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#1 |
ADäquat
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Ort: Mitteldeutschland
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![]() Hier habe ich ein tolles Gedicht entdeckt:
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#2 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Das Lied vom Dichter (Heinrich Seidel)
Was ein gerechter Dichter ist, Macht Verse fast zu jeder Frist, Er reitet seinen Pegasum Und dichtet Alles um und um. Darum wird er auch selten fett, Denn morgens früh in seinem Bett, Bevor ein Andrer kaum erwacht, Hat er schon ein Sonett gemacht. Terzinen werden eingestippt, Wenn er den Blümchen-Kaffee nippt; Verzehrt zum Frühstück er sein Ei, Macht er ein Triolett dabei. Und wenn er seine Suppe isst, Er löffelweis' die Jamben misst, Und wenn er seinen Braten kaut, Im Geiste er Trochäen baut! Thut weiter nichts in dieser Welt, Darum hat er auch nie kein Geld! Dies kümmert ihn zu keiner Frist, Weil's auch ein Stoff zum Dichten ist. Hat er kein Bett, hat er kein Haus, So macht er ein Gedicht daraus! Hat er ein Loch im Rock, im Schuh So stopft er es mit Strophen zu! Nichts ist zu gross, nichts ist zu klein: Er sperrt's in seine Verse ein. Nur was man nicht besingen kann, Das sieht er als ein Neutrum an. Der Frosch, der auf der Wiese hüpft, Die Maus, die in ihr Löchlein schlüpft, Der Käfer, der im Teich ersoff, Sind alle miteinander "Stoff". Was kühn noch in die Lüfte strebt, Was schon die Erde umgebebt, Ob heil und ganz, ob kurz und klein - In seinen Vers muss es hinein! So zählt er seine Silben ab Vergnügt bis an sein kühles Grab, Und unter seinen letzten Band Schreibt "finis" hin des Todes Hand. Was ein gerechter Dichter ist, Benutzet auch die letzte Frist, Macht eine Grabschrift noch zuvor Und legt sich auf sein Dichterohr. Die Leute stehen trauervoll Dann um sein Grab und schauervoll. Ein Jeder denkt sich, was er will, Doch meist: "Gottlob, nun ist er still!" Es wächst dann in der Jahre lauf Dort eine Zitterpappel auf; Und ob der Wind schläft oder wacht: Die Blätter flüstern Tag und Nacht!
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#3 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
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![]() Sehr schön, Dana Tod der Armen Es ist der Tod, der Trost und Leben schenkt;
Er ist das Ziel, das einzig Hoffnung macht, Ein Elixier, das uns berauschend tränkt, Und Mut gibt, durchzuhalten bis zur Nacht, Durch Sturm und Schnee ist er das schwache Licht, Für uns am dunklen Horizont entzündet; Ist jene Bleibe, die das Buch verspricht, wo man zur Rast ein Mahl und Schlummer findet, Ein Engel, dessen Finger lockend zeigen Den Schlaf und Träume, die uns übersteigen; Armen und Nackten er ein Bett bereitet; Der Götter Ruhm, der Speicher, der nie leer, Der Armen Beutel, Heimat von jeher, Das Tor, das uns zu fremden Himmeln leitet! Charles Baudelaire *
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#4 |
Lyrische Emotion
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![]() Sonett Die lange Winternacht will nimmer enden, Als käm’ sie nimmermehr, die Sonne, weilet; Der Sturm mit Eulen um die Wette heulet; Die Waffen klirren an den morschen Wänden. Und off’ne Gräber ihre Geister senden: Sie wollen, um mich her im Kreis vertheilet, Die Seele schrecken, daß sie nimmer heilet; - Doch will ich nicht auf sie die Blicke wenden. Den Tag, den Tag, ich will ihn laut verkünden! Nacht und Gespenster werden vor ihm fliehen: Gemeldet ist er schon vom Morgensterne. Bald wird es licht, auch in den tiefsten Gründen: Die Welt wird Glanz und Farbe überziehen, Ein tiefes Blau die unbegränzte Ferne. Weimar 1808. Arthur Schopenhauer, 1788-1860
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#5 |
ADäquat
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![]() Einer meiner Lieblingsdichter: Theodor Storm Gedenkst du noch? Gedenkst du noch, wenn in der Frühlingsnacht
Aus unserm Kammerfenster wir hernieder Zum Garten schauten, wo geheimnisvoll Im Dunkel dufteten Jasmin und Flieder? Der Sternenhimmel über uns so weit, Und du so jung; unmerklich geht die Zeit. Wie still die Luft! Des Regenpfeifers Schrei Scholl klar herüber von dem Meeresstrande; Und über unsrer Bäume Wipfel sahn Wir schweigend in die dämmerigen Lande. Nun wird es wieder Frühling um uns her, Nur eine Heimat haben wir nicht mehr. Nun horch ich oft, schlaflos in tiefer Nacht, Ob nicht der Wind zur Rückfahrt möge wehen. Wer in der Heimat erst sein Haus gebaut, Der sollte nicht mehr in die Fremde gehen! Nach drüben ist sein Auge stets gewandt: Doch eines blieb - wir gehen Hand in Hand.
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#6 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
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Mechtildis unter der Buche (Ludwig Strauss)
Auszug: Als sie seufzte, wurden Geister Wach in Bäumen, letzten Blumen, Schwebten auf und schwebten nieder, Webten fein ein glänzend Leinen, Nahmen ihr die schlichten Kleider, Hüllten sie ins Sterbeleinen Tauchten in die künftigen Tage, Griffen in die künftigen Sommer, Wählten Rosen, sie zu schmücken, Weiße Rosen für die Stirne, Rote Rosen für die Brust. Als die Bilder in den Augen Der Mechtildis sanft erloschen, Füllte ihren Blick ein zarter, Innrer Schimmer grünen Laubs.
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (13.07.2014 um 06:23 Uhr) |
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#7 | |
ADäquat
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![]() Das Feuerschiff
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#8 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
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Aus
"Hugdietrichs Brautfahrt" von Wilhelm Hertz. Dieser Auszug fasziniert mich deshalb so sehr, weil er eindrucksvoll die Kraft der Bildersprache demonstriert. Aus der schier überwältigenden Fülle der hier in 28 Kurzzeilen geschilderten Eindrücke und Einzelheiten ließe sich ein exquisites Gemälde schaffen. In solchen Momenten wünsche ich mir nichts sehnlicher, als malen zu können. Sie trug ihn am Gestad entlang Und glitt durch einen Felsengang. Der mündete nach kurzer Zeit In eine Grotte hoch und weit. Still kreist die Fluth mit dichtem Schaum, Und grüne Dämm'rung füllt den Raum; Nur durch der Wölbung Ritzen bricht In Streifen goldnes Tageslicht. Doch durch die Pfeilerhallen, Da geht ein seltsam Schallen, Ein Klimpern und ein Klirren, Ein Schnurren und ein Schwirren: Es sitzt mit schilfdurchflocht'nem Haar Am Webstuhl rings der Nixen Schar. Die Stühle sind von schlankem Bau, Korallenroth und veilchenblau, Die Muschelschifflein hüpfen, Die Perlenfäden schlüpfen, Und von des Meersterns Spule rollt Melodisch das geschmeid'ge Gold. Sie weben Schleier und Gewand, Zu fein der feinsten Menschenhand. Sie weben Mäntel ohne Gleichen, Unschätzbar in der Erde Reichen, Mit lichten Wappenschildern Und wundersamen Bildern Aus uralt dunkeln Sagen Von längst vergess'nen Tagen.
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (15.07.2014 um 06:43 Uhr) |
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#9 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
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![]() Liebe Kiwi
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#10 |
Kiwifrüchtchen
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Liebe Chavi,
ich kannte Wilhelm Hertz auch nicht. Hatte nicht mal den Namen vorher gehört. Durch Ferdi bin ich auf ihn aufmerksam geworden. Übrigens: Hier im Faden darf ja auch diskutiert werden, oder? Wenn nicht, dann lösch bitte meinen Beitrag einfach, Chavi. Du, das Werk 'Hugdietrichs Brautfahrt' ist supertoll! Aber halt episch. ![]() Mir macht das nix aus, ich lieeeeeebe lange Werke. Du findest das ganze Stück Online. Ich mag Hertz wegen seines unterhaltsamen Schreibstils. ![]() LG von Ev
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
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