Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Bei Vollmond

Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 18.07.2011, 07:36   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Am Steinplatz

Am Steinplatz hielten sie Gericht,
sie standen dort im Kreise:
Ein jeder trug sein Felsgewicht.
Verhalten sprach der Weise
sein Zauberwort und schlug in Bann,
was sie so sehr bedrohte.
Wer kam dagegen jemals an?
Nicht Lebende, noch Tote!

Sie schworen Eide, unbewusst
sind sie ins Netz gegangen
dem Magier, der sie mit Lust
in dem Gespinst gefangen.
Am Steinplatz wob er Seelen ein,
gab vor, sie zu befreien:
Doch Willenskraft gerann zu Stein
und zwang sie, sich zu weihen

am Steinplatz, vor dem Weltgericht,
das sie sich selbst geschaffen.
Ein Spiel, das geht zu Ende nicht,
weil immer welche gaffen
und flehen: Lasst mich in den Kreis,
auf dass ich mich beweise!
Ein Guru, der zu lenken weiß,
verführt und lächelt leise.....
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.07.2011, 21:27   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe larin,

meinem Gefühl nach berührt das Gedicht zwar den Bereich der Spiritualität, deshalb ist es im "Vollmond" nicht falsch, aber da es sich meines Erachtens nach um die "Seelenfängerei" einer Sekte handelt, fände ich es doch eher eine Thematik für die "Finstere Nacht". (?)

Zitat:
Ein jeder trug sein Felsgewicht.
Darauf basiert alles. Sorgen, Ängste, Kummer und Probleme können so schwer wie ein Fels auf einem Menschen lasten. Man sucht einen "Ausweg" - und läuft einer Sekte in die Arme. Das geschieht leider so oft, viel zu oft ...

Gehirnwäsche, die Versprechungen auf Erlösung, die In-Aussicht-Stellung der "garantierten" Rettung. Balsam für wunde Seelen - der in Wirklichkeit aus purem Gift besteht. Psychologisch geschult und heimtückisch wird ein "Netz gewoben", in das sich viele Menschen hoffnungslos verstricken.

Die Suggestivkraft dieser "Gurus" ist erstaunlich. Aber das liegt wohl an der Verwundbarkeit der Opfer. Sie wollen auch glauben, was man ihnen erzählt. Warum? Weil sie häufig verzweifelte und einsame Menschen sind, die nach jedem Strohhalm greifen würden. "Leichte Opfer" ...

Wenn man über diese Thematik liest, dann erkennt man, wie weit diese Abhängigkeit gehen kann. Die "Eingefangenen" lügen, stehlen, betrügen und morden für ihren "Guru", der nicht selten auch ihr "Gott" ist. Das geht bis zum kollektiven Selbstmord, schrecklich.

Beim Lesen deines Gedichts sträubten sich mir die Haare. Ich hatte als junge Frau einen Bekannten (durch meinen Stiefvater), der von seiner Zeit bei den Scientologen erzählte; wie viel Geld er ständig bezahlte, um absurde Vitamine und Ähnliches zu kaufen und an "Seminaren" teil zu nehmen. Über ein Jahr lang wurde er bedroht, unter Druck gesetzt und regelrecht "terrorisiert", als er "ausstieg". Und dabei ist das im Vergleich zu manch anderen "Horrorvereinen" geradezu "harmlos".

(Ich ziehe hier absichtlich keine Vergleiche zu bekannten "großen" Religionen, die für mich zwar im Grunde das Gleiche sind, aber dein Gedicht zielt speziell auf die "Steigerung" dieses Wahns - Sekten und Gurus.)

Danke, dass du diese schlimme Thematik so gut zur Sprache gebracht hast. Bei mir beißen die Fuzzis auf Granit, und ich hoffe sehr, dass die Menschen mit der Zeit vernünftiger werden und nicht mehr auf solche selbsternannten "Göttlichen Propheten" herein fallen. Die Hoffnung stirbt zuletzt ...

Ganz kurz noch zur Anmerkung:

Zitat:
dem Magier, der sie mit Lust - xXxxXxX (hier holpert's, da "Lust" nicht unbetont sein kann, muss "der" unbetont sein, das ergibt einen daktylischen Versfuß)


Zitat:
Ein Spiel, das geht zu Ende nicht,
"Ein Spiel, das nicht zu Ende geht"? (Ein bisschen "inversiv", dieser Vers)

Aber bitte nicht falsch auffassen, sind ja nur zwei kleine Erdnüsse ...

Sehr ungern sehr gern gelesen. (Wie schön wäre die Welt, würde man das ganze Prinzip Religion, egal welcher Art, einfach endlich abschaffen bzw. auf den sprichwörtlichen "Mond schießen", damit Glauben, Wahrheit und Vernunft deren Platz einnehmen könnten ...)

Liebe Grüße

Stimme

(Die aus diesen und ähnlichen Gründen als "Teufelchen" herumläuft ...)
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.07.2011, 07:33   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Larin,

das Gedicht gefällt mir sehr gut, obwohl es recht düster ist, denn das archaische Bild trifft leider allzu häufig auf die ganz modern und liberal empfundenen Gegebenheiten in Berufsleben, Politik, Jugendgruppen, Medien, Foren, Networks etc. zu, und der Guru ist meist gar nicht das wesentliche Problem, sondern unsere Illusion der Bedrohung durch Zauberworte entgehen zu können, nur weil wir nicht dem Mut haben, im Keller das Licht anzuknipsen, und uns der (oft nur scheinbaren) Bedrohung zu stellen.

Viele Grüße
Thomas

P.S.: Wenn du Magier durch das deutsche Wort Zauberer ersetzt (was natürlich eine etwas andere Konnotation hat), wird Stimme der Zeit den Versfuß wahrscheinlich passieren lassen.
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2011, 08:37   #4
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

Guten Morgen, Stimme der Zeit,

heute ist mein Tag der "Restschuldaufarbeitung" (was liegen gebliebene Kommentare betrifft).
Aus dir ist da ja sichtlich was herausgeplatzt. Gut so.

Möglicherweise kann/ könnte man Religionen abschaffen.
Bei der Spiritualität dürfte es sich anders verhalten.
Ich denke, sie ist ein Teil des menschlichen Daseins und erfüllt eine bestimmte Aufgabe in seinem psychischem Funktionieren - wenn also Amtskirchen nicht mehr als der geeignete Raum dafür erscheinen, dann werden Sekten und Ersatzreligionen( Konsumzwang, Machtgier, Promiskuität, politische Strömungen)....dafür herhalten müssen.

Ich sage nicht, dass das besser ist.
Ich stelle nur fest: Der Mensch hat ein Bedürfnis nach einem irgendwie gearteten spirituellen Bezug: dem SINN.
Ich kenne keinen, der nicht in irgendeiner Weise nach dem "Sinn des Lebens sucht" - das macht kein einziges Tier.
Nur der Mensch, in der Bewusstheit seines endlichen irdischen Lebens tut das.
Und daraus ist seine Spiritualität entstanden.
Die lebt nun jeder anders. ( mehr oder weniger klug.)

Die Realvorlage für dieses Gedicht war eigentlich eine komplett harmlose Sache: Da war ein Seminar - und eine der Möglichkeiten dieses Seminares war es, auf dem "Steinplatz" Erfahrungen zu sammeln im Umgang mit Steinbearbeitung/Bildhauerei.
Am Ende der Woche wurden alle "Produkte" vorgestellt durch eine kleine Darbietung. Die Bildhauereigruppe studierte ein kleines Tanz -/Bewegungschauspiel(?) ein.

Ich beobachtete sie aus einiger Entfernung, von einem nahen Hügel.
Sah von der Ferne aus wie Schlangenbeschwörung oder ein ritueller Gottesdienst!
Da kam mir die Idee zu dem Gedicht.

Du siehst also: Was wir von außen beobachten, ist nie das, was es von innen her sein kann. Manches sehen wir als "gefährlich" an und es ist harmlos.
Manches erscheint uns harmlos, und es ist gefährlich.

Wenn wir beobachten, interpretieren wir es bereits - je nach unserer eigenen
Grundstimmung und unserem eigenen Erfahrungshintergrund.
Jede Interpretation beinhaltet bereits eine Entscheidung vor dem (nicht immer bewussten) Hintergrund eigener Entscheidungskritererien.

Wie hätte ein Bildhauer die Szene gesehen?
Wie ein Tanzlehrer?
Was hätte eine Soziologe herausgelesen?
Und was der Bauer, auf dessen Wiese sie standen?

Ich habe dich mit meinen Worten (wohin?) geführt oder auch verführt ( )- interessanterweise war die ursprüngliche sache aber gar nie dort!
toll, was "berichterstattung" so alles machen kann!

bei all dem geschipfe über die anderen verführer, sollte man niemals auf denjenigen vergessen, der in einem selber steckt!
und verführung, dieses spielchen haben wir alle gelernt, und zwar schon als kinder. (Mami, bitte kauf mir ein Eis, bite , bitte. Du bist viel leiber als der Papi....)
Im Grunde genommen versucht jeder, den anderen zu etwas zu "verführen" was ihm selber angenehm ist und "Vorteile" bringt.
Der Unterschied liegt nur im Maß des Druckes, der dabei ausgeübt wird, an der Bewusstmachung ( oder nicht -Bewusstmachung) des Vorganges selbst . Wie viel Möglichkeit gibt es dabei, "nein" zu sagen?

Verführen und verlocken aber: Das tun wir alle!
Was anderes wäre denn z.B. Reklame?
Und verführt -werden: Das wollen wir auch! ( hin und wieder zumindest.)
Ich vermute, dass das Lustvolle am Verführtwerden darin besteht, dass es uns einen Moment lang der Eigenverantwortung enthebt. ("Ich kann ja nix dafür, der Karli , der wollte es doch so.....")

Wie auch immer (und weil wir uns gerade am Steinplatz befinden):
Der werfe den ersten Stein, der meint, ihm könne "sowas" nicht passieren!

Ich denke:
Es kann grundsätzlich jedem alles passieren - in der einen oder anderen rolle...........



Hallo Thomas,
du siehst die Sache weit genug und somit richtig: wir sind nie davor gefeit, durch Worte verführt zu werden!
Und genauso wenig sind wir davor gefeit, selbst die Verführenden zu sein.
Da wir bevorzugt über Worte kommunizieren, ist der Missbrauch derselben alltäglich.
Das ist schon unheimlich.
Deshalb belasse ichs bei bei dem Wort "magier" - "Zauberer" klingt mir in dem Zusammenhang viel zu niedlich!

Wir Sprachgewandten betreiben alle eine gewisse Magie, so wie die Schauspieler; Politiker, Journalisten,.....
Die Frage ist nur: zum Nutzen der anderen oder zu ihrem Schaden?

Und es gehört deshalb für mich nicht in die "Finstere Nacht", weil es am hellichten Tag geschieht, vor useer Augen, immer und immer wieder.

Und der erste Schritt, sehen zu können,was offensichtlich ist, liegt für mich in der Erkenntnis:

Ich bin es auch. Auch ich bin so.

Sehr nachdenkliche Grüße,
larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2011, 21:01   #5
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Larin,

hoch interessant, das Gedicht ohne Antwort der Verfasserin zu lesen.
Ich wäre ganz und gar in Stimmes Fußstapfen getreten und hätte noch ein wenig nachgestoßen.
Der Vergleich von Thomas ergänzte für mich die "Gefahr", der wir uns aussetzen und zeigte auf, dass sie nicht unbedingt "Guru" heißen müssen. Ein/eine Vertreter(in) für eine "gute Sache", ein Heiler oder Seher finden ihre "Opfer" sehr leicht, wenn sie die Not erkennen und ihre "magischen" Gaben einsetzen.

Deine Antwort allerdings, hat mich nicht weniger als das Gedicht selbst beeindruckt.
Die Welt ist so, wie wir sie sehen, bzw. sehen wollen. Die Gründe für die Sichtweisen will ich dabei "unbesehen" lassen.

Aber:

Zitat:
Zitat von larin
Möglicherweise kann/ könnte man Religionen abschaffen.
Bei der Spiritualität dürfte es sich anders verhalten.
Ich denke, sie ist ein Teil des menschlichen Daseins und erfüllt eine bestimmte Aufgabe in seinem psychischem Funktionieren - wenn also Amtskirchen nicht mehr als der geeignete Raum dafür erscheinen, dann werden Sekten und Ersatzreligionen( Konsumzwang, Machtgier, Promiskuität, politische Strömungen)....dafür herhalten müssen.
Was ist Religion? Ist es nicht auch Spiritualität?
Beide sind in Jahrtausenden "unabschaffbar" geblieben, ganz im Gegenteil.
Ganz sicher sind sie ein Teil des menschlichen Daseins. Was ich vermisse, sind "Gurus", die die Bedürftigkeit im menschlichen Sinne umsetzen und zum Denken und Nachdenken "verführen".
Das hat es noch nie gegeben. Es entstehen entweder machtvolle Institutionen oder "Einzelbereicherer", die die Not oder Naivität der übrigen für sich ausnutzen.

Natürlich kann und sollte jeder für sich selbst entscheiden, so wie Thomas es ausgedrückt hat:

Zitat:
Zitat von Thomas
der Guru ist meist gar nicht das wesentliche Problem, sondern unsere Illusion der Bedrohung durch Zauberworte entgehen zu können, nur weil wir nicht dem Mut haben, im Keller das Licht anzuknipsen, und uns der (oft nur scheinbaren) Bedrohung zu stellen.
Voraussetzung dafür wäre aber, dass alle von diesem Schalter im Keller wissen, was bedeutet, dass nur Bildung diese Entscheidungsfähigkeit bedingt. Damit meine ich nicht Hochschulbildung und Studien, sondern eine Chance, sich vor einer Entscheidung mit diesen Dingen gedanklich auseinander zu setzen.
Diese haben wir alle nicht bekommen (behaupte ich einfach).
Ganz im Gegenteil. Wir erfahren, bevor wir nachfragen oder gar nachlesen können, Wundersames, Unerklärbares vorgesetzt und wachsen so geprägt nach.

Damit will ich sagen, dass dieses "Zuerst -bei- sich- selbst- anfangen" zwar richtig ist, aber auch nur die Einzelnen schützt. Das wissen die Gurus sehr genau.

Gleichzeitig habe ich nichts gegen "spirituelle", kulturelle Sitten, Bräuche und Spiele. Wenn ein Regentanz in der Trockenheit stattfindet, ist es letztendlich egal, weshalb es danach doch geregnet hat. Diese Gemeinsamkeit trägt zum Zusammenhalt bei und kann ruhig als hilfreich betrachtet werden.

Wenn aber ein Pastor vorher von Haushalt zu Haushalt geht und verspricht für Regen zu beten, dafür aber von jedem einen entsprechenden Obulus verlangt, in diesem Falle sogar von jenen, die einer anderen Kirche angehörten, dann müssten eigentlich alle Kellerschalter klicken. Sie taten es nicht, denn niemand wollte einen evtl. Regen verhindern (selbst erlebt).

Natürlich verführen wir alle auf ganz eigne oder abgeschaute Art.
Das Eis von Papi, nur weil er lieber ist als Mami, werden Papi und Mami verkraften.
Die Werbung kann mich zu Unsinnkäufen verführen, doch sobald ich es fühle (z.B. in der Geldbörse), kann ich von mir aus damit aufhören.
Mit Sekten und Religionen verhält es sich ein wenig anders. Aus einigen kann man einfach austreten, das stimmt. Aus den meisten jedoch nicht ohne Folgen.
Für viele ist schon eine schlichte Nichtdazugehörigkeit gefährlich.

Was wir hier besprechen, dass "jene Leichtigkeit" und "eigene Betrachtung" jedem von uns passieren kann, ist stimmig - aber nur hier in unseren Landen.
Betrachten wir es breit gefächert, hat es doch mit Bedrohung und Gefahr zu tun.
Schlimm ist, dass sobald sich hier die Verhältnisse drastisch ändern, jene Gurus eine Blütezeit zu erwarten haben. Sie werden die Not der Opfer schon zu nutzen wissen.

Liebe larin, ich schrieb unter "Verführungszwang".
Der Auslöser bleibt dein interessantes Gedicht, das ich nicht ungelobt stehen lasse. Eine sehr nachdenkliche Spiritualität.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 07:31   #6
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo dana,

verzeih- ich blieb dir die antwort wirklich lange schuldig,
das hole ich jetzt gleich nach.
also: ich glaube nicht, dass der mensch auf spiritulität je ganz verzichten wird können. vielleicht einzelne, aber nicht die spezies als solche.
warum?
das liegt in der natur der sache: wird sind einer vielzahl von tatsächlichen ( aber auch eingebildeten ) bedrohungen ausgesetzt.
als kind klammern wir uns an eltern - dann plötzlich gibt es keinerlei "schutz" mehr. der wunsch, einen großen , starken verbündeten zu haben bleibt aber irgendwie erhalten.

aus diesem schutz -und hilfsbedürfnis ziehen manche ihre vorteile. stimmt.
andere wieder entwickeln echte instrumente der hilfe und des trostes:
die, die man als "seelsorger" bezeichnen kann. die können konfessionell eingebunden , aber auch konfessionsfrei, überkonfessionell sein.

wir brauchen sie und sollten nicht grundsätzlich alles verteufeln, was es auf diesem sektor gibt - denn das leben ist kein langer, ruhiger fluss: katastrophen passieren, schicksalsschläge ereignen sich, und wenn schon sonst nichts ist, setzen uns krankheit und tod unwiderrufliche grenzen.

und genau an diesen zeigt sich immer wieder, dass blanke vernunft ratlos und machtlos wird - weil es eben hier um emotionen geht. emotionen, die durchlebt und bewältigt werden müssen. dafür gibt es kein allgemeingültiges rezept ( daher auch keine allein seligmachende "religion", keinen "einzigen wahren glauben") , weil es auch keinen schuh gibt, der auf alle füße passt....

dass aber die menschen sorge und fürsorge auch im emotional-seelischen bereich brauchen, ist nicht zu leugnen: "der mensch lebt nicht vom brot allein."
er kann nicht nur alleine vom brot leben. das liegt an seinem säugetier-gehirn, das vom ersten atemzug an auf ein "du" ausgerichtete ist. wären wir krokodile, verhielte es sich anders.
daher ist es kein wunder, dass der mensch so ein großes "du" auch im weltall vermuten möchte, dass er es beklagt, dass dieses "du" nicht in seinem sinne eingreift und alles regelt, so wie er es persönlich gerne hätte, usw...usw...

nützt alles nichts: wenn wir gott abschaffen , müssen wir uns erst recht um uns selbst und unsere gefühle kümmern.
wie man das richtig macht, haben wir aber noch gar nicht wirklich gelernt. (die psychoanalyse ist erst hundert jahre alt).
davor haben aber schon religionen , philosophie und naturwissenschaften versucht, unseren platz in der welt zu klären und antworten auf "letzte fragen" zu finden.

es gibt mittlerweile viele antworten.
nichtsdestotrotz muss jeder seine eigene finden.
ist ja irgendwie logisch: auch im schuhgeschäft muss jeder den schuh finden, den er sich wirklich anziehen kann......
und wie im schuhgeschäft schwatzt dir mancher "verkäufer" unpassendes auf - andere wieder horchen genau hin auf deine befürnisse und unterstützen dich bei der suche....
das unterscheidet den guten "seelsorger" vom bloßen "seelenfänger". ( und das kann jetzt jede person in mit autorität behafteter stellung sein: priester, lehrer, therapeuten, ärzte, psychologen, politiker, eltern, aber auch der gute freund von nebenan, der mitmensch......) die frage ist immer die: stellt sich jemand in den dienst einer sache - oder will er bloß selber aus ihr persönlichen nutzen ziehen?

eine frage der moral und der ethischen grundhaltung.
und über die können wir schon gar nicht hinwegsteigen!

religion wird vielleicht einmal überflüssig werden. ethische maßstäbe aber werden wir immer brauchen.
und das wird noch viel arbeit werden (oder bleiben)- am steinplatz und auch sonstwo.

liebe grüße, larin

Geändert von a.c.larin (11.09.2011 um 07:37 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2011, 20:50   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Servus larin,

mir gefällt dieser Text auch.

Beim ersten Lesen dachte ich an eine Art von Teufelskult oder einen modernen Hexensabbat, weil wir uns ja hier auch in der Rubrik für Fantasy befinden.

Interessant auch die Kommentare und deine Antworten, die letztendlich schon Aufschluss über die wahren Hintergründe geben.

Die großen Verführer und Seelenfänger hat es zu allen Zeiten gegeben und das nicht nur auf Grund von Spiritualismus, sondern auch aus weltlich materiellen Gründen.
Wenn es den Leuten schlecht ging, brauchte nur einer mit Charisma daher zu kommen und ihnen das Blaue vom Himmel zu versprechen. Wenn dann noch die Gegenseite uneinig war und blass in der Vorstellung blieb, dann war es schnell geschehen.

Auf das Letztere aber zielt der Text nicht hin, hier geht es mehr um die Spiritualität.

Zitat:
also: ich glaube nicht, dass der mensch auf spiritulität je ganz verzichten wird können. vielleicht einzelne, aber nicht die spezies als solche.
warum?
das liegt in der natur der sache: wird sind einer vielzahl von tatsächlichen ( aber auch eingebildeten ) bedrohungen ausgesetzt.
als kind klammern wir uns an eltern - dann plötzlich gibt es keinerlei "schutz" mehr. der wunsch, einen großen , starken verbündeten zu haben bleibt aber irgendwie erhalten.
Ich bin der Meinung, daß die Menschheit durchaus gut auf religiöse Spirtualität verzichten könnte, es würde sie weiterbringen.
Daß es letztendlich nicht funktionieren wird, hat aber andere Gründe.
Ich behaupte, daß die große Masse einfach nicht genug Intellekt besitzt, die wirklich großen Philosophien zu verstehen, so daß es Religionen und ihre Absplitterungen als Ersatzphilosophien für das Volk geben muss.
Das liegt auch im Interesse eines (fast) jeden Staates, weil letztere ihren Bürgern nur wenige Moralvorstellungen vermitteln können, da sie im spirituellen Sinne nichts anzubieten haben.
Die ganz Armen im Geist, die gar nichts in der Birne haben, erheben sich dann im Lichte des Nationalstolzes mangels anderer Ideale.

Es ist auch eine Frage der Kultur, in der ein Mensch aufgewachsen ist.
Wenn er von klein an einer religiösen Gehirnwäsche unterzogen wurde, braucht er schon einen verdammt hohen Intellekt, um dieser Falle wieder entrinnen zu können, sonst wird ihn diese religöse Spiritualität immer verfolgen.

Letztendlich sind all diese religiösen Kulte und Riten ein Geschäft mit der Angst der Menschen, weil sie es nicht ertragen können, daß ihr Intellekt nach dem Tode der vollständigen Vernichtung anheimfallen wird.

Wenn das ganze Leben schon aus Leiden besteht, dann muss es ja wenigstens hinterher noch was zu holen geben.
Meinetwegen können sie glauben, was sie wollen, weil sowieso alles denselben Weg geht.
Also kann ich es mir leisten großzügig zu sein und milde über diese Kinder zu lächeln. Gut ausgedrückt hat dies Wolfgang Niedecken von der Kölner Rockband BAP in dem Lied "Verdamp lang her":

"Häss fess jegläuv dat wer em Himmel op dich waat, ich jönn et dir hann ich jesaat."

Macht mal, das ist euer Leben, vergeudet es ruhig mit sinnlosen und stupiden Hoffnungen. Vergesst das Leben hier, leitet die Welt von erfundenen Dogmen ab. Wenn's glücklich macht...

Es ist immer wieder Unterhaltung pur, sich diese Riten anzuschauen.
Also ob sich irgendetwas bewirken ließe, wenn der Paparatzinger mit seiner gequälten Visage und ein wenig Weihrauch sein Urbi et Orbi verkündet und Millionen Menschen vor Ehrfurcht auf die Knie fallen.
Nicht mal der dümmste Primat könnte eine solche Show abliefern.
Dafür muss man schon Mensch sein.

Und so geschieht es nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen, bis hinunter zu den irrsten Sekten und Abspaltungen und sonstigen Geistesverwirrungen. Man schaue nur einmal eine halbe Stunde "Bibel TV".
Da kann man sehen, wie irre und besessen von ihren Hirngespinsten diese Menschen sind.

Gäbe es einmal außerirdischen Besuch, dann müsste man sich schämen für die menschliche Rasse.

Zitat:
dass aber die menschen sorge und fürsorge auch im emotional-seelischen bereich brauchen, ist nicht zu leugnen: "der mensch lebt nicht vom brot allein."
er kann nicht nur alleine vom brot leben. das liegt an seinem säugetier-gehirn, das vom ersten atemzug an auf ein "du" ausgerichtete ist.
Das liegt ebenfalls am Intellekt.
Nur weil die große Masse der Menscheit nicht dazu in der Lage ist, mit sich selbst auszukommen, braucht sie Gesellschaft, in die sie sich flüchten kann.
Und das nur, um eines der größten Leiden auszumerzen, die diese Existenz nun mal bedingt: Die Langeweile.
Dies liegt nämlich nicht am Säugetiergehirn, sondern an den Fähigkeiten desselben.
Deshalb sind auch viele Intellektuelle Einzelgänger, weil sie gar kein Verlangen verspüren, sich mit dem Rest der Welt auseinanderzusetzen.
Denn wenn sie es tun, ernten sie meist nur Undank und Häme.
Und wer hat schon Lust, ständig innerhalb der Gesellschaft dreiviertel seines Intellekts vorher an der Gaderobe abzugeben, nur um in diesem Niveau nicht unangenehm aufzufallen?

Ja, die Emotionen sind vorhanden und sind auch oft Motiv für die Handlungen.
Wenn sich diese Emotionen aber auf einen Gott richten und weg von den Menschen, dann stimmt da etwas nicht.
Auch wenn oft andere Motive vorgetäuscht werden, so ist ein religiöses Motiv immer ein egositisches, weil die Handlungen eines Menschen entweder einer positiven oder negativen Sanktion harren.

Und die ganz Frommen jeglicher Religion sind die schlimmsten.
Ihr Idealismus, der in Gläubige und Ungläubige unterteilt, ist keinen Deut besser, als der nationalsozialistische, wo auch zwischen wertem und unwertem Leben unterschieden wurde.

Und die sogenannten Seelsorger im emotional-seelischen Bereich leisten da gute Arbeit. Sie pflegen ihre Schäfchen bis zum Tod.

Zitat:
wie man das richtig macht, haben wir aber noch gar nicht wirklich gelernt. (die psychoanalyse ist erst hundert jahre alt).
Die Psychoanalyse ist sicherlich ein guter Ansatz.
Sigmund Freud, der als Begründer der Psychoanalyse gilt, hat im wesentlichen auch auf Feuerbachs, Schopenhauers und Nitzsches Philosophien aufgebaut.
Sein Verhältnis zur Religion war äußerst kritisch, so daß er diese als eine Art Kindheitsneurose (s. o.) bezeichnet. Womit er durchaus recht hat.

Zitat:
religion wird vielleicht einmal überflüssig werden. ethische maßstäbe aber werden wir immer brauchen.
und das wird noch viel arbeit werden (oder bleiben)- am steinplatz und auch sonstwo.
Ne, niemals.
Und weißt du auch warum?
Weil jetzt schon in der Masse Mensch eine geistige Degeneration stattfindet.
Das goldene Zeitalter geistiger Höhenflüge ist vorbei, wir haben unseren Zenit längst überschritten.
Da werden noch ganz andere Kulte auf die Menschen zukommen, wenn sie sich vorher nicht selbst ausgerottet haben.

Ethische Maßstäbe spielen dabei überhaupt keine Rolle mehr oder wenn, dann nur insofern sie den Mächtigen in die Hände spielen.

Und für das dumme Volk gilt wie eh und je, was Bertold Brecht sagte:

"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral."

Das sagt alles über dieses Tier namens Mensch, das tatsächlich glaubt, nur weil es ein wenig abstraktes Denken beherrscht, es habe eine (unsterbliche) Seele, die von einem höchsten notwendigen Wesen erschaffen wurde.
Hehehe, das wird der Tod schon zeigen, wenn einfach das Licht ausgeht.
Vielleicht ist es die letzte bewusste Erfahrung.
Und wenn, dann die einzig wahre in dieser ganzen verschissenen Welt.


Gerne gelesen, weit abgeschweift, polemisiert und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2011, 13:25   #8
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo falderwald,

oha - da hab ich wohl was übersehen.....
vielen dank für deinen ausführlichen kommentar.

deine meinung wird daraus hinreichend ersichtlich - und dein ärger über "die blöden menschen" ist für mich nicht zu überhören.
allerdings frage ich mich, wer das sein soll.
du? ich ? dein nachbar? der mittelstand? die griechen?

ich denke, bei solchen pauschalverurteilungen übersieht man nur zu leicht, dass man selber auch ein teil dieser breiten masse ist, auf die man solchen zorn empfindet. ( getreu dem spruch: "sie stehen nicht im stau - sie sind ein teil davon!)

letztlich helfen breit gestreute schuldzuweisungen und rundumschläge auch nicht weiter.
denn mit derselben ( oder einer anderen ) begründung verachtet wieder ein anderer wieder irgendwen. (und dann nimmt er vielleicht dich als zielscheibe oder mich ? weil wir eine krumme nase haben, oder weil wir keine krumme nase haben.... )
das ist eine gefährliche entwicklung - in zeiten wie diesen ganz besonders.

Zitat:
Wenn es den Leuten schlecht ging, brauchte nur einer mit Charisma daher zu kommen und ihnen das Blaue vom Himmel zu versprechen.
denkst du, das wäre jetzt anders?
ich befürchte, dazu braucht man gar kein besonderes "charisma" - es genügt schon, mit der wut zu spekulieren, die so mancher "kleine mann" im bauch hat - und flusch!- schon kann wieder ein neuer flächenbrand über europa hinwegfegen.
daher denke ich, wir sollten uns dieses zornes zwar bewusst sein, aber verdammt gut darauf achtgeben, besonders auf den eigenen.
letztlich sind es immer einzelne menschen oder gruppen, die (aus den verschiedensten gründen) miteinander probleme haben.
und immer wieder leitet jemand für sich daraus das recht ab, den ersten stein zu werfen - und hält sich dann für "intellektuell überlegen".

intellekt ist auch nicht alles. so mancher (hochintelligente) einzelgänger
schürt vieleichtt im stillen kämmerlein irgeneine krude wut , um sie dann
an beliebigen personen, die ihm grade über den weg laufen, auszuleben.
eine "gescheite und vernünftige erklärung" findet sich dann schon, die das rechtfertigen soll. ( die, die sich den holocaust ausdachten, waren auch keine dumpfbacken. ist da die klugheit vielleicht zu irgendwas gut gewesen? . so mancher einfache, schlichte durchschnittsmensch, der das herz auf dem rechten fleck hatte, wäre nie auf derart infames zeug gekommen)

ich bin dafür, den weg durch die mitte zu wählen: irgendetwas muss es geben zwischen einlullen und aufhetzen! und selbst, wenn es das nicht gäbe:
dann wären wir erst recht dazu aufgerufen, er zu erfinden!
aus welcher motivation auch immer:
aus vernunft.
aus nächstenliebe.
aus einsicht.
aus intuition.
aus philosphie.
aus spiritualität.
aus glaube.
aus wissenschaft.
aus weiser vorausssicht.
oder schlicht und ergreifend deshalb, weils nötig ist.

und vor allem bin ich dafür, die hoffnung nicht über bord zu werden - egal wie schlimm es um die welt steht.
denn ohne hoffnung wird es auch nicht besser.

möge daher jeder seine hoffnung da schöpfen, wo er kann!
spiritualität ist ein weg - und vernunft ist auch einer.

auf beiden wegen kann man sinnvolles für die welt ( und zwar im hier und jetzt) erreicht werden!
letzlich gilt doch, was da mal geschrieben stand:
"an ihren früchten sollt ihr sie erkennen!"

liebe grüße, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (07.11.2011 um 13:30 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2011, 19:49   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Servus larin,

da muss ich mich noch mal zu Wort melden...

Deine Replik war jetzt nicht ganz, was ich erhofft hatte, denn das Kernthema meines vorigen Beitrags war eigentlich die Spiritualität, wohingegen deine Antworten z. T. auf bestimmte Aussagen zielen, die m. E. aus dem Zusammenhang genommen wurden und somit recht missverständlich erscheinen.

Ich fang mal oben an, ja?

Zitat:
deine meinung wird daraus hinreichend ersichtlich - und dein ärger über "die blöden menschen" ist für mich nicht zu überhören.
allerdings frage ich mich, wer das sein soll.
du? ich ? dein nachbar? der mittelstand? die griechen?
Nein, das ist lediglich Resignation gegenüber einer Tatsache, die sich nun einmal nicht ändern lässt.
Mein Ärger richtet sich höchstens gegen diejenigen mit Intellekt, die diese Tatsache nutzen, um sie für ihre scheinheiligen Zwecke auszunutzen und dabei darauf bedacht sind, diesen Zustand möglichst zu erhalten.

Zitat:
ich denke, bei solchen pauschalverurteilungen übersieht man nur zu leicht, dass man selber auch ein teil dieser breiten masse ist, auf die man solchen zorn empfindet. ( getreu dem spruch: "sie stehen nicht im stau - sie sind ein teil davon!)
Darüber war ich mir immer im Klaren, vor allem wenn ich mir selbst im Wege stand.
Jeder ist ein Teil der Masse, doch manche ragen darüber hinaus.
Es gibt Dinge, mit denen muss man sich arrangieren und es gibt solche, mit denen muss man es nicht.
Und das kommt ganz alleine darauf an, in welcher Gesellschaft man sich aufhält und auf das Land mit seiner entsprechenden Gesetzgebung.
Wir leben nicht mehr im Dschungel und auf Bäumen, gehorchen also nicht mehr den Gesetzen der Natur, sondern unseren eigenen, was man ganz allgemein unter dem Oberbegriff Zivilisation zusammenfassen kann.
Dazu muss die große Masse regiert und gesteuert werden.
Fraglich sind allein die Mittel und die Umstände, unter denen dies geschieht.

Zitat:
letztlich helfen breit gestreute schuldzuweisungen und rundumschläge auch nicht weiter.
denn mit derselben ( oder einer anderen ) begründung verachtet wieder ein anderer wieder irgendwen. (und dann nimmt er vielleicht dich als zielscheibe oder mich ? weil wir eine krumme nase haben, oder weil wir keine krumme nase haben.... )
das ist eine gefährliche entwicklung - in zeiten wie diesen ganz besonders.
Wie sind denn diese Zeiten und was hat zu ihren Umständen geführt?
Warum sollte also keine Kritik erlaubt sein, denn irgendjemand muss sich doch dafür verantwortlich zeichen.
Wer, wenn nicht die weltlichen und spirituellen Führer haben die große Masse in diese Lage gebracht?
Ich glaube, hier geht es um mehr, als um eine krumme Nase.
Hier geht es um den Charakter und die Gesinnung und um eine scheinheilige Moral, die der Masse vermittelt werden soll, ohne daß sich die Verantwortlichen selbst daran zu halten hätten.

Zitat:
Zitat:
Wenn es den Leuten schlecht ging, brauchte nur einer mit Charisma daher zu kommen und ihnen das Blaue vom Himmel zu versprechen.
denkst du, das wäre jetzt anders?
ich befürchte, dazu braucht man gar kein besonderes "charisma" - es genügt schon, mit der wut zu spekulieren, die so mancher "kleine mann" im bauch hat - und flusch!- schon kann wieder ein neuer flächenbrand über europa hinwegfegen.
Nein, das denke ich nicht, es stand dort als Warnung ausgesprochen und diese Gefahr ist vielleicht näher, als wir alle annehmen.
Es bewegt sich was und wir können noch gar nicht wissen, wie sich die Verhältnisse z.B. in Griechenland oder auch aktuell in Italien entwickeln.
Das könnte eine Sogwirkung haben, die durchaus eine Chance für einen Neuanfang mit sich brächte, aber auch viele Risiken beherbergt.

Zitat:
daher denke ich, wir sollten uns dieses zornes zwar bewusst sein, aber verdammt gut darauf achtgeben, besonders auf den eigenen.
letztlich sind es immer einzelne menschen oder gruppen, die (aus den verschiedensten gründen) miteinander probleme haben.
Ja, aber was spricht dagegen, seinen Zorn auch schriftlich zu formulieren oder ihn bei einer Diskussion selbst zu prüfen?
Probleme unter Einzelnen können zwar auch sehr schwer sein, sind aber meist nicht die eigentlichen Probleme (es sei denn, diese Einzelnen bekleiden höchstverantwortliche Ämter und Würden).
Meist sind es ideologische Gruppen, die miteinander im Widerstreit liegen und somit schon Gesellschaften, weil eben nicht mehr nur Einzelne betroffen sind.

Zitat:
und immer wieder leitet jemand für sich daraus das recht ab, den ersten stein zu werfen - und hält sich dann für "intellektuell überlegen".
Mit der ersten Aussage gehe ich konform, die daraus sich ableitende Schlussfolgerung bestreite ich.
Der intelektuell Überlegene, hat es gar nicht nötig, den ersten Stein zu werfen, denn er hat bereits gewonnen.
Es ist immer der Unterlegene, der zur Gewalt greift und dem Überlegenen, wenn er sich rumdreht, den Schädel einschlägt.
Gewalt ist immer ein Zeichen der Hilflosigkeit und der eigenen Schwäche, von Notwehr einmal abgesehen.

Zitat:
intellekt ist auch nicht alles. so mancher (hochintelligente) einzelgänger
schürt vieleichtt im stillen kämmerlein irgeneine krude wut , um sie dann
an beliebigen personen, die ihm grade über den weg laufen, auszuleben.
Doch, Intellekt ist alles. Nicht jeder hochintelligente Mensch besitzt auch gleichzeitig Intellekt, denn letzterer bedeutet Innewerden, Wahrnehmung, Erkenntnis, also die Fähigkeit Einsichten zu erlangen.
Wer das nicht beherrscht, besitzt keinen ausgeprägten Intellekt.
Wie könnten sonst hochintelligente Menschen an einen Schöpfergott glauben?

Zitat:
eine "gescheite und vernünftige erklärung" findet sich dann schon, die das rechtfertigen soll. ( die, die sich den holocaust ausdachten, waren auch keine dumpfbacken. ist da die klugheit vielleicht zu irgendwas gut gewesen? . so mancher einfache, schlichte durchschnittsmensch, der das herz auf dem rechten fleck hatte, wäre nie auf derart infames zeug gekommen)
Natürlich besaßen die NS-Herrscher Intelligenz, sonst hätten sie es nicht an die Macht gebracht.
Wofür aber haben sie ihre Fähigkeiten eingesetzt?
Um einer Ideologie zu dienen, die Not, Leid, Marter und Tod über viele Millionen Menschen gebracht hat und letzendlich zur Zerstörung fast ganz Europas führte.
Auf politischer Ebene nennt man das Ideologie und auf spiritueller Ebene Religion.
Es ist ganz unbestritten, daß sowohl durch Politik, wie auch durch Religion unzählige Menschen ihr Leben lassen mussten.
Nein, der schlichte Durchschnittsmensch mit dem Herz auf dem rechten Fleck wäre niemals auf solche Dinge gekommen - aber er wird durch jene Weltanschauungen manipuliert.
Und das wissentlich und vorsätzlich und das ist das Verbrechen.

Zitat:
ich bin dafür, den weg durch die mitte zu wählen: irgendetwas muss es geben zwischen einlullen und aufhetzen! und selbst, wenn es das nicht gäbe:
Alle Schafe trotten am liebsten in der Mitte, aber dafür müssen auch einige außen gehen.

Zitat:
dann wären wir erst recht dazu aufgerufen, er zu erfinden!
aus welcher motivation auch immer:
Zitat:
aus vernunft.
Meinetwegen, aber woher mangels Masse nehmen?
Zitat:
aus nächstenliebe.
Utopie. Der Mensch ist ein Egoist.
Zitat:
aus einsicht.
Da mangelt es an Intellekt.
Zitat:
aus intuition.
Immerhin besteht hier eine Chance von 50:50
Zitat:
aus philosphie.
Sofern sie von allem spekulativen Mystizismus befreit ist.
So könnte man z.B. schon die durchaus schöne Philosophie Hegels in die Tonne stampfen, denn er ist gescheitert, weil er jeglichen Beweis schuldig geblieben ist. Und wer beschäftigt sich heute schon mit Kant und Schopenhauer?
Nur die wenigen Intellektuellen...
Zitat:
aus spiritualität.
Ja klar. Ich sehe die große Masse schon in spiritueller Extase. Eine utopische Vorstellung des Übermenschen. Nitzsche lässt grüßen.
Zitat:
aus glaube.
Also aus der Anerkennung einer Annahme ohne eigene Überprüfung bzw. die Möglichkeit derselben? Wo bleibt da der zwingende Beweis?
Zitat:
aus wissenschaft.
Eine Möglichkeit, jedoch kann die Wissenschaft auch nicht alle Fragen beantworten, weil sie leider immer bei der Verhältnismäßigkeit der Dinge zueienander stehenbleibt, aber niemals ihr wahres Wesen erklären kann.
Das ist das Problem, aus dem das metaphysische Bedürfnis des Menschen entspringt (siehe Glaube, Religion und Ideologie).
Zitat:
aus weiser vorausssicht.
Genau und die ist meistens schief gegangen. Wäre schön, wenn diese möglich wäre. Sie bleibt leider spekulativ.
Zitat:
oder schlicht und ergreifend deshalb, weils nötig ist.
Das war es immer. Doch leider haben wir das Perpetuum Mobile noch nicht gefunden.

Zitat:
und vor allem bin ich dafür, die hoffnung nicht über bord zu werden - egal wie schlimm es um die welt steht.
denn ohne hoffnung wird es auch nicht besser.
Wie schlimm steht es denn um die Welt?
Ich sehe weder die Welt noch unseren Planeten bedroht.
Das einzige was bedroht ist, ist das Leben auf unserer Erde.
Na und?

Zitat:
möge daher jeder seine hoffnung da schöpfen, wo er kann!
spiritualität ist ein weg - und vernunft ist auch einer.
Das ist aber ein weiter Weg und dafür bedarf es Aufklärung und das endgültige Überbordwerfen alter Dogmen und Ideologien, an denen immer noch krampfhaft festgehalten wird, weil es so schön bequem ist.
Sowohl für die einen, wie auch die anderen.

Zitat:
auf beiden wegen kann man sinnvolles für die welt ( und zwar im hier und jetzt) erreicht werden!
Nein, nicht für die Welt. Höchstens für die Menschen, aber die wollen oder können (noch) nicht. Dafür ist es noch nicht weit genug.

Zitat:
letzlich gilt doch, was da mal geschrieben stand:
"an ihren früchten sollt ihr sie erkennen!"
Ja, so steht es in Matthäus 7.16 geschrieben.
Aber da steht vorher in 7.15:

Zitat:
Hütet euch aber vor den falschen Propheten, welche in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind.
Und um genau diese geht es hier doch, oder?


Liebe Grüße

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2011, 18:20   #10
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo falderwald,
Zitat:
Deine Replik war jetzt nicht ganz, was ich erhofft hatte
ich weiß zwar nicht , was genau du dir erhofft hast - ich hab halt den faden dort weitergesponnen, wo ich ihn zu fassen kriegte.

das scheint ja eine unendliche geschichte zu sein- kein wunder, das thema heißt ja "spirtualität" und falsche propheten!
genau!
gut, dass du uns wieder daran erinnert hast.

ich denke aber, es gibt hin und wieder vielleicht auch ein paar "richtige" propheten - und die müsste man ja nicht gleich zusammen mit den "falschen" eliminieren?

jetzt müssten wir nur noch heraus finden, wer wer ist.

Zitat:
Wir leben nicht mehr im Dschungel und auf Bäumen, gehorchen also nicht mehr den Gesetzen der Natur, sondern unseren eigenen, was man ganz allgemein unter dem Oberbegriff Zivilisation zusammenfassen kann.
Dazu muss die große Masse regiert und gesteuert werden.
Fraglich sind allein die Mittel und die Umstände, unter denen dies geschieht.
da gebe ich dir recht. es ist sehr oft eine frage der methode -
aber mindestens genauso oft eine frage der ethik, die dahinter steckt.
für mich gehört ethik übrigens auch in den raum "spirituell"- und daher halte ich spiritualität für wichtig.
z.b ist für mich nelson mandela ist nicht nur ein politsch handelnder, denkender mensch, sondern auch ein zutiefst spiritueller: er hatte visionen, echte visionen.
und das ist es auch, was in der politik zurzeit fehlt - und vielleicht fehlt es ja auch der gesamten westlichen gesellschaft: zu viel konsum, zu wenig vision.
zu viel unterhaltung und zuviel ablenkung, zu wenig "spiritualität" (und damit meine ich nicht zwingend eine konfessionell gebundene), zu viel populismus und aktionismus an der oberfläche stichwort. mediengeilheti), zu wenig besonnenheit und sich verantworten in und aus der tiefe der person.
es sind die visionen, die uns über den rand der suppenschüssel hinausblicken lassen.
nelson mandela konnte etwas bewegen für sein land, weil er genau diese visionen hatte. und weil er bereit war, den (hohen) preis dafür zu bezahlen.
kann das ein mensch aus dem bloßen "intellekt" heraus leisten?
nein, ich glaube nicht.
da muss schon auch ein sehr starkes gefühl in ihm sein, das ihn trägt.

die sache ist bloß die: kluge menschen nützen ihre gefühle für kluge sachen, dumme menschen für dumme.
und daher kann auch die "spiritualität" auf unterschiedlichem niveau zugange sein.
herz ohne hirn ist quatsch - doch hirn ohne herz kann eine katasprohe werden! herz UND hirn wäre daher das wüschenswerte - und dann müsste auch noch die hand dazukommen,
denn was nützte es schon zu denken und zu fühlen, wenn nicht auch danach gehandelt wird?

ich sag da gar nichts neues, darum ringt die menschheit schon seit langem - und jeder mensch für sich sein ganzes leben lang(der eine mehr, der andere weniger)

Zitat:
Zitat larin:
und immer wieder leitet jemand für sich daraus das recht ab, den ersten stein zu werfen - und hält sich dann für "intellektuell überlegen".
zitat falderwald:
Mit der ersten Aussage gehe ich konform, die daraus sich ableitende Schlussfolgerung bestreite ich.
Der intelektuell Überlegene, hat es gar nicht nötig, den ersten Stein zu werfen, denn er hat bereits gewonnen.
Es ist immer der Unterlegene, der zur Gewalt greift und dem Überlegenen, wenn er sich rumdreht, den Schädel einschlägt.
Gewalt ist immer ein Zeichen der Hilflosigkeit und der eigenen Schwäche, von Notwehr einmal abgesehen.
also das stimmt für mich nun nicht so ganz.
manchmal wirft auch der den ersten stein, der die besseren möglichkeiten auf dem schachbrett hat. ( sei es wirtschaftlich oder politisch oder weil er die effizienteren seilschaften hinter sich hat). der muss dann auch gar n ichts sein, intellektuell betrachtet. es gibt sowas wie konkurrenz. es wirft auch der den ersten stein, der der sieger im spiel bleiben will. ( ob er nun moralisch dazu im recht wäre oder nicht)
ich sagte auch nicht , dass der steinewerfer intellektuell überlegen IST - ich sagte, dass er sich möglicherweise dafür HÄLT . das ist ein unterschied!
wir sind die guten! gewissen war und ist immer gruppenspezifisch.
und in zeiten des nationalsozialismus hatten viele "intellektuell überlegene" es sogar nötig, das land zu verlassen. steine zu werfen hätte ihnen gar nichts genützt - sie wären von den anderen "intellektuell überlegenen" nur platt gemacht worden.

Intellekt ist alles? Ich weiß nicht wie du ihn definierst.
Ich definiere Intellekt als reine Sache der Ratio - mit einem standartisierten Intelligenztest zu messen - und sage aus diesem Grunde: DAS ist nicht alles -
es muss auch eine soziale, emotionale und ethische Intelligenz dazukommen.
Aber vielleicht meinst du das ja dasselbe mit dem Wort "Intellekt"?
Dann sind wir uns ohnehin einig.

Zitat:
Wie könnten sonst hochintelligente Menschen an einen Schöpfergott glauben
Die Frage stellt sich für mich ganz anders: Wie können hochintelligente Menschen so grausam ud kurzsichtig sein, wie sies oft sind?

Du denkst, Religion wurde ursprünglich kreiiert, um den Menschen zu schaden?
Ich denke, mit der Religion (oder mit der Spiritualität oder mit der Politik oder mit was auch immer) verhält es sich so: Es ist wie ein Messer.
Man kann es nützen, um damit ein Brot zu streichen oder um eine Fessel durchzuschneiden. Man kann damit aber auch jemand anderen ins Auge stechen.
Und immer dann, wenn letzteres passiert ist, schreit man laut auf und sagt: Du böses Messer!
Aber es ist nicht das Messer schuld - schuld sind die, die es fehlerhaft gebrauchen.
Zitat:
Nein, der schlichte Durchschnittsmensch mit dem Herz auf dem rechten Fleck wäre niemals auf solche Dinge gekommen - aber er wird durch jene Weltanschauungen manipuliert.
wir wirken alle aufeinnander ein - die ganze zeit.
oder was denkst du, was das ist, was wir beide hier machen?
wir wirken auf einander ein!

erstaunlich, dass du der intuiton eine 50:50 chance gibst und dafür die (nächsten) liebe ins reich der utopie verbannst.
und woher, glaubst du, kommt die "intuiton"?
aus dem intellekt kann sie nicht kommen - denn der verstand weiß nur, was ihn die erfahrung gelehrt hat.

gerade "intuition" ist aber etwas, was über die unmittelbare erfahrung hinaus geht.
ich würde sie "spirituell" nennen - aber das gefällt dir dann wahrscheinlich wieder nicht...

und dabei bist du selber so bibelfest:
Zitat:
Zitat:
Hütet euch aber vor den falschen Propheten, welche in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind.
ein wahres wort!

und auch dieses wort stimmt: manche sehen aus und gebärden sich wie die wölfe - aber innen drin, da sind sie lammfromm.....

wie also unterscheiden?
da braucht man wohl eine portion fingespitzengefühl!
(oder, nach deiner definition: fingerspitzenintellekt )

leute, lasst euch bloß nix einreden - weder von falderwald noch von mir!
lg, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (12.11.2011 um 18:36 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 11:13 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg