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02.04.2013, 14:31 | #1 |
asphaltwaldwesen
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Beiträge: 961
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Ich sags nochmal: das Bild, das hier gezeichnet wird, Walther, gefällt mir außerordentlich gut! Das Verb, das mir fehlt, hast du in einer deiner Versionen nachgeliefert...wenn auch da wieder mit unnötigem Beiwerk, das du ja laut eigener Aussage selbst zu vermeiden versuchst. Der Dichter sitzt - die Feder in der Hand die Spinne im Haar. Das wäre mein Favorit an möglichen Kombinationen deiner schönen Elemente. Dass er "sitzt" (und zwar "intensiv" und lange vermutlich, da er ja ein haiku-Dichter ist...der lange (in Kontemplation versunken) sitzt, bevor er endlich die Feder schwingt) ist hier mMn essentiell...ohne dieses Verbum wäre dein haiku in meinen Augen keine Momentaufnahme eines Geschehens, sondern ein festgefrorenes Bild mit zuviel "Allgemein-Charakter". So, als würde sich der "Haiku-Dichter" mit den Dingen schmücken...und zwar immer... ich hoffe, es wird klar, was ich meine. Ich wünschte, mir wäre dieses schöne Bild eingefallen!!!! Ein tolles haiku! Definitiv. Auch, wenns eben ohne Verbum (für mich - und auch für Thomas, wie ich es lese) nicht 100% haiku ist. Aber da scheiden sich ja in vielen Dingen die Geister, wenn's um haiku geht... entschuldigen muss sich da meines Erachtens übrigens eigentlich nur der, der auf etwas herumreitet, ohne sich zuvor in die Materie halbwegs vertieft zu haben. @Erich Ich glaube übrigens nicht, dass Japaner heulen, wenn sie ein schönes haiku lesen...das wäre kulturell dort völlig unangebracht.... *kicher. LG, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (02.04.2013 um 14:33 Uhr) |
08.04.2013, 10:03 | #2 | |
Gelegenheitsdichter
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hi fee,
inzwischen gibt es diese variante: Zitat:
danke und lieber gruß w.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
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08.04.2013, 12:35 | #3 |
asphaltwaldwesen
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Du hast das "da" wegen der fünften Silbe eingefügt, nehme ich an, Walther?
Ich würde darauf verzichten...einfach, weil es ein wenig nach "Beiwerk" klingt und für mich auch die zuvor noch sehr schöne intensive Aussage etwas verfälscht. Jemand, der da sitzt...ich weiß nicht (ist sicher auch persönliches Empfinden)...das hat etwas wenig Produktives...wohingegen doch der Haiku-Dichter eben nicht bloß da sitzt sondern "sitzt" - innehält sozusagen und nicht einfach so drauflos dichtet. Und er sitzt eben nicht einfach nur da. Das Sitzen ist irgendwie mehr als nur der momentane Zustand - es ist essentiell, weil hier beinahe meditativ begründet. Ich hoffe, ich kann meinen Standpunkt halbwegs klarmachen. Liebe Grüße, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
08.04.2013, 13:03 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Walter,
Ich finde den Text in der Form: Der Dichter sitzt da – in der Hand seine Feder die Spinne im Haar. schön. ausgerechnet das "da", welches fee stört, gefällt mir, weil mir der Klang (zusammen mit Hand und Haar und im Kontrast zu den beiden "i" in Zeile 1 und 3) gefällt. Meine Meinung zum Verb hatte ich ja schon gesagt und ich bin nun froh, dass der Dichter sitzt, bzw. dasitzt. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
08.04.2013, 18:09 | #5 |
asphaltwaldwesen
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Ich finde es gut und total spannend, hier eine Gegenmeinung zu lesen!
Da sieht man wieder, wie individuell die Wahrnehmung von Sprache eigentlich ist. Dementsprechend auch die Wahrnehmung von Geschriebenem durch ein lesendes Publikum. Jeder liest/schreibt mit seiner ganz persönlichen "Vorbelastung" in punkto Sprache. Na, wenn das nicht spannend ist, dann weiß ich auch nicht... Liebe Grüße, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
09.04.2013, 19:57 | #6 |
Gelegenheitsdichter
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lb thomas, lb fee,
in der tat läßt sich an diesem text und seiner in der diskussion und textarbeit allmählichen mutation gut erkennen und diskutieren, was haiku sein kann, und es läßt sich auch der inviduelle stil herausarbeiten. das gelingt allerdings nicht immer. und dafür danke ich euch und allen, die bisher mitgewirkt haben! lg w. ps: nein, die 5. silbe spielt keine rolle dabei. es hatte allenfalls diesen nebeneffekt. eigentlich schließt das"da" zwei bögen. der dichter sitzt einfach "da", sozusagen zweck- und absichtsfrei, das ist haiku pur, es wird nicht interpretiert. und es schließt sich der bogen zum gedicht "da", aus dem dieses haiku durch nochmalige verdichtung hervorging.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
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