Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Der Tag beginnt mit Spaß

Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 11.02.2017, 14:04   #1
AAAAAZ
Wortgespielin
 
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 664
Ausrufezeichen Spatzenkram

Ein Saugrohr wollt' die Neugierde
vom kleinen Dreckspatz wecken.
Frisst das ihm doch sein Futter weg,
der Spatz bleibt im Rohr stecken.

Der Staubsauger tat seine Pflicht,
das war 'ne saubre Sache.
Ein Spatzenhirn kapiert das nicht,
es sann fortan auf Rache.

Ein Rohrspatz schimpft, das scheint vertrackt
und schaut nun in die Röhre.
Der Sauger hat sie fest im Sack,
die kleine Dreckspatzgöre.

Der Spatz piepst im Fortissimo,
fühlt sich bald als Verlierer
und explodiert' zum Schluss vor Wut,
jedoch als Rohrkrepierer.

Auch wir sind oft nur plärrend laut.
Mit allem, was wir haben,
wird man uns bald als Dreck und Staub
im Müllbeutel begraben.

Der Staub ist Reinkarnation,
längst sind wir stumm wie Fische.
Von Dächern pfeift manch Spatzenton,
uns wedelt man vom Tische.

Geändert von AAAAAZ (11.02.2017 um 18:21 Uhr)
AAAAAZ ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2017, 18:16   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi A-Z!

Spatzenkram

Ein Saugrohr wollt' die Neugierde
vom kleinen Dreckspatz wecken.
Frisst das ihm doch sein Futter weg,
der Spatz bleibt im Rohr stecken.

Der Staubsauger tat seine Pflicht,
das war 'ne saubre Sache.
Ein Spatzenhirn kapiert das nicht,
es sann fortan auf Rache.

Ein Rohrspatz schimpft, es ist vertrackt
und schaut nun in die Röhre.
Der Sauger hat sie fest im Sack,
die kleine Dreckspatzgöre.

Der Spatz piepst im Fortissimo,
fühlt sich bald als Verlierer
und explodiert' zum Schluss vor Wut,
jedoch als Rohrkrepierer.

Auch wir sind oft nur plärrend laut.
Und wir und was wir haben,
wir werden irgendwann mit Staub
im Müllbeutel begraben.

Der Staub ist Reinkarnation,
längst sind wir stumm wie Fische.
Von Dächern pfeift manch Spatzenton,
uns wedelt man vom Tische.


Es tut mir leid, dass ich das jetzt so verreißen muss, aber ich bin tierlieb, und ich kann hieran, so wie es geschrieben ist und sich mir präsentiert, nichts Witziges finden.

Abgesehen von den Mängeln im Sprachtakt (zB siehe die Betonung von "Neugierde" in S1Z1: NEUgierDE) halte ich den grausam tierquälerischen Vergleich eines eingesaugten und im Gerät geplatzten Vogels (dessen Leid du neben unmotiviert abwertenden Benamsungen geradezu genüsslich beschreibst, so als wäre das sowas von zum Lachen!) mit dem Menschenschicksal an sich für ziemlich schräg, wenn nicht peinlich deplatziert.

Kommt als nächstes ein Gedicht über eine gefolterte Katze, nur um sie - als quasiphilosophische Rechtfertigung für die ebenso ausführliche wie heitere Beschreibung ihrer Qualen - mit irgendeinem Menschenschicksal zu vergleichen?

Falsche Rubrik, falsche Einstellung zu Tierleid, falscher Vergleich. So zumindest stellt es sich mir dar. Du wirst sicher eine andere Meinung vertreten.

eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (11.02.2017 um 18:33 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2017, 19:33   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Moin AZ,

abgesehen von den metrischen Schwächen (vor allen Dingen in S1), die ich sonst von deinen Texten eigentlich gar nicht gewohnt bin, muss ich Erich leider widersprechen, denn ich kann diesem Text sehr wohl eine gute Prise schwarzen Humores abgewinnen, auch wenn es in der Satirerubrik vielleicht besser gepasst hätte.

Ich glaube, dass Erich hier von einer falschen Prämisse ausgeht, denn ich kann im Text beileibe keine falsche Einstellung zum Tierschutz ausmachen, auch der Vergleich scheint zumindest mir passend.

Der Spatz dient hier lediglich als Metapher (und könnte für jeden stehen), ebenfalls der Staubsauger bzw. dessen Rohr.
Genau wie die Metapher "Spatz", wiederholt sich das "Rohr" und der Höhepunkt ist der Rohrspatz, wo beide im wahrsten Sinne des Wortes vereinigt sind. Ich finde das nebenbei noch ein lustiges Wortspiel.
Die Krone setzt dem Ganzen noch der Rohrkrepierer auf, da musste ich sogar laut auflachen.
Das Bild von dem eingesaugten Spatz im Rohr finde ich dermaßen lustig, weil ich das so nicht empfinde. Ich glaube, dass ist eher so gemeint wie in einem Zeichentrickfilm, Tom und Jerry oder Bugs Bunny. Ich denke an den armen Kojoten Karl der den Roadrunner fangen wollte. Mann, musste der leiden und Rückschläge einstecken, denn hat es richtig zerfetzt und ich finde das heute noch zum geiern.

Hier hätte der Text eigentlich enden können, aber nein, jetzt kommt der kleine moralische Seitenhieb mit satirischem Einschlag.

Genau so blöde wie der Spatz der menschlichen Technik gegenüber steht, sieht sich der gemeine Mensch dem Mainstream der Gesellschaft und der Herrschaft des Establishment und der sogenannten Eliten ausgesetzt.
Die Medien tun das ihrige und kein Schwein kümmert es, wenn du den Löffel abgibst. Alles was du hattest und warst wird verteilt und löst sich auf. Dann bist du entsorgt.

Der Staub ist jetzt deine neue Existenz und du bist stumm wie ein Fisch. Die frechen Spatzen pfeifen immer noch, doch deinen verbliebenen Dreck kann man einfach wegwedeln.

Ich schließe daraus, dass sowohl Spatz und Mensch im Leben aufpassen müssen. Beide schimpfen wie ein Rohrspatz, wenn es ihnen ans gewohnte Futter geht, doch wenn sie sich zu weit vorwagen, dann ist es um sie geschehen.
Und das droht beidem, dem allzu frechen Spatzen wie auch dem zu vorwitzigen Menschen, so etwas kann leicht schief gehen.
Allerdings wiederholt sich die Geschichte immer wieder, die einen werden zu Staub, die anderen pfeifen von den Dächern.

Also schimpf nur, du kleiner, frecher Rohrspatz, da steckst du schneller drin, als dir lieb ist.

Das sind meine Gedanken, die mir zu diesem Text eingefallen sind.


In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2017, 20:50   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Faldi, A-Z!

Ich muss zugeben, diese Lesart ist mir entgangen, weil mich die frisch-fröhliche Folterbeschreibung des Schicksals eines unschuldigen Tierchens gleich gegen das Reimwerk eingenommen hat.

Damit es so wirkt wie Faldi avisiert, hätte es zuvor einiger Strophen bedurft, in denen der Spatz eindeutig als bösartiger Charakter im Sinne eines Gleichnisses eingeführt worden wäre, der sein Staubsaugerschicksal somit quasi herausgefordert und verdient hätte (in etwas wie bei Busch's Hans Huckebein). Gleich mit der Bestrafung zu beginnen, ohne zuvor über das Unrecht aufzuklären, führt zwangsweise zur Missinterpretation.

Das andere Problem ist, dass ich mit dem Bild eines laufenden Staubsaugers auch immer die Person sehe, die ihn bedient und führt. Hat diese Person den Spatz nicht bemerkt - oder ihn in bewusster Grausamkeit angepeilt und eingesaugt?
Hätte der Bedienende das Gerät nicht sofort ausgestellt, ehe das Tier in den Staubsack geraten wäre, wenn es unbeabsichtigt geschehen wäre? Dass dies nicht geschah, impliziert ebendiesen Sadismus gegen ein wehrloses Tier, den ich so vehement ablehne und einfach nur widerlich finde.

Daher empfinde ich das Beispiel des Staubsaugers (mit offenkundig tierquälender Bedienungsperson) auch weiterhin als unpassend und irreführend, Wortspiele hin oder her. Mir steht immer nur das panisch flatternde kleine Tierchen vor Augen, wenn ich das lese - Metaebene mit Botschaft hin oder her.

Sorry - für die Heftigkeit meines ersten Kommis entschuldige ich mich, aber ich bleibe bei meiner darin vertretenen Ansicht.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2017, 21:16   #5
AAAAAZ
Wortgespielin
 
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 664
Standard

Hallo Erich,

Wilhelm Busch hätte mit deiner tiefgreifenden ,,tierlieben Haltung" vermutlich eine dicke Klage wegen Tierquälerei am Hals. Ich glaube, bei Hans Huckebein mich zudem an eine aufgedrehte Katze erinnern zu können, die war sogar gezeichnet.
Ausgangspunkt dieses Gedichtes war eine Blödelei über die Herkunft des Wortes ,,Rohrspatz", bzw. ,,Schimpfen wie ein Rohrspatz". Unabhängig vom wahrem Ursprung habe ich Rohr und Spatz im engen Rohr vereint . Ob es Philosophie oder eine Pseudophilosophie ist, ist, wenn wir, was ja beim Staubsauger naheliegt, über unsere verstaubte zukünftige Existenz nachdenken, mag dein Weltbild erschüttern. Vielleicht glaubst du ja heimlich an deine Wiedergeburt. Ich habe hier keine tiefgreifenden Gedanken gehegt. Wenn du denn mal selbst zu Staub zerfallen sein wirst, und auch als Dünger nicht mehr viel zu bieten hast, wirst auch du irgendwann irgendwo abgestaubt oder eingesaugt werden. Da wird es dir nicht viel anders ergehen, als dem armen Spatz.
Was die ,,Reimheit" in Strophe1 Satz1 anbelangt, so fehlt mir tatsächlich dein Rhythmusgefühl. Ganz ohne Scherz, ich kann deine Kritik nicht nachvollziehen. Ich singe solche Texte immer vor mich her, und da passt es. Vielleicht kannst du mir auf die Sprünge helfen. Danke für deine Rückmeldung, AZ

Lieber Falderwald,

das meiste hatte ich oben beschrieben, im Großen und Ganzen fühle ich das Gedicht von dir verstanden. Danke für dein Feed back. AZ

Geändert von AAAAAZ (11.02.2017 um 21:52 Uhr)
AAAAAZ ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 22:42 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg