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Minimallyrik und Aphorismen Alles was kurz und schmerzlos ist

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Alt 18.12.2010, 21:21   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Blaugold,

das Problem mit Gott ist, du kannst ihn nicht täuschen.
Ist aber schön, wenn ein Betroffener fest daran glaubt, er könne seinem Gott menschliche Eigenschaften zuordnen.
Wie soll ich es sagen? Jeder hat ein Recht darauf, glücklich zu sein.
Also lassen wir ihm das gerne.

Du hast natürlich vollkommen Recht, wenn du die Ängste erwähnst, denn sie sind sicherlich eine starke Triebfeder im Verhalten eines Menschen, bis hin zum Zwang.
Ob man bei Berufung auf dieselben aber von einer Form des Egoismus' im Allgemeinen reden kann, wäre eine Erörterung wert.
Ist es denn nicht vielmehr so, daß alle vorhandenen Ängste eine Ursache haben?
Nehmen wir das obige Beispiel.
Ein Kind in einer streng katholischen Familie erfährt ständig die Bedrohung durch einen richtenden Gott.
Es würde ja gerne alle Sünden vermeiden, doch das gelingt nicht immer, weil das Interesse eines Kindes sehr schnell Ablenkung erfährt und es ihm oftmals erst nach seiner Handlung bewusst wird, was es da eigentlich angestellt hat.
Nun wird es mit allem gebotenen Ernst in die Kirche zum Beichten geschickt, was wiederum neue Ängste verursacht.
Wenn ihm nicht klar gemacht wird, welchem Hokuspokus es da ausgesetzt wird, bleiben die Ängste das ganze Leben prägend für den Intellekt dieses Menschen.
Es bleibt ihm letztendlich keine andere Wahl, als sich auf diese Ängste zu berufen, zumindest vor sich selbst.
Das lenkt auch seine moralischen Handlungen.
Aber auf der anderen Seite lernt er auch das fromme Heucheln, denn der liebe Pfarrer wird ihm ja letztendlich immer vergeben, auch wenn es ein paar Vaterunser kostet.

Aber einmal umgekehrt.

Da sieht jemand, wie ein anderer Mensch in Not gerät.
Um diesen zu helfen, müsste er etwas riskieren.
Das aber traut er sich nicht.
Wenn du ihn jedoch hinterher fragst, warum er nicht geholfen hat, wird er vermutlich irgendeinen Grund benennen, weil er sich für sein eigenes Verhalten schämt und seine Feigheit nicht zugeben möchte.
Das würde ihn vor dem Fragenden entblößen.
Wenn er aber jetzt zu seiner Angst gestanden hätte, wäre er ehrlich gewesen, was ihn zwar einerseits als Egoisten erscheinen lässt, aber andererseits auch als ehrlichen Menschen, der zu sich und seinen Gefühlen steht.
Seine konstruierten Ausreden wären aber in diesem Fall rein egoistisch zu bewerten.

Aber das kann man jetzt drehen und wenden wie man will, es gibt der Möglichkeiten viele.

Meine Güte, was ein solch kleiner Text alles auslösen kann, nicht zu fassen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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