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#1 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
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Seufz und schmelz... Der Pavillon, Eky
so schön, dass es weh tut. Jetzt sind es ein paar ACH's mehr. Chavi, Lessings Winzling ist auch nicht ohne. Schmunzel.
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Freiheit
Das ganze halbverweste Sein durchbrochen! Die Klage, die um niedre Leiden stöhnt, die Freude, die den Schmerz der Seele höhnt: an's ehrne Tor des Todes anzupochen. Der Geist zerreibt sich, und die Sinne kochen, an Schmutz und Tollheit jahrelang gewöhnt... doch wo die Mahnung zur Vernichtung tönt, ist jedem Mann der Rettungsweg versprochen. Nun raffe ich die halberloschnen Flammen zu letztem, heldenhaftem Tun zusammen, die Riegel sprengend meiner Kerkerhaft. Mit meinem Blut den Frieden zu erwerben, die Freiheit mit des Lebens fliehnder Kraft, die nirgend ich erblicke denn im Sterben. Stuttgart, 13. März 1905 Wolf von Kalckreuth ... . Der Kreislauf der erblichnen Stunden drückt dich mit schwerer Müdigkeit; mit Ketten ist dein Fuß gebunden, die dich umschließen allezeit, bis sie mit leiser Traurigkeit die Stärke deines selbst vernichten: die Hand sinkt lahm, der Blick wird weit; denn sehend werden heißt verzichten. Der Ton, den andere gefunden, dem deine Seele Leben leiht, blüht in der Öde deiner Wunden mit seltsam fahler Farbigkeit. Er gibt dir flüsternd das Geleit, wohin sich deine Schritte richten. Du fühlst nur fremdes Glück und Leid; denn sehend werden heißt verzichten. Du denkst der Zeiten, die entschwunden, verlorner Tage Herrlichkeit. Doch fehlt die Kraft dir zu gesunden, es flammt kein Strahl, der dich befreit. Die Liebe, der du einst geweiht, dünkt dir ein lästiges Verpflichten - ein Schauspiel voller Seltsamkeit - denn sehend werden heißt verzichten. Ihr Glücklichen, sei euch geweiht mein traurig Sinnen und mein Dichten... lebt fort in blinder Seligkeit - denn sehend werde heißt verzichten. Wolf von Kalckreuth ... . Die Gärten in dem Schoß der großen Wüste, weit hinter fahlem Sand und Wellenblauen, wo Sommerwolken duftig niedertauen: Sie sind die Heimat meiner Sehnsucht, Süßte. Die Schar der Träume, die mich leuchtend grüßte, wann ich entschlief im leisen Abendgrauen, sie ließen jenes holde Land mich schauen und Sonnenlicht – das zärtlichste und frühste. Durch den Jasmin verrieseln klare Quellen, und blaue Winden spiegeln in den Wellen, die um die Lauben rinnen lautern Scheins. Und wie die Liebe sorglich uns geleitet, stand im Gefild ich, das sich prangend breitet – und du und jene Gärten waren eins. Wolf von Kalckreuth |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Dies ist wohl eines der schönsten deutschen Gedichte. Ein Meisterwerk, das der junge Kalckreuth schon in solch zartem Alter schrieb.
Man staune wie er diese sehr sehr fordernde Form beherrschte und trotz der vielen gleichen Reime nie die Aussage vernachlässigte. Grandios und unübertroffen. Der Abendhorizont vergangner Stunden, der zitternd mein ermüdet Auge bannt, rankt seine weißen Blüten, zartgewunden, aufhellend, um das traumbetaute Land. Und liliengleich sprießt alles, was entschwand, als ob ein fremder Hauch es aufwärts triebe - und zitternd flimmern durch die Nebelwand der Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. Wie Weihrauchduft durch fern Gewölb empfunden hat sich ein Schleier über ihn gespannt, das fast dem weiten Äther er entschwunden, in dem er leise knisternd aufgebrannt. Es ist, als ob auf lieblichem Gewand gestreifter Blumen Goldstaub haften bliebe. So hingeweht perlt er am Himmelsrand, der Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. Ein Dunkel ohne Morgen deckt die Wunden, die ich betastet mit entweihter Hand, und deren Schmerz so köstlich ich erfunden, so oft die Sterne scheidend sich gewandt. Doch wie ein silbern, windentwehtes Band hält mich der Strahl, ob alles auch zerstiebe, und zaubert über Flut und weißen Strand den Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. Du, Liebste, hast allein mein Herz gekannt; und wann der Zukunft Machtwort es zerriebe, stets strahlt mir, ein entwichner Diamant, der Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. Wolf von Kalckreuth |
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#4 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
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Das ist wirklich atemberaubend schön! Terrapin, DANKE fürs Einstellen, ich kannte Kalckreuth bisher nur dem Namen nach. Jetzt aber will ich mehr von ihm lesen, seine Poesie begeistert mich.
HG von Lai ![]()
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#5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Lailany!
Klackreuth ist in der Tat ein beeindruckender und ergreifender Dichter. Ein Ausnahmetalent wie Arthur Rimbaud. Als ich vor Jahren durch Zufall eines seiner Sonette gelesen habe erlag ich sofort seinem Zauber und verschlang alles von ihm. Es war diese schwingende Leichtigkeit in seinen Versen vereint mit köstlich treffender Aussage. Die Silben und Worte fließen so vorbestimmt und erhaben. Leider ist es mitunter recht mühsam an seine Werke zu gelangen. Doch wiegt der Klang der Lieder die Anstrengungen weitüber auf. Um ehrlich zu sein sind viele seiner Gedichte meine Lieblinge. In jedem einzelnen liegt der flammende Hauch eines hehren Geistes und die gewaltige Sehnsucht nach dem Tod. Ach, ich könnte schon wieder unnütz in aller Leidenschaft gefangen, haltlos Schwärmen. Hier ein Link, wo ich einen Teil seines Werkes für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht habe, das er mir nicht irgendwann gänzlich vergessen wird. (Ich hoffe das das gestattet ist.) link entfernt - siehe nutzungsbedingungen chavali/mod Ich will auch gleich das erste Sonett, das ich von ihm las, beilegen. Die Lüfte werden seltsam kalt und leicht, denn alle Hoffnung ist im Sand bestattet, und selbst die Macht der Schwermut ist ermattet, die ich geliebt, wie alles, was entweicht. Nun ist der Pfad der blassen Nacht erreicht, den ihr im Leben längst vergessen hattet. Er ist so zart, so wundersam beschattet, das kein Gefilde ihm an Wehmut gleicht. Der Pfad auf weißem, schleierhaftem Moose, der Pfad ins Niebetretne, Wesenlose. - Und wenig nehme ich dahin von hier. Doch eh die Sinne sich in Nacht versenken, schenkt mir ein leises, zitterndes Gedenken, schenkt die Erinnrung toter Sehnsucht mir. Um Weihnachten 1905 Liebe Grüße, Terrapin. Geändert von Chavali (10.12.2014 um 08:34 Uhr) |
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#6 |
Kiwifrüchtchen
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Der schöne Faden liegt schon viel zu lange brach, drum möchte ich ihn wieder aufleben lassen mit einem Werk von R.M.Rilke.
Der Panther Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf - dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. Wer bei einem Gedicht noch nie geweint hat, der lasse die letzte Zeile ins Gemüt einsinken. So schlicht, so banal die Wortführung und dennoch beinhaltet sie die stumme Trauer und das Leid aller gequälten Kreaturen dieser Welt. Dieses Werk von Rilke kannte ich noch nicht, hab es eben erst entdeckt und gleich bei meinen Lieblingsgedichten eingereiht.
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (06.03.2016 um 11:48 Uhr) |
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#7 |
ADäquat
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![]() Ja, Lai, *Der Panther* ist auch eines meiner Lieblingsgedichte
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. © auf alle meine Texte
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#8 |
Gast
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ein schöner Faden,
![]() Der Panther ist auch mein Lieblingsgedicht, ich hätte ihn auch eingestellt. Sehr schön finde ich auch die Gedichte von Kalkreuth. da muss ich noch mal stöbern! und natürlich alles von Rilke, was Erich eingestellt hat. LG von Agneta |
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#9 |
Lyrische Emotion
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Fresko Sonett an Christian S. von Heinrich Heine
II. Gib her die Larv', ich will mich jetzt maskieren In einen Lumpenkerl, damit Halunken, Die prächtig in Charaktermasken prunken, Nicht wähnen, ich sei einer von den Ihren. Gib her gemeine Worte und Manieren, Ich zeige mich in Pöbelart versunken, Verleugne all die schönen Geistesfunken, Womit jetzt fade Schlingel kokettieren. So tanz ich auf dem großen Maskenballe, Umschwärme von deutschen Rittern, Mönchen, Kön'gen, Von Harlekin gegrüßt, erkannt von wen'gen. Mit ihrem Holzschwert prügeln sie mich alle. Das ist der Spaß. Denn wollt ich mich entmummen, So müßte all das Galgenpack verstummen.
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#10 |
Gast
Beiträge: n/a
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Da ich neben Rilke immer auch schon eine Schwäche für satirische Humoristen hatte, mochte ich immer auch Eugen Roth .
Hier eines meiner Lieblinge von ihm: "Immer höflich - von Eugen Roth Ein Mensch grüßt, als ein Mann von Welt, wenn man ihm einmal vorgestellt. Er trifft denselben äußerst spärlich, wenn´s hochkommt, drei- bis viermal jährlich und man begrinst sich, hohl und heiter, und geht dann seines Weges weiter. Doch einmal kommt ein schlechter Tag, wo just der Mensch nicht grinsen mag. Und er geht stumm und starr vorbei, als ob er ganz wer andrer sei. Doch solche Unart rächt sich kläglich: Von Stund an trifft er jenen täglich! ------- |
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