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Alt 10.07.2012, 23:30   #1
Erich Kykal
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Hi, larin!

Danke für Kommi und Ideen!

Das Beatmen bezieht sich auf die Seele, die wund, also verletzt ist. Wie kommst du darauf, hier würde eine Wunde beatmet???

S1Z2 werde ich dank deiner Eingegung wie folgt ändern:
"darin ich Heimat und Zuhause weiß."

Den Vorschlag bezüglich Z3 im ersten Terzett nehme ich gerne an:
"in dir allen wird Ruhe mir und Kraft."

Das mit dem Urvertrauen allerdings möchte ich so lassen, da ist deine Version (wie ich finde, unnötig) komplizierter konstruiert.

Nun ist es sprachlich bedeutend runder. Vielen Dank!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

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Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.07.2012 um 23:40 Uhr)
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Alt 12.07.2012, 11:11   #2
a.c.larin
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das wid ja noch mal ein richtig feine zusammenarbeit.....

dann mach ich mal gleich weiter:
BEI QUIMPERLE (Fritz Thaulow, 1901) http://www.museumsyndicate.com/item.php?item=36227

Wie kann ein Herbst zu Farbigkeit gerinnen,
da sich auf eines Baches lichtem Spiegeln
die Schatten seiner Uferbäume siegeln
wie Sterbende, die sich von vorn beginnen,

wenn sie nach Eis und Kälte neu erwachen.
Noch wärmt der milde Tag, bewegt ein Fließen
die bunten Bilder, die sich langsam schließen
und den Betrachter seltsam traurig machen,

ahnt er doch schon im unentwegten Rauschen
des Eises Stille und will immer lauschen,
solang die Wasser gehen mit der Zeit.

Er weiß, er kann den Gang der Welt nicht wenden.
Das Jahr vergeht, ein altes Sein muss enden -
dem Wandel bleibt Lebendiges geweiht.



was mir ganz zuerst auffällt, ist, wie du die besondere farbigkeit des bildes
eingefangen hast! dafür hut ab! du triftt es, finde ich, ganz genau: geronnen und versiegelt! toll! das wäre mir so nicht eingefallen!

auf eines Baches lichtem Spiegeln : das substantivisch gebrauchte Verb ist hier ganz richtig, aber nicht ganz leicht zu lesen ( "auf lichten Spiegeln" ginge auch, käme dem normalen sprachgebrauch näher. musst du selber wissen, ob du dich hier für den leser oder für dich entscheidest. )

bei "Sterbende , die sich von vorn beginnen" stutze ich. sichelt es hier? ja: im ersten vierzeiler zweimal, im zweiten noch einmal.
sprachlich zwar richtig - aber vielleicht doch zu viel reflexives?

nur mal so zum vergleich: "Sterbende, die ganz von vorn beginnen...."
wie ist das?

ich komme mühleos weiter, bleibe an dem "immer" hängen.
"für immer" lauschen, so wie im trivialen schlager ? nö mag ich nicht so.

aber "weiter lauschen" - das gefiele mir (weil die bewegung des wassers ja unweigerlich weiter will.)

Er weiß, er kann den Gang der Welt nicht wenden.
Das Jahr vergeht, sein altes Sein muss enden -

dem Wandel bleibt Lebendiges geweiht.

die letzte zeile kommt mir irgendwie verdreht vor.
ich weiß schon: das lebendige bleibt dem wandel geweiht - wenn es so dortstünde, könnte das gedicht mühelos ausfließen.
so aber bildet sich noch mal ein keliner gedanklicher rückstau...

Lebendiges bleibt Wandlung stes geweiht erschiene mir geradliniger.

ich vermute, dir gefällt wahrscheinlich der wandel trotzdem besser.



entschuldige bitte, dass ich hier nicht in emotionen schwelge beim lesen deiner sonette:
sie rufen diese durchaus hervor - aber wenn ich mit dem "werkstattblick" unterwegs bin, lasse ich mich davon nicht so sehr tangieren.

ich übernehme jetzt hier das dran herumschrauben - träumen dürfen dafür alle anderen, die es lesen!

in der arbeitsmontur,
larin
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Alt 12.07.2012, 11:52   #3
Erich Kykal
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Hi, larin!

Das "wie" vor "Sterbende" ist sprachmelodisch notwendig, weil selbige sonst dort abbräche.

Ein paar "sich" stören mich nicht, es mag hier grenzwertig sein, aber noch nicht zuviel.

Das "weiter" statt des "immer" aber übernehme ich gerne - das passt weicher und flüssiger in den Satz! Vielen Dank dafür.

"sein altes Sein" wäre mir schon zu direkt - die Anspielung soll versteckter sein, sich nicht sofort erschließen, mehrdeutig bleiben.

Auch die Struktur der letzten Zeile ist dem Sprachfluss, der Satzmelodie geschuldet: Anfangs stark betont und dann ausklingend.

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Alt 12.07.2012, 12:30   #4
a.c.larin
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war'n ja auch nur so allerhand denkanstöße - und dass du davon auch mal was brauchen kannst, freut mich!

lg, larin
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Alt 14.07.2012, 12:14   #5
Erich Kykal
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Freut mich, wenn's dich freut, liebe larin!
.....................

He, Leute - es gibt Neues hier!

Warum schreibt kaum einer mal was!? Schluchz....

LG, eKy
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Alt 14.07.2012, 13:31   #6
a.c.larin
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vielen dank für das "kaum einer"!

wie viel in kg muss ich denn auf die waage bringen, damit du mich als eine person wahrnimmst?

sag bloß, du langweilst dich mit mir......?

auch schluchz!
larin
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Alt 14.07.2012, 13:54   #7
Erich Kykal
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Das machst du zufleiß, oder?

Aber weil du ein Mädel bist, will ich es gern erklären: "Kaum einer" bezieht sich auf die gesamte Menge der Kommentatoren hier - da bist du Gute, du treue Seele ja schon mit drin!

Ätschibätschi, ausgeschmiert!

LG, eKy
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Alt 15.07.2012, 09:17   #8
a.c.larin
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Zitat:
Das machst du zufleiß, oder?
nö - so boshaft kann nicht mal ich sein!
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Alt 19.07.2012, 12:38   #9
a.c.larin
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hi erich,
da bin ich mal wieder...

44 - DIE GEBURT DER VENUS (Sandro Botticelli, 1486) http://www.paintinghere.com/painting...Venus_871.html

So unberührt entsteigt, weiß wie Damast,
sie ihrem Ozean, so sehr Erscheinung,
dass man beschämt verwirft, was sich an Meinung
dran sammelte und doch ihr Bild nicht fasst.

Und stünde sie allein in ihrem Rahmen,
es machte merklich keinen Unterschied,
da alle Welt doch nur die Mitte sieht
und ihr Versprechen an die Zeit: Den Samen,

der Ewigkeit dem Endlichen verheißt,
drin wir versinken mit dem Gang der Jahre,
und nur in diesem goldnen Schwung der Haare

lebt jene Sehnsucht, die uns tief berührt.
So bleibt der Zauber, den man um sie spürt,
die eine Gunst, die uns der Tod erweist.



wunderbar in szene gesetzt, hier kann ich kaum wo einhaken!

einzig das gedoppelte "so" im ersten quartett hat mich überlegen lassen.
nach einigem lesen komm ich aber doch auf den schluss: was anderes passt hier einfach nicht!
ich würde davor aber einen gedankenstrich setzen - man braucht nämlich eine merkliche pause beim lesen, um platz zu haben für den neuen gedanken, der darauf folgt.

So unberührt entsteigt, weiß wie Damast,
sie ihrem Ozean - so sehr Erscheinung,.....

aus demselben grund wäre mir auch ein punkt lieber nach "Gang der Jahre".
aus dem darauffolgenden "und" könnte dann ein "denn" werden.

drin wir versinken mit dem Gang der Jahre .
Denn nur in diesem goldnen Schwung der Haare....

wie immer bei deinen gedichten: sprachlich hochstehend, engmaschig verdichtet und verflochten!


und grad fällt mir rade noch was ein-
es könnte auch heißen:

So ungerührt entsteigt, weiß wie Damast......

na, jetzt hast du wieder was zum begrübeln!

lg, larin
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Geändert von a.c.larin (19.07.2012 um 12:41 Uhr)
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Alt 19.07.2012, 17:40   #10
Erich Kykal
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Hi, larin!

Das "unberührt" soll ja auch auf ihre Unschuld - zu diesem Zeitpunkt ihrer Geburt - hinweisen. Das "ungerührt" klingt eher, als wäre sie emotional unbeteiligt.

Die beiden "so" stören mich nicht - sie bedingen einander eher, wie in einer Aufzählung.

Mit dem Punkt hinter "Gang der Jahre" hast du grundsätzlich recht, indes, der Konsonantenprall "denn-nur" schlüge mir an nämlicher Stelle eine deutliche Kerbe in den Fluss der Sprachmelodie. Was das angeht, bin ich relativ wenig kompromisswillig. Auch finde ich es insgesamt angenehmer, wenn der Satz dort weitergeführt wird, frag mich nicht wieso...

Sorry, diesmal nix für mich dabei (obwohl die Tipps gut und richtig sind - da schlägt eher der persönliche Gusto zu).

Dennoch danke für die Mühen! Ich weiß das zu schätzen!

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