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Alt 24.12.2014, 12:30   #1
wolo von thurland
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prima. diese kleine anmerkung hat gerade noch gefehlt. denn beislschmitt ist ein ehrenwerter autor, dem man es nicht verziehe, würde er diese szene erfinden oder auch nur ausschmücken.

der titel ist immer noch sehr bieder.

aber mach ein band drum und schenk es der rothaarigen zu weihnachten.

dir ein schönes fest
wolo
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Alt 25.12.2014, 11:15   #2
Hans Beislschmidt
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„bieder“ ist ein relativer Begriff, der sich fast stündlich anpassen muss, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Gefühl und Sexualität scheinen sich mehr und mehr voneinander zu entfernen. Der „thrill a minute“ beim Sex hat sich im Kopf wie auch über der Bettdecke breitgemacht und saugt alles ab, was früher einmal mit Gefühl zu tun hatte, um einer neonfarbenen Kopulationshysterie Platz machen, die mit LED Spots alles ausleuchtet, bis in die hintersten Vaginalfältchen. Es muss (wie alles heute) bombastisch sein, grell, laut, aufdringlich-platt. Es herrscht die Zeit des Sexual-Proletariats. In dieser Zeit hat ein leises Hautprickeln keine Bedeutung mehr und ist so unwichtig, wie Falderwald sagte, „wenn in China ein Sack Reis umfällt“.

Wenn Sexualität Ausdruck von Zeitgeist ist und Autobahnraststätten in einem Kondom-Tsunami absaufen, was hat dann eine Flöte spielende Rothaarige noch beim Softsex zu suchen?

Der Sex Flash Mob wurde ja hier von Falderwald schon angemahnt oder beispielhaft eingefordert. Was braucht es überhaupt, um in einer lichtverschmutzten Reklamewelt herauszustechen?
Der Versöhnungfick? Das legt doch nahe, dass ein Streit nur deshalb angezettelt wird, um die Erektionsfähigkeit beim "Hinterher" zu verstärken. Da ginge es doch weniger um den Streit, viel mehr um ein bdsm Ritual, welches den Willkürstreit als Vehikel braucht.

Der Wutfick? Der sich die Agressionen aus dem Leib treibt oder rammelt, die sich aber nach kurzer Entladung sofort wieder neu aufbauen, weil sie ein Synonym für ein fehlgeschlagenes Lebensprojekt sind.

Der Hindernisfick? Der sich möglicherweise in frivoler Öffentlichkeit, auf Toiletten oder mit Halsband und Kette äußert? Wo Subbiemaus an der roten Ampel im Latexrock gespankt wird.
Es war eine Kurzgeschichte, die mit ein paar bescheidenen Stilmitteln auskommen musste, die aber falsch oder gar nicht verstanden wurde.

Gruß vom Hans
__________________
chorch chorch
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Alt 25.12.2014, 13:19   #3
Bodo Neumann
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Beiträge: 351
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Hallo Hans Beislschmidt,

Zitat:
Es war eine Kurzgeschichte, die mit ein paar bescheidenen Stilmitteln auskommen musste, die aber falsch oder gar nicht verstanden wurde.
ich verstehe nicht ganz, warum die Geschichte mit ein paar bescheidenen Stilmitteln auskommen musste. Und ob die Geschichte falsch verstanden wurde oder nicht, weiß ich auch nicht - ich denke aber, du hast die Kritik falsch verstanden.

Natürlich wird die Story nicht besser, wenn der Sex noch expliziter herausgearbeitet wird oder Isa während des Flötespielens auch noch Rilke rezitiert und sich dabei wie ein Kreisel auf dem Penis des Protagonisten dreht.

Fragen wir uns doch mal, wo der Mehrwert für den Leser liegt. Was erzeugt Spannung, was erregt Interesse in einer Erzählung? Das kann ein Konflikt sein, eine unerwartete Wendung - beides funktioniert aber nur, wenn sich der Leser irgendwo darin wiederfindet (und sei es nur ein kleines Detail, ein Situation oder ein Gefühl, das ihm bekannt vorkommt). Gibt es keinen Berührungspunkt zwischen Story und Leser, dann ist sie nur eines: langweilig.

"Jürgen beschloss, sein früheres Leben zu verlassen. Seinen Job, seine Freunde, die Stadt, in der er lebte. In A. angekommen, zog es ihn magisch ins Casino. Ob es die attraktive Blonde war, die gerade vor ihm hineinging, oder der Drang, etwas verrücktes zu tun - Jürgen weiß es nicht. Aber er gewinnt. Er gewinnt das erste Spiel, das zweite und alle anderen auch. Als er am Morgen das Casino verlässt, begleiten ihn neben der Blonden auch eine Brünette und eine Rothaarige ins Hotel. Jürgens neues Leben fühlte sich fantastisch an."

Das ist natürlich sprachlich platter als dein Text, Hans, aber inhaltlich ganz ähnlich gestaltet, nämlich langweilig. Was soll das beim Leser hervorrufen? Manche würden den Protagonisten beglückwünschen (und sich freuen, dass die Geschichte so schön kurz geblieben ist), bei anderen riefe sie vielleicht Neid hervor (ein Gefühl, dass wahrscheinlich keine weitere Empfehlung nach sich zieht). Die meisten würden aber sagen, das es so einen Quatsch gar nicht gäbe und dass es deshalb langweilig sei.

Eine Geschichte muss natürlich nicht wahr sein, um gut zu sein - sie muss beim Leser für möglicherweise wahr gehalten werden. Und das hängt von der Dramaturgie ab, von der Einbindung der Gefühlswelt des Lesers in die Story. Deshalb kann die abstruseste Sci-fi-Weltraumsage "wahr" empfunden werden und funktionieren und die "wahreste" tatsächliche Begebenheit langweilig und an den Haaren herbeigezogen wirken (und wenn der Autor die Tatsächlichkeit noch so beteuert, wird es immer schlimmer)

In diesem Sinne wünsche ich dir, Hans, dich der Kritik nicht ganz so zu verschließen wie im letzten Kommentar und diese Gedanken vielleicht beim Kreieren der nächsten Story zu berücksichtigen. Ich bin sicher, dass dein LI noch eine ganze Menge anderer spannender Sachen erlebt hat.

Freundlichst
Bodo
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2015, 19:10   #4
Hans Beislschmidt
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Hey Bodo,
erst jetzt lese ich deinen ausführlichen Komm. Entschuldige, dass ich so spät darauf antworte.
Also ... Vielen Dank für die Gedanken und Anmerkungen ... wirklich sehr nett und zuvorkommend ... bemüht und inspiriert - alles wunderbar, nur eben nicht in meinem Sinne. Die Duftkerzen waren wohl schon verbraucht.
Gruß vom Hans
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chorch chorch
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