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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 13.01.2011, 17:13   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
Standard Konvolute, gebrabbelt

Konvolute, gebrabbelt


Man sagt von mir, der hat es mit der Sprache:
Das mag schon sein, doch wer hat dieses nicht.
OK, nicht jeder baut sich ein Gedicht,
Wenn er sich wirklich sorgt, um seine Sache.

Ich denke eben, es ist meine Pflicht,
Mich stets zu kümmern; welche wüste Brache
So manches Werk ist; und, wenn ich’s nicht mache,
Wer würd sich echauffieren, brächte Licht

Ins wortgefüllte Dunkel, das sich Text
Und Lyrik schimpft, just, bis sich einer wehrt?
Die Sprachkunst wird nicht schnell herbeigehext,

In Konvolute brabbelnd ausgeleert:
Sie ist es, hört mir zu, die nur dort wächst,
Wo man sie hegt und pflegt und tief verehrt!
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (31.01.2011 um 18:19 Uhr)
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Alt 14.01.2011, 15:09   #2
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Lb. Lipiwig,

das funktioniert aber nur, wenn Kritik- und Lernfähigkeit über uns kommt. Und die sehe ich nicht weit verbreitet.

LG W.
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Alt 15.01.2011, 17:04   #3
Justin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 24.08.2010
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Beiträge: 234
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Lieber Walther,

Du bist talentiert fürs Dichten und Reimen und hast Spaß an Sprachspielereien. Dein "Wanderer" hat für immer neue Einfälle gesorgt und es war eine Freude, zu lesen, wie das aufgegriffen wurde.

Ich mache mir so Gedanken über die 1. Zeile des neuen Gedichtes:

"Man sagt von mir, der hat es mit der Sprache".

Dieser Satz ist eigentlich in der Öffentlichkeit eher negativ besetzt. Wer Dich kennt, weiß, was Du damit sagen willst. Ist das aber nicht der Fall, denkt der Großteil an jemand, der Schwierigkeiten mit der Sprache hat und dem möglicherweise das Sprechen schwerfällt - nach Schlaganfällen, MS. Hörschädigung, oder was sonst noch infrage käme. Nur Wenige würden primär eine dichterische Begabung in den Vordergrund stellen.

Selbst wenn solche Schwierigkeiten bestehen sollten, könnten pauschale Denkmuster die größten Fehleinschätzungen hervorrufen. Denn das Zugehörigkeitsgefühl zur Sprache muß deshalb nicht verlorengegangen sein. Aber so weit wird normalerweise nicht gedacht...

Liebe Grüße

Justin

Geändert von Justin (16.01.2011 um 08:05 Uhr)
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Alt 16.01.2011, 17:00   #4
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lb. Justin,

danke für Deinen Eintrag. Das, was hier steht, ist nachvollziehbar figurativ gemeint und hat nichts mit Menschen zu tun, die mit einer spastischen Lähmung geschlagen sind und deren koordinatives Vermögen dadurch eingeschränkt ist. Aus dem Gedicht ist klar zu erkennen, daß diese Menschen damit nicht gemeint sein können, zumal das Thema sichtbar nichts mit dieser Erkrankung zu tun hat.

Hier wird über die allgemeine Qualität dessen gesprochen, was seine AutorInnen gerne als Sprachkunst "verkaufen" würden aber eben keine ist. Alles andere ist, freundlich ausgedrückt, an den Haaren herbeigezogen. In diese Ecke sollte man übrigens den Gegenüber nicht zu stellen versuchen, wenn dieser nicht gegen die Regeln des guten Miteinanders und des respektvollen Benehmens verstößt. Das ist grob unfair und entspricht der Stigmatisierung, gegen die man eigentlich vorgehen will. Damit ist weder den Behinderten geholfen, noch schafft eine solche Unterstellung eine Atmosphäre sachlicher Textarbeit.

LG W.
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Alt 17.01.2011, 16:18   #5
Justin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Lieber Walther,

Dein Einwand ist schon berechtigt. Was den Inhalt und die Aussageabsicht des Gedichtes angeht, möchte ich klarstellen, daß es meinerseits nichts zu beanstanden gibt. Beim Lesen wird es offenbar. Nur kommt es eben auf die Art und Weise des Lesens an. Nicht alle sinnieren dabei in dem Umfang, wie Du es tust und bleiben mehr oder weniger an einer Zeile hängen. Darauf wollte ich aufmerksam machen.

Noch etwas zum Verhalten gegenüber Benachteiligten: Aus Gründen des taktvollen Umganges hält sich die Stigmatisierung glücklicherweise in Grenzen, auch wenn sie durch Vorurteil latent vorhanden sein mag. Doch würde es sehr unhöflich sein, das durch verbale Äußerungen noch zu bekräftigen. Ganz anders sieht es aus, wenn ein aufgewiegelter Mob jede Rücksicht verliert. Und das liegt ja gerade erst hinter uns...

Liebe Grüße

Justin

Geändert von Justin (17.01.2011 um 16:22 Uhr)
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Alt 17.01.2011, 17:50   #6
Walther
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Lb. Justin,

es ist wichtig, daß wir alle zur Kenntnis nehmen, daß die sichtbaren koordinativen Schwierigkeiten nichts mit kognitiven Entsprechungen zu tun haben. Und außerdem hat die Wertigkeit eines Menschen nichts mit seinen natürliche Fähigkeiten und Begrenzungen zu tun, woher sie auch immer kommen mögen (und sage einer, er habe keinerlei Begrenzungen).

Menschenwürde, Respekt, Achtung und Toleranz, die Menschenrechte als solche, sind in der Tat unteilbar. Sie gibt es nur ganz oder gar nicht.

LG W.
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Alt 18.01.2011, 21:23   #7
Justin
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Lieber Walther,

die im 2. Absatz angeführten Grundsätze sind treffend, weil sie ein auskömmliches Miteinander wahrscheinlicher werden lassen. Die Aufgeregtheit durch ein reißerisch provoziertes Buch würde sich dadurch bestimmt in Grenzen halten.

Es liegt aber in der Natur der Sache, daß sich Benachteiligte mit Einschnitten abfinden müssen, die vom Standard abweichen - trotz allen Wohlwollens. Dann ist es, wie Du sagst, ein Trost, wenn Verluste nicht unbedingt einhergehen mit der kognitiven Wahrnehmung.

Liebe Grüße

Justin
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Alt 28.01.2011, 12:04   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Walther!


Man sagt von mir, der hat es mit der Sprache:
Das mag schon sein, doch wer hat dieses nicht.
OK, nicht jeder baut sich ein Gedicht,
Wenn er sich wirklich sorgt um seine Sache. Hier kein Komma!

Ich denke eben, es ist meine Pflicht,
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So manches Werk ist; und, wenn ich’s nicht mache,
Wer würd sich echauffieren, brächte Licht Hier kein Apostroph! - Der gehört nur dorthin, wo "es" weggelassen werden soll.

Ins wortgefüllte Dunkel, das sich Text
Und Lyrik schimpft, just, bis sich einer wehrt?
Die Sprachkunst wird nicht schnell herbeigehext, Dies sollte zusammengeschrieben sein.

In Konvolute brabbelnd ausgeleert:
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Wo man sie hegt und pflegt und tief verehrt!


Wieder ein wortgewaltiges und sprachlich hochakzeleriertes Werk! Bis auf die monierten Kleinigkeiten meisterhaft formuliert.
Ich hoffe, ich habe nicht wieder nur "deine Zeit verschwendet"!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 31.01.2011, 18:19   #9
Walther
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Lb. Erich,

Vorschlag 2 und 3 sind sehr überlegenswert. Vorschlag 1 kann man sicherlich machen, ich habe diesen hervorgehobenen Einschub aber absichtsvoll so gemacht.

Du verschwendest nicht mehr Zeit, aber Dein Talent.

LG W.
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Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2011, 13:35   #10
Justin
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Am Rande mal etwas zur Rechtschreibung. Ich behaupte, daß alle, die hier schreiben, gut darüber Bescheid wissen. Wenn Abweichungen vorkommen, gehen sie zurück auf eine Rechtschreibreform, die zur Beliebigkeit geführt hat und damit auch zu Unsicherheiten in der Auslegung. Korrektoren waren von dieser Reform überhaupt nicht begeistert, da sie keine große Übereinstimmung zwischen "Duden" und "Bertelsmann" feststellen konnten. Dazu kommen unästhetische Schreibweisen, die direkt abstoßend wirken: "sodass" oder "zurzeit".

Eine bessere Schreibbefähigung hat es mit dieser Reform nicht gegeben. Vielmehr wurde immer deutlicher, wie gut eigentlich das alte Regelwerk war. Das sieht man am heutigen "Duden". Was gelb überstrichen ist und damit empfohlen wird - immerhin 80% - hatte schon seinen angestammten Platz in alten Duden-Ausgaben. Nun überläßt man es aber dem Anwender, sich das auszusuchen, was "auch noch" möglich ist. Daß es so zu einem Wildwuchs kommen mußte, liegt auf der Hand.

Auch mit dem alten Regelwerk mag es hin und wieder Zweifelsfälle gegeben haben. Dagegen hatte der verstorbene Schriftsteller Walter Kempowski ein wirksames Mittel. War er im ersten Moment mal nicht ganz schlüssig über Getrennt- und Zusammenschreibung, nahm er ein Stück Papier und schrieb dieses Wort vor sich hin. Das brachte schon bald die Lösung, und ist, wie ich feststellen konnte, wirklich sehr hilfreich.

Liebe Grüße

Justin
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