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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 13.08.2011, 11:58   #1
norbert
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Standard Krötengeunke

Krötengeunke

Schon früh erfährt das Krötenkind.
dass Kröten fahl und hässlich sind,
worauf es seinem Schicksal grollt
und bis ans Lebensende schmollt:
"Das habe ich so nicht gewollt!"

So schlurft und humpelt dieses Tier
mit plumpem Schritt durch sein Revier
und grummelt trübe vor sich hin,
sucht stolpernd seinen Lebenssinn:
"Was mag der Grund sein, dass ich bin?

Wem dank ich dieses Missgeschick?"
Und mit umwölktem Leidensblick
verfluchte es sein Schicksalsjoch.
Es übersah ein tiefes Loch,
im Fallen sprach es: "Sag ichs doch!"

Geändert von norbert (14.08.2011 um 08:37 Uhr)
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Alt 13.08.2011, 13:46   #2
wolo von thurland
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hallo norbert

schon früh erfährt im schleidener tal
das kind, dass kröten erstens fahl
und zweitens hässlich, plump und schmollig
trübe, grummlig, schicksalsgrollig
ihr wohlverdientes leidensjoch
beenden durch den sturz ins loch.

warum muss man solche weisheiten in verse kleiden? was treibt einen dazu? es ist wie witze reimen (was zugegebenermassen einige können, wie sdz z.b.)

mit umwölktem leserblick
wolo
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Alt 13.08.2011, 14:26   #3
a.c.larin
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tja -wozu "muss man" überhaupt was schreiben ( oder kommentare dazu abgeben?)

ich fands witzig und hab über das ."sag ich's doch!" herzhaft gelacht!

liebe grüße,
larin
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Alt 14.08.2011, 08:24   #4
wolo von thurland
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hallo norbert, larin

ja, klar, larin hat mit zwei sachen recht:
a) die frage "muss man" ist müssig, und man kann sie bei meinen texten genauso stellen. dein "wozu muss man" wäre vielleicht schon leichter zu beantworten.
b) die form und die letzte pointe machen auch mir eindruck. obschon es gar (zu) wortreich daherkommt.

ich habe herausgelesen, dass da einer mit einem eigenen intakten selbstbewusstsein "weiss, woher die depressionen" kommen. bitte, es ist nicht einfach ein witz über "self-fulfilling prophecy".
ich hab's mit traumata-opfern zu tun und finde, norbert zeigt hier (nur hier!) einen horizont wie ein frosch im sodbrunnen. sorry, wenn ich so einen vergleich mache, aber er sei mir gestattet, wenn norbert selber das krötenbild bringt.
eine andere, von mir bisher nicht bedachte möglichkeit ist, dass norbert aus eigener erfahrung schreibt. aber da wird's mir zu persönlich.
auf jeden fall danke ich larin für die reaktion.
grüsse an beide von wolo

Geändert von wolo von thurland (14.08.2011 um 08:27 Uhr)
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Alt 15.08.2011, 09:21   #5
a.c.larin
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hallo wolo von thurland,

das hast du gut erkannt: "warum muss man" und "wozu kann es gut sein" sind zwei paar stiefelchen.

das "warum" des schreibens hat viele gründe: aus spaß, aus langeweile, um eine erkenntis für sich selbst fassbar zu machen, als ventil für eigene emotionen, um einen wichtigen inhalt zu kommunizieren, als apell an andere, zum zwecke der selbstdarstellung. manche leben auch davon, weil sie einen brotberuf daraus gemacht haben.

die frage: warum machst du das so? ist aber insoferne interessant, als sie aufzeigt, dass der fragende an irgendetwas anstoß genommen hat.
und darüber könnte jetzt kommuniziert werden.

hier kommen wir gleich zum "wozu" des schreibens ( vor allem jenes schreibens in foren). die vielzahl der freizeit-und hobbydichter schreibt zumeist nur für die eigene schreibtischlade - in foren aber gibt es eine art öffentlichkeit, und nun könnte man z.b. den spaß teilen, die trauer mitteilen,
den ärger zeigen, ein problem zur diskussion stellen.....

und dafür kann man dann alles an interaktion ernten, was man auch im RL ernten kann: anerkennung, anteilnahme, missverständnis, ablehnung, gleichgültigkeit.....
man kann auch versuchen, zu unterhalten und selber unterhalten zu werden.

dafür ist, wie ich meine, die spaßrubrik der richtige ort.
insoferne wundert es mich ein bisschen, dass du dir von dem gedichtlein so etwas wie "woher die depressionen kommen" erwartet hast.
das kann es, denke ich, schon mal von der ausgangslage her, nicht leisten.

es wird aber sicher gute gründe haben, warum dir gerade dieser punkt aufgestoßen ist. ( wenn du sagst: "ich arbeite mit traumata-opfern) dann liegt die beantwortung dieses "warum" wahrscheinlich in der richtung. ich vermute das jetzt mal)
es steht dir zu, denke ich, dir das zu wünschen. nur, warum ausgerechnet in dieser rubrik?
an ein spaßiges gedicht den anspruch zu stellen, es möge das können, worüber sich schon eine heerschar psychologen in unzählige dicken wälzern den kopf zerbrochen hat, das kann wahrscheinlich nur in eine gewisse enttäuschung münden.


ich für mich persönlich habe wieder einmal festgestellt, dass humor eine kitzlige sache ist. witze können einfach in die hose gehen. und sie können ganz unterschiedlich ankommen, je nach befindlichkeit dessen, der sie gerade liest. ich vermute jetzt mal, norbert hat hier einen bestehenden witz neu vertextet . ich kannte ihn noch nicht. mir hat er halt gefallen.

ich selber kann allerdings auch nicht jeden tag einen witz hören.
ich habe auch schon texte gelesen, die von anderen als urlustig befunden wurden - und ich selber wusste gar nicht, wo da der witz lag. es scheint unterschiedliche auffassungen zu geben, was lustig ist
andererseits kann ich wiederum selber recht albern daherschwafeln - und das wird genausso gemocht oder auch nicht.

ich verstehs. wenn ich selber in einer eher angespannten, bedrückten stimmung bin, gehen mir alberne leute mördermäßig auf den keks!
doch wenn ich gerade mal fröhlich, übermütig sein kann und sollte mich dann zurücknehmen müssen, weil irgendjemadn gerade den blues hat, dann fühle ich mich gegängelt......

da haben wir menschen wohl nicht ganz leicht miteinander.....
wenn wir nämlich nur dann lachen dürften, wenn keiner traurig ist, kämen wir überhaupt nicht mehr dazu!
lachen hat aber eine ungeheuer wichtige, psychohygienische funktion.
im traurigsten winter meines lebens kam ich in eine schar leute, wo der "schmäh" lief - und ich habe gelacht. das war eine art und weise, mir im moment über die krise zu helfen.

es gibt so vieles, das uns belastet - jeder der grade mal lachen kann , sollte es sofort tun! ( vielleicht nicht unbedingt in anwesenheit deren , die gerade den liebsten menschen oder ihren job verloren haben - aber doch!
immer wieder und wieder - trotz alledem.

norberts gedicht lese ich vor allem unter dem aspekt: "sell-fullfilling-prophecy".
einen teil dieser "prohezeiungen" kriegen wir schon als kinder umgehängt:
aus dir wird ja nie was richtiges werde....du bist viel zu dumm, um das je zu können...... bei deiner größe kannst du das vergessen.....usw...usw...

sie begleiten uns oft große teile des lebens und lassen sich nur schwer abschütteln.
andere grundannahmen haben wir uns selber gemacht ( als reaktion auf das, was wir erlebten - und manche dieser schlüsse werden dann so eingespeichert, dass sie zum "selbstläufer" werden, der das übel nicht nur visionär an die wand malt, sondern regelrecht manifest werden lässt!

ich habe festgestellt, dass z.b. ängste die tendenz haben, sich zu erfüllen -
ähnlich dem einzelnen baum auf der schipiste, der den schifahrer "magsich" anzieht, bis zum aufprall!
nach dem dritten baumunfall kann man dann schon depresssiv werden ( "Warum muss sowas immer mir passieren"?)

so kann das sein, die andere variante wäre, nachzufragen, welchen "trojaner" man da im eigenen hirncomputer sitzen hat, der aus dem unterbewusstsein heraus in die suppe spuckt und sie vergurkt!
den eigenen anteil erkennen - ein erster schritt zur lösung.

ich frage mich ja gerade, ob nicht das derzeitige riesentheater um die schlechten bewertungen der rating -agenturen etwas ganz ähnliches ist.
da wird die zahlungsfähigkeit eines staates schlecht bewertet, was dazu führt, dass alle die panik kriegen, anleihen abstoßen, investitionen abziehen, sich zurücknehmen, sich nichts mehr trauen. da aber auf dem finanzmarkt alle miteinander verbandelt sind, führt das dazu, dass es nun große finanzausfälle auch in anderen staaten gibt, worunter wiederum deren zahlungsfähigkeit leidet, weswegen die rating-agenturen grund bekommen, deren zahlungfähgikeit schlechter einzuschätzen, was wiederum dazu führt......
na großartig!
oder, mit anderen worten: zu tode gefürchtet ist auch gestorben!

wie ich norbert kenne, hat er sicher "aus erfahrung" geschrieben (woraus bitte sonst?) - nur muss das ja nicht die unmittelbare, persönliche sein.
ein guter beobachter - und als solchen habe ich ihn schon kennenngelernt - muss ja nur mal eine weile zugucken, wie es so zugeht auf der welt...

und so iss es halt: wir reden uns allerhand ein!

doch jetzt kommt die gute nachricht:
da wir uns allerhand einzureden imstande sind, müsste es doch auch möglich sein, uns allerhand auszureden

klingt zwar jetzt infantil und komisch - aber vielleicht ist da ja was wahres dran:
lieber "gesund beten" als "krank jammern"!

das unterbewusstsein folgt jedenfalls immer genau seiner programmierung!

liebe grüße, larin

Geändert von a.c.larin (15.08.2011 um 09:33 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2011, 17:58   #6
norbert
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Zitat:
warum muss man solche weisheiten in verse kleiden? was treibt einen dazu? es ist wie witze reimen (was zugegebenermassen einige können, wie sdz z.b.)
...weil mich das thema sehr interessiert, es sollen noch fviel mehr "krötengedichte" entstehen. mich interessiert der naturphilosophische aspekt, deshalb...

Zitat:
ich habe herausgelesen, dass da einer mit einem eigenen intakten selbstbewusstsein "weiss, woher die depressionen" kommen. bitte, es ist nicht einfach ein witz über "self-fulfilling prophecy".
ich glaube, einiges zu wissen - vor allem über wesentliche dinge fernab der oft dümmlichen geschwätzigkeit der gesisteswissenschaftem.
es geht überhaupt nicht um mein selbstbewusstsein, das würde mich als thema langweilen.

Zitat:
ich hab's mit traumata-opfern zu tun und finde, norbert zeigt hier (nur hier!) einen horizont wie ein frosch im sodbrunnen. sorry, wenn ich so einen vergleich mache, aber er sei mir gestattet, wenn norbert selber das krötenbild bringt.
ich habe mich lange von jeder naturromantik verabschiedet. welchen horizont zeige ich? ich beobachte und reagiere mit meiner wahrnehmung - der gag am ende soll der erheiterung dienen, sonst nichts...

liebe larin,
du beeindruckst mich - nicht zum ersten mal - mit der vielfalt und genauigkeit deiner gedanken!
die "self-fullfilling-prophecy" am ende ist nur ein gag zur humoristischen auflockerung...
lieber gruß
norbert
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Alt 15.08.2011, 19:24   #7
Dana
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Lieber Krötenbert,

Humor ist, wenn man trotzdem lacht und den Sinn dahinter erkennt.
Dein Krötengeunke zeigt auf, was ein Gedicht ausmacht.
Man lacht, weil es genau den Kern trifft. Einen Kern, der hinweisen will und lachen macht, weil es so ist. Die Traurigkeit oder das Drama, die darin enthalten ist, gilt es zu erkennen und anzunehmen. Wir verändern und "verbessern" die Welt nicht, wir beobachten sie und zeigen auf.
Wir zeigen auf in Sprache, Sinn und Talent. Du bist einer davon.

Bitter wird es, wenn im Kommentar eigene persönliche Anliegen persönlich genommen werden, umleiten und aufzeigen, dass man nicht verstanden hat.
Selbst das wäre nicht schlimm, kann jedem passieren - aber irgendwann sollte sich jeder, der sich mit Dichtung beschäftigt, davon lösen.

Zitat:
Zitat von Larin
doch jetzt kommt die gute nachricht:
da wir uns allerhand einzureden imstande sind, müsste es doch auch möglich sein, uns allerhand auszureden

klingt zwar jetzt infantil und komisch - aber vielleicht ist da ja was wahres dran:
lieber "gesund beten" als "krank jammern"!
Genau das ist es, liebe Larin. Wenn ich mich berufen und stark genug fühle, anderen etwas zu sagen, dann muss ich ebenso bereit sein, zu hören, was andere mir sagen wollen. Dein weiterer Kommentar hat es wunderbar aufgezeigt, worum es geht.

Nur angenommen, ich wäre an einem Tage überhaupt nicht in der Lage über ein "Unkengedicht" zu lachen, dann wäre ich traurig genug, es nicht zu kommentieren.
Um zu verstehen, muss ich aber nicht total "witzig" drauf sein. Das macht Humor aus.

Dieses "Krötenkind" mag ich. Ich kann es verstehen und kann mein Lachen dennoch nicht unterdrücken.
Es gibt auch sagenhafte "Glückskinder". Die machen nicht nur lachen - man kann vor Neid fast krank werden - Leben eben.

Mir lag viel daran, mich auf dein Krötengeunke lachend einzulassen. Jene Kröte und jenes Glückskind sind wir alle irgendwo.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 20.08.2011, 13:22   #8
norbert
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danke, liebe dana,
ich will vllt noch etliche krötengedichte nachkommen lassen - mich interessiert der naturphilosophische aspekt.
wir neigen dazu, die natur zu idealisieren - ich sehe sie eher als feindlich und disharmonisch.
kröten sehe ich subjektiv als völlig vermurkste gestalten, die einzig und allein deshalb überleben, weil sie eine giftige warzenhaut haben und so als happen vür beutetiere unattraktiv sind.
in dem zusammenhang sind sehr interessant die gedanken eines alfred brehm ("brehns tierleben") aus dem 19. jhdt - der sah die tierwelt ganz anders als die modernen, "sachlichen" wissenschaftler.
lieber gruß
norbert
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