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Alt 28.11.2011, 16:39   #1
Thomas
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Beiträge: 3.375
Standard Das Lied von der Gans

Der Arbeit einer Gruppe hervorragender Germanisten haben wir es zu verdanken, das es gelungen ist, ein seit Jahrhunderten verschollenes Manuskript Friedrich Schillers wieder zu entdecken.

Sein 'Lied von der Glocke' ist ja allgemein bekannt. Aber völlig unbekannt, und sogar den größten Spezialisten verborgen, war bisher ein Werk, welches zu ebensolcher Berühmtheit gelangt wäre, wäre es nur bekannt gewesen.

Das Lied von der Gans

Vorbereitet in der Küche
Steht der Bräter schon bereit,
Und die Gans liegt auf dem Tische.
Frisch Gesellen! Jetzt wird’s Zeit.
Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß,
Soll die Gans perfekt geraten,
Muss sie in der Röhre braten.

Nehmet Äpfel und Maronen,
Zwiebelchen und Sultaninen,
Auch die Schale von Zitronen,
All das wird zur Füllung dienen.
Schnippelt es entzwei,
Gebt noch Malzbier bei,
Dass die zähe Füllungsspeise
Köchle auf die rechte Weise.

Weiße Blasen seh ich springen,
Wohl! Die Massen sind im Fluß.
Jetzt die Gans zum Ofen bringen,
Dass die brät zum Hochgenuss!
Würzt sie erst mit Salz,
Pfeffer ebenfalls,
reichlich Beifuss wird verwandt,
etwas Ingwer, sehr pikant!

Wie sich schon die Keulen bräunen,
Auch das Brüstchen färbt sich fein,
Sehn wir’s überglast erscheinen
Wird’s zum Genusse fertig sein.
Bürtzel, Brust und Hals
Tropft von Gänseschmalz,
Und des Ofens heiße Lüfte
Senden uns die feinsten Düfte.

Dreht die Gans auf jede Seite,
Bis sie gar ist und gegrillt,
Dass sich Herz und Gaumen weide
An dem wohlgelungnen Bild.
Schneidet sie entzwei,
Rotkraut bringt herbei,
Dass mit Kloß und Preiselbeeren
Wir die Gans nun ganz verzehren.

Geändert von Thomas (01.12.2011 um 14:14 Uhr)
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Alt 30.11.2011, 10:51   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Lieber Thomas,

welch unsagbares Glück, dass sich auch heutigentags noch herausragende und eifrige Persönlichkeiten wie die von dir erwähnten Germanisten finden lassen! Ansonsten wäre uns dieses epochale Meisterwerk womöglich auch weiterhin unbekannt geblieben, gar nicht auszudenken! Welche Tragödie!

Nach umfangreichen Recherchen und beträchtlicher Mühen gelang es einer zweiten Gruppe Germanisten, den noch fehlenden Teil des Werkes aufzufinden, ohne den das Erstere hier wohl ein Fragment geblieben wäre - gar nicht auszudenken!

Hier nun die bislang ebenfalls vollkommen unbekannten und noch fehlenden Strophen:

Das Lied von der Gans II

Solcherart die Gans zu ehren,
zeugt von wahrer Eloquenz,
freudig wolln wir sie verzehren,
wohlgegarte Konsistenz
sei uns ein Genuss,
schlemmen bis zum Schluss,
denn ein wahrlich feiner Braten
ist uns vor den Mund geraten!

Lasst uns froh zu Tische sitzen,
Kraut und Kloß herbei! O Gier!
Lasst uns speisen, bis wir schwitzen,
holdes Schmausen, für und für!
Wenn der Gürtel spannt,
wie noch nie gekannt,
hilft ein Schnäpschen beim Verdauen.
Ex und Hopp! Dir zum Erbauen!

Wird nach überreichem Mahle
just die Galle dir zur Qual,
da sie dreist, mit einem Male
meldet: Zu viel Fett! Bezahl
diesen Obolus
gänzlich ohn Verdruss,
fern sei dir, dich zu beklagen!
Wie ein Mann musst du's ertragen!

Ehre sei dem Gänsehelden,
der nach üppigem Verzehr
sich erhebt, um zu vermelden:
Liebe Freunde, gibt's noch mehr?
Seht, ein Kanten Brot
hilft ihm aus der Not!
Wie er wischt mit Brotes Rinde,
ob ein Soßenrest sich finde!

Sieg! Es bleiben nur die Knochen,
Heldentat, du bist vollbracht!
Gans, du hieltest, was versprochen,
alle hast du satt gemacht.
Und die Runde spricht:
Wahrlich, ein Gedicht!
Liebe Gäste, Gott befohlen,
bald schon wolln wir's wiederholen!
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (30.11.2011 um 16:07 Uhr) Grund: Tippfehler.
Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2011, 17:03   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo thomas, hallo stimme der zeit,

ihr seid mir vielleicht zwei schlemmer!
njam - da krieg ich ja noch richtig appetit....

ein paaar vertippselungen hab ich im originalrezept gelesen:

str.1:
Jetzt wird's Zeit.

letzte str:
Bis sie gar ist und gegrillt.

Kloß

dafür gibts bestimmt ein dickes lob vom küchenchef: gans vorzüglich!

liebe grüße, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (30.11.2011 um 17:06 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2011, 14:17   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Larin,

herzlichen Dank für die Entippselung der Vertippselungen.

Liebe Grüße
Thomas

Hallo Stimme der Zeit,

Herzlichen Dank für das lustige Antwortgedicht, vor allem, weil jetzt das gefundene Dokument endlich vollständig zu sein scheint! Ich wollte dir gerne ein Antwortgedicht schicken, es ist nicht von mir und ich finde es im Augenblick nicht. Wenn ich es gefunden habe, werde ich es im Salon vorstellen. Ein Gedicht als Antwort, wie dieses von dir, freut mich immer ganz besonders! Vielen Dank.

Liebe Grüße
Thomas

Geändert von Thomas (01.12.2011 um 14:25 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
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