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Alt 02.02.2018, 13:09   #1
Laie
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Standard Es rauscht ein wilder Fluss

Es rauscht ein wilder Fluss durch meine Mitte,
durch diese wunderweite Seltsamkeit.
Und jede Woge ist wie eine Bitte
an jemanden, der diese Tiefe weiht.

Und immer lauter breitet sich das Tosen
und wächst zum Wunsch. Er wird so übergroß.
Und irgendwer hält ihn in seiner bloßen
und zarten Hand und lässt ihn nicht mehr los.

Geändert von Laie (02.02.2018 um 13:24 Uhr)
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Alt 02.02.2018, 17:10   #2
Erich Kykal
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Hi Laie!

Das Gefühl verlorener oder unerwiederter Liebe ist herzzerreißend - ich weiß auch ein Lied davon zu singen! Wer wohl nicht, hat er nur lang genug gelebt!?

Ich habe irgendwann aufgehört, meine Tiefen weihen lassen zu wollen - ich sprach mir selbst den Segen und blieb dabei. Weniger Verletzungsgefahr.

Aber das war mein Weg, und jeder muss den eigenen da durch finden. Es bleibt - zumindest für ein oder zwei Jahrzehnte - die Hoffnung auf ein anderes Glück. Noch reiner oder bescheidener, mit mehr Kompromissen? Das sucht sich jeder selbst aus. Ich war letztlich zu wählerisch, und mein leidendes Selbstwertgefühl redete mir ein, ich hätte, so wie ich war, ohnehin kein Glück verdient.

Es stimmt schon - die größten Feinde sind wir uns selbst ...

Ich wünsche deinem LyrIch ( ), dass es die erlösende zarte Hand finden möge. Garantie für Glück ist das natürlich auch keine, denn nur zu oft müssen wir im Leben feststellen, dass der Wunsch kostbarer war als die Erfüllung, weil man ihn sich - im Gegensatz zur Realität - rein erhalten konnte!

Dass dein Werk stilistisch unüberbietbar ist, muss ich nicht erneut eigens ausbreiten - du kennst meine Ansicht zu deiner Arbeit mittlerweile. Chapeau zu diesem Kunstwerk!

Dieses Gedicht erinnert mich besonders an einige Stellen aus Rilke's "Stundenbuch", in dem er seine gläubige Verklärung feiert - Liebe zu Gott und Liebe zu einem Menschen, wo ist der Unterschied ...!? Größer können Gefühle kaum sein.

Allergernst gelesen von einem in beiderlei Hinsicht Entzauberten. Doch die Erinnerung bleibt ...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 03.02.2018, 09:37   #3
Laie
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Hi eKy,

ich glaube, dass es die Liebe wert ist das Verletzungsrisiko einzugehen. Zumindest glaube ich das noch. Aber was mir auch wichtig ist: Mit mir selbst glücklich sein zu können, damit das eigene Glück nicht zwangsweise und vollständig von einer anderen Person abhängt.

Im Gegensatz zu Rilke spielt Gott in meinem Leben keine Rolle. In schweren Momenten wäre der Gedanke zwar oft tröstlich, aber ich denke, wenn es eine größere Macht gibt, dann ist dies sicherlich nicht der christliche, jüdische oder muslimische Gott.

Ich danke dir für deine Worte und den kleinen Einblick in deine Tiefen.


Gruß,
Laie
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Alt 03.02.2018, 09:44   #4
Eisenvorhang
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Hallo Laie,

abseits der Lyrik wurde schon oft die Liebe mit Mut gleichgestellt, die dem Tod trotzen kann.

Ich stimme Dir zu, egal wie bitterlich und schmerzlich Liebe wäre, das Risiko es zu wagen würde ich auch eingehen.
So, wie es nie eine Sicherheit auf Ewigkeit gibt, gibt es auch nie die Sicherheit, dass eine Liebe wirklich verloren geht.

Das ist das Schöne an Poesie - sie bezwingt jede Art von Defeatismus und sucht Wege zur Hoffnung.

Das ist Dir hier höchst gelungen.

vlg

EV
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Alt 03.02.2018, 10:13   #5
Erich Kykal
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Hi nochmal!

Erst jetzt fällt mir auf, dass eigentlich jede Zeile der 2. Str. mit "und" beginnt. Dass dies so ist beweist, wie gut deine Lyrik ist: Dass es ihr nämlich gelingt, etwas, das bei jedem anderen als grober lyrischer Lapsus heraustechen würde, als völlig akzeptablen Bestandteil ihrer selbst zu integrieren.

Nochmals Chapeau!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2018, 10:55   #6
Laie
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Hi EV,

schön, dass du es auch so siehst. Und du hast recht, Sicherheit gibt es nirgends und weder in die positive noch in die negative Richtung. Ich glaube, dass ist überall im Leben so.

Vielen Dank für deinen Kommentar!


Hi eKy,

ja hier ist mir wieder mal mein "Und"-Töpfchen umgekippt Aber mich stört es nicht, wenn das manchmal passiert. Und wenn es den Leser auch nicht stört, noch besser


Grüße,
Laie
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Alt 03.02.2018, 11:08   #7
juli
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Hey Laie, ( rot, ich wünsche dir, dass du sie wieder findest. Sei gewiss es wird besser )

Auch hier allerfeinste Sprache,

die ich nie erlangen werde. Daran wage ich mich nicht heran. Ich bin 61 Jahre jung, und bin aus der Vielfalt der Liebe nie richtig schlau geworden. Sie ist immer wandelbar, doch immer wunderbar und kann so tief verletzen, wie nichts auf dieser Welt.

Ich habe meinen Frieden gefunden.


Sehr gerne gelesen , weil die Liebe immer berührt

Liebe Grüße sy

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Alt 03.02.2018, 11:36   #8
Laie
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Hi sy,

das ist sehr lieb! Hab vielen Dank

Ich weiß gar nicht, ob man aus der Liebe schlau werden soll. Aber seinen Frieden mit ihr zu machen, das scheint mir wichtig. Ich hoffe, dass es mir irgendwann gelingen wird


Gruß,
Laie
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Alt 03.02.2018, 13:18   #9
Kokochanel
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das ist in der Tat zauberhaft geschrieben, lieber Laie.wie hingegossen. Respekt mit lG von Koko
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Alt 03.02.2018, 13:50   #10
Laie
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Vielen Dank, Koko! Ich freue mich sehr über deine Worte


Gruß,
Laie
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