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Kolosseum Kampf der Lyrikgötter

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Alt 27.11.2016, 19:18   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Nachspiel: 3. Akt



Um meinen Geist entsteht ein reger Reigen,
auf Engelsschwingen wirbeln goldne Zöpfe
beim Sphärentanz der göttlichen Geschöpfe
zum rhytmisch klagenden Gesang von Geigen.

Die Götter rufen mich, um aufzusteigen,
es warten schon die größten Dichterköpfe
auf mich, damit ich Ruhm und Ehre schöpfe,
sie wollen mir den Ort des Glückes zeigen.

Ich könne wählen und es frei entscheiden:
Man nähme auf mich im Poetenhimmel,
um geistig mit der Muse eins zu werden.

Doch bliebe ich beim körperlichen Leiden,
bekäm ich einen harten Lyrikfimmel.
So bleibe ich ein wenig noch auf Erden.

__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 27.11.2016, 19:39   #2
Erich Kykal
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So nicht! Halt inne, der du selbst in Weihe
dich setzt und mit dem Dichterlorbeer krönst,
denn die Statistik, die du frevelnd schönst,
war niemals eine wert- und meinungsfreie!

Stell brav nur wieder dich in unsre Reihe
der Wortgewaltigen, die du verpönst
mit krausen Worten, die du brünstig stöhnst
im Echo unverdienter Siegesschreie!

Gewetzt die Waffen, immer hoch die Schilde!
Die Arroganz, mit der du dich erhöhtest,
verdient ein klares Wort - und keine Milde!

Wer nicht bescheiden bleibt in seinen Siegen,
verdient sie nicht! Und was du auch erbötest,
für meine Gunst: So wirst du sie nicht kriegen!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 28.11.2016, 13:08   #3
Stachel
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Standard <-- Will auch was Gras

Schon wieder wird der scharfe Stahl geschwungen.
Die Schilde recken sich dem Feind entgegen.
Zunächst schien sich das Schlachtgeheul zu legen,
doch keiner fühlt sich hier so recht bezwungen.

Wir hatten alle laut und schön gesungen,
mal listig, mal gekonnt und mal verwegen,
Mal hofften wir, ein Tiefschlag brächte Segen
und mancher hat auch mal mit sich gerungen,

bevor er seiner Formulierung traute
und wägte sie, bevor er damit haute
auf Aug und Ohren seines Kontrahenten.

Und plötzlich wird ein Engelschwingenritt
zum Traumbild des Arena-Absolventen.

Sag: Haste noch was über von dem „Shit“?
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Alt 28.11.2016, 19:47   #4
Erich Kykal
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Gar leicht fällt es, den anderen zu richten
im Rudelstechen forscher Kombattanten!
Vielleicht, dass wir zu wenig Gutes sandten -
zum Beispiel: Mal einander beizupflichten!

Wenn hier nur zählt, verbal sich zu vernichten,
und blind für die uns allen anverwandten
Gemeinsamkeiten, die wir nicht bekannten,
auf Seitenhiebe niemals zu verzichten,

die, jeder gegen jeden, ohne Gnade
wir derb verteilen nach Gelegenheiten,
dann bleibt das Fechten eitel - und Scharade!

Wie Gockel auf dem Mist: Gekräh zuhauf,
um als der Größte stolz einherzuschreiten -
vergessend dabei ganz und gar: Worauf!
__________________
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Alt 28.11.2016, 20:18   #5
Stachel
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
Standard Das Spinnentier war nett zu dir. -> Erich #106

Du hast ja recht, versuchst du nun zu schlichten,
denn auch mit einer Haut des Elefanten
zermürben uns die eher ungalanten
Gefechte und kein Nebel wird sich lichten,

wenn dauerhaft wir Vers auf Verse schichten,
mit 14 Don Quijotes nebst Rosinanten
und Sancho Panzas als Duell-Garanten
die andern attackieren in Gedichten.

Wer immer einen beißt in dessen Wade,
beweist nur - neben Kleinwuchs - Eitelkeiten.
Für ihn ist grün der Neid und nicht die Jade.

Ein Widerspruch jedoch: Ich leg darauf
viel Wert, ließ einst durch Lobe euch begleiten. (#94, #95)
So sagte ich bereits: Ihr habt es drauf!
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Alt 28.11.2016, 21:36   #6
Erich Kykal
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Ein Thema sollte vielmehr her, darüber
wir reüssieren können, debattieren,
anstatt in niederm Streit uns zu verlieren -
die platten Wortgefechte sind mir über!

Sei's Politik, Gesellschaft, was auch immer -
an Meinung Gleiche finden sich gar selten!
Man disputiert, doch lässt einander gelten -
kein Schmollen, Zetern, bockiges Gewimmer!

Was soll es sein, daran wir uns versuchen?
Worüber soll die Runde sich ereifern,
sich streiten oder gar gemeinsam geifern?

Wie wäre es, wenn ich als erster wähle:
Erst teilten Hitler, Stalin sich den Kuchen,
doch dann ... - und heute diese Parallele:

Trump und Putin - Kumpel für immer? Zwei narzisstische Egomanen - kann das auf Dauer gut gehen?
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Alt 29.11.2016, 18:01   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Was soll mir das Geplänkel denn noch bringen,
wenn wir uns nicht mehr in die Moppe hauen,
stattdessen nun auf Trump und Putin bauen
und sie in einen Topf mit Hitler zwingen?

Bei Erdowahn und andren Widerlingen
verwandelt sich mein lyrisches Vertrauen
am Abend vorher schon in Morgengrauen,
von Merkel will ich hier erst gar nicht singen.

Die Politik der Welt bringt mich zum Spucken,
ein Bumsverein von finstersten Gestalten,
ich will mich doch nicht an mir selbst verschlucken.

In diesem Faden sollen Schlachten walten,
anstatt nur blöde labernd rumzugucken,
wer hier nicht kämpft, der soll die Klappe halten.

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Alt 29.11.2016, 19:08   #8
Erich Kykal
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Standard @ Faldi

Das war ja klar: Sobald vernünftig walte
der Menschengeist, sich sinnvoll zu verwenden,
kommt so ein Streithahn her, es zu beenden!
Und wenn ich mich nicht an die Regeln halte,

bin ich der Böse und bin ausgeschlossen!
Wir sollen nur uns auf die Rübe hauen
mit Arrogantem und mit Spottvertrauen,
bis wieder einer geht, der nur verdrossen

von diesem Reigen ist, da ohne Ziele
sein Kreisen währt und ohne ein Entwachsen.
Für Kinder gut sind würdelose Spiele -

der reife Geist verschließt sich ihrem Weben,
denn lange schon entsagt er solchem Flachsen,
um höhere Erfüllung zu erleben!
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Alt 05.12.2016, 15:38   #9
Terrapin
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Beiträge: 470
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Der Wortkunst kühnste Zauberverse flecht ich
mit Eloquenz und adeligem Ton,
doch wisst ihr das ja selber alle schon,
denn jeden meiner Kontrahenten schwächt ich...

Ein Tempelbau, erhaben groß und prächtig,
umgibt der Gottheit vollmondgoldnen Thron,
und weite, rote Felder, nur aus Mohn,
der Wach- und Klarheit allzu übermächtig.

So kommt und tretet ein, mein Haus ist Euer!
Nur keine Angst, trinkt Wein, wärmt euch am Feuer
und nehmt, wonach seit je das Herz begehrt!

Die Welt trompetet laut auf ihrem Schachbrett,
und leise murmelt Wasser hin im Bachbett -
dies zu belauschen ist des Lebens Wert.


-----



Im Schatten meiner hohen Künste stehn sie
versprengt und einsam in dem Ödland da;
mein Wort, das ew'ge Lied, ist ihnen nah...
um jeden Vers und jede Strophe flehn sie -

in diesen Klängen wachsen und vergehn sie,
im hellsten Licht, das ihre Seele sah -
Gebeten gleich auf dem Himalaja,
entschwindend rasch verlöschen und verwehn sie...

die Dichter dieses kargen, toten Eilands
ersuchen Gnade und Erlösung ihres Heilands
und werfen sich im Staub auf Knieen hin.

Doch streift in ihres Lebens welker Blüte
sie nie der heiße Stahlenglanz der Güte,
da ich der Gott der Pein und Schmerzen bin.



---------




Der graue Tag verdämmert nun ganz leise,
ein Wolkenflaum im Äther flockig wallt.
Die Lüfte werden spürbar hart und kalt,
und Blatt und Gras und Zweig erglänzt im Eise.

Ich wappne mich für eine kurze Reise
entlang dem Hain vorbei am Birkenwald,
ein jeder Fußtritt still im Schnee verhallt,
und langsam ziehen Sterne ihre Kreise.

Die Fäuste harren in den Manteltaschen.


Der Bäume karge stricken
Überraschen



der Alltag fängt dich mit der gleichen Masche...
ein Tag, ein Jahr dem anderen so glich...

Man kennt den Pfad, nichts neues mehr verheißt es,
Wenn Glück und Leid im Wandel prüfen
was auch geschieht und dir passiert, du weißt es,
ihr alle denkt beim Dichten nur an mich.





Die Fäuste wärmst du beide in der Tasche,
der Alltag fängt dich mit der gleichen Masche...
ein Tag, ein Jahr dem anderen so glich...

Du kennst den Pfad, nichts neues mehr verheißt es,
was auch geschieht und dir passiert, du weißt es,
ihr alle denkt beim Dichten nur an mich.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.

Geändert von Terrapin (06.01.2025 um 22:56 Uhr)
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2016, 17:43   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
Standard Dem Gott der Pein

Erhaben stark sind deine Dichterweisen,
gar wohlgesetzt die klanggewandten Phrasen,
beseelt und wortgewaltig - alte Hasen
wie ich sind, solche Bilder zu bereisen,

nur allzu gern bereit, und wir erweisen
den Könnern willig unsre Reverenzen,
wo sie uns Kurzweil und Genuss kredenzen
mit hehren Zwischentönen und mit leisen.

Doch die Conclusios, mein lieber Meister,
entbehren doch gewisser Seelenreife -
dein Hochmut glüht, und schlechten Stil beweist er!

Zu aufgeblasen scheint dein kleines Ego,
zu dem ich mir ein klares Wort verkneife!
Tu was dir näher liegt: Spiel doch mit Lego!
__________________
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