefen, was eine Religion eigentlich ist, dann müssen wir nicht unbedingt deren Unlogik bzw. die Nicht-Bereitschaft, die Nicht-Existenz einer Seele und somit den Tod des "Ichs" zur Argumentation heranziehen. Jede Religion bildet hierarchische Sturkturen aus - womit wir wieder beim "Anführer-Gefolgschaft"-Prinzip wären. Wobei ich zu fragen wage, ob "blinder Glaube" sich lediglich auf Religion beschränkt. Eine Ideologie erfüllt den gleichen Zweck, selbst wenn sie nicht dasselbe ist, denn, wie gesagt, die Ursache ist ein Verhaltensprinzip. Zitat:
Es gilt, was du über die wesentlich größere Toleranz polytheistischer antiker Religionen sagst. Ich denke, dieser liegt zugrunde, dass es derart viele unterschiedliche Götter waren - es gab ja sogar für jedes Haus eine eigene "Hausgottheit". Dem zu Folge boten solche religiösen Systeme mehr "Raum" für die Anerkennung von "etwas Anderem", wie beispielsweise der Philosophie. Setzen wir den damaligen wissenschaftlichen Kenntnisstand voraus, dann wird klar, weshalb diese Allegorien notwendig waren. Sie dienten dazu, das "Unerklärliche" zu erklären. Wobei es notwendig ist, dass die Erkenntnisse falsch waren, da sie auf spekulativen und irrigen Parametern beruhten. Das ist zu "entschuldigen", denn auch die Wissenschaft irrt sich und entwickelt Theorien aufgrund bisherig als korrekt angesehenen Parametern, die sich jedoch ändern können und sich dadurch bis zu diesem Zeitpunkt als korrekt angenommene Ergebnisse dann durch neu hinzukommende Informationen Theorien/Erkenntnisse als falsch herausstellen. Der "gravierende Unterschied": Der größte Teil der "wissenschaftlichen Welt" ist zum Umdenken bereit, und auch dazu, Irrtümer oder Fehler einzugestehen (wobei allerdings Einstein ein gutes Beispiel dafür ist, dass das nicht immer der Fall ist). Jedoch ist die Situation bei Religionen auch hier "umgekehrt". Dort akzeptiert der "größte Teil" bereits die Möglichkeit eines Irrtums nicht. Betrachten wir die Justiz. Sie dient dem Zweck, soziale Strukturen aufrecht zu erhalten. Dazu bedient sie sich, und ja, ebenso wie die Religion, einer Vorgehensweise, die auf "Strafen" für schädliches und/oder unmoralisches Verhalten basiert. Die Parallelen sind erkennbar. Ohne moralische Werte keine Regeln, keine Gesetze und ohne diese keine funktionierende Sozialstruktur. Auch hier könnte man die "Grundlagen" erforschen, aber auch das ginge zu weit. Zusammenfassend soll diese Ausführung nur veranschaulichen, weshalb es Religonen, Philosphien, Regeln und Gesetze gibt. Der Mensch benötigt ein "Orientierungssystem", das ihn "führt", ihm sagt, wo es "langgeht". Fehlverhalten hat negative Konsequenzen, korrektes Verhalten entweder positive oder zumindest keine negativen. Ja, es stellt sich natürlich die Frage: Wie effektiv ist ein moralisches Leitsystem? Religionen sind ineffektiv, da sie auf Unlogik und Emotionen beruhen - auf Irrationalität. Philosphien sind wesentlich effektiver, da ihnen logische Prämissen zu Grunde liegen - sie sind rational. Ich denke jedoch, auch hier liegt der "Wert" von "Grundlagen der Moral und Ethik" nicht, wie du anführst, im "Schaffen von mehr"; sondern in deren Effektivität. Daher sage ich: "Große" Philosophen wie Kant und Schopenhauer schufen nicht "mehr" Grundlagen, sondern "bessere, logischere, effektivere". Zitat:
Zitat:
Wie bereits oben von mir angeführt, stimme ich dir bezüglich der "noch unbeeinflussten" jungen Menschen zu. Eine "andere Prägung" ergibt ein "anderes neuronales Netz" und daher ein "anderes Denkmuster". Ich bin in dieser Hinsicht auch nicht "dogmatisch" (denn diese "Gefahr" besteht auch bei der Philosphie) und betrachte die "verblendeten Alten" dennoch mit einem gewissen Maß an "Nachsicht". Wenn auch sie bereits in ihrer Kindheit "geprägt" wurden, dann bedarf es einem hohen Maß an intellektuellen Fähigkeiten, um eine solche Prägung zu durchbrechen. Da dies eher selten der Fall ist, agieren die meisten von ihnen im Grunde genommen "ohne andere Wahl", da ihnen der Intellekt fehlt, sie zu überwinden. Für sie ist es "zu spät". Zitat:
Und, unverdrossen: Wie groß die "homogene Masse" auch sein mag, sie umfasst nicht alle und kann daher nicht als "Gemeinplatz" festgelegt werden. Auch die Existenz von Individuen, die kein Bestandteil dieser "Mehrheit" sind; die Existenz von "nicht-homogenen Einzelnen" darf nicht vergessen werden! Zitat:
Zitat:
Allerdings: Dein zweiter Vorschlag würde das Reimschema des Sonetts nicht passen. Dann ergäbe sich aaab. Sollte dieser sich jedoch auf den dritten Vers beziehen, wäre er zwar akzeptabel, aber ich möchte das "Mittelalter" als Bezug zu den "Feudalstrukturen" behalten. Daher ändere ich Vers 1 deinem Vorschlag entsprechend. Danke. Zitat:
Zitat:
Erneut einen herzlichen Dank für deinen ausführlichen, intensiven und gut durchdachten Kommentar! Liebe Grüße Stimme
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