07.03.2009, 13:15 | #1 |
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Abendlied für Juristen
Kleine Vorbemerkung: Diesen Text habe ich schon vor Jahren mal geschrieben. Doch er ist und bleibt aktuell.
-------------------------------------------------- ----------------------------- Windige Rechtsanwälte durchforsten das Internet, um arglose User in Grund und Boden zu verklagen, wenn sie mal etwas zitiert haben, das sowieso jeder weiß. Am Ende wird es noch so sein: Wenn jemand postet: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde", ohne auf die Bibel zu verlinken, wird Gott zornbebend seine himmlischen Juristen-Engel zur Erde herniedersenden. Falls ich schreibe: "Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!" ... dann kriege ich es mit der Firma Goethe & Söhne zu tun! Und wenn ich sage: "Der Mond ist aufgegangen", dann kriege ich Post von der Anwaltskanzlei Claudius, Claudius & Claudius. Daher habe ich nun das Abendlied von Matthias Claudius etwas verändert - und, wenn ich das mal so sagen darf - gleichzeitig auch etwas verbessert! ------------------------------------------------------------ --------------- Abendlied Der Mond ist keineswegs aufgegangen. Es entspricht nicht den Tatsachen, dass da irgendwo irgendwelche Sternlein prangten. Weder am Himmel noch sonstwo. Und hell und klar schon mal gar nicht! Das soll hier und jetzt einmal in aller gebotenen Deutlichkeit gesagt werden! Der Wald steht schwarz. Das ist insofern richtig, als es den Schwarzwald betrifft. Wir räumen das ein. Jedoch weisen wir mit aller Entschiedenheit die Unterstellung zurück, dass der Wald etwa schweige! Die Wälder reden! Und gerade Waldbäume reden viel, wenn der Tag lang ist! Lärchen zum Beispiel. Also jetzt nur mal so als Beispiel. Lerchen singen sogar! Unser geschätzter norwegische Kollege Trygve Gulbranssen hat das ganz richtig festgestellt, als er so treffend bemerkte, dass die Wälder ewig sängen. Kommen wir zum Schluss. Wir tolerieren kulanterweise diese Aussage: Aus den Wiesen steiget nach wie vor der weiße Nebel. Wunderbar! ° Copyright by Nevis Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet. Wenden Sie sich diesbezüglich bitte an die Kanzlei von Nevis, Nevis & Nevis, Esq. |
07.03.2009, 14:18 | #2 |
MohnArt
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Hallo Nevis,
diese Arbeit habe ich irgendwo schon mal kommentiert und es reizt mich, dies wieder zu tun. Da hast Du die verehrten Herrn und Dame Juristen ja ganz schön auf den Arm genommen und durch den Kakao gezogen. Nun ja,es gibt sie wirlich, die sich den ganzen Tag damit beschäftigen Copyride-Verstöße zu suchen, zu finden und einen Reibach draus zu machen. Soweit ich aber glaube, hat das Gesetz sie jetzt ein bisschen beschnitten und sie dürfen nicht mehr so horende Abmahngebühren verlangen. Jedenfalls hast Du deine Anklage sehr humorvoll und ansprechend umgesetzt. Liebe Grüße, Klatschmohn |
07.03.2009, 14:27 | #3 |
Lyrische Emotion
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Hallo Nevis,
ich komm nach Hause, schlage diesen Text auf und muss von der ersten bis zur letzten Zeile lachen. Jetzt ist mein Tag schöner, gut gemacht! Was soll ich dazu sagen? Deine Zeilen sprechen für sich selbst und treffen des Pudels Kern. Falls du mir hier drauf antwortest, dann rate ich dir, mich nicht zu zitieren, denn es könnte sein, daß du sonst Ärger mit der Sozietät Faldi, Falder & Wald bekommst. Das sind harte Burschen, das haben schon andere zu spüren bekommen. Gerne gelesen und abgelacht... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
07.03.2009, 17:30 | #4 |
gesperrte Senorissima
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Hallo, Nevis!
Das erinnert mich an einen köstlichen Vortrag von Dieter Hildebrandt, der das auf Kohlmanier vortrug (mit all den Kohl'schen Worthülsen), so wie Du es juristisch umgesetzt hast. Beide sind erstklassig! Lieben Gruß von cyparis |
07.03.2009, 17:38 | #5 |
Slawische Seele
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Lieber Nevis,
Vorwort und Werk sind nicht zu toppen. Ich hatte richtiges Lachen so nötig und siehe da, Nevis serviert es uns. Das schaue ich mir noch öfter an. Eine gute Idee - meine Güte, was kann man nicht noch alles mit alten Werken anstellen. Das Ganze auf pingelige Juristen zu münzen, verdoppelt die Lachmuskelarbeit, besonders dann, wenn man per Zufall diese Spezies auch noch kennt. Sie können nicht lachen, verstehen alles nur aus der "Waagerechten" und haben nur eines drauf: Zu belehren, ohne dass man je dahinter kommt, ob sie es wirklich besser wissen. Total begeistert, liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
19.03.2009, 07:05 | #6 |
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Thanx for your friendly comments!
*freu* Es gibt noch eine andere Veränderung dieses schönen Liedes, die aber nicht von mir stammt. Kennt ihr den weißen Neger Wumbaba? So hat ein kleines Mädchen mal diese Text-Zeile verstanden: "der weiße Nebel wunderbar." Und Michael Sowa und Axel Hacke haben da ein nettes Buch daraus gemacht, das " kleine Handbuch des Verhörens." Frau Google weiß mehr darüber. |
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