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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 19.04.2012, 20:30   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard In Sachen Liebe

Wenn ich einmal ein Engel bin,
dann wüsst ich, wie ich dich begleite:
Ich wählte mir ein Katzenkleid
und wär der Freund an deiner Seite,
auch deiner stillen Tage Sinn.

Wenn ich einmal ein Engel bin,
dann käm das Glück auf leisen Pfoten!
Aus starrem Regelwerk befreit
wär mir kein Stilbruch je verboten:
Ich ginge einfach zu dir hin!

Du würdest dich nicht lange zieren,
ganz gleich, wie weit wir auch entfernt,
weil Engel, im Gewand von Tieren,
die letzte Glut an Liebe schüren,
bis es der Mensch dann doch noch lernt.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (21.04.2012 um 08:31 Uhr)
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Alt 20.04.2012, 10:06   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
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liebe larin,

wenn bei irgendeinem Spiel gefragt wird:
was für ein Tier möchtest du sein - schreibe oder sage ich immer: KATZE
Denn die verkörpern genau das, was du hier beschreibst:
Unvoreingenommenheit, Zärtlichkeit, Liebe, keinen Konventionen zugehörig.

Dein Gedicht zu diesem Thema gefällt mir sehr gut!
Im meiner Fantasie sehe ich mich ebenfalls als Miezchen durch die Sphären streifen und wünschte mir -
gäbe es ein zweites Leben - ebenfalls ein Katzenkleid


Tiere lieben ohne Kompromisse, ohne Argwohn, ohne Berechnung - jedenfalls nicht wissentlich...
Menschen lassen sich ihre guten Taten - wenn sie denn welche begehen - honorieren,
in welcher Form auch immer...


Sehr gern gelesen und nachgedacht und mitgefühlt.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 20.04.2012, 16:38   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard

Liebe Larin,

bei deinem Gedicht muss ich natürlich an Fuzzy denken, in dem ein Engelchen steckte, oder zwei, und der ein wirklicher Freund war.

Aber zu deinem Gedicht selbst. Von der Form her, hast du wieder (aus dem Bauch heraus) etwas sehr Interessantes gemacht, indem die ersten beiden (sogar durch einen Refrain vebundenen) Ich-Strophen von der folgenden Du-Strophe unterschieden sind. Ich finde das sehr gut.

Allein die letzten drei Zeilen sind mir etwas zu dicht und ernst. Ab dem 'wenn' geht meiner Meinung nach das Spielerische etwas verloren, das 'du' wird zum allgemeinen 'Mensch' und ich ertappe mich, dass ich über das Menschenbild des Autors ins Denken gebracht bin, wo ich doch nach den ersten beiden Strophen einfach zuhören möchte. Vielleicht ist es Absicht. Wenn zum Beispiel statt 'weil' etc. einfach die liebevolle Reaktion des Du beschrieben würde, welches sich dem Katzen-Engel plötzlich in großer Offenheit zuwendet, würde ich wahrscheinlich verstehen, ohne an Mensch, Liebe etc. denken zu müssen.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 20.04.2012, 17:28   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
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Ort: Österreich
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Standard

Hi, larin!

Wunderschönes Katzengedicht. Ich denke da lieber an Seelenwanderung als an "Engel", aber glauben tu ich ohnehin weder noch. Dennoch sehr anrührend, deine Zeilen, so innig und voller Liebe zu Mensch und Tier!

Kleinigkeiten:

Zitat:
Zitat von a.c.larin Beitrag anzeigen
Wenn ich einmal ein Engel bin,
dann wüsst ich, wie ich dich begleite: Stricherl überflüssig.
Ich wählte mir ein Katzenkleid
und wär der Freund an deiner Seite, Komma, nicht Punkt.
wie auch der stillen Tage Sinn. Sprachlich schöner, runder lesbar.

Wenn ich einmal ein Engel bin,
dann käm das Glück auf leisen Pfoten!
Aus starren Alltags Trott befreit "Konvention" ist ein sehr unlyrisches Wort. Das passt auch klanglich nicht hierher.
wär mir kein Stilbruch je verboten:
Ich ginge einfach zu dir hin!

Du würdest dich nicht lange zieren,
ganz gleich, wie weit wir auch entfernt,
weil Engel, im Gewand von Tieren,
die letzte Glut an Liebe schüren,
bis es der Mensch dann doch noch lernt.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 20.04.2012, 19:49   #5
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard In Sachen Liebe

Hallo larin,

ich hoffe, dass du noch lange kein "Katzen-Engel" sein wirst,
denn wie solltest du uns dann deine wunderschönen Gedichte zukommen
lassen?
Als "irdische" Dichterin haben wir alle etwas von dir!

Gern in der Katzen-Liebe verweilt

wüstenvogel
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Alt 21.04.2012, 08:46   #6
a.c.larin
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Beiträge: 4.893
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liebe chavali,
du hast recht: tiere lieben kompromisslos! (auch menschen, die nach unserem dafürhalten gar keine liebe verdient hätten)
insoferne halte ich sie wirklich für "die letzten boten vor dem herrn". (um es mal so zu formulieren, weil mir eine andere formulierung dafür fehlt)

lieber thomas,
du magst da recht haben. in der letzten strophe sind mir zwei bilder ineinander geschwappt: der gedanke an eine bestimmte person und die beziehung zu derselben und dann das allgemeine bild, das ich dem verhaltnis von katze und mensch entnehme.
für manche menschen sind haustiere wirklich die letzte chance, liebe zu erfahren und liebe geben zu dürfen.
doch genau dadruch erfahren sie dann doch noch den seelenfrieden, der ihnen anders verwehrt bliebe.
und das macht mich froh für all jene, denen es widerfährt.

wie gefiele dir denn diese variante:

weil Engel, im Gewand von Tieren,
die letzte Glut an Liebe schüren.
Sei du der Mensch, der dann noch lernt!


hallo erich,
hab ein wenig nachgebessert. danke für deine tipps.
die konvention hab ich mir ausreden lassen und in "regelwerk" abgeändert
( alltagstrott ist für mich inhaltlich was anderes ).


lieber wüstenvogel,
ich werde mir mühe geben, nicht allzu rasch "himmlisch" zu werden
aber du weißt ja, wie das ist: man muss sich rechtzeitig nach geeigneten jobs umsehen!

wie auch immer: wichtig ist doch nur, dass es da eine verbindung gibt zwischen erde und himmel. ob nun durch katzen oder gedichte.....

liebe grüße an alle! meine katze will jetzt gefüttert werden.
larin
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Alt 21.04.2012, 10:13   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, larin!

Da dichten wir einfach anders.
Du scheinst genau zu wissen, was du aussagen willst und passt dein Sprachwerk dem an.
Ich mache es genau umgekehrt: Ich lasse mich von der Sprachmelodie tragen, und irgendein zur Thematik passender Sinn ergibt sich aus dem Unterbewussten. Meist fange ich durchaus mit einem gewissen Gedanken oder Aussageziel an, bin aber "unterwegs" jederzeit bereit, schräg abzubiegen, wenn das Ursprüngliche nicht in den Klangfluss des Gedichtes passen will.
Hinterher staune ich selbst oft darüber, WO zum Geier ich meine Conclusios herhole. Im Augenblick des Entstehens ersinne ich sie bestenfalls halbbewusst, und sie fügen sich, als SOLLTEN sie so sein. Interessanterweise scheinen sie immer am besten zu passen - ich musste meines Wissens noch nie eine nachbessern.

Deshalb auch meine "Schmerzfreiheit", wenn ich Konvention durch Alltag ersetze - die Aussage, was genau das Gedicht an dieser Stelle weiterbringt und ihm Substanz verleiht, ist für mich im Grunde austauschbar. Viel wichtiger erscheint mir, dass es in mir singt und klingt, wenn ich es lese.
Ich sehe es so:
WAS ich als Dichter nun exakt aussagen wollte, ist nur für mich wichtig und stirbt mit mir. Die Sprach- und Klangmagie eines stilistisch gelungenen Gedichtes bleibt über die Jahrhunderte.

Wen juckt es beispielsweise heute noch, ob ein Goethe außer Haus ging, um die Natur zu erleben oder um den Rasen zu mähen, mal drastisch ausgedrückt. Wesentlich ist das Gedicht, das sich daraus ergab. Und ob er nun eingangs schreibt: Ich ging hinaus, das Gras zu schneiden... - oder: Ich ging hinaus, die Welt zu schauen... - ist für mich eine Frage des lyrischen Stils, nicht der Authentizität um jeden Preis. Selbst wenn er tatsächlich mähen wollte, wäre mir letzterer Einstieg lieber, einfach weil er besser klingt und poetischer ist. Scheiß auf die Fakten!

Und so halte ich es mit meinen Gedichten auch. Deshalb verstehe ich manchmal das Klebenbleiben an aus meiner Sicht für die Lyrik an und für sich im Grunde irrelevanten Fakten nicht so ganz. Warum MUSS es dieses Motiv sein, das beschrieben wird? Auch wenn es nicht in den lyrischen Fluss passt und das Gedicht so verhunzt, dass es nie Anspruch auf Bestand haben wird? Es ist eben ein grundverschiedenes Herangehen, meine ich.

Regelwerk ist jedenfalls besser als Konvention, aber das nur am Rande. Eigentlich wollte ich nur den Unterschied in der dichterischen Herangehensweise darlegen, der uns offenbar unterscheidet. Nun, jeder gewichtet anders.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.04.2012 um 10:16 Uhr)
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Alt 22.04.2012, 10:07   #8
a.c.larin
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na gar so unterschiedlich nun auch wieder nicht.
auch ich lasse entstehen, was gerade so entsteht - und phantasiere genug dazu!

es dürfte nur ( als langjährige hausfrau und mutter mit vollberuf) das wort "alltag" bei mir emotional anders besetzt sein als bei dir.
da klingen in meinen ohren die wort "konvention" oder "regelwerk" noch viel unbelasteter, frischer und unverbrauchter!

was aber sicher nicht ist: dass ich den klang der worte über deren aussage stellen würde
diese beiden begriffe stehen zumindest seite an seite bei mir.

zwischen "rasen mähen" und "die welt schauen"! sehe ich persönlich einen großen unterschied! ( denn wenn ich mich gerade mit dem klobigen ding über die schiefe ebene plage, ist möglicherweise meine philosophische weltschau doch arg eingeschränkt!)
rasen mähen ist pflichtgrogramm und arbeit, welt schauen ist kür und freies dahingleiten.

den anspruch, für die ewigkeit zu schreiben habe ich nicht.
auch nicht den anspruch auf überdauernde gültigkeit dessen, was ich sage.

ich lebe im augenblick - und was "die ewigkeit" mit dem zeug, das ich so fabriziere, anstellen will, ist deren sache.
da gebe ich die nachwelt völlig frei.

gut, dass wir uns darin unterscheiden, denke ich.
sonst wäre doch alles geschriebene nur ein einzgier einheitsbrei!

die vielfalt der gewürze macht aber erst die gute küche!

in dem sinne also: vielfalt statt einfalt!

liebe grüße, larin
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Alt 22.04.2012, 14:50   #9
Erich Kykal
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Detail am Rande:
Die sog. "Ewigkeit" eines Dichters dauert ohnehin bestenfalls ein paar Jahrhunderte. Danach hat sich die Sprache so sehr gewandelt, dass man ihn kaum mehr versteht.
Oder verstündest du die Gedichte Walthers von der Vogelweide noch im Original? Bestenfalls marginal - und schön klingen würd's für dich keinesfalls.
(Und das ist Mittelhochdeutsch - von Althochdeutsch reden wir noch gar nicht...)

LG, eKy
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