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#1 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Galapapa,
ein wahrhaft unerschöpfliches Thema in einem wunderbaren Gedicht.Ein Gedicht, das unterschiedlich in der Interpretation ausfallen darf, soll und muss, wie auch geschehen. Die "Antwort" ist hier: Ich blickte auf des nachts zu meinen Sternen, sah keinen Glanz und auch kein Paradies, sah nichts, was mir als Antwort sich erwies, mein Suchen schien sich endlos zu entfernen. und hier: So ganz weit weg in der Versunkenheit wollt mir mit einem Mal die Neugier fehlen und ich war in Zufriedenheit bereit, Ob es die Antwort ist, wissen wir immer noch nicht. Wir können nicht einmal davon ausgehen, dass es hier einmal eine Antwort geben wird. Hat das evtl. mit einer "Ordnung im Chaos" zu tun? Manchmal kommt es mir vor, als wäre dieses Nichtwissen der Schlüssel zum Sinn. Angebotene Antworten gab und gibt es viele - über diese zu streiten oder diese gar in dumm und klug zu sortieren wäre fatal. Sie kann ganz einfach und nah sein und ebenso viel zu weit von unserer Denkweise entfernt. Wie immer sie auch ist, sie ist bereits in uns, nur kennen wir sie nicht. Aber es kann nicht sein, dass sie zerstörerisch auf unser Sein einwirkt. Darum: So ganz weit weg in der Versunkenheit wollt mir mit einem Mal die Neugier fehlen und ich war in Zufriedenheit bereit, Bestimmung zu erkennen und den Sinn für die Verborgenheit der vielen Seelen, bis ich am Ende eins mit ihnen bin. Jetzt muss meine ganze Begeisterung zum Ausdruck gekommen sein. ![]() Ich denke wieder und immer wieder an "Stufen" von Hermann Hesse. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ... Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde. ![]() Allein meine Stufen: Wie schlicht, schön und tief glaubte ich als Kind. Wie rebellisch und entgegengesetzt warf ich alles ab, als ich zu hinterfragen begann. Wie kleinlaut kehrte ich um, als weder das eine noch das andere überzeugte. Wo sind sie hin, die ungezählten Toten, von Krankheit, Krieg und Unglück hingerafft, durch Folterqualen in Gefangenschaft? Wo sind sie? Wo sind unsere Lieben und jene, die wir gut gekannt haben? Sie sind immer noch da - hier durch uns oder irgendwo, wo wir eins mit ihnen werden. ![]() (Ich habe zu diesem Thema viel gelesen, diskutiert und bin manches Mal in eine totale Nüchternheit geraten, die mir nicht gut tat. Da wurde mir das Nichtwissen fast zum Trost.) Bin gern mit dir auf die Suche gegangen. Eine Suche, die gut tut. ![]() Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#2 |
Galapapa
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Liebe Dana,
hab herzlichen Dank für Deine Gedanken zu meinem Gedicht und für Dein Lob! ![]() Es ist in der Tat ein schier unerschöpfliches Thema und ich will Dir auch zu Deinem nachdenklichen Kommentar noch etwas hinzufügen: "Manchmal kommt es mir vor, als wäre dieses Nichtwissen der Schlüssel zum Sinn." Diesen Satz von Dir würde ich ein klein wenig abändern in: "Manchmal kommt es mir so vor, als wäre die Erkenntnis dieses Nichwissens der Schlüssel zum Sinn." "Ich weiß, dass ich nicht weiß." Dieser Satz von Sokrates erhält immer mehr Inhalt und Bedeutung, ja länger man darüber nachdenkt. Mir geht es jedenfalls so. Wie ich oben schon erwähnt habe, liegt der Schlüssel zur Antwort in der Zufriedenheit mit der Erkenntnis, dass es für unsere Möglichkeiten des Verstandes keine Antwort geben kann, sowenig, wie das Universum in meine Brieftasche passt. Diese Erkenntnis beeinhaltet ja auch eine wichtige Hoffnung, die eigenlich eher eine Gewissheit ist: Es gibt da wesentlich mehr, als unser Verstand fassen kann. Dass wir Begriffe wie "Unendlichkeit" prägen konnten, heißt nur, dass wir darüber nachdenken können; verstehen können diesen Begriff deshalb noch lange nicht. Dass die Antwort bereits in uns ist, kann auch ich irgendwie nachvollziehen; schließlich sind wir ja Teil dessen, was wir letztendlich nicht verstehen. An dieser Stelle danke ich Dir für Dein Zitat aus "Stufen" von Hermann Hesse (als Calwer fühle ich bei ihm sowieso irgendwie zuhause ![]() Auch er war Zeit seines Lebens ein Suchender nach dieser Antwort. Die beste, die er für meine Begriffe gefunden hat, beschrieb er in "Siddartha". Aber letztlich hat ihn wohl auch diese nicht zufrieden gestellt. In "Stufen", meine ich, kommt zum Ausdruck, dass er der Demut der Einsicht des eigenen Unvermögens sehr nahe ist. In eben dieser Demut steckt für mich die Quelle zur Zufriedenheit. Vom hohen Ross des "Göttlichen" muss man absteigen, um sich daran zu laben. Danach kann es sein, dass man nicht mehr aufsteigt; das Ross ist überflüssig, die Reise zuende. Wenn Du beim Diskutieren am Ende machmal das Nichtwissen wie einen Trost empfunden hast, dann hast Du das Ziel wahrscheinlich schon gesehen.... Nochmals danke für Deinen Beitrag zu dieser Diskussion und ganz liebe Grüße an Dich! ![]() Galapapa |
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