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Alt 28.05.2014, 22:40   #1
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard Farbe

Die Sonne warf erste rötliche Abendstrahlen in ihr Malzimmer.
Das Fenster stand offen und der leichte sommerliche Wind strich durch die gebauschten Gardinen.
Stumm saß sie vor ihrer Staffelei, die Hände ruhten in ihrem Schoß.

Es hätte nicht passieren dürfen. Nicht, dass er es getan hatte, sondern dass er es ihr verschwieg.
Sie hatte ihm zu Beginn ihrer Beziehung gesagt, dass sie nichts mehr hasste als Lügen.
Es konnte kommen, was wollte, man würde es gemeinsam durchstehen.
Und nun hatte er sie doch belogen.

Als sie es heraus bekommen hatte, meinte er, dass ihr aus Sorge, dass sie sich aufregen würde,
diese bestimmte Sache verschwiegen hatte.
Nur verschwiegen, nicht gelogen. Sie hatte eine andere Ansicht darüber.

Seitdem war alles nicht mehr so, wie es noch bis vor einer Woche war.
Sie konnte seine Zärtlichkeiten nicht erwidern, sie lächelte nicht mehr, wenn er heimkam.
Ihn schien das kalt zu lassen; oder täuschte sie sich?
Jedenfalls zog er sich zurück, da, wo sie sich wünschte,
er möge kämpfen und sie trotz allem in den Arm nehmen.

Sie saß vor ihrer Staffelei und brachte doch keinen Pinselstrich zustande.
Ach ja, und das Blau, das sie so liebte, war auch aus.

Erschienen ihr seine Eigenarten plötzlich in einem anderen Licht?
Nicht mehr in der Farbe der Verliebtheit, der Liebe, rosa-rot?
Ausgelöst durch die Lüge?

Für sie brach eine Welt zusammen.

Sie hatte schon viele Lügen gehört - hier in dieser Beziehung durfte das nicht
schon wieder passieren.
Diese Erkenntnis machte sie unendlich traurig.
Hatte sie die Kraft, um ihre Beziehung zu kämpfen?

Ich geh mir Farbe kaufen, sagte sie zu ihm, als sie ging.

Er wartet heute noch, dass sie zurückkommt.
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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (08.06.2014 um 19:06 Uhr)
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Alt 31.05.2014, 16:51   #2
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard

Hei Chavali,

das bittere Ende einer Liebe, weil beide Partner sich zurückgezogen haben und sich nicht überwinden konnten, miteinander zu sprechen.
Zu Beginn taucht kurz die Farbe "Rot" auf (rötliche Abendstrahlen - neigt die Beziehung sich hier schon dem Ende entgegen, wird es auch hier Abend?). Dann dominiert "Blau", die Farbe, die auf den Menschen meist kalt wirkt - ein Gefühl von Kälte (in der Beziehung) macht sich breit. Doch steht "Blau" auch für Sehnsucht und Klarheit sowie Harmonie, die nicht mehr da ist.
Nicht zu vergessen, dass die Farbe auch für einen Zustand von Melancholie und Trauer steht, „I feel blue“.

So endet die Beziehung, wobei der Leser nicht weiß, was vorgefallen ist, außer dass es sich um einen massiven Vertrauensbruch handelt.

Die Geschichte hat mir gefallen, sie regt zum Nachdenken an.

Lieben Gruß
Sid
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Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
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Alt 02.06.2014, 20:16   #3
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Lieber Sid,

ich hatte erst noch mehr *Farb*beispiele drin, das habe ich dann aber geändert.

Dass du geschaut und geantwortet hast, freut mich
Herzlichen Dank!

Deine Interpretation passt - das ist schön.

Lieben Gruß,
Chavi
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Alt 06.06.2014, 20:21   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

ich kann der Interpretation von Sidgrani ja nun nicht mehr viel hinzufügen, außer, dass ich das auch so verstanden habe.
Die Geschichte lässt sich gut lesen, ist nicht zu lang und zudem äußerst interessant, da man begierig ist zu erfahren, wie es weiter geht und endet.

Ich hätte da noch eine kleine Anmerkung.
Die folgenden Satzkonstruktionen sind nicht sehr glücklich gewählt:

Zitat:
Und nun hatte er sie doch belogen.
Oder besser gesagt: Er hatte ihr aus Sorge, dass sie sich aufregen würde,
eine bestimmte Sache verschwiegen. Sagte er.
Drei Sätze mit Doppelpunkt für eine Aussage, hm...

Und nun hatte er sie doch belogen, oder, wie er sagte, aus Sorge, dass sie sich aufregen könnte, jene bestimmte Sache verschwiegen.

Das macht aus der etwas holprigen Aussage eine runde Sache. Verändern kannst du das ja auch noch.

Doch, die Geschichte hat mir gefallen. Die Dame scheint ihre Prinzipien zu haben.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 08.06.2014, 11:59   #5
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Zitat:
Zitat von Faldi
Drei Sätze mit Doppelpunkt für eine Aussage, hm...
Hallo Faldi,

wo denn? ich sehe jetzt nur eine Passage mit Doppelpunkt
Zitat:
Zitat von ich
Oder besser gesagt:
Dennoch ist deine Änderungsidee
Zitat:
Und nun hatte er sie doch belogen, oder, wie er sagte, aus Sorge,
dass sie sich aufregen könnte, jene bestimmte Sache verschwiegen.
nicht von der Hand zu weisen

Ok, ich schaue mal; obwohl mir das knackige
Zitat:
Sagte er.
sehr gut gefiel

Danke dir!
Lieben Gruß,
Chavi
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Alt 08.06.2014, 12:26   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
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Hi Chavi,

da habe ich mich falsch ausgedrückt, ich meinte nämlich: drei Sätze für diese eine Aussage und dazwischen noch ein Doppelpunkt. Also keinesfalls drei Doppelpunkte.

Manchmal tut man sich schwer mit den eigenen Aussagen...

Mea culpa


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.06.2014, 19:04   #7
Chavali
ADäquat
 
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Ok Faldi,

danke für deine Erläuterungen.

Ich dachte nämlich, ich hätte nicht verstanden

Und wie gesagt, ich denke noch nach....
Aber wahrscheinlich ist, dass ich die Stelle ein wenig umschreibe.

Lieben Gruß,
Chavi


edit:

schon geändert ;-)



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Geändert von Chavali (08.06.2014 um 19:07 Uhr)
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