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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 03.01.2010, 09:18   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Entwicklungsfähig

Lang Fingel war ein Erzchinese
aus Szechuan, da stammte er.
Er handelte mit Wein und Käse,
mit einem Wort: Ein Importeur!

Der brachte Waren aus der Ferne,
des Nachts im Schiff und gut verpackt,
vertrieb sie selbst in ’ner Taverne,
wobei Profit er abgezwackt.

Er konnte mächtig Umsatz machen,
mit teuren Wägen, schicken Fraun,
den Neid der Region entfachen.
Dem Kerl war alles zuzutraun!

Doch hat den Braten bald gerochen
ein clevrer, kleiner Polizist,
der, heimlich ins Büro gekrochen
bei Fingel (wie’s so üblich ist),

Papiere fand von Transaktionen
mit Werten noch ganz andrer Art:
Teils Diamanten, teils Ikonen
und „Schnee“ (ins Käseloch verscharrt).

Ja, es sah ganz so aus, der Fingel
war auch noch anderswo versiert:
Ein höchst gewiefter Cyber- Schlingel,
systemvernetzt, gut integriert.

Erst rechnete der Ordnungshüter
(und dachte gleich an sein Salär).
Führ er da rein als wilder Wüter,
was käm für ihn raus, hinterher?

Zwar: Orden gäbe es dann reichlich
und Rummel, welcher medial.
Doch wurden ihm die Kniee weichlich,
als er bedachte, nur einmal,

was Fingels düstere Gesellen
wohl planen könnten für danach,
um ihm das Leben zu vergällen?
Da wurden ihm dieselben schwach.

Und wurden schwach und noch viel schwächer-
Was geht mich Wein und Käse an?
Und so entfloh er über Dächer
und fing tags drauf bei Fingel an.

Geändert von a.c.larin (04.01.2010 um 18:12 Uhr)
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Alt 03.01.2010, 10:00   #2
Leier
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Ahoi, larin!

Das ist ja n Ding!
Nicht nur die letzte Strophe ist ein clou, der Titel steht dem in nichts nach.

Das der nach "Polizist" hätte ich kommalos an den Anfang des nächsten Verses gesetzt.
Zweimal kurz hintereinander Kniee schmälert den Genuß nur um ein Jota, dafür entschädigt die korrekte Schreibweise s e h r!
Das Fragezeichen nach vergällen ist falsch.


Ein köstliches Früh-Stück!

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 03.01.2010, 10:26   #3
a.c.larin
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hallo leier,

das doppelknie hab ich entfernt - ich denke , man verstehts auch so,
dass "der" ( das völlig widerrechtlich in die falsche zeile gerutscht war) habe ich an seinen angestammten platz zurückbeordert.

ob das fragezeichen wirklich so fehl ist, bezweifle ich.
der ordnungshüter fragt sich doch was (im stillen).
kannst du es begründen?

bin immer zu haben für interessante entwicklungen....
larin
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Alt 03.01.2010, 10:33   #4
Leier
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Ja, liebe larin!

Der Ordnungshüter fragt sich ohne Doppelpunkt, also ist das eine Satzaussage.
Kein Fragesatz.

Beispiel:

Er dachte nach. Er fragte sich, was sie wohl tun könnten..
Er dachte nach. Er fragte sich: was können sie wohl tun, das Leben zu vergällen?
Deines ist ein indirekter Fragesatz, der bleibt ohne Fragezeichen!
(s. Duden 7. Auflage von 2005).

Hoffentlich hab ich mich einigermaßen klar ausgedrückt.

Lieben unbestochnen (hahaha!) Gruß
von
cyparis

Geändert von Leier (04.01.2010 um 12:54 Uhr)
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Alt 03.01.2010, 10:51   #5
a.c.larin
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hallo leier,
deine antwort leuchtet mir ein - ich höre dort trotzdem noch ein fragzeichen!
was tun, sprach zeus?
hab mich für eine kuriose lösung entschieden.....

schlimmsten falls muss ich für das geschmiere halt
schmiergeld zahlen...

gruß, larin
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Alt 03.01.2010, 15:03   #6
Dana
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Liebe larin,
eine Entwicklung, wie sie die Realität manchmal diktiert. Schließlich geht es bei solchen Geschäften auch um den eigenen Kopf.
Dein Gedicht kommt witzig, satirisch 'rüber - beim genaueren Hinsehn stimmt es aber nachdenklich. Diese Gauner!!!!!

Ein Besonderes hat es dazu. Die Erzählweise ist spannend aufgebaut. Bis zur Pointe merkt man nicht, dass man sich durch 10 Strophen durchgelesen hat.

Ein wenig "pfuschen" darf ich auch - schau mal:

Zitat:
Zitat von a.c.larin Beitrag anzeigen
Lang Fingel war ein Erzchinese
aus Szechuan, da stammte er.
Er handelte mit Wein und Käse,
mit einem Wort: Ein Importeur,

der Waren brachte aus den Fernen,
des Nachts im Schiff und gut verpackt,
vertrieb sie selbst in den Tavernen
wobei Profit er abgezwackt.

Er konnte mächtig Umsatz machen,
mit teuren Wägen, schicken Fraun,
den Neid der Region entfachen.
Dem Kerl war alles zuzutraun!

Doch hat den Braten bald gerochen
ein schlauer, kleiner Polizist,
der, heimlich ins Büro gekrochen
bei Fingel (wie es manchmal ist),

Papiere fand von Transaktionen
mit Werten noch ganz andrer Art: (wegen Warendoppelung)
Teils Diamanten, teils Ikonen
und „Schnee“ (im Käseloch verscharrt).

Ja, es sah ganz so aus, der Fingel
war auch noch anderswo versiert:
Ein höchst gewiefter Cyber-Schlingel,
systemvernetzt, gut integriert. (klasse )

Erst rechnete der Ordnungshüter
und dachte gleich an sein Salär.
Bräche er ein als wilder Wüter,
was käm für ihn raus, hinterher?

Zwar: Orden gäbe es dann reichlich
und Rummel, welcher medial.
Doch wurden ihm die Kniee weichlich,
als er bedachte, nur einmal,

was Fingels düstere Gesellen
wohl planen könnten für danach,
um ihm das Leben zu vergällen.
(sie würden ihm das Sein vergällen)
Da wurden ihm dieselben* schwach. *(die Finger?)

Und wurden schwach und noch viel schwächer-
Was geht mich Wein und Käse an?
Und so entfloh er über Dächer
und fing tags drauf bei Fingel an.
Eine böse Entwicklung, die aber Spaß beim Lesen bereitet.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 04.01.2010, 07:01   #7
a.c.larin
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liebe dana,
mit ist bewusst, dass der humor hinter dem "frühstückchen" ein ziemlich schwarzer ist ( hätte also auch in "finstere nacht" gepasst - nur scheints mir dafür wieder zu witzig).

einige änderungen habe ich übernommen.
("dieselben" bezieht sich auf "kniee" , die in der ursprüngliche fassung doppelt waren - vielleicht sollte ich sie doch lassen?)

danke fürs lesen und mitschmunzeln!
larin
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Alt 04.01.2010, 12:40   #8
Medusa
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Liebe Larin,

es ist und bleibt ein Fragesatz; besser und richtiger ist es, die Klammern zu entfernen .
Eine schöne und, ach, so wahre Geschichte. Die Erstfassung kenne ich leider nicht. Die jetztige Fassung gefällt mir sehr gut .

Mir missfallen einzig die vielen Apostrophe, sie werden nämlich nur gesetzt, wenn das Wörtchen "es" ausgelassen werden soll. Oder habt ihr in Österreich einen anderen Duden (Wahrig, Kluge, Mackensen .....)?

Sehr gern gelesen und geschmunzelt.
Herzliche Grüße,
Medusa.
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Alt 04.01.2010, 17:33   #9
a.c.larin
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liebe medusa,

die apostrophe kann man natürlich auch weglassen.

du hörst also an besagter stelle auch eine frage und würdest das fragezeichen setzen?
lässt sich das irgendwie eindeutig feststellen?

die erstfassung unterscheidet sich nur winzig vom jetzigen.
die pointe ist jedenfalls gleich geblieben.

liebe grüße,
larin
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Alt 04.01.2010, 18:08   #10
Medusa
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Liebe Larin,

auch beim indirekten Fragesatz (Duden usw.) wird ein Fragezeichen angewandt. Also: Klammern weg (vorletzte Strophe, Vers 3)!
Richtig und besser für den Lesefluss geht es ohne Apostroph. Nachzulesen vom Duden aufwärts .

Herzlich,
Medusa.
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