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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 13.11.2015, 22:52   #1
Chavali
ADäquat
 
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Hallo wolo,


ich springe Erich bei, obwohl er das gar nicht nötig hätte



Müd belächeln wir, was uns vor Zeiten
ach so wesentlich und groß erschien:
All die Steckenpferde, die wir reiten,
sie erscheinen augenblicklich wichtig,
doch mit Jahren, die vorüberziehn,
wird selbst Unabänderliches nichtig.

XxXxXxXxXx
XxXxXxXxX
XxXxXxXxXx
XxXxXxXxXx
XxXxXxXxX
XxXxXxXxXx

also ich sehe hier nur ein perfektes Metrum. Alles richtig, alles passend und völlig normal und deutsch betont
Und auch bei den anderen Strophen folge ich Erichs Sprachmelodie.


LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 14.11.2015, 11:49   #2
charis
/ Bil-ly /
 
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Lieber Eky,
Ein sehr treffendes Gedicht.

Besonders gefällt mir der Vers:

Zitat:
in den Köpfen, die wir vag bewohnen.
Sehr gerne gelesen!

Lieben Gruß
charis

Und egal, wonach wir morgen jagen,
weil das Heutig[B]e[/B] uns nicht mehr trägt - vl: weil die Gegenwart uns niemals trägt
wir begreifen nie das eigene Versagen
im Zusammenhang des großen Ganzen:
Nach den Takten, die sich jeder schlägt,
müssen wir die eignen Lieder tanzen!
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Alt 14.11.2015, 15:37   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Charis!

Danke fürs Reinschauen!

Dein Vorschlag ist gut, indes, "Gegenwart" ist für mich eher nur ein Zeitfaktor, während ich mit dem "Heutigen" ausdrücken wollte, was uns zur Zeit an Motiven und Zielen bewegt, was allem wir so augenblicklich hinterherjagen, weil es uns unabdinglich erscheint, dies zu tun!

Ich betrachte diese Stellen übrigens nicht als Fehler. Vielleicht mag es im erbsenzählerischen Sinne einer sein, das aber ficht mich nicht an. Wenn es der Melodie der Sprache (und diese ist für mich das Wesentliche in der Lyrik) nicht schadet, weil es unnatürliche Betonungen, Hebungs-, bzw. Senkungspralle oder Tempowechsel gäbe, schert es mich nicht, ob ein großes X bei mir mal aus der Reihe tanzt und beschließt, ein kleines x zu sein - egal, was die echten Puristen dazu meinen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2015, 20:36   #4
juli
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Lieber eKy,

Ja so ist es. Auch ich bin schon oft der Zeit hinterhergelaufen, und es war zu spät. Aber wenn man es rückblickend betrachtet, war es nicht so wichtig. Jedes Alter hat auch seine Zeit. Junge Menschen können es kaum erwarten 18 J alt (oder jung) zu werden. Und 30jährige merken die Zeit kaum, weil sie mitten im Leben stecken, der Tag rast, ein Familie wird wichtig, ein Beruf, der nächste Urlaub. Kleinigkeiten wie auschlafen sind nicht wichtig, weil der Körper noch fit ist, das Leben wird schnell gelebt und wozu braucht der Mensch Schlaf.Mit 40 J. stösst man an Grenzen, die man nicht bemerken will, wenn man es immer noch nicht geschafft hat zu Hause auszuziehen, hinkt man der Zeit hinterher, die Gesellschaft redet. Mit 50 J weiß man, daß man die Lebensmitte überschritten hat, Partnersuche gestaltet sich da ganz anders, füher war man jung und schön, heute ist man gemütlich und vielleicht klüger. Mit 60 J weiß man was Gesundheit bedeutet, in jungen Jahren kaum wahrgenommen, wird sie doch jetzt herbeigesehnt, oder sie soll auf jeden Fall so bleiben, damit wir jetzt noch eine lange Zukunft haben.....


Nach den Takten, die sich jeder schlägt,
müssen wir die eignen Lieder tanzen!
<<<<< das finde ich besonders gut gelungen, weil es so munter endet




Dein Gedicht finde ich in seiner Form und den Bildern nachdenklich und treffsicher.

Sehr gerne habe ich mir hier meine Gedanken gemacht.

LIebe Grüße sy

Geändert von juli (15.11.2015 um 20:38 Uhr)
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Alt 16.11.2015, 20:02   #5
Erich Kykal
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Hi, Sy!

Vielen Dank für deine - sehr schönen - Gedanken!

Die Conclusio meinte ich gar nicht so heiter, denn ich schrieb ja von "müssen" - also einem Zwang, dem wir ausgeliefert sind - mangels besserer/weiserer Alternative.
Aber ich verstehe, dass Taktschlagen und Tanzen sowie das Singen/Spielen von Liedern grundsätzlich stark positiv verstanden wird - da fällt das "müssen" gar nicht mehr so auf!
Was ich ausdrücken wollte ist, dass wir immer irgendwelchen Zielen nachjagen, die wir in einer bestimmten Lebensphase für "wichtig" und unabdinglich halten. Wir verlieren an vielem davon das Interesse, wenn wir aus bestimmten Bedürfnissen herausgewachsen sind, suchen uns aber immer neue Träume/Steckenpferde/Leidenschaften, ohne zu bedenken oder uns darum zu scheren, dass auch diese irgendwann Sinn und Bedeutung für uns verlieren.
Auf dem Zeitstrahl des eigenen Daseins, in der eigenen Vita, bleiben wir also Nomaden, die von einem Zeltplatz des Begehrens zum nächsten tippeln, immer unterwegs dorthin, wo die Weiden grüner sein sollen, ohne je wirklich je irgendwo anzukommen. Irgendwann ist das ursprüngliche Ziel nicht mehr so wichtig, und man erträumt ein anderes - bleibt eigentlich immer unterwegs auf der Reise zum Selbst, das sich stetig wandelt, unscharf bleibt!
Frage bleibt, ob wir je überhaupt ankommen SOLLEN!
Aber das wäre schon eine eigene philosophische Erörterung.

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 16.11.2015, 20:52   #6
Dana
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Lieber eKy,

eine wunderbare und reale Philosophie.
Am Ende tanzen (oder tänzeln) wir die eigenen Lieder. Gerade weil wir uns das eigene Versagen nicht zugestehen können oder wollen, sicherlich auch "zeitstrahlbedingt" - belächeln wir jene (hier die Jungen), die genau unser Einstiges vertreten und anstreben.
Ich neige dazu, das Ganze kritiklos zu betrachten. Ein jeder macht diese Erfahrung für sich - es ist ein Einzelspiel auf einem großen Spielfeld.

Ein kleines Beispiel nur zu vielen anderen Beispielen: Man verliebt sich mit 15 unsterblich und weiß, das geht niemals vorüber. Die Älteren geben damals wie heute lächelnd folgenden Kommentar oder Rat: "Das vergeht, warte ab."
Ich fand es damals ätzend und verletzend. Sie alle hatten keine Ahnung von Liebe.

Um zu erkennen, dass es stimmte, musste ich erst in jenes Alter kommen.

Ein sehr weises und sprachlich gekonnt umgesetztes Werk, das immer "IN" bleibt. Ich darf das "IN" so verwenden.

Immer wieder lese ich Deine Gedichte gern und voller Bewunderung.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 16.11.2015, 23:13   #7
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Vielen - und aufrichtig empfundenen - Dank für deine anhaltende Begeisterung für mein Schaffen!

Das Beispiel der jugendlichen Verliebtheit ist superb!

LG, eKy
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Alt 17.11.2015, 10:18   #8
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Lieber Erich,

auch meine Begeisterung für dein lyrisches Schaffen ist ungebrochen, auch wenn ich es nicht so oft sage und hier damit wieder zu spät dran bin. Mit großem Genuss lese ich immer wieder die "Seltsamen Sonette" in deinem Bilderzyklus und die feinen Gedichte über deinen Kater.

Liebe Grüße
Fridolin
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Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
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Alt 17.11.2015, 21:23   #9
Erich Kykal
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HI, Fridolin!

Ich weiß, du hast Mühe mit der Tipperei, deshalb bin ich nicht böse, wenn du nicht oft kommentierst.

Für diese Zeilen meinen herzlichen Dank!

LG, eKy

PS: Du weißt hoffentlich, dass es 2 weitere Bücher von mir gibt sowie eine Doppel-CD?! (Hüstel...)
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Alt 18.11.2015, 21:51   #10
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
HI, Fridolin!

Ich weiß, du hast Mühe mit der Tipperei, deshalb bin ich nicht böse, wenn du nicht oft kommentierst.

Für diese Zeilen meinen herzlichen Dank!

LG, eKy

PS: Du weißt hoffentlich, dass es 2 weitere Bücher von mir gibt sowie eine Doppel-CD?! (Hüstel...)
Hi Erich,

tja, was soll ich da sagen? Ich habe von deinen zwei weiteren Büchern eines mit dem Titel "Weltenwege" und die Doppel-CD hab ich auch. Das zweite Buch kannst du mir gelegentlich schicken.

LG Fridolin
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Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
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