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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 26.07.2011, 15:32   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Romanze

Wir liebten uns nur kurz: Ein Flügelschlag,
so traumverwoben mit Unendlichkeiten
berührte tief! Gleich einem Spätherbsttag,
der leuchtet, eingedenk der Nebelzeiten.

Nur blühen wollten wir! In seinen Rosenschatten
versanken nachtgeboren Kraft und Seelenruh.
Als ob wir allen und auch keinen Grund je hatten,
schloss Liebesglück der Düsternis die Türen zu.

Wie tief begründet mancher zarte Glockenklang
selbst Jahre später Farben in die Herzen flicht!
Ich denk an dich zurück, weiß wohl mein Leben lang:
Bin ich auch ganz allein - du bleibst mir ewig licht.
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Alt 29.07.2011, 05:46   #2
Stimme der Zeit
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Standard

Guten Morgen, liebe larin,

das ist ein Gedicht mit einem sehr schönen Thema. Leider ist es sehr selten so, meist hat man eher neutrale oder sogar negative Erinnerungen.

Aber eine Liebe erlebt zu haben, die zu Ende ging und trotzdem in der Gegenwart noch Licht spendet, sogar Trost, wenn das LI alleine ist, das ist etwas ganz Besonderes. Ich hörte allerdings (persönlich-privat) in einem Fall bereits davon, dass es so gewesen sei. Was mich doch ein wenig erstaunt, ist die Tatsache, dass das Erlebte ebenfalls "kurz" war. Prägen sich kurze, positive Erlebnisse stärker ein? Ist es so, wie du in Strophe 1 beschreibst - berühren sie "tiefer", da sie rückblickend in der Erinnerung Ähnlichkeit mit einem schönen Traum haben, in dem Bewusstsein, dass es wirklich geschah und eben doch kein Traum war?

Ich bin selbst beim Lesen ein bisschen "ins Träumen" geraten, besonders durch die Metaphern, die du verwendet hast.

Zitat:
Ein Flügelschlag,
so traumverwoben mit Unendlichkeiten
berührte tief!
Zitat:
Gleich einem Spätherbsttag,
der leuchtet, eingedenk der Nebelzeiten.
Die "Wirklichkeit" (und ihre Schattenseiten) war vorhanden, aber ihr wurde der "Einlass" verwehrt.

Zitat:
Nur blühen wollten wir! In seinen Rosenschatten
versanken nachtgeboren Kraft und Seelenruh.
Zitat:
Als ob wir allen und auch keinen Grund je hatten,
schloss Liebesglück der Düsternis die Türen zu.
Ja, nur die Liebe durfte "herein". Und mit ihr die Hingabe, denn es war eine Zeit, in der Schwäche zu zeigen "erlaubt" war, ohne dass sie Schaden zufügte. Der "Verlust der Seelenruhe" wurde als etwas "Gutes" empfunden, da er kein Verlust war ...
Eine Zeit ungetrübten Glücks, für die es keinen "fassbaren Grund" brauchte, eine Zeit, die einfach durch ihr "Dasein" gut und richtig sein konnte.

Zitat:
Wie tief begründet mancher zarte Glockenklang
selbst Jahre später Farben in die Herzen flicht!
Ein kleines "Ereignis", das Erinnerungen weckt, eine "zarte" Assoziation genügt, und die Erinnerung an diese Zeit wird wieder lebendig. So "farbig", als ob es gestern erst stattgefunden hätte.

Zitat:
Ich denk an dich zurück, weiß wohl mein Leben lang:
Bin ich auch ganz allein - du bleibst mir ewig licht.
Eine wunderbare Erinnerung, die das LI sein Leben lang begleitet und Mut und Kraft schenkt, in Zeiten des Alleinseins - und, obwohl nicht erwähnt, auch sicher in "dunklen" Momenten.

Sowohl "handwerklich" als auch inhaltlich finde ich die beiden Enjambements "berührte tief!" und "Nur blühen wollten wir!" sehr gelungen.

Als Gesamtheit finde ich es sehr gut gemacht. Auch die Platzierung der Doppelpunkte. Ein besonderes Lob möchte ich noch "ewig licht" widmen. "ewig licht", "ewig Licht" und "ewig lich(t)". Die Möglichkeit, die Lesart selbst zu bestimmen, fiel mir auf. Schön!

"Formal" ist es ebenfalls gelungen. Zuerst der Fünfhebige Jambus - im Sinne von "kurz", eine "lebhaftere" Strophe. Dann der Übergang zum sechshebigen Jambus, eine "Verlangsamung" beim Lesen, die "Zeit der Erinnerung"; und in Strophe 3 die "Bekräftigung" durch die rein männlichen Kadenzen.

Ich habe dieses Liebesgedicht mit Freude und sehr gerne gelesen. Du weißt ja, wenn nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form überzeugt, kann ich buchstäblich ins "Schwärmen" geraten.

Liebe Grüße

Stimme
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Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2011, 07:43   #3
a.c.larin
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guten morgen, liebe stimme,

herjemine - hier ist ja eine menge liegen geblieben....

Zitat:
Was mich doch ein wenig erstaunt, ist die Tatsache, dass das Erlebte ebenfalls "kurz" war. Prägen sich kurze, positive Erlebnisse stärker ein? Ist es so, wie du in Strophe 1 beschreibst - berühren sie "tiefer", da sie rückblickend in der Erinnerung Ähnlichkeit mit einem schönen Traum haben, in dem Bewusstsein, dass es wirklich geschah und eben doch kein Traum war?
die reihenfolge der einprägungsstärke ist wie folgt:
am besten merkt man sich, was

1) angenehm und wichtig ist
dann kommt
2) was unangenehm und wichtig ist,
danach
3) was angenehm und unwichtig ist,
zuletzt
4) was unangenehm und unwichtig erscheint.

die zeitdauer spielt für das merken zwar auch eine rolle (etwa, weil durch längere dauer auch wiederholtes einwirken eines reizes möglich ist), aber zunächst einmal ist es die einprägenstiefe, die eine spur hinterlässt.

noch anders formuliert: ein erlebnis, ein reiz ,der mit einer heftigen emotion verbunden ist, gräbt sich tiefer in die synapsen des gehirns ein als ein erlebnis ohne innere beteiligung.
der heftige gefühlscocktail erzeugt nämlich einen anderen chemischen zustand im gehrin. man kann sich das etwa so vorstellen, wie bei einer radierung: um auf der kupferplatte eine spur zu hinterlassen, muss man mit bestimmten substanzen rangehen. je stärker die lösung, je länger die einwirkzeit, desto tiefer die rille.......

daher sind manche erinnerungen so fest verankert in unserem gehirn und andere verflüchtigen sich, bevor sie uns auch nur annähernd "erreicht" haben.
(zum glück! unser gehrin würde "zerplatzen" vor überlastung, wenn jedes flüchtige bild darin so viel raum einnähme. wir könnten gar nicht mehr klar denken)

hinzukommt noch, dass unser gehirn im zuge der sozialisation bereits eine art "vorprogrammierung" erhalten hat, die uns zunächst einmal nicht bewusst sein kann, da sie zu einem zeitpunkt entstanden ist, da wir noch kein bewusstsein über uns selbst und die vorgänge um uns hatten!
und dann wirkt noch das kollektive unbewusste jener gruppe auf uns ein, in der wir groß geworden sind, d.h. die "druckplatte" mit der wir ins leben gehen, ist schon mal ein wenig vorformatiert.
frisch fröhlich macht sich der junge mensch ans werk und stellt nach einiger zeit fest: wieso passiert DAS immer nur mir ( anders gefragt: wieso druckt mein bildstock immer dasselbe bild aus?)
sollte man also mit dem ergebnis der eigenen produktion nicht zufrieden sein, lohnt es sich, nachzusehen, was man an "alter spur" auf seiner festplatte draufhat!
möglicherweise wäre es dann klug, machen "ritzer" von übervorgestern aufzufüllen, zu löschen oder in leichter abänderung weiterzuzeichnen.....


ob eine kurze begebenheit imstande ist, lange nachzuleuchten, hängt auch damit zusammen, wie sehr es gelingt, auf die positiven aspekte derselben zu fokussieren.
da wir ja immer "ewiges glück" anstreben, wird so ein kurzes blitzlicht möglicherweise auch eine menge abschiedsweh hinterlassen haben.
dafür muss man dann halt auch eine lösung finden....
hier lag der fokus wohl von anfang an auf "trotz alledem" ( der herbsttag wurde gefeiert, gerade im hinblick darauf, dass nebel bald die sicht verhüllen könnte)
oder noch anders gesagt: es gab genug störendes, doch man ließ sich einfach nicht stören!
so konnte das gute seine wirkung entfalten - allen widersprüchlichkeiten zum trotz!

jaaaaaa, die liebe.......
stur muss man halt sein!

liebe grüße,
larin
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