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Alt 24.09.2015, 11:51   #1
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die Schattenseite

Die Schattenseite

Die langen Nächte sind ein schweißdurchtränktes Hasten,
Gerüche mischen sich und Neonlichter grellen,
Infusomaten hemmen angenehmes Rasten,
hier fehlen sanfte Worte und die Klingeln schellen.

Das Pflegende zerfließt in Hochglanzbaufassaden,
solange hier noch fehlerhafte Herzen wummern,
wird nichts geschehn: Es gibt die stürzenden Kaskaden
und stille Augenblicke ziehen Lottonummern.

Verängstigt hängen hier die wunden Menschenleben
an seidenen, sterilen Biotechnikschnüren,
Maschinen sind Ersatz vom Fühlen und vom Geben,
wenn Krankenhauskonzerne nach dem Pulse spüren.

Gesunden werden nur die reichen Wirtschaftsbosse,
die unter grünen Palmen nach dem Mammon gieren.
Den Pflegenden und Kranken bleibt die Eitergosse,
von Exitus mal abgesehn wird nichts passieren.



Geändert von juli (25.09.2015 um 09:45 Uhr)
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Alt 24.09.2015, 22:12   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Sy!

Ein beklemmendes Szenarium! Das Krankenhaus als Stätte des gefühllosen Verwaltens von Siechtum und Tod!

Nur die Conclusio begreife ich nicht so ganz:

Was soll das mit dem Servieren von Leichen? Und wem denn? Und vor allem: Wie soll das durch "Ausrutschen" (auf dem Eiter?) funktionieren?

Jedenfalls ist diese letzte Zeile recht verwirrend formuliert.

Ansonsten sehr gern gelesen und leider aus eigener Erfahrung mitempfunden!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 25.09.2015, 09:43   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hey eKy :)

Das Krankenhausszenarium lag mir auf der Leber, um mal bei den Anatomivokabeln zu bleiben. Auch wußte ich nicht so richtig, wohin mit diesem Gedicht. Satire kann ich nicht schreiben, oder noch nicht und Stammtisch wußte ich auch nicht so recht, ich war und bin einfach unentschlossen...

Das Thema ist ernst. Hier wird immer mehr Krankenhauspersonal eingespart. Die Pflege, insbesondere das Verweilen am Bett des Patienten wird immer kürzer, das gesprochene Wort, Trost oder ein Flachs wird immer weniger, da für die Klinikleitungen Zeit ist Geld gilt.

Die Kliniken werden gewinnorientiert geführt, die Leitung ist kein Arzt, sondern ein Fachmann in Punkto Wirtschaft. Das hat zur Folge, daß das kostenintensives Personal eingespart wird. Also mit weniger Fachpersonal mehr schaffen.

Natürlich arbeiten da Menschen und betreuen die Patienten, aber die Pflegenden sind oft an ihren Grenzen oder arbeiten über diese hinaus.
Über Fehler an Pflegenden redet kaum jemand, doch sie passieren.
Deswegen habe ich ich diesen Schluß gewählt.

Es sollte dem Leser die Spucke einfrieren, und ein wenig wachrütteln.....

Das Beklemmende hast du gut erkannt.

Den Pflegenden und Kranken bleibt die Eitergosse,
sie rutschen aus, um frische Leichen zu servieren.<<< mit dem Satz hardere ich ..... weil er irreführend ist, ich habe das schon beim Schreiben bemerkt. Ich habe mich für eine andere Formulierung entschieden.

Ich bedanke mich bei Dir, es ist ja auch ein ganz schöner Schinken, fürs Lesen und für deine Gedanken.

Liebe Grüße aus Schleswig - Holstein sy


PS: ich bin auch wieder heil und gesund aus dem Krankenhaus rausgekommen.

Geändert von juli (25.09.2015 um 18:14 Uhr)
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