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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 25.03.2012, 09:34   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo Erich,
Dein Sonett hat mich nachdenklich gemacht und das verstärkt, was mich zur Zeit gewaltig beutelt: Ich stelle meine eigenen Texte in Frage.
Dabei geht es mir nicht darum, was Kunst ist und was nicht; das muss doch jeder für sich selbst entscheiden. Ob Musik, Malerei oder Literatur, für mich ist das Kunst, was mich positiv beeindruckt, berührt und begeistert. Dabei stören mich andere Dinge, die mir nicht gefallen aber vielleicht sogar als "wahre Kunst" mit hohen Beträgen gehandelt werden, keneswegs. Auch wertet dies nicht mein eigenes Kustverständnis ab.
Deshalb ist mir der moderne Umgang mit dem Begriff Kunst zu elitär und zu diktatorisch.
Wenn mir Deine Gedichte vor allem ob ihrer oft wundervoll poetischen und gewaltigen Sprache gefallen, dann interessiert es mich nicht, ob dies nun von bestimmten Leuten als Kunst bezeichnet wird oder nicht.
Ähnlich ist es mit den von Dir angesprochenen Regeln: Die Wissenschaft der Lyrik untersucht, ordnet, beschreibt und erklärt, z.B. warum ein Text als schön empfunden wird, abr es kann doch nicht ihre Aufgabe sein, aus gefundenen Formen Regeln dafür abzuleiten, wie ein Text auszusehen hat.
Leute, die Texte produzieren, die mir nicht gefallen, würde ich schon deshalb nicht herabwürdigen, weil ich selber einmal mit Gedichten angefangen habe, die ich heute am liebsten verbrennen möchte.
Um mit als minderwertig Empfundenem umzugehen bedarf es meiner Meinung nicht der Blindheit, sondern des nötigen Gleichmutes, denn diese Blindheit, von der Dein Gedicht spricht, würde Scheuklappen gleichkommen und einer derartigen Isolation würde ich mich nicht aussetzen wollen. Gerade deshalb stelle ich meine eigenen Texte immer wieder und sicher nicht zu Unrecht selbst in Frage.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 25.03.2012, 10:17   #2
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asphaltwaldwesen
 
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ich bin mir sicher, lieber erich,

deine doppelt enthaltene hybris im gedicht finden bestimmte schreiber als leser nicht einmal im text. wie auch? wenn man sich damit selbst in diese gruppe einreihen müsste, ist es doch angenehmer sie nur bei der gegenseite sehen zu wollen. ist weniger "schmierig" und man kann sich weiterhin herrlich makellos vorkommen.

mich hat dein "geständnis" grade deshalb besonders berührt und für dich eingenommen - obwohl ich da so einiges in deinem gedicht natürlich aus meiner ganz persönlichen warte nicht so toll finde von der aussage her. aber so ein wenig hybris, behaupte ich mal, braucht man als jemand, der seine werke veröffentlicht. egal, wo. und die hat daher auch jeder und sie gehört dazu. es kommt eher drauf an, wie man mit ihr umgeht.

wenn ich persönlich etwas so gar nicht ausstehen kann, dann sind es jene schreiberlinge, die auf die anderen mit einer selbstverständlichkeit herabsehen und sich zugleich hinter credos verstecken wie z.bsp. "ich weiß, ich bin noch weit entfernt von perfekt, doch ich arbeite nun schon seit jahren daran, da hinzukommen und stelle meine bescheidenen versuche dennoch ins forum" (die bescheidenen versuche sind natürlich immer höchst komplizierte formen, die ein sehr komplexes metrum beinhalten - und sie sind so gut wie immer nahezu fehlerfrei von solchen usern umgesetzt - und ich behaupte, die wissen das auch). zwei kommentarklicks weiter schreibt ein solcher user dann eine vernichtende und herablassende rezension zu einem text, den er schlicht und einfach nicht verstehen und wahrnehmen wollte. weil er all die kritierien, deretwegen er sich selbst so plagt und bemüht, nicht beinhaltet oder einfach ignoriert. manchmal hab ich den eindruck, solche leute empfinden andersartige lyrik als eine verhöhnung ihrer eigenen wertmaßstäbe und als eine bedrohung all dessen, woran sie sich anscheinend verzweifelt klammern (anstatt überzeugt zu sein von dem, was sie können). (ich meine damit niemanden hier!!!! aber es gibt diese sorte user - und erstaunlicherweise kommen sie damit ziemlich weit und hoch in einer forenhierarchie. trotz oder grade wegen ihrer arroganz und ignoranz)
Zitat:
Zitat von Galapapa Beitrag anzeigen
... was mich zur Zeit gewaltig beutelt: Ich stelle meine eigenen Texte in Frage.
...

Deshalb ist mir der moderne Umgang mit dem Begriff Kunst zu elitär und zu diktatorisch.
...

diese Blindheit, von der Dein Gedicht spricht, würde Scheuklappen gleichkommen...
dass ein überall beobachtbarer "erfolg" solcher schreiber auch mal dazu führt, die eigene schreiberei in frage zu stellen, halte ich für sehr verständlich und normal. allerdings ist das eine "gute sorte" von infrage-stellen, sag ich mal. die anderen nämlich stellen sich anscheinend immer in frage - sonst müssten sie nicht mit so viel mühe und anstrengung und kampfeswillen jeden cm ihres geheiligten landes zu wahren versuchen. wer also fühlt sich da seiner sache wohl unsicherer?

das elitäre übrigens findet von allen seiten her statt. die, die auf die alten werte pochen, betreiben nichts anderes als die, die der moderne versuchen, ihren stellenwert zu begründen. wer - wie ich - kunstgeschichte studiert hat, weiß, dass aus genau diesem bestreben überhaupt erst die kunst sich weiterentwickelt. das sich-abheben vom bereits dagewesenen ist es, das kunst erst in ihrem wesen begründet. das wird leider oft gleichgesetzt mit beliebigem (!) vernachlässigen jeglichen handwerkszeuges. passiert so allerdings eben nur jenen, die wirklich keine ahnung haben. und ebenso passiert es den kritikern, die alles, was nur irgendwie nach sowas aussieht, dass sie etwas verteufeln, das eigentlich ein sehr fundiertes konzept im hintergrund hat. das oft sogar die alten traditionen hochhält, indem sie mit ihnen bewusst bricht. aber auch das erkennt man nur, wenn man einigermaßen ahnung im sinne von überblick hat. wer hat das schon in foren im internet? ich behaupte mal, es sind die wenigsten.

und dann gibt es da in der grauzone die, die talent haben. noch vor der beherrschung korrekter rechtschreibung oder vor dem wissen über metrik und deren wirkung oder anderes handwerkliches. sie haben eine gabe, botschaften mit tiefe in die welt zu schreiben. in ihrer eigenen sprache - als zeugnis ihrer weltwahrnehmung. was ihnen fehlt, ist im technischen bereich zu suchen.
dann gibt es die, die talent haben, aber nicht den mut, ohne krücken (=grammatik, metrik der festen formen o.ä.) zu gehen. denen fehlt dann das gespür, was ihre botschaften eigentlich ausmachen sollte, um unverwechselbar zu werden.

und irgendwie gibt es zwischen diesen beiden sorten unzählige mischformen. die alle geistern in foren herum. dazwischen vielleicht auch eine handvoll, die einfach nur spaß haben will und der es nicht um ausdruck innerer bewegtheiten geht. die halte ich aber wirklich für ausnahmen - sprich: an einer hand abzuzählen. dennoch wird ein großteil von schreibern genau so behandelt und wahrgenommen - als wären die bloß schreibend aktiv, um auf alles zu sch...., um die lyrik zu verhöhnen.

ich frag mich da: warum sollte das jemand wollen? und wenn ja - warum dann sich selbst zur zielscheibe von kritik machen? sozusagen als persiflage des dichters auftreten - ohne sich darin als absicht zu erkennen zu geben?

ich behaupte: alle wollen wirklich aus ehrlichen motiven heraus schreiben und meinen es ernst (egal, wie oberflächlich naiv sie an die sache herangehen) . der welt etwas von sich zeigen - und gesehen werden. verdienen dann nicht auch alle erstmal, das man ihnen aufgrund dieses motivs hinter ihrem handeln, mit respekt entgegentritt? anstatt sie - aufgrund der eigenen hybris - als gefährdung oder verunreinigung wahrzunehmen und kleinmachen zu wollen?

die blindheit, die scheuklappen - wovor sollen die tatsächlich schützen? davor, mal aus dem eigenen terrain heraus und auf noch unbekanntes (und unsicheres) gelände zu geraten? eins, wo eben nichts messbar ist, sondern man sich auf anderes stützen muss als konkrete maße?

die "köstlichen gedichte" - der hybris-erfüllte wird sie nie finden. er jagt einem ziel nach, das unerreichbar ist - und das soll es auch bleiben. sonst müsste er nämlich auch eingestehen, dass er selbst dort niemals ankommen wird, würde er seinen maßstäben entsprechen wollen. narzissmus ist eine ganz erstaunliche sache - sie verhindert vor allem ein vorankommen. denn wo sollte man denn hinwollen, weiß man unbewusst doch genau, dass man dort nie ankommen wird, wo man sich gerne sähe? also verharrt man. bleibt lieber blind - und unglücklich und (auch mit sich) unzufrieden und in der vermeintlichen und unangetasteten gewissheit, dass man irgendwann doch mal perfekt sein wird, großartig und bewundernswert. mit lauter unentdeckten, köstlichen gedichten rundherum. sie sehen bloß anders aus als man sie sehen möchte.

ihm fehlt der gleichmut, den galapapa erwähnte. und der entsteht nun mal aus dem mut heraus. dem mut, dass man selbst nichts zu fürchten hat, nur, weil andere etwas ganz anders handhaben als man selbst. und ja - die haben in gewisser weise mehr mut - vielleicht werden sie ja auch so bekämpft, weil man sie unbewusst beneidet? was müssen die für einen mut haben, um solche ("unfertigen", "unausgereiften") texte der welt zu zeigen!!! auch ich frage mich viel zu all den beobachtungen, die ich in den letzten jahren in lyrikforen gemacht habe. und u.a. frage ich mich dann auch manchmal, wenn mir der gleich(e)mut abhanden kommt, ob ich es nicht einfach bleiben lassen sollte. wohlwissend, dass das dumm ist.


du siehst - dein gedicht (und galapapas kluge antwort-fragen) haben mich sehr angesprochen. sorry für die länge des kommentars.

liebe grüße


fee


PS: weil grade erst gelesen (gleichzeitig gepostet): HURZE gibt es auf allen niveaustufen, erich. da darf man seinem bauchgefühl dann auch durchaus trauen. auf jeden fall mehr als einer mehr oder weniger breiten masse, die einfach nur über etwas jubeln möchte, das kein schwein versteht (außer ihnen). elite eben. so läuft der kunstmarkt eben auch. sich darüber aufzuregen allerdings bringt nichts außer noch mehr bestreben, elitär zu sein bzw. zu bleiben. möglichst unverstanden bzw. von einer handvoll erlesener. ist taktisch ja nix neues. gleich auf gleichem gebiet zu sein wie viele, ist öde und man fällt nun mal nicht auf. ich finde gedichte, bei denen man den autor nicht erkennt, genauso falsch motiviert wie die, die hurze schreiben, weil sie nicht verstanden haben, dass auch kryptisches noch verständlich und vor allem sinnvoll sein muss. dummheit aber - wie schon gesagt - gibt es auf jeder niveaustufe. in jedem lebensbereich. da find ich persönlich die gebildeten dummen noch bedrohlicher als die naiv-dummen mit guten absichten aber wenig wirkungsbereich.
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (25.03.2012 um 10:46 Uhr)
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Alt 25.03.2012, 10:34   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, fee!

Schön gesagt und diplomatisch verpackt!
Jeder hat wohl irgendeine Art von "rotem Tuch". Bei mir ist es die sog. "Moderne Lyrik", das will ich gar nicht verhehlen. Da fällt es mir mitunter schwer, auch nur annähernd objektiv zu bleiben, da diese Werke meist so auf mich wirken, als hätte sich der Schreiber gar keine Mühe geben WOLLEN! Wohlgemerkt: wirken!

Da scheiden sich eben grundsätzlich die Geister. Du selbst schreibst ja auf beiden "Seiten". Ich achte das, aber nur Gereimtes von dir kann mir eben wirklich gefallen. Stell dir vor, sogar ich habe mich (kurz) vor 30 Jahren darin versucht, modern zu dichten, weil ich damals als Teenie nicht selbstbewusst genug war und unbedingt dazugehören und gefallen wollte. Bald aber stellte ich fest - trotz lobender Bewertungen meiner Mitmenschen - dass dies das Meine nicht ist und niemals sein würde.

Wie gesagt (oberer Kommi), ich propagiere getrennte Foren für Reimer und Antireimer - da gäb's bedeutend weniger Ärger! Gegen deine "arroganten Fortgeschrittenen" würde das allerdings nicht helfen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.03.2012, 20:01   #4
a.c.larin
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hallo erich,

ich frage mich immer, warum es mitunter so schwerfällt, den anderen menschen nicht ganz einfach anders sein zu lassen.....

sollte es da etwa noch um was ganz anderes gehen als bloß um gedichte?
was verleitet uns menschen bloß dazu, andere uns gleich machen zu wollen?

und: warum darf sich jemand nicht halten, wofür er sich halten will?
also, wenn z.b. jemand meint, er wäre eine lila kuh - warum nicht?
ich muss es ihm ja nicht glauben.

was anderes ist es, wenn er kompetenzen vortäuscht, deren nichterbringung anderen menschen schadet. also etwa, wenn jemand behauptet arzt zu sein, aber von heilkunde nicht versteht.

an einem schlechten gedicht ist aber nachweislich noch nie jemand gestorben.
schlechte musik hat ( soferne sie nicht zu laut war ) auch keine nachhaltigen gehörschäden verursacht.


ich denke, der markt regelt hier, im sinne von angebot und nachfrage, ganz von alleine, was geht und was nicht.
gedichte sind aber eben nur ein winziges segment im derzeitigen literaturbetieb. ich könnte mir also vorstellen, dass es da vielleicht um die paar "guten" plätze geht, die es geben könnte.
na ja - und wer den ehrgeiz verfolgt, bedeutend zu werden, der ärgert sich halt über ein paar unbedarftere "rivalen"...

in dem sinne:habt lieber spaß an der sache!
in hundert jahren wissen wirs ja , wer von uns "ein wahrere dichter" war!

lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 25.03.2012, 20:22   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Larin!

Jene, deren Wirken mir nicht gefällt, möchte ich mitnichten mir "gleich machen". Meinetwegen sollen sie ihr Zeux schreiben, wenn es ihnen etwas bedeutet, aber doch bitte möglichst nicht dort, wo ich ständig drüberstolpern muss und wo es meine eigenen Themen sogar mitunter behindert.
Also nochmal: Foren, getrennt nach Reimern und Nichtreimern, wären das Optimale! Hier könnten dieselben Unterforen stehen, farbig unterteilt in Blau und Grün. Je nachdem, welche Farbe man anklickt, kommt man in den Reimebereich oder in den von Verse libre. So. Und schon verdrängt nichts in wenigen Momenten nachgerade beliebig Dahingetextetes meine schönen wertigen Reimkonstrukte von der Startseite - ein ständiges Ärgernis für den, der sich wirklich Mühe gibt! (Ich kann natürlich nicht sagen, ob sich die Autoren solcher "moderner" Texte nicht auch - auf ihre Art - bemühen, aber ehrlich gesagt: Meist machen die Ergebnisse auf mich nicht den Eindruck, dass dem so wäre...)

Aber wie gesagt - müßig, drüber zu reden. Es wird niemand meinem Vorschlag folgen, da die meisten kein Problem damit haben, sich mit "moderner" Lyrik auseinanderzusetzen. Da wird ab und an selbst eindeutiges Trollgewäsch noch angeHURZt! Dass ich das meiste moderne Zeux als unerträglich, billig dahingeschrieben und für die Lyrik eher entwertend empfinde, ist wohl MEIN ganz spezifisches Problem...

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.08.2014 um 10:34 Uhr)
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Alt 25.03.2012, 20:53   #6
Dana
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Hallo zusammen,

ich erkenne hier im Ganzen einen Widerspruch.
Auf der einen Seite wollen wir (oder doch nicht?) aufrichtige Kritik, beteuern, lieber eine "Watschn" zu bekommen als eine "freundliche Lobhudelei" - und sobald jemand etwas sagt, entsteht ein Problem.
(Das beziehe ich nicht auf die Diskussion hier - ich leite ab.)

Ich weiß, ich weiß! Ich gehöre nicht zu den eigentlichen schroffen und sachlichen Kritikern und verpacke jede "Negativität" beinahe ängstlich freundlich.
Gerade darum versuche ich eben andere Kritik offen anzunehmen und gestehe sie jedem zu, der es kann.

Hier hat eine interessante Disskussion evtl. eine Chance. Moderne und Klassik können sich nach Belieben äußern und Überzeugungsarbeit leisten.
Es gibt auf beiden Seiten sehr gute und sehr schlechte Werke.

Eine Aufteilung der Foren in Gereimtes und Ungereimtes könnte der Kunst, melodisch zu dichten (also ungereimt - aber man merkt es kaum ), schaden.

Letztendlich lebt ein Forum auch in der Vielfalt und somit auch von Masse.
Den Spaß sollte man sich aber nicht verderben lassen, egal was man vorgesetzt bekommt - das hat Larin sehr schön eingefügt.

Frohes Schaffen also,
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 25.03.2012, 21:22   #7
a.c.larin
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Zitat:
aber doch bitte möglichst nicht dort, wo ich ständig drüberstolpern muss und wo es meine eigenen Themen sogar mitunter behindert.
wie das???

Zitat:
Und schon verdrängt nichts in wenigen Momenten nachgerade beliebig Dahingetextetes meine schönen wertigen Reimkonstrukte von der Startseite - ein ständiges Ärgernis für den, der sich wirklich Mühe gibt!
ach so - da geht es um die erste sitzreihe im autobus!
merke: wer nicht als erster in die garderobe kommt, dem läuft bestimmt die garderobe davon! (und deshalb schubsen und drängeln die kinder in der schule - und jeder will der allerallererste sein..... )

und wer nicht als erster von der torte abbekommt, der geht bestimmt leer aus.....
und wer nicht als erster bei der kreuzung losstartet, der ist bestimmt ein schlappschwanz...
und wer nicht als erster einen aufriss tätigt, der ist bestimmt impotent...

oh , diese ewig männliche hybris!


meinst du nicht auch, dass die, die deine gedichte schätzen, nicht genau wüssten, wo und wie diese zu finden sind?

und glaubst du wirklich, dass immer nur das gekauft wird, was im regal ganz vorne steht? ( wo doch jeder weiß, dass die "frischere" ware zumeist weiter hinten , im verborgenen blüht...)

der mündige konsument wählt!
und diese freie wahl bedingt auch, dass manches (gutes wie schlechtes) auch mal liegen bleibt.
na und?

man muss ein "nein" auch einmal aushalten können.
und man muss auch mal aushalten, nicht oder nur wenig wahrgenommen zu werden - denn wenn sich alle nur in den mittelpunkt spielen wollten: wer bedient dann die kulissen, und wer erfüllt die randzonen mit leben?

die natur lehrt uns, dass alles seinen platz hat: großes und winziges.
und dass vielfalt die unabdingbare voraussetzung ist für lebendigkeit.

wie dem auch immer sei: ich weiß, wo dein (lyrisches) haus wohnt!

liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (25.03.2012 um 21:26 Uhr)
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Alt 26.03.2012, 08:41   #8
fee
asphaltwaldwesen
 
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lieber erich,


ich hätte da eine lösung anzubieten:

wie wäre es, foren folgendermaßen zu trennen:

jene, in denen nur erich kykal gedichte einstellt und andere sie kommentieren - und die anderen. und die möglichst weit weg. am besten ein eigenes kykal-forum für sich allein.
das wär doch auch eine möglichkeit. die hätte u.a. auch den vorteil, dass du nicht ständig mit dieser konkurrenz- und ekel-gefahr des stolperns über texte von leuten, die gar nichts wertiges produzieren wollen, leben musst in einem forum.

das ganze hätte allerdings, wenns nach mir ginge, seinen preis*).
es würde dann nämlich in diesem forum für rezensenten im "antwort"-feld für kommentare diese vorgefertigen zeilen in der maske geben:
Zitat:
"schade, dass es schon wieder ein reimgedicht ist. als vers libre wäre es nämlich für mich noch viel ansprechender. aber ich sehe deine bemühungen - vor allem hier:..... [eigene kritik einfügen]
...und du weißt ja: wenn du jetzt noch die reime weglassen würdest, wärs ein gedicht, wie ich es eigentlich mag."
*uuuund wech.

du weißt, ich kann dich gut leiden. aber das hier gehörte jetzt einfach mal gesagt. (sonst hätts mich glatt zerrissen. ich habs mir eh seit gestern zu verkneifen versucht. ehrlich).

*)aber vielleicht zahlst du ja schon einen preis, um gelesen zu werden. vielleicht gehts nun mal nicht ohne?
wenn er dir (anscheinend) zu hoch erscheint, musst du etwas ändern. vielleicht die einstellung. nur mal so ins blaue gedacht.

ich bin mir sicher, die währung "wertschätzung, die über den eigenen schatten springt" ist eine, die immer gut ankommt und auch gewinn bringt.


lg


fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (26.03.2012 um 11:03 Uhr)
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Alt 26.03.2012, 10:09   #9
Chavali
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Hallo Erich, hallo zusammen,

Diskussionen mit diesem Inhalt wurden besonders in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder in allen Foren entfacht.
Vorschläge, wie man "gute Dichter" von "miesen Schreiberlingen" abtrennen kann, gab es genug -
allweil kein einziger davon wurde jemals umgesetzt,
was auch nicht geht und von den Forenbetreibern und den allermeisten Nutzern nicht gewollt ist.

Die Frage ist:
Wie geht man damit um, dass Gedichte, Texte aller Art - kurze, lange, mit Foto, ohne Foto - Sprüche, Reimereien
und Geschichten aller Coleur zusammen auf einem Board veröffentlicht werden?

Zunächst einmal ist das der Sinn eines Forums, bei dem es ums Schreiben und Fabulieren im besten Sinne geht.
Die Menschen, die hier schreiben, haben Spaß an ihrer Tätigkeit, sei der Text nun lang oder kurz,
sei er gereimt oder nicht gereimt.
Schon deshelb kann es die weiter oben gemachte in kursive Schrift gesetzte Aussage und Überlegung nicht geben.

Was Poesie, was Lyrik ist, hat Wikipedia analysiert, beschrieben und uns allen zugänglich gemacht.
Die vielen modernen Richtungen sind hinzu gekommen und sollten auch von den Ablehnern dieser Richtung toleriert werden.

Worum geht es in dem Gedicht von eKy?
Zitat:
Ein Unverstand macht heutzutag zunichte,
Unverstand? Nein. Ein Andersverstand vielleicht.
Zitat:
so musenlos erscheinen manche Toren
und glauben Dichter sich dabei, die Narren!
? Ein Mensch, der sich in anderer Form, nämlich seiner eigenen, ausdrückt - ein Narr? Ein Tor?
Nein, Erich, das halte ich für anmaßend und destruktiv.
Zitat:
Du sagst, ich müsste ja partout nicht lesen,
was an Gewölle solchen Mägen sich entringt,
Also Scheiße, Müll, Abfall.

Nein, das kann es nicht sein.
Dass ein Schreiber, ein Dichter, ein Reimer seine "Werke" gut findet und Freude an ihnen hat,
ist ihm nicht zu verdenken und eine tief menschliche Eigenschaft,
die problemlos auf alle Bereiche des Lebens ausgedehnt werden kann.
Beispiele dafür spar ich mir, wir sind hier nicht in der Schule.

Dass es schon immer Menschen gab, die sich anderen anschlossen - aus welchen Gründen auch immer -
ist eine ebenfalls verbürgte Tatsache; auch ausdehnbar auf alle Bereiche des menschlichen Miteinanders.
Deswegen sind sie nicht besser oder schlechter als andere, sie wandeln nur auf einer anderen Spur.
Nicht jeder geht die gleichen Wege.

Akzeptanz und Toleranz sind zwei wichtige Pfeiler der Gesellschaft.
Aber das muss man auch wollen, nicht nur stur seine eigenen Ergüsse bewundern.
In unserem Falle hier sind diese Eigenschaften besonders gefragt, denn hier treffen besonders sensible Gemüter aufeinander.
Und ich bin überzeugt: Nicht jeder, der sensible Gedichte schreibt, ist poetischer und empfindsamer
als diejenigen, die ihre Texte, kurz, knapp und sachlich halten.

Mir gefällt auch nicht alles. Soll ich so kommentieren?
Das Nichtgefallen reicht ja nicht, man muss auch wissen, warum es nicht gefällt.
Dazu muss man sich mit den Texten auseinandersetzen.
Dass das nicht jedermanns Sache ist, auch mal kryptische Wendungen zu hinterfragen, verstehe ich gut.
Aber Abkanzeln und Schlechtreden ist auch kein Weg, keine Lösung.

Was ich von der Verdrängung der KykalTexte von Seite eins gelesen habe, ließ sich mir die Nackenhaare sträuben.
Lieber Erich - zweifellos schreibst du sehr schöne, melodische, gehaltvolle und lyrische Texte - wers mag.
Aber deswegen dir einen ersten Platz in den Rubriken frei zu halten, ist das Letzte,
was ich möchte und deswegen als unzumutbar bezeichne.
Die Einteilung auf unserer Plattform hier empfinde ich als sehr gelungen.

Deine Meinung zu dem Platz, der dir deiner Meinung nach zukommt,
besonders in #6 (auch in #10) sichtbar, sei dir unbenommen.

Die Antwort von larin #9 gefällt mir und drückt in großen Teilen meine Sicht zu der Sache aus.

Leben und leben lassen - ist das so schwer?


Mit den besten Grüßen!
Chavali














__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (26.03.2012 um 18:54 Uhr) Grund: Tippfehler
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Alt 26.03.2012, 20:27   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.947
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Hallo Erich, hallo zusammen,

ich habe mit Spannung diese Diskussion verfolgt und bin erstaunt, welche Argumente hier ins Feld geführt werden.

Darauf will ich auch gar nicht weiter eingehen, das würde den Rahmen sprengen.

Ich für meinen Teil bekenne mich eindeutig als Anhänger der klassischen Fraktion, so daß ich Erichs Argumente teilweise sehr gut nachvollziehen kann.

Es fällt mir zum Teil sehr schwer, mich in freie Verse hinein zu lesen und zu denken.

Das geht mir aber nicht mit allen ungereimten Texten so.
Ich habe massenweise "Ungereimtes" von Goethe, Schiller, Heine, Hölderlin, von Hofmannsthal usw. gelesen.
Nicht so gerne wie die gereimten Sachen, wohlgemerkt, aber um den Dichter kennen zu lernen, habe ich eben doch alles gelesen.
Doch hier fand ich trotzdem etwas.
Etwas Erhabenes, voller Pathos und mit einer Überzeugungs- und Ausdruckkskraft, die manch ein anderer Dichter nicht mal mit seinen gereimten Zeilen erreicht(e).
Ich kann das nicht anders beschreiben, es ist so ein Gefühl und dieses Gefühl nenne ich für mich: Lyrik.

Was ich dagegen gar nicht als lyrisch bezeichnen würde, sind viele dieser sogenannten "freien" Kurztexte.

Warum?

Sie beinhalten zwar einen Gedanken, ob nachvollziehbar oder nicht, aber oftmals sind dies reine Aphorismen, Gedankensplitter, einfach so und ohne Zusammenhang in den Raum gestellt.

Damit will ich mich oftmals gar nicht auseindersetzen, denn es ist nicht das, was ich von einem Gedicht erwarte:

Denn das ist Prosa mit Zeilenumbrüchen.

Meinetwegen auch Prosa in Versen, aber es bleibt Prosa.

Über gut und schlecht will ich hier gar nicht entscheiden, aber Gedichte sind das nicht.
Es ist eine Art von Kunst (wenn sie gut gemacht ist und wer will das schon entscheiden), aber keine Lyrik im eigentlichen Sinne.

Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung dazu.

Ich hoffe, das durfte ich auch mal loswerden, auch wenn es politisch nicht korrekt war...


Liebe Grüße

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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