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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 21.08.2014, 01:05   #21
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, AAAAAZ!

Ich gebe zu, manchmal bin ich wertend, zumindest für mich, und denke beim Tippen hier nicht daran, dass andere meine Zeilen zum Vorbild nehmen könnten.
Manchmal, nach dem "Genuss" besonders schwachsinniger Dichtversuche (nach meinen persönlichen Maßgaben), bin ich verärgert und frustriert und will meinem emotiomalen Ungleichgewicht Luft machen!
Auch hat sich die Schale meines Zorn durchaus nicht nur über Reimloses ergossen, ich meinte auch mies geschriebenes Gereimtes!
Ich gebe gern zu, dass ich im Lauf der Jahre ca. ein Dutzend wirklich gelungene und gute reimlose Gedichte gelesen habe, die mir ein echter Genuss waren. Kommt aber vergleichsweise selten vor. Nur als Beispiel für meine Sturheit: Faldi hat ja hier gepostet, dass er meine Vorlieben weitgehend teilt, dass er aber von namhaften Dichtern des vollständigen Eindrucks halber auch jene Texte gelesen hat, die sich nicht reimen. Ich habe das nicht über mich gebracht - nicht mal bei meinem so vergötterten Rilke! Erst 10 Jahre nach meinem Erstkontakt mit seinem Werk habe ich mir - ein einziges Mal - die Duineser Elegien und seine anderen "Ungereimtheiten" mühselig gleichsam abgerungen: Es war genauso furchtbar für mich wie erwartet und befürchtet!
Reimloses von anderen Poeten habe ich mir erst gar nicht zugemutet, nicht mal von denen mit Literaturnobelpreis! Das hat mich übrigens auch verdrossen: Dass die gute alte Kunst scheinbar keines Preises mehr würdig ist in den Augen der Literaturbenoter! Und Poetry-Slams: Ein Horror! Meist minutengetaktetes Dahingehudel ohne vertiefenden Ausdruck, Sprachschmelz und jene Geduld, die gute Lyrik zum Vortrag braucht und verdient!
Ach, ich komme schon wieder ins Lamentieren!

Also ja: Ich habe mich "deutlich" ausgedrückt, um mir Erleichterung zu verschaffen. Das war politisch unkorrekt, keine Frage. Aber weißt du was? - Ich hab's trotzdem genossen! Ich habe das nicht geschrieben, um andere herabzusetzen, sondern um meinen Gefühlsstau abzubauen.
Das war erlösend und reinigend. Jetzt kann ich wieder eine Weile "zivilisiert"...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 21.08.2014, 02:56   #22
AAAAAZ
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Hallo eKy,

muss trotzdem nochmal nachhaken, denn den Ärger oder gar Frust kann ich gar nicht nachvollziehen. Stellen sie doch dein eigenes Strahlen und Können überhaupt nicht in Abrede oder infrage, im Gegenteil. Erfreue dich daran, dich auf der anderen Seite zu wähnen, und der wahren Sprachkultur zu dienen! Steht dahinter also eine echte Aufregung?
Doch noch einmal zu den verschiedenen lyrischen Stilen:
Ein Carl Orff beleidigt doch auch nicht das tonale Selbstverständnis und den musikalischen Kosmos eines J.S.Bachs oder eines L.v.Beethovens. Hier geht es lediglich um lyrische Ästhetik, und es ist eigentlich müßig darüber zu diskutieren. Dein Spaß daran sei dir trotzdem vergönnt. Deine Position ist festgelegt, und diese ist dir auch unbenommen.
Wenn Kunst neben der Abbildung einer inneren Wirklichkeit den Rezipienten berühren, bewegen oder verändern kann, und zu einer eigenen Sprache findet, hat sie nach meinem Verständnis genau das, was Kunst im Wesentlichen haben soll.
Würden Gedichte nur noch auf perfekte Formen getrimmt , zum Erhalt einer Sprachkultur und - ästhetik, laufen sie mEa Gefahr, genau daran zu verarmen. Gäbe es z.B. nur Kykals, suchte ich mir eine andere Insel mit einem breiteren Interessengemenge, obwohl ich deine Gedichte schätze. Wenn sich hier nur dem Frust über untalentierte Mitdichter Luft verschafft wurde, die orthografische und inhaltliche Fehler machen, was solls. Wir leben nunmal in einer herrlich unperfekten Welt, die uns gerade auch deshalb genügend Themen und Stoff zu bieten hat. Und wenn wir wirklich etwas daran ändern wollten, müssten wir in die Bildungspolitik gehen, anstatt hier nachts rumzudichten und gefrustet zu lamentieren. Dabei kommen dann vielleicht auch orthographisch bessere Ergebnisse zustande, über die wir in hybrider Lust keine Zornesschalen mehr ausgießen müssen. LG AZ

Geändert von AAAAAZ (21.08.2014 um 09:59 Uhr)
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Alt 21.08.2014, 12:52   #23
Erich Kykal
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Hi, AAAAAZ!

Dass wir uns nicht missverstehen: Ich toleriere es ja - ich habe nur nachhaltig zu Protokoll gegeben, dass sowas für mich persönlich einer Sprachvergewaltigung gleichkommt. Die Mittel "moderner" Lyrik erscheinen mir allenthalben ungeeignet, einen Leser tiefer zu berühren - zumindest ergeht es mir so, vielleicht, weil ich sehr musikalisch bin.
Vielfalt hin oder her, das Problem ist folgendes: Wenn ich ein Gedicht anklicke, kann ich ja noch nicht wissen, ob es ein gereimtes oder reimloses Werk ist. Wie schnell auch immer ich in letzterem Fall wieder wegklicke, ich kriege stets ungewollt noch was von dem Werk mit, da ich ein "Überblicksleser" bin.
Und schon hab ich den Ärger weg! Wenn da so Sachen stehen wie:

Am pln
vorn Fenster
im Abendlict
wir - im Clinch
...Vergesen.

dann frage ich mich ernstlich, wie jemand das als Kunst bezeichnen kann, als lyrische Großtat noch womöglich! (Vom offensichtlichen Unvermögen, sich korrekter Rechtschreibung zu befleißigen, ganz zu schweigen...) - Daher mein Ärger!
Das ist bestenfalls "Sprachbastelbuch für Anfänger", aber nichts von sprachlicher Wertigkeit oder vertiefender Aussage. Für mich eben.
Wenn ich also immer und immer wieder auf solche Konstrukte gestoßen werde, wen wundert es, dass mir irgendwann das Mütchen überkocht!?
Ich hab nix gegen "Vielfalt" - solang mir ihre nichtswürdigsten Auswüchse nicht ständig unter die Nase gerieben werden!

Ich habe schon einmal vorgeschlagen, das Forum grundsätzlich in zwei Bereiche zu teilen: Mit - oder ohne Reim/Takt, aber offenbar wäre das zuviel Aufwand, und/oder irgendein "moderner" Dichter mit inhärentem Minderwertigkeitskomplex könnte sich unter Umständen ausgegrenzt fühlen...
Dabei wär's mir egal, wenn die reimlose Abteilung sogar mehr Leser fände als die gereimte - solang nur ICH nicht dauernd über diese verwirrten Satzbauzombies stolpern muss!
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Geändert von Erich Kykal (21.08.2014 um 12:58 Uhr)
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