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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 05.08.2016, 20:46   #1
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Das Geständnis

.
.

Er konnte sein Geheimnis nicht alleine tragen,
in seine Seele bohrte sich ein tiefes Leid;
beklemmend wucherte ein dunkles Unbehagen,
ob sie die Reue anerkennt und ihm verzeiht.

Die Worte, die er fand, sie waren kaum zu hören,
sie weinte mit ihm und bekannte ihre Not:
Nur einmal ließ auch sie im Leichtsinn sich betören.
Die Zeitung schrieb: Aus Eifersucht schlug er sie tot.
.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2016, 20:59   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe Dana,

oh je, welche ein dunkle Fabel, und trotzdem nicht in Reich des Irrealen zu verbannen. Ein sehr gutes und intensives Gedicht. wobei es mich wundert, dass du so lange Zeilen und einen fließenden Rhythmus gewählt hast. Aber es funktioniert. Erstaunlich!

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2016, 17:16   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Dana!

Wunderbar gedichtet und genau auf den "wunden" Punkt gebracht!

S1Z4 - Schöner: "ob sie sein Reuen anerkennt ..."


Eifersucht entspringt der Unsicherheit betroffener Männer, die ihr Selbstwertgefühl über den "Besitz" oder die "Kontrolle" ihrer Frau definieren.
Dies entspringt gewöhnlich einer tief verwurzelten Unsicherheit gegenüber dem eigenen Wert, sprich einem veritablen, unbewältigten Minderwertigkeitskomplex, seltener einem latenten Frauenhass oder der anerzogenen Verachtung und Herabwertung des weiblichen Geschlechts wie in vielen muslimischen Kulturkreisen.

Deutlich zeigt dies die Scharia: Während ein Mann für einen Seitensprung nur eine Geldstrafe zahlt (im schlimmsten Fall, die meisten Richter werten es als eine Art Kavaliersdelikt), wird die Frau dafür hingerichtet.
Tötet ein Mann seine Frau aus Eifersucht, wird er oft nicht einmal verhaftet. Umgekehrt: Todesstrafe!
Anderes Beispiel: Zeigt eine Frau in manchen muslimischen Ländern einen Mann wegen Vergewaltigung an, wird SIE wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs eingekerkert, und zwar länger als möglicherweise der Täter. Ist sie (mit einem Muslim) verheiratet, droht ihr sogar die Todesstrafe dafür, weil es laut Scharia als Seitensprung gewertet wird. Kann man NOCH frauenfeindlicher und menschenverachtender sein???

Dein tolles Gedicht hat mich sofort an diese Sachverhalte erinnert.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2016, 09:47   #4
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
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Guten Morgen Dana,

diese Ballade entführt uns in menschliche Abgründe, bedrückend, schwer und schicksalshaft.
Menschliche Schwäche, ein kurzes Sich Zuwenden und dann doch der tiefste Fall. Tragisch.
Gut geschrieben. Gerade die Knappheit macht es stark.

Grüße von Koko
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Alt 08.08.2016, 19:16   #5
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard

Grüß Dich Dana,

Das ist ungeheuer trefflich geschrieben.
Ohne Kanten, ohne Grat. Sehr beeindruckend.
Erichs Vorschlag finde ich aber nicht nötig.
Passt so wie es steht.
Gerne schon mehrfach gelesen.

Gruß, Terrapin.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2016, 18:04   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe Dana,

ich kann mich nur meinen Vorschreibern anschließen.
Intensiv, bedrückend, real. Die Intention hinter der Aussage ist klar.

Sehr gut geschrieben!

Höchst lobende Grüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2016, 18:26   #7
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Dichterfreunde,
danke für das Lob und das Erkennen meiner Intention.
Deine Interpretation, lieber eKy, vertieft den Inhalt sehr. Beim Schreiben habe ich nicht "ausschließlich" an diese "Frauenfeindlichkeit" gedacht.
Ich möchte gern bei "Reue" bleiben, auch wenn Dein Vorschlag klangvoller ist.
Seine Reue war sehr kurz, sie endete als sie weinte. Reuen fühlt sich anhaltender an.

Ich habe absichtlich "dramatisiert" und war gespannt, ob man es mir zum Vorwurf macht. Mir ging es um die immer noch vorhandene "Sichtweise" für die Beurteilung und Verurteilung der Frau - in fast allen Kulturen.

Bei allen Kommentaren lese ich das Verstehen heraus, das ich mir gewünscht habe - darüber freue ich mich sehr.

Liebe Grüße, Thomas, eKy, Koko, Terrapin und Chavi,
von Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
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