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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Wie ein Herz und eine Seele...
Damals hatte ich das Glück jedenfalls ganz auf meiner Seite! So kalt es in diesem Winter auch draußen war, im Haus der alten Frau fand ich doch alles, was mein Herz begehrte. Es schien, als hätte sie nur auf jemanden wie mich gewartet, denn, einmal bei ihr eingezogen, wurde ich zum Mittelpunkt ihres Interesses. Die Milch servierte sie mir immer gewässert und handwarm. Das Futterschälchen wurde stets peinlich sauber gehalten, selbst mein Fell bekam nach kurzer Zeit einen seidigen Schimmer, weil sie es täglich zweimal bürstete! Ich belohnte sie für ihre Bemühungen mit Geschnurre vom Feinsten und legte mich, wenn sie wieder einmal das Gliederreißen plagte, zärtlich über ihre rechte Schulter, da, wo sie immer besonders arge Schmerzen hatte. Das tröstete sie ein wenig. Im Übrigen war sie aber ein tapferes Weiblein, das sich zäh und verbissen durch ihren Alltag kämpfte, soweit ihr Alter das eben zuließ. Dabei erzählte sie mir oft ganz wirre Geschichten aus ihrer Vergangenheit - offenbar hatte sie auch schon eine Menge erlebt, nur schien ihr die Reihenfolge der Geschehnisse beim Erinnern irgendwie durcheinander zu geraten. Mich störte das aber nur wenig. Ich lauschte dem Tonfall ihrer Stimme und spitzte nur gelegentlich die Ohren, nämlich immer dann, wenn sich manchmal, zwischen zwei Atemzügen, dieses seltsame Zischen bei ihr hören ließ. Sie musste danach oft ihre Erzählungen unterbrechen, um wieder zu Atem zu kommen, doch da es sie selber nicht beunruhigte, machte auch ich mir weiters keine Sorgen um sie.... Das sollte sich allerdings als Irrtum herausstellen, denn je länger der Winter mit seiner Kälte andauerte, desto häufiger wurden die Zischlaute und auch die Pausen, die sie zur Erholung brachte, verlängerten sich. Trotzdem sorgte sie für mich mit einer rührenden Hingabe. Und so begriff ich allmählich, dass meine durch Flucht und Herumstreunen erlernte Furcht vor den Menschen wohl doch nicht ganz den Tatsachen gerecht wurde. Vom Küchenfenster aus hatte ich einen guten Blick auf die davor befindliche Straße. Auch wenn nur selten jemand an unserem Haus vorüberging, da es fast am Ende der Straße lag, so bot sich mir doch oft genug Gelegenheit, unsere unmittelbaren Nachbarschaft zu beobachten und einige Dinge über die Gepflogenheiten der Menschen zu lernen. Mittlerweile hatte der Winter ja vollends Einzug gehalten und die Schneedecke reichte mir bis an die Nasenspitze, Grund genug für mich, mich nicht allzu oft nach draußen zu wagen und wenn, dann immer nur für kurze Zeit. Manchmal allerdings begleitete ich meine alte Dame ein Stück die Straße entlang. Sie zog dann immer ein kleines, zweirädriges Wägelchen hinter sich her, in dem sich bei ihrer Rückkunft zumeist auch etwas Leckeres für mich befand! Heute erscheint es mir erstaunlich, dass sie es trotz ihres hohen Alters noch schaffen konnte, so zu jagen, doch damals nahm ich ihr glückliches Jagdgeschick als selbstverständlich an und genoss die damit für mich verbundenen Annehmlichkeiten in vollen Zügen! Ich ahnte noch nicht, wie schnell sich meine Lage abermals ändern würde. Als der Winter dem Ende zuging, war die Zeit, Abschied zu nehmen, erneut gekommen. Doch diesmal fiel es mir wirklich schwer, fortzugehen..... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (31.10.2009 um 17:25 Uhr) |
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#2 |
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......kein sanftes Ruhekissen
So - geschafft! War gar nicht mal so schwierig! Ging mir doch glatt auf den Leim, das Dummerchen! Na, das wird ihm wohl eine Lehre sein. Und möglicherweise bedeutet es für mich, dass der Hausfrieden jetzt endlich wieder hergestellt ist. Brrr! Muss mir zuerst aber gründlich die Pfoten wärmen - der Boden ist schon verdammt kalt da draußen. Heute Nacht wird es bestimmt noch zu frieren beginnen....Na ja, er hat ja auch schon ein dickes Fell bekommen, der Kleine. Muss er halt kräftig mauzen, vielleicht nützts ihm ja was..... "Mami, hast du vielleicht Camillo gesehen? Er ist mit Samuel vorhin rausgegangen und noch nicht wieder zurück gekommen! Und jetzt wirds langsam finster draußen. Sollten wir ihn nicht lieber rufen?" "Kannst du machen, mein Liebes, ich finde auch , dass er schon ein bisschen zu lange weg ist. Holt sich sonst noch eine Erkältung. Er ist noch zu klein für eine Nacht im Freien um diese Jahreszeit. Also geh nur, Nina kann dir ja beim Suchen helfen..." Hm, Tommy und Frauchen machen sich offenbar Sorgen um den kleinen Flederwisch. Na, sie werden schon über den Verlust hinweg kommen - schließlich und endlich haben sie ja mich! Außerdem werden sie ihn nicht so schnell finden. Hehe! Da müsstet ihr schon über drei Zäune klettern, und so schlau seid ihr nicht. War schon eine tolle Idee von mir, ihn in die Marderfalle zu locken! Musste gar keine besonderen Überredungskünste einsetzen, so verspielt wie der noch ist. Hopste einfach von selber da rein, als der Wind einige Blätter dahin wirbelte. Schnapp - und schon war er drin eingeschlossen! Tja, Junge - so ist das Leben: Pech für dich, Glück für mich! Wirst halt eine Weile drin warten müssen, bis wieder jemand kommt. Kannst ruhig süß und niedlich dreinschauen und erbarmungswürdig vor dich hin mauzen - die kleine Mona will dich dann sicher sofort zu sich nach Hause nehmen. Die hätte sich ja auch mich schon so gerne behalten.... Problem gelöst, würde ich sagen. Ach, ich bin schon wirklich ein überaus schlauer und raffinierter Hauskater! Nina kommt gerade von draußen herein. Sieht ziemlich verheult aus, die Kleine. Na hör mal, so schlimm ist das doch nun auch wieder nicht! Camillo wird das schon schaffen. Habs ja schließlich auch geschafft. Hm. Damals wars zwar noch etwas wärmer als jetzt, aber was solls - geschehen ist geschehen, lässt sich nix mehr ändern dran! War eigentlich in der Hütte Licht vorhin? Mist! Habs nicht nachgeprüft! War zu beschäftigt, die kleine Nervensäge zur Marderfalle zu locken... Ui! Und wenn da nun gar niemand mehr drin wohnt, der ihn finden kann? Verdammt! Dann hockt er ja wirklich die ganze Nacht lang da drin und vielleicht auch noch den nächsten Tag und den übernächsten und den darauf folgenden.... Ojojoj! Und wenn das wirklich so ist, wird er entweder langsam verhungern oder erfrieren oder möglcher Weise auch beides gleichzeitig! Ojojoj! Hab ich jetzt was angestellt? Er ist ja doch noch ein kleiner Kater, der nicht viel von Leben weiß! Schande über mich! Was hab ich getan? Ich muss raus! Ich muss ihn wiederfinden. Ich muss irgendwen auf ihn aufmerksam machen. Ojojoj! Und jetzt fängts auch noch zu schneien an. Ganz dicke Flocken. Mijaul, mrrruau ! Wenn bloß Minusch nichts davon erfährt.... Weg da von der Katzenklappe! Ich habs eilig! Ich muss ein Katzenleben retten! "Mami - sieh mal Samuel an! Was ist denn jetzt bloß wieder mit dem los...?" "Nina, Samuel ist schon ein große Kater, der muss halt mal seine Runde durch den Hof machen. Lass ihn einfach vorbei - der weiß schon, was er tut. Wir beide nehmen jetzt erst mal die Taschenlampe und suchen Camillo. Im Wetterbericht haben sie für heute Nacht starke Schneefälle angesagt. Wir sollten ihn bald finden...." Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (01.11.2009 um 10:56 Uhr) |
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#3 |
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Verloren!
Damals schneite es zwar nicht mehr, doch an manchen Stellen bedeckten noch Schneeflächen die Wiesen und Felder. Dementsprechend hart und kalt fühlte sich der Boden unter meinen Pfoten an. An sonnigen Tagen konnte jedoch die Luft um die Mittagszeit schon angenehme, vorfrühlingshafte Milde erreichen. Das Erwachen der Natur stand also unmittelbar bevor. Für mich war es deshalb rätselhaft, dass mir mein altes Frauchen trotzdem so unendlich müde erschien! Ach, ich hatte ja keine Ahnung! Mir pulsierte das Blut schon voll Ungeduld in den Adern, ich wollte raus ins Freie, wollte entdecken, wollte erobern, vielleicht auch wieder eine neue Kätzin betören.... Eines Morgens geschah das Ungeheuerliche: Hatte gerade meine morgendlichen Dehn -und Streckübungen hinter mir, sowie eine kurze Generalwäsche eledigt, als mir auffiel, dass es in der Küche immer noch merkwürdig still war. Auch aus dem Schlafraum hörte man keinen Ton. Das kam mir gleich etwas sonderbar vor, denn es geörte zu den Gewohnheiten der Alten, morgens früh aufzustehen, um Wasser heiß zu machen und im Zimmer das Wärmtier neu zu befüllen. War sie etwa aus dem Haus gegangen, ohne dass ich es bemerkt hatte? Zu meinem großen Erstaunen lag sie immer noch im Bett und schlief. Geduldig legte ich mich neben sie und wartete. Der Tag schritt voran, doch sie blieb, wo sie war und ließ sich auch durch Schmeicheln und Stupsen nicht dazu bringen, wach zu werden. Allmählich wurde mit komisch zumute.... Was sollte ich tun? Die Türen und Fenster waren fest verschlossen - ich konnte nicht einmal hinaus, um Hilfe zu holen! Erst nach drei Tagen klopfte eine Nachbarin an die vordere Türe. "Frau Wimberger," rief sie, "Frau Wimberger, ist ihnen etwas passiert?" Als geraume Zeit später endlich die Türe aufgebrochen wurde, stürzte ich sofort hinaus und versteckte mich beim Holzstoß im hinteren Teil des Gartens. Ich war hungrig, ich war traurig, und ich war, das wurde mir jetzt erst so richtig bewusst, wieder ganz alleine und auf mich selbst gestellt. Die Kaninchen hopsten unruhig in ihren Ställen hin und her. Auch sie waren ja seit drei Tagen nicht mehr gefüttert worden. Die armen Kerlchen! Hoffentlich würde man sie noch rechtzeitig finden, bevor Schlimmeres mit ihnen passierte! Für mich stand gleich fest: Ich musste weiter, musste rasch einen neuen Platz für mich finden, vor allem für die Nacht, denn so warm war es ja nun doch noch nicht geworden. Traurig machte ich mich auf den Weg...... Seufz. Hoffentlich finde ich Camillo, bevor es ihm ähnlich ergeht. Muss mich beeilen. Ist schon zappenduster hier und der Schneefall wird auch immer stärker. Brrr! Wie werd ich ihn aber bloß aus dieser Falle rauskriegen? Na, egal - mir wird schon was einfallen. So, nur noch der eine Gartenzaun, durch unter der Hecke, rüber zum Holzverschlag und - wie? Was? Wo ist Camillo? Nicht mehr drin? Hat er sich etwa selbst befreit? Wie hat er das gemacht? Und, wenn er schon raus ist - warum kommt er dann nicht gleich heim? Hat er sich nun etwa echt verlaufen, der Dummian? He, Camillo - wo bist du ? Mrrruauu! Kannst du mich hören? Kannst rauskommen aus deinem Versteck, ich tu dir nichts mehr! Fest versprochen! War alles nur ein dummes, dummes Missverständnis! Mrrruau! Camillo! Camillo! Hörst du mich, Kätzchen? Komm wieder heim , heute Nacht wirds eise-eisekalt hier draußen......! Wird fortgsetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (02.11.2009 um 09:13 Uhr) |
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#4 |
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Unverstanden!
Ihr seid gemein! Das ist ungerecht! Ich wollte euch doch nur helfen! Aber bitte, wenn ihr unbedingt meint - dann geh ich halt meine Hofrunde und ihr müsst mit dem Zettelausspuck -Dings ganz alleine herummurksen! Verdammt ungemütlich hier draußen, brrr! Der Schnee ist zwar wieder weggeschmolzen, aber eigentlich ist es nun auch nicht viel besser: Seit gestern Abend nieselt es in einem fort! Man weiß gar nicht, wo man hintrapsen soll - überall ist es nass und die Pfoten werden total matschig. Schnell laufen sollte man auch nicht, sonst kommt man auf den heruntergefallenen Blätten noch ins Schleudern. Hab ich schon "Brrrr!" dazu gesagt? Ich muss mir dringend einen einigermaßen gemütlichen Ort suchen! He, da hör ich doch so ein gewisses Brummen - kommt da nicht etwa Karls Lauftier aus der Ferne herangetuckert? Das wäre ideal, dann könnte ich mich auf dessen warme Schnauze legen und mir den Bauch wärmen. Dann geh ich doch mal gleich zu Fräulein Mossbrugger rüber. Da stellt Karl nämlich sein Lauftier jetzt regelmäßig ab. Absichtlich. Hat sich verliebt, der Gute! Der soll mal lieber aufpassen! Fräulein Moosbrugger ist nicht minder zutraulich wie meine Dreifärbige! Wenn das so weitergeht, hat Karl über kurz oder lang auch so eine kleine Nervensäge im Haus... Ach ja, das wollte ich euch ja rasch erzählen: Camillo ist noch immer nicht zurück. Eigenartig. Dachte, der würde heimfinden, sobald er aus der Falle raus ist. So schwer kann das doch selbst nicht bei Schneelage sein! Frauchen hat beschlossen, ihn suchen zu lassen. Suchen lassen, das geht so: Herrchen setzt sich an das eckige Dingsda in seinem Arbeitszimmer und trippelt mit den Vorderpfoten über ein flaches Brettchen mit Tasten. Irgendwie sagt er so dem Arbeitszimmer-Fernsehen, dass es ein Bild von Camillo machen soll und sich einen Hilferuf an alle Nachbarn ausdenkt. Das Allerspannendste aber kommt noch: Herrchen kann dem Fernsehen auch sagen, dass es seine Gedanken ausspucken soll! Die kommen dann rechts daneben bei einer anderen Maschine in flachgedrückter Form heraus! Camillos Gesicht ist darauf und auch kleine, schwarze Muster -ähnlich wie in Herrchens Zeitung. Menschen verstehen solche Muster, sie nennen das "Lesen". Dürfte aber nicht ganz einfach sein, es zu erlernen, zumindest hat Klein-Nina im Vorjahr ziemlich lange gejammert, dass es doch " so schwer" sei.... Mir gefiel Camillos Bildchen sehr gut. Man konnte ihn gut darauf erkennen. Die Maschine spuckte einen Zettel nach dem anderen aus, und ich guckte mit großem Interesse zu. Einer muss ja schließlich aufpassen, dass alles richtig abläuft - außerdem musste Herrchen grade mal aufs Klo. Weil ich nett sein wollte, beschloss ich, ihm bei der Camillo-Suche zu helfen. Dachte mir, wenn ich an den Zetteln ziehe, wird die Maschine die Blätter vielleicht noch etwas schneller ausspucken. Ein leises "Ratsch!" sagte mir sofort, dass ich an der Technik noch etwas zu feilen hatte. Also sprang ich gleich direkt auf das Gerät und beäugte die Sache näher. Möglicherweise hatte ich mit den Hinterpfoten mehr Erfolg! Schrrrrrr- itz! Fast wäre ich abgestürzt! Auf diesem Blatt hatte Camillos Konterfei eine tiefe Narbe von der Stirne abwärts. Mist! das war wohl auch nichts! Also probierte ich es nun mit dem Maul, ganz, ganz vorsichtig und auch nur an einer einzigen Ecke... Da, schon hatte ich sie! Blöde Ecke! Das Blatt hatte sie abgeworfen! Hmm, mal überlegen... Könnte das Ergebnis etwa besser ausfallen, wenn man sich gleich dem gesamten Körpergewicht auf die erscheinende Seite draufstellt....? "Samuel!" Soeben war Herrchen vom Klo zurückgekommen. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören und erschrak deshalb so sehr, dass ich gleich vom Blattspuckgerät herunterpurzelte und auf sämtlichen, bereits auf dem Boden liegenden Blättern, landete. Schnell wollte ich aufstehen und Fersengeld geben - schrummm! Dabei wirbelte ich den ganzen Blattsalat wie in einer Wolke um mich herum in die Höhe! "Samuel!" Verdammt, warum musste Herrchen auch immer gleich so brüllen? Ich wollte ihm doch nur helfen. Als er mir aber auch noch "Ksch, ksch!" hinterherrief, war ich mit meiner Langmut am Ende. Na gut, wenn er unbedingt meint! Soll er sich doch seine kleine Nervensäge selber suchen! Mir sagt niemand "Ksch, ksch - niemand, niemand.... Ah, ich liebe so einen durchgewärmten Lauftierbauch! Hier lässt es sich doch für ein Weilchen aushalten! Solltest du auch machen Camillo, woimmer du auch im Augenblick sein magst..... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (07.11.2009 um 13:57 Uhr) |
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#5 |
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Auf Platzsuche
Mir war damals auch mächtig kalt - besonders in den ersten Nächten, nachdem ich mein behagliches Quartier bei der alten Dame verlassen hatte. Mehr durch Zufall entdeckte ich die wärmende Qualtät von Lauftierschnauzen. Diese sind ja zumeist ausgesprochen kaltschnäuzig, doch wenn sie gerade bewegt wurden, wird ihnen warm ums Maul. Ich trieb mich damals in der Nähe eines menschlichen Jagdplatzes herum. Die Jagd der Menschen findet nicht etwa in Wald und Flur statt- nein, auch dafür benützen sie eigens dafür errichtete Höhlen. Sie stellen dazu ihr Lauftier auf einem Platz davor ab und holen sich vergitterte Wägelchen, in welche sie dann ihre gesamte Beute einfüllen. Dass alles, was die Menschen fressen wollen, in einem eigenen Haus eingesperrt ist, finde ich praktisch - so kann das Futter wenigstens nicht weit weg laufen. Auch mir kam dieser Umstand zuhilfe, denn hinter dem Jagdplatz standen auch eine Reihe von Mülltonnen, in denen immer wieder auch etwas für mich Verwertbares zu finden war. Irgendwann einmal wollte ich dort auf einen etwas höheren Kistenstapel springen und benützte dazu eine Lauftierschnauze als Zwischenlandeplatz, aber -oh Wunder! Die Schnauze war ja angenehm warm! Gleich streckte ich mich bäuchlings der Länge nach aus und ließ mich anständig durchwärmen! Von diesem Tag an machte ich es mir zur Gewohnheit, genau darauf zu achten, wer gerade mit seinem Lauftier angekommen war. Dort waren die Schnauzen immer am wärmsten. An besonders kalten Tagen konnte auf diese Weise schon mal ein halber Vormittag damit verbracht werden, die Kälte der vergangenen Nacht aus den Knochen zu vertreiben.... Allmählich wurde es aber wärmer und der Frühling stand kurz bevor. Da packte mich wieder so eine gewisse Unruhe und ich verließ mein Stammplätzchen beim Jagdrevier. Es war nun die Zeit gekomen, da die Feldmäuse ihre Jungen wafen. Nicht lange mehr, und auf den Feldern würde ein reicher Tisch für mich gedelckt sein! Frischfleisch! Endlich wieder! Auch die Vögel begannen allmählich mit dem Nestbau, ihr Gezwitscher sprach eine deutliche Sprache. Hmmmmm - saftiger Jungvogel, frisch aus dem Nest gefallen.... Ich nahm mein altes Streunerleben wieder auf, nicht ohne die Erfahrungen, die ich bei der alten Dame gemacht hatte, zu nützen. Eines war mir aber klar: Noch vor dem nächsten Winter musste ich mir eine neue Bleibe suchen, denn so angenehm die Lauftierschnauzen auch sein mochten zu Ende eines Winters - im Hochwinter, bei dicker Eis-und Schneelage schienen sie mir doch als Wärmequelle nicht ganz ausreichend zu sein, um mir ein einigermaßen sichers Überleben zu gewährleisten! So wanderte ich mehr oder weniger ziellos zwischen Feldern und Menschensiedlungen umher, während ich darüber nachdachte, wo meine nächste Unterkunft sein könnte. Eines Tages erreichte ich auf einer dieser Wanderungen auch die Kastanienbaumallee und den kleinen Hof, um den kuschelig gedrängt die Menschhäusern standen. Ich sah mehrere Katzen dort ein- und ausgehen und wusste sofort: Dies hier war ein guter Platz, um fortan behaglich zu leben! Dort, wo kleine Schälchen vor der Haustüre standen, konnte ich zunächst einmal meinen ärgsten Hungen stillen und in aller Ruhe beobachten, wessen Gunst ich mir wohl alsbald zu eigen machen konnte. Eine einzelne alte Dame wäre zwar nett gewesen, doch hatte ich ja nun gelernt, dass auch alte Damen nicht ewig leben. Dann also, so dachte ich mir, vielleicht doch jüngere Leute. Denn allmählich, so wurde mir klar, war mir das Herumstreunen doch zu anstrengend geworden.... Eines Tages sah ich mein späteres Frauchen mit ihrem Lauftier um die Ecke kommen. Sie war wohl gerade auf Jagd gewesen, denn gleich darauf holte sie eine große Tasche aus dem Bauch ihres Lauftieres und ging zur Eingangstür ihrer Wohnhöhle. Während sie noch damit beschäftigt war, diese zu öffnen, kam ich hocherhobenen Schwanzes auf sie zugelaufen und begrüßte sie wie eine alte Bekannte: "Mrrrrauuu! Guten Tag, schöne Dame! Hätten Sie zufällig Verwendung für einen durchtrainierten Hauskater mit Lebenserfahrung? Bin kuschelerprobt und absolut hingabebeständig! Sie werden es sicher nicht bereuen, wenn Sie jemanden wie mich ins Haus nehmen.....!" Ich weiß nicht, ob sie damals schon mein umfassendes Angebot so verstanden hat, doch sie schien sich über meine Aufmerksamkeiten zu freuen und bedankte sich dafür mit zwei Scheiben Wurst, die sie aus ihrer Einkaufstasche holte.... Da wusste ich: Diese Frau wird meine Zukunft sein! Und von dem Tag an begann ich mit ihrer Erziehung....... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (08.11.2009 um 10:16 Uhr) |
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#6 |
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Akute Schlafstörung
Schrill! Schrill! Uaaah! Könnte mal bitte jemand zu dem Klingeldings im Vorzimmer gehen und "Hallo?" sagen? Muss gerade mein Vormittagschläfchen halten und das Gebimmel reißt mich gleich aus meinen Träumen. Gähn! Der Tag ist einfach zum Durchschlafen gemacht - vielleicht kommt ja am Nachmittag noch mal die Sonne raus, dann hol ich vielleicht meine Morgenrunde nach.... Schrill! Schrill! Ah.... jetzt kommt Frauchen, gleich wirds besser. Wer hat sich wohl diesmal in der langen, schwarzen Schnur versteckt? So ein Bimmeldings ist ja eine seltsame Sache. Ich kanns mir jedenfalls nicht erklären, wie all die Leute, die mein Frauchen dann begrüßt, in dieses schmale, dünne Kabel hinein kommen. Manchmal ist es Omi, manchmal die Nachbarin oder es sind Freude von Tommy...Herrchen bekommt auch Anrufe - meistens aber nur von Leuten, die er aus der Arbeit kennt. "Hallo, Hegendorff - wer spricht? Ah, guten Tag, Frau Winter....was gibts?" Eigenartig - wie kommt denn der Winter in unser Vorzimmer? Schauder! Mir reichts, dass es draußen schon so kalt ist und friert! Wenn das jetzt auch noch hier drinnen losgeht, wirds ja echt ungemütlich! Bibber! Dann muss Herrchen aber viel Feuer machen in der Feuerecke.... Winter ? Winter? Frau Winter? Wo hab ich bloß diesen Namen schon gehört...? (nachdenk) Vielleicht sollte ich mich einmal umdrehen und mein Gehirn auf der anderen Seite belüften, damit es mir wieder einfällt.... " Oh, Frau Winter das ist wirklich eine gute Nachricht! Da werden sich aber die Kinder freuen! Wir sind in zehn Minuten bei Ihnen! Vielen Dank für den Anruf!" Schreck lass nach, jetzt weiß ichs wieder: "Winter" heißt unsere Tierärztin! Au weia - und Frauchen will in zehn Minuten bei ihr sein! Alarmstufe Rot! Die haben was vor mit mir! Nichts wie weg und an einem sicheren Ort verstecken, bis der Spuk vorbei ist! Fragt sich nur, wo der sein soll: Unter der Küchenbank oder lieber gleich ganz weit zurück hinter Ninas Bett? Mit mir nicht, Leute, mit mir nicht. Hab heute echt keine Lust auf "Impfen gehen" oder anderes Arztzeugs. Bin auf "Winterruhe" eingestellt - und das bezieht sich auch die Person der Tierärztin! "Nina, Tommy - könnt ihr mal ganz schnell herkommen? Ich muss euch eine tolle Neuigkeit mitteilen.....Hallo, Samy - was ist denn mit dir los, du siehst ja vollkommen verstört aus... Tommy , mach schnell , wir müssen gleich weg, ihr ahnt ja gar nicht, was passiert ist.....Das müssen wir feiern! Nein danke, Leute, ohne mich! Wills gar nicht wissen! Ich bin dann mal weg. Feiert ihr mit der Tierärztin mal ein bisschen ohne mich! Mein Nervenkostüm verträgt derzeit keinerlei Erschütterungen. Muss außerdem nachdenken, wo Camillo abgeblieben sein könnte.... Seit vier Tagen kein Lebenszeichen von ihm! Armes Katerchen! Nun tut er mir allmählich doch leid. Ich sollte ihn suchen gehen. Aber bloß: Wo? Wirklich - die Tierärztin ist die letzte Person, die wir jetzt brauchen können...... Hier hilft nur noch konzentrierte Überlegung.... Wird fortgesetzt!
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#7 |
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Im Grunde ändert sich nichts
Oh Leute, was soll ich euch sagen? Das viele Kopfzerbrechen hätte ich mir sparen können! Aufregung lohnt sich nicht. "Alles für die Katz" würde mein Frauchen sagen. Nö, nicht einmal dafür, sage ich! Camillo ist wieder zurück! Einfach so. Um den ging es nämlich bei der ganzen Tierarztgeschichte, nicht um mich! Das muss man sich mal vorstellen: Er ist gefunden worden, weil er so ein winziges Ding namens "Chip" hinterm Ohr hatte. (Das ist angeblich von der Tierärztin selber da reingesetzt worden). Irgendsoein seltsames "Wenn -die Katze-verloren-geht- werden- wir- sie überall -finden"- Dings! Sachen gibts! Und nun sitzt er da auf dem Küchenteppich, frisch, fröhlich, übermütig wie eh und je - und ein wenig runder scheint er auch noch geworden zu sein. Während ich armer, alter Hauskater mir vor Sorge um ihn das Hirn ausgerenkt habe, mir die Pfoten wund lief, um ihn wiederzufinden, saß er gemütlich in einem kuschelig warmem Heim bei freundlichen Leuten und ließ es sich so richtig gut gehen! Das hat man nun davon! Und das Geschrei, das sie um ihn machen , ist auch nicht weniger geworden: Camillo hin , Camillo her, Camillo das , Camillo dies....! Alles schon mal da gewesen! Bin nur froh für Minusch, denn als ich ihr unlängst erklärte, dass ihr Junges abhanden gekommen wäre, war sie doch sehr verstört und beunruhigt. Hab ichs nicht gleich gesagt, beste Freundin? Unkraut vergeht nicht. Seufz. Nun bin ich also wieder die Nummer Zwei. So ist wohl der Lauf der Dinge. Die Jungen übernehmen das Revier - obs den Alten passt oder nicht. So ist das also. Und in ein paar Jahren wird wieder ein anderes Jungkaterchen daherkommen und Camillo wird abgemeldet sein. Mruauuuu! Ist das der Lauf der Welt? Ein stetes Kommen und Gehen? Draußen in der Küche wird Camillos Heimkehr mit allerhand Geschmuse und Leckerlis gefeiert - und ich liege auf meiner Fensterbank und betrachte versonnen den Tanz der Flocken im Schneegestöber ........ Vielleicht sollte ich einsehen, dass man der Zukunft nicht im Wege stehen darf und mich lieber darum kümmern, dass Camillo rasch in seine Pflichten als Hauskater hineinwächst! Ich könnte ihm da schon so einige Tricks beibringen... Hähähä! Von Mardern und anderen Katern lassen wir beide uns doch sowieso nicht die Show stehlen...... Zu zweit wäre das Revier außerdem noch besser gegen Eindringlinge abzusichern. Hm. Das muss ich allerdings noch gründlich überschlafen..... Manchmal beneide ich Minusch. Um solche Dinge macht sie sich überhaupt keine Gedanken. Für sie ist nur wichtig, dass ihre Kleinen fein raus sind. Aber wir Kater, wir müssen doch klären, dass alles in der Welt seine Ordnung hat und sich keiner zu viel rausnimmt..... Mädels, ihr wisst ja gar nicht, wie viel Stress wir damit haben, die Welt in Reviere einzuteilen und diese zu verteidigen. Und manches zerfetzte Ohr und so manche zerbissene Backe sind doch Beweis für unseren Mut und unseren Willen, für die gute Sache zu siegen....(Versteht sich doch von selbst, dass vor allem die eigene Sache die gute ist - oder?) Und für wen tun wir das alles , für wen? Nur für euch, werte Damen, nur für euch! Damit eure Kleinen in Sicherheit leben....... Wird fortgesetzt
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Friede, Freude, Eierkuchen
Meine Leute sind schon etwas sehr Seltsames: Kaum ist nach Camillos Rückkehr ein wenig Ruhe eingekehrt im Haus, werden sie schon wieder umtriebig! Irgendetwas Geheimnisvolles scheint da im Gange zu sein. Jedenfalls flüstert Herrchen mit Frauchen ziemlich viel - und wenn die Kinder den Raum betreten, brechen sie oft ihr Gespräch ab oder wechseln das Thema. Na, was heckt ihr beiden denn nun wieder aus? Gestern Vormittag hat Herrchen auch einen Baum in den Keller getragen! He, wozu das denn? Wo hast du überhaupt das Grünzeug her? Bäume fangen ist aber echt keine Kunst - die stehn doch ohnehin fest und rührn sich nicht vom Fleck! Zum Einsetzen im Garten ist der auch nicht geeignet, der hat ja nicht einmal Wurzeln! Außerdem jetzt, mitten im Winter? Das scheint mir wirklich nicht der richtige Zeitpunkt zu sein! Herrchen hat den Baum jetzt im linken Kellerraum eingesperrt und den Schlüssel von der Tür abgezogen. Hat wohl Angst, dass ihm das Ding wegläuft? Scheint immer noch ein wenig verstört zu sein, der Gute! Und das alles nur, weil Camillo ein paar winzige Tage lang weg war..... Frauchen hingegen werkt jeden Nachmittag in der Küche herum. Sie bäckt alle Arten kleiner Leckerlis für das ganze Rudel und füllt sie in Schachteln und Dosen ab. Nina und Tommy würden ganz gerne zwischendurch daran knabbern, doch Frauchen verscheucht ihr Jungtiere immer gleich aus der Küche. Teig naschen ist nicht, da gibts nur einen Klaps auf die Pfoten! "Nicht jetzt" faucht sie dann, "Das kriegt ihr alles erst zu Weihnachten!" Weinnachten? Ach, Frauchen, du musst doch nicht die ganze Nacht weinen - Camillo, die Klette, ist doch ohnehin wieder zu uns zurück gekommen! Ich verspreche dir hoch und heilig: Von nun an werde ich auch immer auf ihn aufpassen! Wenn dir so viel daran liegt, muss ich mich wohl damit abfinden. Außderdem schadets ja nicht, sich rechtzeitig einen würdigen Nachfolger heranzubilden. Was die Neugierde anlangt, ist er echt okay. Frauchen hatte gerade einen Lappen Teig ausgerollt, als das Klingeldings im Vorzimmer zu lärmen begann. Hörte am Tonfall ihrere Stimme, das sie sich mit Omi unterhielt. In der Zwischenzeit sprang Camillo auf den Küchentisch, um das Ergebnis ihrer Kochkunst zu probieren. Erst leckte er ein wenig an der Teigplatte herum, dann versuchte er, die Ränder ein wenig mit der Pfote anzuheben.... Keine dumme Idee, finde ich. Immerhin hätte sich ja eine Maus darunter verstecken können. An seinem Selbstbewusstsein muss er aber noch arbeiten, denn als Frauchen wieder in dir Küche kam, schrak er zusammen und galoppierte davon, nicht ohne vorher quer über den Teig gelaufen zu sein...... Au weia Junge, das verstößt schwer gegen Grundregel Nummer Eins: Nur keine Beweismittel hinterlassen! Die Strafe folgte sofort: Wir wurden beide aus der Küche verbannt! He - wieso ich denn? Bin ich vielleicht über den Keksteig gelaufen? So was würd ich doch nie machen! Sippenhaftung find ich echt blöd! Hab mich gekränkt und beleidigt in Ninas Zimmer zurückgezogen. Dort schmollen wir jetzt beide. Sie, weil sie vorerst noch keine Kekse bekommt und ich, weil ich nun nicht mehr zu meiner eigenen Futterschüssel kann! Camillo sitzt immer noch im Vorzimmer und mauzt sich die Seele aus dem Leib. Aber Frauchen bleibt jetzt hart. Ich kenn das schon an ihr. Da kannst du jetzt miauen, bis die Farbe von den Wänden tropft, mein Kleiner! Wenn Frauchen diesen strengen Blick aufsetzt, hat selbst Herrchen nichts mehr zu melden. Apropos, hab ich euch schon erzählt, wieso Herrchen jetzt eine leicht angesengte Vorderpfote hat? Na, das ist vielleicht eine Geschichte.... Wird fortgesetzt!
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Horch, was kommt von draußen rein....
Tommy will heute unbedingt seine Gummstiefel vor die Tür stellen - aber Frauchen meinte, das sei unhygienisch, seine funkelnagelneuen Hausschuhe gefielen ihr viel besser. Tommy ist damit nicht einverstanden. "In die Gummistiefel geht aber mehr rein," mault er. Wo er recht hat, hat er recht. Unklar ist mir allerdings , warum sich die Menschen neuerdings ihre Hinterpfotenüberzieher anfüllen lassen wollen, außerdem dürfte das ohnehin nur für die Jungtiere interessant sein, denn die Erwachsenen machen keinerlei Anstalten, irgendeinen Teil ihrer Ersatzfelle vor die Tür stellen zu wollen. Ob das vielleicht auch etwas mit diesem ominösen Christkind zu tun hat, das sich um diese Jahreszeit angeblich da draußen rumtreibt? Nina singt das Lied den ganzen Tag, ich kanns schon fast nicht mehr hören :"......erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür!" Meine eingehenden, sorgfältigen Recherchen haben aber ergeben: Vor der Tür steht bestenfalls hin und wieder mal Simba, weil der glaubt, er könnte von meinem Frauchen etwas Futter erbetteln. Christ-oder andere Kinder habe ich noch nie da gesehen! Also niemanden, der möglicherweise in Tommys Gummistiefel passen könnten! Na ja, vielleicht brauchen die ja mal Frischluft - hab gestern mal kurz da hineingerochen, kann euch dazu nur sagen: Vor der Türe ist wirklich ein angemessener Platz dafür! Im Übrigen muss man im Haus jetzt ohnehin sehr vorsichtig sein, nicht nur, weil Frauchen neuerdings wieder intensiv jeden Winkel mit Besen, Putz - und Scheuerlappen bearbeitet und dabei sooft hin- und herläuft, dass man seinen Schwanz gar nicht eng genug am Körper anliegen lassen kann - nein, auch die Verletzungsgefahr ist um diese Jahreszeit sprunghaft angestiegen, was sicher an der allgemeinen Hektik und Nervosität liegt. Nur warum, warum bloß? Ich komm einfach nicht dahinter. Gestern ist Tommy vom Sessel gefallen. Wäre wohl nicht so schlimm gewesen, wenn er ihn nicht vorher auf seinen Schreibtisch gestellt hätte. Ein gewagtes Experiment, denn danach schob er beides, Schreibtisch und Sessel, ganz nahe an den Wandverbau heran und untersuchte, wackelig auf diesem Turme balancierend, den Inhalt der oberen Wandverbaukästchen. "Ich muss unbedingt die Geschenke finden," meinte er zu seiner Schwester, die ihm bei seinem Vorhaben interessiert und aufmerksam zuguckte. "Bestimmt hat sie das Christkind schon irgendwo da oben und ganz hinten drin versteckt. Die müssen Heilig Abend doch schon im Haus sein! Es kann doch nicht sein, dass es einfach durch die geschlossenen Fenster zu uns reinfliegt mit all dem Zeugs, das es immer mit hat...!" Ich muss zugeben, gegen seine Logik ist nichts einzuwenden und mich würde der Gedanke an jemanden, der sich heimlich in mein Revier einschleicht und Dinge versteckt, auch zutiefst beunruhigen. Mir reicht schon Camillo! Tommys Höhenflug endete jedenfalls ganz anders als er es geplant und erwartet hatte Statt der gewünschten Entdeckung vollführte er nur einen jähen Abgang von der Turmspitze (Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen),wobei er sich eine ergiebige Beule auf dem Hinterkopf einhandelte. Hat ziemlich lange geheult, der Kleine! Der Krawall des Einsturzes scheuchte außerdem Frauchen aus der Küche, und als sie die Bescherung sah, musste sie doch zuerst furchtbar schimpfen. Dann aber drückte sie dem lauthals heulenden Tommy einen kalt gefrorenen Beutel auf den Hinterkopf, nahm ihn liebevoll in ihre Arme und meinte freundlich: " Da siehst du mal, was passiert, wenn man dem Christkind in die Karten schauen will!" Ich kann jetzt nur hoffen, dass Tommy sich diese Lehre auch entsprechend zu Herzen nimmt! Dieses Christkind dürfte ja eine echt hinterhältige Person sein! Kleine Kinder vom Stuhl zu schmeißen, nur, weil sie ein bisschen neugierig sind, nein, also wirklich! Und was dieser Christkind -Rummel mit Herrchen angestellt hat,das hab ich ja noch gar nicht berichtet.... Wird fortgesetzt! Geändert von a.c.larin (04.12.2009 um 08:55 Uhr) |
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#10 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Weihnachtsüberraschungen
Au weia - ich kann mich kaum rühren, so voll gefressen bin ich! Wenn das bloß keine Verdauungskrise ergibt. Aber die Mahlzeit wars einfach wert. Hm - lecker! Selbst Frauchens Schimpfen kann ich ihretwegen gelassen zur Kenntnis nehmen. Und außerdem wars ja nicht meine Idee, die Krallen zwischen Tür und Gummiumrandung zu stecken. Wusste doch gar nicht, dass sich der Winterschrank auf diese Weise aufmachen lässt! Bin aber wirklich zufrieden mit dem Ergebnis - Camillo macht sich! Der Kleine scheint wirklich sehr phantasiebegabt zu sein. Und Frauchen hätte ja nicht so neidisch sein müssen und uns ruhig etwas von ihrer Jagdeute abgeben können. Hmmm - frischer Fisch! Der roch doch gleich so köstlich! Wo sie den wohl gefangen hat? Obwohl ich sofort sehr zärtlich um ihre Beine strich, hatte sie nur ein genervtes "Weg da, du Vielfraß!" für mich übrig! Ist das vielleicht eine Art und Weise, seinen Hauskater zu behandeln? Entttäuscht sah ich die Leckerei im Kühlschrank verschwinden. Statt dessen setzte mich Frauchen vor die Futterschüssel, wo noch die Reste vom Frühstück lagen. "Da!" meinte sie nur streng, "Damit kannst du dich beschäftigen!" Igitt! Dieses Futter kannte ich doch schon. Das war einfach nicht mein Ding. Camillo warf mir einen verständnisvollen Blick zu, der mich ein wenig tröstete und schlich, sobald Frauchen die Küche verlassen hatte, sofort zur Kühlschranktür. Junge, gibs auf, dachte ich mir noch, diesen Fisch siehst du nie wieder! Doch Camillo blieb beharrlich. Er fuhr seine kleinen Krallen aus und schob sie zielstrebig zwischen Tür und Anschlag..... Da ging mir ein Licht auf. Natürlich! So machen wirs! Ich machte mich lang und groß und setzte, ein wenig oberhalb von Camillo, ebenfalls an, die Schranktüre zu "knacken". Und tatsächlich - leise hörte man die Luft in den sich bildenden, klitzekleinen Spalt zischen. Heuraka! Das war wie der Schlüssel zum Paradies! Ganz langsam und leise öffnete sich die schwere Kühlschranktür..... Der Fisch lag ganz oben. Den Hätte Camillo wohl doch nicht erwischt. Aber für einen ausgewachsenen Hauskater war das kein Problem! Ein gezielter Sprung - und ich hing mit den Vorderpfoten am obersten Gittereinsatz - rasch mit dem Maul nach dem Papier geschnappt, in dem die Köstlichkeit verpackt war, ein wenig gezerrt und gezogen, noch ein bisschen, noch ein bisschen.... Schwupp! - und schon rutschte das Päckchen samt Inhalt über die Kante und landete um ein Haar auf Camillos Kopf! Hähä! Saubere Arbeit, Junge! Und nun rasch die Beute geteilt. Der Kleine hatte wirklich Charakter, denn er ließ mich den ersten Bissen tun. Soviel Anstand muss doch belohnt werden. Na Kleiner, willst du auch eine Hälfte? Minusch hat ihren Jungen echt gut erzogen, kann nur Gutes über ihn sagen.... Wir schmausten beide eine Weile sehr andachtsvoll. Man soll ja sein Essen mit Genuss verspeisen und sich durch nichts ablenken lassen. Deshalb hörten wir auch nicht Frauchens Schritte näherkommen. Sie blieb zunächst fassungslos in der Türe stehen. Der Aufschrei, der ihr danach entfuhr, schlug alle ihre bisherigen Rekorde. "Neiiiiiiiiiiiiiiiiin! Camillo! Samuel! Das darf doch nicht wahr sein!" Ich zog es vor, sie beim Verarbeiten der Wahrheit nicht durch meine Anwesenheit zu überfordern und flitzte rasch bei der Katzenklappe hinaus. Camillo, der die Situation stimmungsmäßig noch nicht so rasch erfasst hatte, folgte nur wenige Momente später - von Hand vor die Türe gesetzt! Uh - diesmal war sie ja echt böse! Und das in der Vorweihnachtszeit! Keine Ahnung, weshalb die Menschen dann immer vom "Fest des Friedens" reden? Mir war nach diesem ausgedehnten Mahl jedenfalls sehr nach einem friedlichen Verdauungsschlaf zumute. Beschloss daher, wieder einmal das liebe Fräulein Mossbrugger zu besuchen. Ich musste nur ein wenig an ihrem Küchenfenster mauzen und wurde tatsächlich bald eingelassen. Die drei Knabberstangen, die sie mir anbot, fraß ich aus reiner Höflichkeit. Man darf doch seine Freunde nicht enttäuschen! Bei der dritten Stange musste ich mir allerdings schon beträchtliche Mühe geben.... Egal - bis diese Riesenmenge an Futter verdaut ist, wird sich Frauchen wohl auch wieder beruhigt haben. Soll sie doch froh sein, dass Camillo und ich ihr den Fisch abgenommen haben. Sie selbst sagt doch immer, Gemüse sei für Menschen viel gesünder.... Wird fortgesetzt! Geändert von a.c.larin (16.12.2009 um 18:27 Uhr) |
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