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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Wie rafft ich mich auf in der Nacht, in der Nacht,
Und fühlte mich fürder gezogen, Die Gassen verließ ich, vom Wächter bewacht, Durchwandelte sacht In der Nacht, in der Nacht, Das Tor mit dem gotischen Bogen. Der Mühlbach rauschte durch felsigen Schacht, Ich lehnte mich über die Brücke, Tief unter mir nahm ich der Wogen in Acht, Die wallten so sacht In der Nacht, in der Nacht, Doch wallte nicht Eine zurücke. Es drehte sich oben, unzählig entfacht, Melodischer Wandel der Sterne, Mit ihnen der Mond in beruhigter Pracht, Sie funkelten sacht In der Nacht, in der Nacht, Durch täuschend entlegene Ferne. Ich blickte hinauf in der Nacht, in der Nacht, Ich blickte hinunter aufs neue: O wehe, wie hast du die Tage verbracht! Nun stille du sacht In der Nacht, in der Nacht, Im pochenden Herzen die Reue! August Graf von Platen Tolles Gedicht.
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Das Leben ist eines der schwierigsten. |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Drei meiner Lieblingsgedichte:
Ernst Goll (1887-1912) Heimweg Die Sonne schied – ein letztes Leuchten blieb noch hängen in den herbstgoldroten Zweigen. Ein dunkler Knabe führt sein blondes Lieb den Waldpfad heim. Die dunklen Lippen schweigen. Doch wo der Weg in Vorstadtgärten mündet, reicht er dem Mädchen seine kühle Hand und fühlt erschreckend, wie die Liebe schwindet, die ihre Seelen aneinanderband. Unter eines Tages Summe Unter eines Tages Summe ist der schwarze Strich gemacht, und wir reichen uns die stumme Hand zum Abschied: "Gute Nacht!" Schien die Sonne uns vergebens? Oh, wir sagen lächelnd: "Nein!" Und ins goldne Buch des Lebens schreiben wir: Beisammensein. Abschied Meine armen Wege gehen wieder ferne von den deinen, vor dem dunklen Fenster stehen wir, und unsre Seelen weinen. Jahr und Tag und Stunden schwinden, meine Gärten stehn verlassen – weiß nur, dass ich Liebe finden wollte auf den dunklen Straßen. |
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#3 |
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An die Parzen (Hölderlin)
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen! Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, Daß williger mein Herz, vom süßen Spiele gesättiget, dann mir sterbe. Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; Doch ist mir einst das Heilge, das am Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel Mich nicht hinab geleitet; Einmal Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht. |
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#4 |
ADäquat
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. © auf alle meine Texte
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#5 |
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Goethe Johann Wolfgang von
Westöstlicher Divan Moganni Nameh - Buch des Sängers Selige Sehnsucht Sagt es niemand, nur den Weisen, Weil die Menge gleich verhöhnet, Das Lebend'ge will ich preisen, Das nach Flammentod sich sehnet. In der Liebesnächte Kühlung, Die dich zeugte, wo du zeugtest, Überfällt dich fremde Fühlung, Wenn die stille Kerze leuchtet. Nicht mehr bleibest du umfangen In der Finsternis Beschattung, Und dich reißet neu Verlangen Auf zu höherer Begattung. Keine Ferne macht dich schwierig, Kommst geflogen und gebannt, Und zuletzt, des Lichts begierig, Bist du, Schmetterling, verbrannt. Und solang du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde. Tut ein Schilf sich doch hervor, Welten zu versüßen! Möge meinem Schreibe-Rohr Liebliches entfließen! |
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#6 |
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Nänie
Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget, Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus. Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher, Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk. Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde, Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt. Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter, Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt. Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus, Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn. Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle, Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt. Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich; Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab. |
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