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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Liebe fee,
eine kurze Antwort noch von mir. Nein, ich habe mich wirklich nicht "zurechtgewiesen" gefühlt. ![]() ![]() "Lieblosigkeit" - ja. Du hast recht. Ich "liebe" Lyrik und Poesie, die Ästhethik von "Sprachkunstwerken" wie Gedichten, deshalb hat das bei mir eine ganz andere Bedeutung. Weißt du, das wirkliche Interesse an dieser "Kunstform" (für mich ist es das) nimmt kontinuierlich ab. Und ja - ich fürchte tatsächlich, dass die "Schönheit sprachlicher Kunst" mehr und mehr "gefährdet" ist. Betrete ich ein Buchgeschäft, finde ich diesen Bereich irgendwo "hinten, in der Ecke", während "routiniert geschriebene Schema F-Bücher" wie "Mein heißgeliebter Vampir - Teil 195" ( ![]() ![]() Aber lass uns diese Diskussion beenden. Ich möchte dir nur sagen, dass du sicher in vielem recht hast - ich kann das nur nicht so sehen wie du. Ja, weil mich der drohende "Verlust" schmerzt, denn "mein Herz hängt wirklich daran". ![]() Liebe Grüße ![]() Stimme ![]()
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#2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Stimme!
Ach, wie sehr muss ich dir beipflichten! Wir, die wir die Schönheit der Sprache schätzen, sind eine verschwindende Minderheit. Deshalb geht auch kein Verleger das Risiko ein, neue Namen zu publizieren. Lieber die altbekannten Namen neu auflegen - immer wieder, das macht prestigeträchtigen Wind im Bücherregal, auch wenn man kaum je reinschaut! Versteh mich recht, ich bewundere Genies wie Rilke, Goethe, Hesse und die vielen anderen, aber niemand interessiert sich für UNSER Schaffen! Natürlich mag es sein, dass wir einfach nicht gut genug sind, um vor der Geschichte der Lyrik bestehen zu können, das kann sein. Andererseits bekommen wir gar nicht erst die Chance, uns zu beweisen! Man stellt uns in die Ecke "Verstaubt, antiqiert, altbacken" und denkt nicht weiter nach, hört gar nicht genauer hin! Tranströmer schreibt nicht schlecht, zB, aber sein Nobelpreis, so sehr er ihm gegönnt sei, ist wieder mal ein typisches Beispiel für literarische "Mode"! Ein "althergebracht" Schreibender hätte keine Chance gehabt. Nicht "innovativ" genug! HA! Ich frage mich, was die Krampferneuerer deutschen Gedichtguts dereinst machen, wenn die gangbaren Möglichkeiten des Baukastensystems "Sprache" mal erschöpft sind! Wohin sie sich dann wohl noch "hinerneuern"!? Es wäre an der Zeit, dass wieder die tränentreibende pure Schönheit der Sprache Einzug in die zeitnahe Lyrik hält! Aber mach DAS mal einem nüchtern kalkulierenden Verlagsdirektor klar! Oder einem selbsternannten sog. Literaturfachmann und Kritiker, der in sprachwissenschaftlichen Sphären der Hirnwixerei schwebt, die ein Gesunder gar nicht mehr nachvollziehen kann! Ach, es ist ein Trauerspiel! Mach ein Gedichtbuch aus "Voll Kunst - isch schwöar!", und es wird wesentlich höhere Verkaufszahlen erzielen als jedes ernstgemeinte Gedichtbuch, weil das Ablachen über die Schwächen anderer jederzeit beliebter (weil einfacher) ist als die tiefgreifende Auseinandersetzung mit ihren Stärken! Noch ein paar süffisante bis (beinahe) rassistische Kritzeleien dazu, und du hast einen Satirerenner! - Voll äscht jetz', isch schwöar!!! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (25.12.2011 um 16:38 Uhr) |
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#3 | |||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, Erich,
Zitat:
Wobei Zwang sich übrigens gut eignet, bereits Kindern ein Gefühl des "Widerwillens" einzuflößen. Ich hielte es für weitaus besser und sinnvoller, Kindern in den Grundschulen (wenn sie am "aufnahmefähigsten" sind) auf heitere, leichte und spielerische Art an Lyrik, Dichtkunst und Poesie heranzuführen - ganz ohne "Zwang" und "Auswendiglernen müssen". Es ist immer der "Zwang", der eine "Ablehnungshaltung" erzeugt. Warum nicht mit Christian Morgensterns "Der Schnupfen" oder mit Heinz Erhardts "Warum die Zitronen sauer wurden" und Ähnlichem beginnen? Was lustig ist, ist interessant - sollen Kinder doch erst mal Spaß daran haben! Eine Schulklasse, die, nur als Beispiel, "Reimworte" sammelt, um dann gemeinsam ein kleines "Gedicht" daraus zu basteln, das dann sicher für viel Lachen sorgt, wenn die Worte sich zwar reimen, aber ein "Quatschgedicht" dabei herauskommt? Es gäbe da sicher viele Möglichkeiten. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr - und da liegt das Problem, meiner Meinung nach. Auch die "Großen", lieber Erich, rufen wenig Interesse vor. Wie viele Bücher stehen im Regal, damit sie "da stehen" und Besucher sie sehen können - und wie viele werden wirklich gelesen? Ich spreche als Beispiel von einem Familienmitglied. Über hundert Bücher, im Wohnzimmerregal sieht das toll aus. Nur hat der Betreffende nie auch nur eines davon gelesen ... leider die Wahrheit. Darin stimme ich dir zu. Wenn die Leute doch nur lesen würden - nicht das geschriebene Äquivalent zu B-Filmen. Nicht nur Unterhaltungsromane, sondern auch ein wenig wirkliche Literatur ... Zitat:
![]() Was nun die Verlagsdirektoren und Literaturexperten betrifft, auch damit hast du vollkommen recht. Heutzutage ist die Kunst bei "Kunst vs. Kommerz" generell der Verlierer. Warum aber ist das so? Warum ist "Poesie" nicht "Mode"? Weil das Interesse fehlt - womit wir wieder bei meinem vorab angeführten "Schulbeispiel" wären. Dazu ist es ganz einfach notwendig, in der "Nachfolgegeneration" Interesse zu wecken! Es ist notwendig, aufzuzeigen, dass an der Dichtkunst nichts "Langweiliges" oder "Verstaubtes" ist - sondern dass Lyrik und Poesie etwas Wunderschönes sind. Das kann aber erst dann erkannt werden, wenn man etwas darüber weiß - und das sollte eben frei von Zwang Kindern und Jugendlichen vermittelt werden. Mode und Musik aus den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren werden immer wieder "neu aufgelegt" - nur die Poesie bleibt auf dem "Abstellgleis". Dabei wäre das, mit entsprechenden Bemühungen, durchaus zu ändern - leider "fährt" der "Zug der Zeit" mangels Interesse auf anderen Gleisen ... Die Nachfrage bestimmt das Angebot, und um für ein "Nachfragen" zu sorgen, muss etwas "interessant" sein. So ist es nun mal - und, niemand glaube, dass "Mode" eine Erscheinung der Neuzeit ist. "Moden" gab es schon immer. Zu Mozarts Zeiten war seine Musik "Trend", nur als Beispiel. Im Mittelalter war es "Mode", wenn Männer in "Strumpfhosen" und "Schnabelschuhen" herumliefen - wo ist der wirkliche "Unterschied"? Übrigens, zur Belustigung: Im 14. Jahrhundert begannen die Männer, "nackte Haut" zu zeigen (die Beinlinge, die zuvor die ganzen Beine bedeckten und am "Wams" festgenestelt waren, ließen beim Bücken sogar "Einblicke" auf - nackte Hintern zu). Was die damalige Geistlichkeit auf die Barrikaden brachte - auch ganz wie heute! ![]() Ganz persönlich glaube ich, dass das Problem nicht im "Wandel der Sprache" liegt. Die Sprachen sind nicht "statisch", jede Sprache verändert sich mit der Zeit. Ein kleines Beispiel: Wir achten nicht darauf, aber wie würde das deutsche Synonym auf das Wort "Aquarium" lauten? Schon immer flossen in die Sprachen auch Worte aus anderen "hinein". Veränderung an sich ist nichts Schlechtes, die neuen Worte werden "integriert", angepasst und entsprechend verändert. Was aber heute "bedrohlich" ist, ist eine Richtung, die zuvor noch nie so gegeben war. Das Englische "verdrängt" mehr und mehr die deutsche Sprache - das ist etwas anderes als nur "Wandel". Das Absurde: In Japan lernen Japaner Deutsch - um unsere "Großen Dichter" im "Original" lesen zu können. Das "Problem" liegt bei uns - welcher Deutsche würde denn aus diesem Grund japanisch lernen? Das Problem ist: Wir "wehren" uns ja gar nicht, wir machen einfach mit. Was glaubst du denn, warum ich "Forenmitglieder" sage und nicht "User"? Es ist deshalb schwierig, weil gerade im elektronischen Bereich deutsche Entsprechungen fehlen, das gilt übrigens auch für Forschung und Wissenschaft - deutsche Wissenschaftler publizieren auf Englisch. Mehr und mehr gibt es bei neuen Erkenntnissen gar keine deutschen Bezeichnungen mehr. Achtung: Bitte jetzt mal nicht missdeuten, es geht mir nur um die Sprache als "Medium" von Lyrik und Poesie! Deutsch wurde lediglich in zweiter Linie aufgrund des 2. Weltkriegs nicht "Weltsprache". In erster Linie ist Deutsch eine sehr komplexe und schwierige Sprache - sie eignete sich nicht dafür. Englisch ist, von der "Sprachstruktur" her, viel einfacher, und genau das muss eine Weltsprache sein, damit möglichst viele sie lernen können. Die deutsche Sprache ist allerdings aufgrund ihrer Eigenschaften eine Sprache, die sich hervorragend für "Sprachkunst" eignet - geht sie verloren, verliert auch die Lyrik an Ausdrucksmöglichkeiten. Tja ... Zitat:
Nur ganz kurz, ich finde nichts dabei, das zu erwähnen und beuge "Fehlgedanken" vor: Mein "richtiger" Vater war US-amerikanischer Besatzungssoldat, der ursprünglich aus Französisch-Kanada stammte, meine Urgroßmutter (großväterlicherseits) kam aus Russland. Ich habe (meine Wangenknochen und andere Anzeichen sprechen dafür) höchstwahrscheinlich auch väterlicherseits "Amerikanische-Ureinwohner-Gene", bin also genetisch sehr kosmopolitisch - und ansonsten eigentlich auch, da mein Ex-Ehemann auch kein Deutscher war. Mir geht es allein um eine weit entwickelte, komplexe Sprache, deren "Verschwinden" ein Verlust für die Lyrik wäre. Liebe Grüße ![]() Stimme ![]()
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Geändert von Stimme der Zeit (25.12.2011 um 21:47 Uhr) |
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