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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Eine schöne Bescherung, Teil I
Weihnachtsmorgen! Im Haus schlafen sie alle noch. Sogar Camillo rührt noch kein Ohr. Ist fix und fertig, der Ärmste! Kein Wunder, nach der ganzen Aufregung, die er gestern verursacht hat. Dabei fing doch alles mehr oder weniger harmlos an. Schon zeitig in der Früh war Frauchen in der Küche beschäftigt. Nach der Episode mit der Maus zog sie es vor, mich sofort ausgiebig zu füttern, was ich ihr mit einem anerkennenden Schnurren honorierte. (Dachte mir: Diese Maus sollte aus Gründen der menschlichen Erziehung unbedingt noch länger am Leben bleiben! Die war doch ein ideales Druckmittel gewesen!) Während ich mich über meine Mahlzeit hermachte, stellte ich fest, dass Frauchen in der Zwischenzeit mit rohem Fisch herumhantierte – dem Geruch nach waren es zwei oder drei leckere Sorten – aber Frauchen ließ diesmal ihre Beute keinen Moment lang aus den Augen. Nur ab und zu fielen ein paar kleine Schnitzelchen davon für mich ab. Nun, es sollte mir recht sein, dann würde ich mir eben später etwas davon bei Tisch abbetteln….. Rollte mich anschließend gemütlich und entspannt auf der Ofenbank ein, um den Vormittag dort zu verschlafen, das heißt, das hätte ich gerne getan, aber Tommy und Nina hatten bereits Weihnachtsferien und machten daher das ganze Haus unsicher. Treppauf, treppab , die ganze Zeit ! Tür auf, Tür zu – keine Ahnung, wie Frauchen das aushielt! Aber Frauchen war heute seltsam ruhig und ausgeglichen. Sie hatte die kleine, schwarze Musikschachtel an und summte vergnügt vor sich hin. Herrchen war in der Zwischenzeit auch schon aufgestanden und rumorte im Keller herum. Die Kinder durften ihn dabei nicht stören. Nina guckte schon geraume Zeit aus dem Wohnzimmerfenster und fragte alle paar Augenblicke: „Wann kommt denn nun endlich das Christkind?“ „Wir müssen erst mal zu Omi,“ antwortete ihr Tommy, der den Hausbrauch offenbar schon besser kannte. „Du weißt doch: Sie geht mit uns noch eine Runde auf den Weihnachtsmarkt. Und nachher gibts bei ihr daheim heißen Kakao und Kekse…..“ „Und Papi holt uns dann alle ab, und danach gibt’s endlich, endlich Bescherung!“ jubelte Nina und klatschte dabei ausgelassen in die Hände. Pscht, Nina! Kannst du nicht leiser klatschen? –Ich bin doch noch soooo erschöpft und schläfrig…… Wenig später kam Herrchen aus dem Keller. Er zwinkerte den Kindern munter zu und rief: „Es kann dann mal losgehen! Holt rasch eure Sachen. Omi wartet schon!“ Der Gedanke an Omi und ihren Besuch entlockte mir ein zufriedenes Halbschlafgrinsen. Leckerstangen! Sicher hatte sie wieder ihre halbe Tasche damit voll! Hoffentlich dachte sie heuer auch daran, für Camillo eine entsprechende Portion mitzunehmen. Wäre doch schade, wenn ich meine Ration halbieren müsste…. Ich streckte mich kräftig, gähnte und rollte mich zur anderen Seite. Ka – rumms! fiel die Eingangstüre kräftig ins Schloss und die Lärmquellen machten sich auf den Weg, um Omi zu belästigen. Na endlich – vielleicht war jetzt endlich mal eine Runde Schlaf möglich…! Aus der Küche hörte ich Camillos Maunzen vor dem Eiskasten. Er wollte ihn offenbar wieder mal aufkriegen, aber Frauchen hatte mittlerweile auch gegen diesen Trick eine List erfunden: Seit der Mülleimer an der Kühlschranktüre lehnte, waren alle Einbruchsversuche durch Katzenpfoten gescheitert. Ein Jammer! Vielleicht sollte ich Camillo doch mal zeigen, wo diese Maus wohnt….. Miauuuuuu! Camillo, kannst du nicht die Klappe halten? Wenn man mich beim Verdauen stört, krieg ich immer solche Blähungen…… Schließlich muss ich doch eingeschlafen sein, denn plötzlich schreckte ich aus einem wilden Traum hoch, in dem ich gerade ein Rudel fetter Mäuse verfolgte. Frauchen hatte mich soeben hochgehoben und setzte mich mit den Worten „So mein, Lieber, du gehst jetzt auch mal Frischluft schnappen!“ einfach vor die Wohnzimmertüre. Hääh - wie bitte? Wieso durfte ich denn jetzt nicht….? Meine Güte, die machten ja schon wieder die Wohnzimmertüre zu! Hatte jetzt etwa Camillo eine Maus herein getragen? Was hatte denn das jetzt wieder zu bedeuten? Von drinnen hörte ich ein Gerumpel und Geraschel, Sessel wurden herumgerückt und Schritte gingen hektisch auf und ab. Bauten die da drin schon wieder etwas um in meinem Revier? Seufz. Wie ich doch diese Veränderungen hasste! Da ich nun schon mal wach war, beschloss ich, meine Hofrunde sofort zu erledigen. Wollte dabei auch kurz nach Minusch sehen. Hoffentlich ging es ihr schon besser und sie hatte den gestrigen Tierarztbesuch gut überstanden. Beim Weggehen bemerkte ich noch, dass Camillo immer wieder an der Wohnzimmertüre hoch hopste und versuchte, sich an die Türschnalle zu hängen. Ja, dachte der etwa, dass er sie damit aufkriegen könnte? Nö, Junge, lass doch mal den Unsinn. Ich rief ihm kurz zu, er solle mir doch folgen, aber ihr wisst ja, wie das mit Jungtieren so ist: Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auf mich zu hören. Offenbar war ihm auch langweilig, weil im Augenblick niemand Zeit hatte, mit ihm zu spielen, denn er hopste und hopste ud hopste…….. Ich überließ ihn also seinem Zeitvertreib und schlüpfte durch die Katzenklappe ins Freie. Vom Himmel schneite es klitzekleine, weiße Schneesternchen. Ach, dieses weiße Zeugs! Nina und Tommy waren ja ganz wild danach, aber ich konnte, ehrlich gesagt, darauf verzichten. Lief anschließend zu Helmstätts rüber und guckte neugierig durchs Küchenfenster. Minusch lang auf der Küchenbank und schien friedlich zu schlafen. Halt durch Süße, mauzte ich ihr von draußen zu, und träum was Schönes von dem tollen Kater aus dem Nachbarhaus…… Sie konnte mich aber nicht hören. Ein Jammer! Das hätte sie bestimmt getröstet. Durch die offenen Verbindungstüre zwischen Helmstätts Küche und deren Wohnzimmer konnte ich etwas Grünglitzerdens erkennen. Sah aus wie ein Baum mit allerhand Zeugs drauf. Seltsame Sache! Helmstätts hatten sich offensichtlich neues Grünzeug fürs Haus zugelegt. Doch was daran baumelte, konnte ich aus dieser Entfernung nicht erkennen. Solche Früchte hatte ich ja noch nie gesehen...... Wird fortgesetzt! Geändert von a.c.larin (25.12.2009 um 08:05 Uhr) |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Eine schöne Bescherung, Teil 2
Als ich vom Hofrundgang zurückkam, hatte sich Camillo endlich wieder beruhigt. Er musste tüchtig gefressen haben, denn er lag zufrieden schlummernd auf der Küchenbank. Auch mein Futternapf war frisch gefüllt worden – braves Frauchen! – sodass ich mir gleich den Bauch voll schlagen konnte, wie es für einen anständigen Hofkater statthaft ist. Frauchen hörte ich im Schlafzimmer oben ein Lied trällern, von Herrchen war nichts zu sehen , aber das wunderte mich auch nicht, schließlich stand ja auch sein Lauftier nicht vor der Haustüre. Er holte also jetzt den Rest seines Rudels. Wurde auch langsam Zeit – draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt. Die Wohnzimmertüre war immer noch geschlossen. Seltsam – so eine Geheimnistuerei! Ich bedauerte es, nun nicht meinen gewohnten Fensterplatz einnehmen zu können und marschierte stattdessen hoch in die Schlafräume. Frauchen stand vor der großen silbrigen Wand der Ersatzfellschachtel und bewunderte sich selbst. Irgendetwas hatte sie in der Zwischenzeit mit ihrem Kopffell gemacht, denn es hatte nun deutlich mehr Locken als vorher. Sie hatte auch das Ersatzfell gewechselt, oben herum schimmerte es in einem bläulich-silbrigen Farbton, um die Hüfte schlenkerte es locker und schwarz und ließ ihre Hinterpfoten frei. Ich schlich ihr ein wenig um die Beine – das sollte: Danke für das leckere Futter! heißen – doch sie war wohl mit ihren Gedanken zu sehr bei dem Wohnzimmergeheimnis, denn mehr als ein kurzes „Ach, Samy, da bist du ja wieder!“ war ihr nicht zu entlocken. Dann holte sie einige bunt verschnürte Päckchen aus ihrem Ersatzfellkasten hervor und klemmte sie unter den einen Arm, während sie mir zurief. „Komm, Samuel – du und Camillo werdet heute auch eine Überraschung erleben!“ Hoffentlich nicht schon wieder ein neuer Mitbewohner! dachte ich mir und folgte ihr artig ins untere Stockwerk. Als sie die Wohnzimmertüre öffnete, erhaschte ich einen kurzen Blick in den Raum. Irgendetwas Dunkles, Glänzendes befand sich in der einen Ecke. Genau dorthin trug sie ihre verschnürten Päckchen und legte sie zu einigen anderen, die sich bereits dort befanden. Ich wollte mir das Ganze genauer ansehen, doch sie verscheuchte mich sofort und meinte: „Nichts da, du Neugiernase- Bescherung ist erst in einer Stunde.“ Ich konnte mir zwar nicht erklären, wer da geschoren werden sollte, hoffte aber sehr, dass sich nur die Menschen einen neuen Haarschnitt verpassen wollten. Denn ich war mit der Länge meines Getigerten eigentlich zufrieden. Von Frauchen wusste ich aber, das sie Form und Länge ihres Kopffelles oft veränderte (sie nannte das „zum Friseur“ gehen). Kam also heute so einer ins Haus? War dieses ominöse „Christkind“ vielleicht ein Menschenkopffellverzierer? Und was hatte das alles mit diesem Glitzerzeugs im Wohnzimmer zu tun? Ich legte mich ins Vorzimmer und beobachtete die Eingangstüre. Sollten hier verdächtigte Personen eindringen, würde ich mich sofort irgendwo in den Schlafräumen verstecken. Vorsicht ist doch allemal besser als Katzenjammer….. Es passierte aber nichts Außergewöhnliches. Nach einiger Zeit hörte ich das Brummen von Herrchens Lauftier und schließlich ging die Eingangstüre auf und Tommy und Nina stürmten mit großem Getöse herein, wobei sie offenbar alle Erlebnisse des heutigen Tages auf einmal erzählen wollten. „Guck mal Mutti, was wir auf dem Weihnachtsmarkt bekommen haben….Omi hat super Kakao für uns gemacht! Ich habe vorher Bratkartoffeln gegessen. …. Nina ist schlecht geworden von der Zuckerwatte…. Du, Omi hat zwei neue DVD’s daheim, die haben wir uns gemeinsam angesehen……... Aber Tommy hat so sehr in den Zehen gefroren, dass die ganz rot waren, Omi musste sie mit der Hand warm reiben…. Dafür hat Nina ihren einen Handschuh verloren,du weißt schon, den bunten mit den Quasten dran…….Sieh mal, Mami, diesen Engel da, ist der nicht einfach süß? .....Darf ich den Sportflitzer auch mal in die Schule mitnehmen? Fräulein Eberhard wird sicher nichts dagegen haben. Och, bitte, bitte…..….“ Ich beschloss, wenigstens meinen Schwanz und die Pfoten in Sicherheit zu bringen und bedauerte es sehr, keine verschließbaren Ohren zu haben. Herrje – waren die heute aber durch den Wind……. Ob die überhaupt noch stillhalten konnten, um beschoren zu werden? Ich sprang zu Camillo auf die Küchenbank und betrachtete die weiteren Ereignisse aus einem gehörigen Sicherheitsabstand. Omi hatte in der Zwischenzeit auch ihren Mantel abgelegt und andere Hinterpfotenüberzieher angezogen. Sie kramte in ihrer Handtasche – und dieses vertraute Geraschel ließ mich doch aufhorchen inmitten all des hereingebrochenen Radaus. Leckerstangen! Sie hatte mir Leckerstangen mitgebracht! Das war allemal eine extra Begrüßung wert! Ich schlängelte mich durch all die vielen herumtanzenden Beine der Menschen und steckte meine Schnauze über den offenen Taschenrand. Omi verstand sofort, was ich wollte. „Hallo, Samuel,“ sagte sie freundlich und hob mich behutsam in die Höhe, „Ich glaube, du möchtest da was ganz Spezielles von mir haben! Da will ich dich doch mal nicht enttäuschen.“ Auch Camillo spitzte beim Klang ihrer beruhigenden Stimme die Ohren. Tatsächlich kamen nun mehrere Päcken Leckerstangen zum Vorschein. Nina schnappte sich Camillo und rief begeistert: „Ich will auch, ich will auch!“, während Tommy damit beschäftigt war, Frauchen sein neues Spielzeug genauer zu erklären. Herrchens setzte Teewasser auf und schaltete die Musikschachtel ein. Ich erkannte das Lied sofort. Es handelte von einem Jungtierfanatiker namens Betlehem, dessen Kinderliebe offenbar durch nichts zu erschüttern war und der in einem Stall lebte: „Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all, zu Krippe herkommet ins Betlehems Stall…….“ Der musste echt verschließbare Ohren haben, wenn er sich die kleinen Radaubrüder auch noch mengenmäßig in seine unmittelbare Nähe wünschte…. Ich verzehrte meine Knabberstangen und machte es mir auf Omis Schoß gemütlich. Sie blieb als einzige ruhig sitzen und schien die entstandene Aufregung sogar ein wenig zu genießen. „Wann kommt denn nun endlich das Christkind!“ hörte ich Ninas Stimme durch all den Tumult zwitschern. Tommy guckte mittlerweile durch das Schlüsselloch der Verbindungstüre zum Wohnzimmer. „Alles finster,“ meinte er enttäuscht. „Wird schon noch,“ tröstete ihn Omi, "mach dir keine Sorgen,“. „Singen wir doch noch ein bisschen, „ meinte Frauchen, die einen Teller Kekse auf den Tisch gestellt hatte. „Und vielleicht kann ja Tommy auch noch das Gedicht aufsagen, das er in der Schule gelernt hat.“ Tommy maulte zwar ein wenig, begann aber dann doch mit dem Hersagen: „Von drauß vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr....……“ Seltsam, dachte ich mir, zuerst sagten sie doch, dass sie auf dem Weihnachtsmarkt waren….? Nina hatte Camillo neben sich gesetzt und ließ den Weihnachtsengel neben seiner Nase hin und hertanzen. Er hatte zart schimmernde Flügel an seinem Rücken und erinnerte mich ein wenig an einen Schmetterling. Camillo versuchte, ihn mit der Pfote zu erwischen, doch Nina zog den Geflügelten jedes Mal rechtzeitig weg, sodass Camillos Tatzen ins Leere schlugen. Er sah schon richtig ärgerlich aus, weil ihm die vermeintliche Beute immer und immer wieder entging. Schon schnappte er auch mit seiner Schnauze danach und begann, sich auf die Hinterpfoten zu stellen, um größer zu werden…. Nina, die Gefallen an diesem Spiel fand, ließ aber den Engel immer höher und höher fliegen. Auch die übrigen Personen schmunzelten über Camillos wachsende Verärgerung. Ihr solltet ihn nicht so reizen! dachte ich mir. Guckt doch mal, wie schief er schon die Ohren anlegt. Wenn er dann richtig zuschnappt, dürft ihr ihm aber nicht böse sein.……. Plötzlich hörte man ein leises Klingeln aus dem Wohnzimmer. „Das Christkind!“ riefen Tommy und Nina wie aus einem Munde und sausten zur Verbindungstüre. Die ging, wie von Zauberhand bewegt, ganz von selber auf und gab die Sicht frei auf einen überaus gefährlichen Anblick……. Wird fortgesetzt! Geändert von a.c.larin (26.12.2009 um 09:23 Uhr) |
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